Chereads / The Aesthetic Of Friendship - Volume 1 / Chapter 6 - Kapitel 2: Aller Anfang ist schwer (Teil 2)

Chapter 6 - Kapitel 2: Aller Anfang ist schwer (Teil 2)

„Glaub ja nicht ich bin dir jetzt dankbar oder so was." Schaut ihn Eiji herausfordernd an. „Wir sind noch nicht miteinander fertig. Und ich bin noch nicht mit deiner Schwester fertig."

„Wenn du dich weiter prügeln willst, dann bitte lass mich vorher noch eine neue Gitarre kaufen, dass ich die dir dann auch auf den Schädel schlagen kann." Kontert Benji mit sarkastischen Unterton. „Könnte teuer werden, aber das wäre es mir wert."

Eiji muss kurz schlucken und wendet seinen Blick ab von Benjis scharf funkelnden Augen.

„Dass was ich da eben gesagt habe, wegen der Gitarre, das habe ich ernst gemeint." Gesteht ihm Eiji reumütig. „Ich bezahl sie dir."

„Danke, aber musst du nicht. Wie schon gesagt, war meine eigene Schuld." Beruhigt ihn Benji und mustert Eiji kurz mit einem fragenden Blick. „Du scheinst gar nicht so übel zu sein, wie die meisten denken, oder?"

„Du hast keine Ahnung wie ich bin. Du kennst mich nicht." Greift ihn Eiji beleidigt an. „Also erspare mir dein erbärmliches Mitleid, Kawasaki."

„Nun, es war nicht fair dir gegenüber, was Saruto-Sensei und Kawashima-Sensei gesagt haben." Versucht ihn Benji wieder zu beruhigen. „Keiner sollte immer wieder in die selbe Schublade gesteckt werden. Und außerdem, entscheide ich selbst mit wem ich meinen Umgang pflege und mit wem nicht."

„Was willst du mir damit sagen?" Starrt ihn Eiji scharf aber wieder etwas entspannter an.

„Ich will sagen: Wir sehen uns morgen in der Klasse, Kuno-Kun." Lächelt ihn Benji freundlich an.

„Worauf du wetten kannst." Reagiert Eiji patzig und geht einfach mit schnellen Schritten weiter ohne Benji eines weiteren Blickes zu würdigen. Als Benji ihm verwundert hinterher sieht winkt Eiji nochmal mit seiner Hand mit ein paar letzten Worten, ohne sich umzudrehen. „Ich behalte dich im Auge, Kawasaki, dich und deine Schwester, vergiss das nicht."

Nachdem Eiji um die Ecke verschwunden ist, macht Benji sich ebenfalls auf den Weg nach draußen. Beim Verlassen des Ausgangs fällt ihm noch eine Schülerin auf, die es sich auf den Treppen zur Schule hin bequem gemacht hat, beachtet sie aber nicht weiter und will Richtung Schultor gehen, als er eine ihm bekannte Stimme vernimmt.

„Hey Gitarrenjunge! Warte mal!" Ruft ihn das Mädchen hinterher. „Hab dich gesucht."

Benji dreht sich um und erkennt, das Mädchen namens Kanzaki wieder, die sich gerade auf den Stufen sitzend eine Dose zur Trinken gönnt. Sie lächelt ihm freudig zu und winkt ihn herbei indem sich mit den Fingern ihrer ausgetreckten Hand nach unten winkt. Auf Benji wirkt diese Art jemanden herbei zu winken immer noch etwas befremdlich, aber er sieht es nicht zum ersten Mal hier in Japan und weiß sofort, dass er zu ihr kommen soll.

„Hattest du Ärger bekommen?" Fragt ihn Kanzaki mit einem leichten Grinsen. „Du und der blonde Typ wart wohl beim Lehrerzimmer. Mann, war der vielleicht mies drauf, als der gerade hier vorbeigestampft ist. Hast du ihn auch im Duell erschossen?"

„Wohl eher erschlagen." Grinst sie Benji mit einem Augenzwinkern an. „Hat ja nicht lange gedauert, bis sich das rumspricht."

„He, he! Ja, das passiert an dieser Schule echt schnell mit den Gerüchten." Verrät ihm Kanzaki ebenfalls mit einem Augenzwinkern „Aber keine Angst, dieses Mal, habe ich euch eben nur gesehen, wie ihr von diesem Sportlehrer abgeführt wurdet."

„Und du? Wurdest du wieder von deinen besten Freundinnen geärgert?" Fragt sie Benji mit sarkastischem Unterton. „Oder wolltest du nur nochmal deinem Retter danken?"

„Du bist ganz schön frech. Frech aber auch irgendwie interessant." Gesteht ihm Kanzaki. „Aber letzteres trifft es eher. Ich würde mich gerne bei dir revanchieren."

„Und, was schwebt dir vor?" Fragt Benji neugierig und nicht so ganz ernst gemeint. „Ein Date?"

„Ein Date? Wow, du bist echt forsch." Reagiert Kanzaki ziemlich überrascht und fügt mit einem Grinsen hinzu. „Willst du mir nicht zuerst Mal deine Liebe gestehen."

„Sorry, wusste nicht, dass dies hier so verpflichtend ist." Zwinkert ihr Benji lächelnd zu. „Du musst wissen, ich bin nicht von hier."

„Nun, ich auch nicht." Erwidert Kanzaki. „Ich komme aus Tokyo. Bin seit dem Anfang des Schuljahrs erst hierhergezogen und du?"

„Aus Köln in Deutschland." Offenbart sich ihr Benji. „Bin erst seit den Sommerferien hier."

„Aus Deutschland?" Ist Kanzaki überrascht. „Na, das erklärt einiges."

„Das höre ich nicht zum ersten Mal." Schaut sie Benji zynisch an. „Was meinen die Leute nur immer damit?"

„Äh … he, he, nichts, war nur Spaß." Redet sich Kanzaki verlegen raus und wechselt direkt das Thema. „Ich bin Kanzaki Tokino aus der Klasse 1-A."

„Okay, Tokyo, nett dich kennen zu lernen." Grinst sie Benji an ohne sich selber vorzustellen.

„Tokino! Nicht Tokyo!" Korrigiert ihn Tokino. „Ich komme aus Tokyo und heiße To-ki-no."

„Alles klar Tokyo-Chan!" Grinst sie Benji dämlich an.

„Ernsthaft. Lass das." Fordert ihn Tokino leicht gekränkt auf. „Und außerdem sind wir ja noch nicht mal beim Vornamen. Wir kennen uns kaum. Du bist wohl echt nicht von hier, wie?"

„Heißt das, ich kann unser Date jetzt vergessen?" Hakt Benji spielerisch enttäuscht nach.

„Du willst immer noch ein Date?" fragt Tokino überrascht nach und schaut verlegen zur Seite. „Nun, ich habe nicht gesagt, dass ich keins will. Lass uns aber doch erstmal unsere Kontaktdaten austauschen. Wie ist deine Line Adresse."

„Oh, Line habe ich noch nicht installiert, sorry." Entschuldigt sich Benji etwas verlegen und beginnt in seiner Tasche zu kramen. „Aber ich kann dir meine Email-Adresse geben, warte kurz."

„Ha, ha, ha, ha, ha, ha, du bist echt lustig." Lacht sich Tokino schlapp in der Meinung Benji würde einen Witz machen, schaut aber dann doch verwundert als ihr Benji einen Zettel in die Hand drückt. „Da steht ben-kinobi@gmail.com! Ist das dein Name?"

„So etwas wie ein Künstlername, ich bin nämlich Musiker." Gibt sich Benji stolz und weist mit seinem Blick auf die Gitarre. „Du kannst mir ja einfach schreiben, dann habe ich auch deine Adresse. Ich muss nämlich jetzt echt los. Es hat mich sehr gefreut, bis bald Tokyo."

„Mein Name ist To-ki-no!" Will Tokino ihn erneut verbessern, doch Benji ist wieder bereits außer Hörweite und verschwindet im Laufschritt vom Schulhof. „Warte, jetzt weiß ich noch immer nicht wie du richtig heißt, du Idiot!"

Trotz seiner unerwarteten erneuten Begegnung mit Tokino, die sich für ihn als äußerst interessant entpuppt hat, drehen sich Benjis Gedanken hauptsächlich um Haruka. Was immer sie und Eiji für eine gemeinsame Vergangenheit haben, die beiden scheinen im Moment ein größeres Problem mit einander zu haben. Benji vermutet, dass womöglich Eiji hinter Harukas Fernbleiben vom Unterricht vor den Sommerferien steckt. Aber auf der anderen Seite hat er das Gefühl, dass Eiji mehr Opfer ist als Täter. Zumindest glaubt er dran, dass er wirklich kein so übler Typ ist, wie beim ersten Eindruck vermutet. Zu Hause scheint niemand da zu sein. Jedenfalls antwortet ihm keiner als er durch die Eingangstür tritt und ruft, dass er wieder zurück ist. Er hat Angst, dass Haruka gar nicht nach Hause gelaufen ist, nachdem er sie vorgeschickt hat. Vielleicht hat sie sich irgendwo versteckt, und traut sich nicht mehr zurückzukommen. Besorgt klopft er an Harukas Zimmertür und ruft ihren Namen, doch es antwortet keiner. Er will gerade die Türklinke in die Hand nehmen und unaufgefordert ihr Zimmer betreten, da überrascht ihn eine neugierige fröhliche Stimme.

„Was machst du da Oni-Chan?" Fragt ihn Yumiko, die plötzlich hinter ihm steht. „Wolltest du heimlich spannen, um Onee-San in Unterwäsche zu sehen?"

„Sonnenschein?!" Lächelt sie ein überraschter Benji strahlend an. „Wo kommst du denn her?"

„He, he, he, hast du mich nicht kommen gehört?" Grinst ihn Yumiko neugierig an. „Warst wohl zu sehr auf Onee-San fokussiert, hm?"

„Nicht doch." Redet sich Benji bescheiden raus. „Ich wollte nur sehen, ob sie zu Hause ist."

„Oh, armer Oni-Chan, sehnst dich nach deiner Steifschwester. Du kleiner Lustmolch." Unterstellt ihm Yumiko mit übertriebener Besorgnis. „Keine Angst, sie ist auf jeden Fall zu Hause. Sie will nicht gestört werden, hat sie mir gesagt, bevor ich zu Sousuke rübergegangen bin, auch nicht von dir. Hattet ihr etwa Ehekrach?"

„Hör schon auf mit dem Blödsinn." Tadelt sie Benji, der ein bisschen genervt ist von Yumikos Unterstellungen, auch wenn er weiß, dass sie es nicht ernst meint. „Sie hatte heute einen anstrengenden Tag, mehr nicht, und ich hatte in der Schule noch was zu erledigen, da ist sie schon mal vorgegangen."

„Was? Hat Onee-San etwa wieder Stress in der Schule?" Fragt ihn Yumiko plötzlich ernsthaft besorgt. „Sie wird doch nicht wieder…?"

Yumiko spricht ihr letzten Worte nicht aus, sondern schaut nur Besorgnis erregt auf Harukas Zimmertür, als würde sie durch sie hindurch in ihr Zimmer schauen. Benji schaut recht verzweifelt erst auf Yumiko, dann ebenfalls auf die Tür. Doch für ihn bleibt alles weiterhin verschlossen. Er weiß, dass er sich nicht einmischen soll, er hat es versprochen, doch er wünscht sich heimlich endlich Klärung über die ganzen Umstände.

„Sag mal, Sonnenschein, sagt dir der Name Kuno etwas?" Fragt Benji Yumiko vorsichtig.

„Kuno? So hieß ein ehemaliger Freund von Onee-San aus der Mittelschule, ich glaube er war vor den Sommerferien sogar noch in ihrer jetzigen Klasse." Erinnert sich Yumiko zögerlich und wird dadurch aber wieder erneut neugierig. „Wieso fragst du? Bist du etwa eifersüchtig auf ihn?"

„Ach rein aus Interesse." Versucht Benji seine Frage runter zu spielen und wechselt schnell das Thema, indem er Yumiko zu grinst. „Ich glaube du bist eher eifersüchtig auf Onee-San, das sie dir deinen Lieblingsbruder stiehlt, hm?"

„Was? Auf keinen Fall!" Gibt sich Yumiko übertrieben empört. „Onee-San, kann den blöden Oni-Chan ruhig behalten."

Yumiko streckt Benji die Zunge raus und stolziert übertrieben beleidigt in ihr Zimmer. Bevor sie hinter ihrer Tür verschwindet, dreht sie sich nochmal kurz zu ihm um. „Ach ja, im Kühlschrank steht essen für dich, was ich gekocht habe, blöder Oni-Chan. Papa und Eri Mama haben gesagt, dass sie heute leider ziemlich spät erst zu Hause sind."

Daraufhin knallt Yumiko ihre Zimmertür zu, jedoch hört Benji sie hinter der Tür wieder fröhlich trällern und er steht wieder alleine vor Harukas Zimmer. Nach kurzer Überlegung, entscheidet er sich Haruka für heute in Ruhe zu lassen. Er macht sich Yumikos Essen warm und setzt sich damit in seinem Zimmer vor sein Notebook. Am liebsten würde er gerne gerade mit Julia per Videochat über alles persönlich sprechen, was er in der letzten Zeit hier in Japan erlebt hat, aber dank des Zeitunterschieds ist sie in diesem Moment noch in der Schule, da es in Deutschland gerade mal Vormittag ist. So setzt er ihr eine E-Mail auf und schreibt ihr ein paar kurze Zeilen zu den letzten Ereignissen mit einer Anfrage am Wochenende mal wieder mit ihr zu telefonieren. Er hat die Mail gerade abgeschickt, da sieht er in seinem Posteingang eine Nachricht von einer Adresse Namens tokyogirl_in_osakacity@yahoo.co.jp, die für ihn nur von einer Person kommen kann, nämlich Tokino. Die Mail beinhaltet jedoch neben ein paar netten Grußworte nur einen Link, um sich Line runterzuladen und Tokinos Line-Adresse. Schnell hat er es sich auf seinem Smartphone installiert und schreibt Tokino direkt verzückt mit einem „Hey Tokyo Girl in Osaka City, was geht ab? Bin jetzt on-Line," gefolgt von einer zwinkernden Emoji, doch auch nach etwas längerem Warten, hat er noch immer keine Rückmeldung von ihr erhalten. Enttäuscht widmet er sich endlich seiner Gitarre, die er bis dahin noch nicht mal aus der Tragetasche rausgeholt hat. Benji befürchtet, dass sie so gut wie zerstört ist. Ihm tut es zwar leid, dass er das geopfert hat, was ihm von seinem Vater noch geblieben ist, aber bereut es nicht, wenn er daran denkt, dass er damit Haruka und sich hat schützen können. Er würde es jederzeit wieder machen, nur leider hat er nur diese Gitarre gehabt. Er nimmt sie auf seinen Schoß und betrachtet den Schade. Der Griff ist angebrochen und die Seiten hängen lach in ihrem Gespann. Der Klangkörper hat eine Delle mit leichten Rissen. Zum Teufel mit Eijis harten Schädel, verflucht er ihn im Stillen. Er biegt den Griff in seiner Urposition und versucht die Seiten wieder zu spannen, was sich jedoch schwierig gestaltet, da er eine Hand zu wenig hat. Er fixiert den Griff schließlich mit einem Klebeband und schafft es dadurch die Gitarre halbwegs provisorisch in ihren Grundstatus zu bringen. Als er jedoch versucht einen Akkord zu spielen, zuckt er beim erzeugten Ton unangenehm zusammen. Als er erneut einen Akkord spielt, schreckt er überrascht hoch, als er als Rückmeldung ein Klopfen an seiner Balkontür hört. Verwundert blickt er auf eine im Schlafanzug auf dem Balkon stehende Haruka, die ihn mit einer Mischung aus Verlegenheit und Besorgnis anstarrt und ihm gestikuliert, die Balkontür zu öffnen.

„Tut mir leid, dass wir zu laut sind, Frau Nachbarin." Begrüßt sie Benji gespielt verlegen, während er sie reinlässt. „Wir sind auch gleich leise, nach der Zugabe."

„Häh? Zu laut? Zugabe?" Reagiert Haruka total verwirrt, während ihr Blick auf Benjis Gitarre fällt. „Oh mein Gott! Was ist denn mit deiner Gitarre passiert?"

„Oh, ich habe beim letzten Song einfach alles gegeben." Scherz Benji. „War wohl etwas zu viel für sie."

„Nicht witzig, Benji!" Tadelt in Haruka und boxt ihn leicht auf die Brust, wobei sie ihn mit Fragen bombardiert. „Hast du dich mit Eiji geprügelt? Ist sie dabei kaputtgegangen? Hattet ihr ärger? Ihr fliegt doch jetzt nicht von der Schule, oder? Häh? Häh?"

„Doch, nein, ja, ein bisschen und zum Glück nicht." Beantwortet Benji Harukas Fragen direkt hintereinander und schnappt nach ihrer Faust, die immer noch versucht sich leicht durch seinen Brustkorb zu bohren „Könntest du bitte aufhören mich zu schlagen, ich hatte heute schon genug Streiterei."

„Ich verstehe nicht ganz. Was ist passiert?" Schaut ihn Haruka verwirrt und beunruhigt an, während sie versucht ihre Hand aus Benjis zu befreien, um ihm schließlich mit ihrer anderen Hand einen stärkeren Schlag auf die Brust zu geben. „Du hättest dich nicht einmischen sollen, du Idiot."

„Uhh! Die Seite kenn ich noch gar nicht von dir. Du hast nen ordentlichen Wumms in deiner Faust." Lässt sich Benji mit schmerzverzerrten Gesicht in seinen Stuhl fallen. „Bist du hier, weil du dich um mich gesorgt hast oder weil du ein schlechtes Gewissen hast, hm?"

„Du bist ein Trottel, Benji!" Schlägt ihn Haruka erneut auf die Brust und setzt sich neben ihn aufs Bett und schaut ihn besorgt an. „Was hat Eiji noch zu dir gesagt?"

„Tja, er ist wohl aus irgendeinen Grund sauer auf dich." Erzählt ihr Benji im leicht vorwurfsvollen Ton. „Aber ich nehme nicht an, dass du mir jetzt endlich alles Erzählen wirst, was sich zwischen euch abgespielt hat?"

„Das möchte ich nicht, noch nicht!" Erklärt ihm Haruka verlegen und starrt zu Boden. „Tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen bin. Tut mir leid, dass du wegen mir Ärger hattest. Tut mir leid, dass ich so schwach bin, dass du dich für mich einsetzen musstest."

„Hey, sei nicht so hart zu dir selbst." Will sie Benji aufmuntern. „Dafür bin ich doch da. Und der Ärger hält sich gewisser Weise in Grenzen. Ich soll mich von ihm fernhalten, hat Kawashima-Sensei mir geraten. Nur das Ding ist, dein Freund Eiji, kommt wohl ab morgen wieder zur Schule. Ich hoffe das ist kein Problem für dich?"

„Er kommt wieder zurück? Das ist schön." Reagiert Haruka plötzlich zufrieden und erleichtert, wechselt aber schnell wieder zur leichter Verlegenheit. „Er ist nicht mein Freund, jedenfalls nicht mehr. Aber er ist nicht so schlimm, wie er sich heute gegeben hat."

„Den Eindruck hatte ich auch." Bestätigt Benji ihre letzte Aussage. „Er wollte mir sogar die Gitarre ersetzen."

„Oh nein, stimmt ja, deine Gitarre." Erinnert sich Haruka plötzlich wieder. „Sie war doch von deinem Vater, oder? Das tut mir so leid."

„Ist nicht schlimm. Es ist nur eine Gitarre." Will Benji sie beruhigen. „Du bist mir wichtiger. Und außerdem, wollte ich mir sowieso bald eine neue holen, jetzt habe ich auch einen Grund."

„Danke, Danke für alles." Schaut ihn Haruka berührt an und steht wieder auf um in Richtung Balkontür zu gehen. „Benji, ich bin froh das du heute für mich da warst, ehrlich. Aber du wirst sehen, dass ich das mit Eiji auch alleine regeln kann. Versprochen! Ab jetzt überlass alles weiter mir, okay?"

„Alles klar, Commander Haruka!" Salutiert Benji vor ihr. „Ab hier übernehmen sie, ich gebe mein Kommando an sie weiter, Madam!"

„Danke Captain Benji!" Salutiert Haruka zurück, während sie bereits wieder auf dem Balkon steht. „Und gute Nacht!"

„Achtung! Offizier verlässt die Brücke!" Meldet Benji während er hinter ihr die Tür wieder schließt. „Gute Nacht, Commander."

„Idiot!" Lächelt ihm Haruka noch zu, bevor sie auf ihrer Seite des Balkons verschwindet.

µ µ µ

Die nächsten Tage erscheint Eiji tatsächlich zur ersten Stunde in der Klasse von Benji und Haruka. Doch obwohl er wieder regelmäßig anwesend ist, ist dies aber auch das einzige was er leistet. Mitarbeit im Unterricht ist bei ihm Fehlanzeige. Meistens sitzt er nur da, mit dem Kopf auf seinem Armen auf den Tisch gelegt und starrt Löcher in die Luft, wenn er nicht sogar komplett schläft. Er weigert sich grundsätzlich irgendwelche Fragen der Lehrer zu beantworten und die meisten fragen ihn schon gar nicht erst. Nur Kawashima-Sensei und Hasegawa-Sensei beweisen eine Engelsgeduld mit ihm und tolerieren sein sehr unhöfliches Verhalten bis zu einem gewissen Grad. Wenn er in den Pausen nicht gerade eines seiner Nickerchen macht, streift er meistens umher oder lungert auf der Promenaden-Dachterrasse rum und beobachtet mit grimmigen Blick die anderen Schülerinnen und Schüler. Die meisten von ihnen machen einen großen Bogen um ihn und niemand traut sich ihn anzusprechen, was ihm aber auch ganz recht zu sein scheint. Sobald sich ihm jemand nähert wird dieser mit einem scharfen Blick bestraft auch wenn dieser jemand gar nicht vor hat mit ihm zu interagieren. Haruka verhält sich anfangs in seiner Anwesenheit meist sehr zurückhaltend und wirkt offensichtlich erleichtert, wenn er gerade nicht in der Nähe ist. Das Ganze wird auch noch dadurch erschwert, dass er genau neben ihr in der letzten Reihe mit Haruka und Benji sitzt. Trotzdem schaut sie ihm traurig hinterher, wenn er die Klasse verlässt oder gerade nicht hinsieht. Entweder wartet sie auf eine bestimmte Gelegenheit auf ihn zuzugehen oder auf ihn, den ersten Schritt zu machen, denkt sich Benji. Doch Eiji ignoriert sie in der Regel in einer übertriebenen Art und Weise und schaut nur manchmal verstohlen zu ihr rüber, wenn er glaubt unbeobachtet zu sein. Benji schenkt er den gleichen verachtenden Blick wie den anderen, doch Benji ist der einzige der ihn freundlich anlächelt, wenn seine und Eijis Blicke sich treffen. Benji bringt ihn sogar dazu zumindest die Aufgabenblätter anzunehmen, die Megumi meistens im Auftrag der Lehrer an ihn verteilen muss, indem er kurz Luftgitarre spielt, als Eiji gerade grimmig zu ihm rüber schaut, was er als beabsichtigte Anspielung auf Benjis zerstörter Gitarre zu verstehen scheint und in ihm wohl gewisse Schuldgefühle erweckt. Jedoch endet ab hier auch Benjis Einflussmöglichkeit, denn Eiji denkt nicht daran auch nur eines der Blätter zu bearbeiten. Nach einiger Zeit, hat Haruka sich mittlerweile an Eijis Anwesenheit gewöhnt und gibt sich wieder halbwegs normal, was dieser auch bemerkt und beginnt sie öfters zu beobachten. Doch von der gegenseitigen Kontaktaufnahme fehlt weiterhin jede Spur. Benji hingegen hat am Anfang noch versucht Eiji zu irgendeiner Interaktion mit ihm zu provozieren, indem er ihn jeden Morgen freundlich grüßt auch ohne eine Rückmeldung zu erhalten, oder absichtlich nahe an ihm vorbeigeht wenn die Gelegenheit es zulässt, aber meistens nur mit scharfen Augen beobachtet wird. Doch Benji ist seit den letzten Tagen so sehr abgelenkt, dass er Eiji fast gar nicht mehr beachtet. Der Grund dafür ist, dass er endlich eine Nachricht von Tokino erhaltet hat, und daraufhin die beiden begonnen haben sich hin und her zu schreiben. Benji würde zwar niemals behaupten, dass er in irgendeiner Art gerade auf Wolke 7 schwebt, doch er hat schon ein gewisses Interesse an Tokino mittlerweile entwickelt. Trotzdem hat er immer noch nicht ihre Person Haruka oder sonst wem gegenüber erwähnt. Meistens schreibt er ihr, wenn er alleine ist oder versucht es heimlich zu tun. Einmal hat Haruka ihn dabei erwischt und neugierig gefragt wem er schreibt, worauf er Shinji als sein Alibi angegeben hat. Manchmal kommt in Benji schon das Gefühl hoch, dass es sich irgendwie falsch anfühlt, dass er Tokino penetrant vor anderen verheimlicht, doch dann erinnert sich an das, was Haruka ihn noch immer alles verschweigt und gibt sich so in seinem Handel absolut recht. Haruka erzählt ihm auch nicht alles, warum soll er es dann anders machen, denkt sich Benji und behält weiterhin seine mittlerweile ausgeprägte Schwärmerei für Tokino für sich. Eine Schwärmerei die er später einmal sehr bereuen wird, denn sie wird dazu führen, das Benji einen seiner schlimmsten Tage in seinem Leben erlebt. Und er wird sich immer die Schuld dafür geben, in dieser Zeit zu sehr an sich selbst gedacht zu haben.

Es beginnt an einem normalen Schultag während des Lunchs. Wie gewohnt essen Haruka, Megumi und Benji zusammen an ihren Tischen und genießen ihre Pause, bis Tanaka Ryoma und Endo Kunio zu ihrer Tischgruppe kommen. Die beiden gehören zu einer Gruppe von drei Jungs in Benjis Klasse, die bekannt sind als das Hentai Trio. Zusammen mit dem selbst bekennenden Otaku Doi Kota, haben die drei nichts anders im Kopf als Mädels in der Schule in einer perversen und notgeilen Art und Weise zu betrachten, sie heimlich nach ihren Körpermaßen, vor allem ihrer Oberweite, zu bewerten und sie mit lüsternen Blicken zu beobachten, immer auf der Jagd nach einer Möglichkeit einem unvorsichtigen Mädchen in einer unabsichtlichen freizügigen Situation hinterher zu spannen. Zudem sind die drei Teil des Baseball Teams, auch wenn Kota nur der Manager ist, und genießen eine gewisse Popularität innerhalb der Klasse, so dass sie oft ungeniert durch ihre obszönen Gespräche und Verhalten nicht nur den weiblichen Klassenkameraden gewaltig auf die Nerven gehen. Megumi hat bereits oft mit ihnen ein ernsthaftes Gespräch darüber führen müssen und sie gibt offen zu, dass sie besser mit Eijis missachtenden Art zurechtkommt, als mit der Einstellung dieses Trios. Ihr Stellvertreter, Yoshitaka, ist ihr dabei keine Hilfe, denn er lässt sich von den dreien zu leicht überreden und manipulieren. Doch dieses Mal scheinen die beiden ein Anliegen an Megumi zu haben und bitten sie mit ihr kurz unter vier Augen sprechen zu können. Widerwillig aber pflichtbewusst, wie Megumi ist, verlässt sie mit den beiden ihre Tischgruppe, um zu hören, was sie zu sagen haben. Kurz nachdem die drei sich eine ruhige Ecke in der Klasse für eine ungestörte Unterhaltung gesucht haben, erhält Benji eine Nachricht auf seinem Smartphone, dass er in letzter Zeit, seit er mit Tokino in Kontakt steht, in den Pausen immer anhat. Als er sieht das die Mail von Tokino ist, verlässt auch er unter dem Vorwand auf Toilette zu gehen die Tischgruppe, um außerhalb der Klasse in Ruhe die Nachricht von Tokino zu lesen. Dadurch entsteht die ungewöhnliche Situation, dass Haruka auf einmal alleine in der Klasse sitzt, was sehr selten vorkommt aber Haruka selbst nicht zu stören scheint. Es ist nicht Eiji der diese Situation ausnutzt, denn der ist gerade wieder außerhalb der Klasse unterwegs und verbringt vermutlich seine Pause auf der Dachterrasse. Völlig unerwartet nutzt Kosei die Gelegenheit, einer der beiden Jungs, die stets nur für sich sind, aber dennoch immer freundlich Benji zurück grüßen, wenn er sie grüßt, um Haruka anzusprechen.

„Hallo Haruka-Chan. Wie geht es dir?" Fragt sie Kosei zurückhaltend, nachdem er mit einem Buch in der Hand zu ihrem Tisch gekommen ist und sie mit einem schüchternen Lächeln ansieht, obwohl er am liebsten vor Scham auf den Boden starren würde. „Schöner Tag, oder?"

„Kosei-Kun?! Hallo! Ja, heute ist es echt schön draußen." Lächelt ich Haruka freudig zurück an, aber schaut ihn besorgt an, als sie merkt wie unruhig er vor ihr steht und gegen ein leichtes Zittern ankämpft. „Geht es dir gut? Du wirkst, als hättest du Bauchkrämpfe oder so was."

„Äh … Was? … Bauch … Bauchkrämpfe!" Stottert Kosei plötzlich völlig überrascht, über Harukas Frage. „Nicht doch, … mir …mir geht's … gut. Alles … alles okay. Ich … ich wollte dir nur etwas zurück … zurückgeben."

„Häh? Was denn?" Schaut ihn Haruka fragend an, wundert sich aber mehr über sein stotterndes Verhalten. „Ist wirklich alles okay?"

„Hi Kumpel!" Grüßt Benji Kosei beiläufig, während er wieder seinen Platz neben Haruka einnimmt, nachdem er gerade zurück in die Klasse gekommen ist, beachtet Kosei aber nicht weiter.

„Hallo … hallo Jirow-Kun." Grüßt ihn Kosei freundlich zurück, aber jetzt noch nervöser als zuvor, während Haruka Benji nur kurz etwas Aufmerksamkeit schenkt schaut sie Kosei weiter fragend an.

„Du wolltest mir was zurückgeben?" Hakt Haruka nochmal nach, nachdem sie merkt, dass Kosei völlig den Faden verloren hat, nachdem Benji wieder da ist, der jedoch mehr mit seinem Smartphone beschäftigt ist, als sich auf Kosei zu konzentrieren.

„Ja …ja! Deinen … deinen Manga!" Stottert Kosei, während er ihr das Buch präsentiert, dass er die ganze Zeit in einer Hand gehalten hat und Haruka jetzt erst auffällt, wie er es ihr zum Annehmen entgegenhält. „Ich … ich habe ihn fertig ge- …gelesen. Er war … war sehr … spannend. Danke … danke fürs leihen."

Haruka schaut verwundert auf den ihr hingehaltenen Manga, als würde sie nicht wissen, was sie damit anstellen soll, während Benji kurz neugierig von seinem Smartphone weg zu ihr rüber schielt. Plötzlich geht ein Ruck durch Haruka und sie scheint eine Art Erleuchtung zu haben.

„Ahh! Ja, genau. Jetzt erinnere ich mich. Den habe ich dir am Anfang des Schuljahrs geliehen:" Reagiert sie überrascht über ihre eigenen vergangenen Handlungen, als ob sie sich an ein anders Leben vor ihrem jetzigen erinnert, während sie den Manga entgegennimmt und ihn vor sich haltend anstarrt, wie etwas Fremdes. „Hab ihn gar nicht vermisst. Ich hatte völlig vergessen, dass du ihn hast. Danke Kosei-Kun."

„Kein … Problem." Reagiert Kosei freundlich, obwohl Benji ihm deutlich seine Enttäuschung ansieht, dass Haruka an ihn völliges Desinteresse zeigt, indem sie offen zugibt, dass sie bis jetzt keinen Gedanken mehr an den Manga und Kosei verschwendet hat.

„Nimm es ihr nicht übel, sie ist manchmal etwas schusselig und vergesslich." Versucht Benji Kosei aufzumuntern, während er immer noch auf sein Telefon fixiert ist.

„Hey!" Boxt ihn Haruka mit ihrer Faust auf seine naheliegende Schulter, worauf Benji kurz mit schmerzverzerrten Gesicht zusammenzuckt. „Sag sowas nicht! So schlimm bin ich gar nicht."

„Nicht … schlimm. Ich … Ich bin sicher … Haruka-Chan hat viel … viel zu tun, und wenig Zeit für … solche Sachen." Rechtfertigt Kosei verlegen Harukas Vergesslichkeit. „Ich … lass euch dann wieder … allein. Bis dann."

Haruka nickt ihm mit einem Lächeln zu und schaut nochmal verwundert auf ihren Manga in ihrer Hand, während Kosei wieder zurück zu seinem Platz gehen will, aber nochmal kurz innehält und sich nochmal an Haruka wendet.

„Äh … Haruka-Chan?" Fragt er Haruka nochmals nach ihrer Aufmerksamkeit, die fragend von ihrem Manga zu Kosei aufschaut. „Es ... es ist sehr schön, dass du wieder zur Schule kommst, wir haben dich sehr vermisst!"

„Vielen Dank, Kosei-Kun. Das ist sehr nett von dir." Lächelt sie ihn freundlich und deutlich berührt an.

Kosei verbeugt sich leicht mit einem Lächeln und geht schließlich etwas verlegen, aber doch irgendwie zufrieden zu seinem Platz. Haruka schaut wieder auf ihren Manga, während Benji sie fragend mustert.

„Ich wusste gar nicht, dass du auf Mangas stehst." Wundert sich Benji, wieder mit seinem Blick auf dem Smartphone. „Um was geht es denn da drin?"

„Um eine Romanze zwischen zwei Kindheitsfreunden, die sich ein Versprechen gegeben haben." Erzählt ihm Haruka etwas abwesend, weiter den Manga betrachtend.

„Also, derselbe Kram, wie immer." Kommentiert Benji beiläufig den Inhalt und schüttelt den Kopf, während er auf seinem Display herumtippt.

„Hey, sag nicht immer so fiese Sachen." Kommt Haruka plötzlich in die Realität zurück und starrt mit verärgerten Blick auf Benji, der sie aber gar nicht zu beachten scheint. „Und überhaupt, wieso erzählst du vor anderen, dass ich schusselig bin, das war nicht nett."

„Weil, dein Freund Kosei offensichtlich total verliebt in dich ist, und er sehr enttäuscht war, als du gesagt hast, dass du ihn völlig vergessen hast." Flüstert ihr Benji mit einer abschirmenden Hand ins Ohr.

„Waaaasss?" Reagiert Haruka total überrascht und wird knallrot im Gesicht. Sie schaut Benji mit peinlich berührter Mine an und beginnt seine Schulter entsetzt mit ihren Fäusten zu bombardieren. „Sag doch sowas nicht! Das ist voll peinlich und stimmt überhaupt nicht. Du bist ein richtiger Vollidiot."

„Hey, lass das, du zerknitterst den Stoff meines Blazers!" Beschwert sich Benji genervt, aber immer noch ziemlich gelassen über die Faustschläge von Haruka, während er bemerkt, dass einige ihrer Mitschüler, die beiden verwundert anstarren. „Außerdem, schauen uns die Leute schon komisch an."

„Idiot!" Meckert Haruka nochmal beleidigt, nachdem sie verlegen ihre Bombardierung von Benji einstellt und ihre Hände unter dem Tisch versteckt. Sie schaut ihn skeptisch an, wie er sich wieder unberührt seinem Smartphone widmet. „Mit wem schreibst du eigentlich da, die ganze Zeit."

„Äh … Ichikawa-Senpai." Lügt ihr Benji ins Gesicht und dreht sein Display leicht aus ihrem Sichtfeld, dass sie nicht erkennen kann, dass er immer noch mit Tokino schreibt. Ihm ist völlig entfallen, dass er in Harukas Anwesenheit trotzdem die Chatkonversion mit Tokino aufrechterhalten hat, so sehr ist er von ihr fasziniert. Er muss sich unbedingt eine neue Ausrede einfallen lassen, ärgert er sich über sich selbst. „Er will wissen, wie weit ich mit meiner Mission bin, Leute für den Musik Club zu rekrutieren."

„Oh, schon wieder?" Erinnert sich Haruka jetzt plötzlich messerscharf daran, dass Benji diese Ausrede schon einmal benutzt hat, was sie aber natürlich nicht weiß, aber ihr trotzdem ungewöhnlich vorkommt, dass Shinji immer nach den gleichen Sachen fragt. „Hast du denn, bereits was erreicht?"

„Noch nicht wirklich." Antwortet Benji beiläufig und ihm kommt wieder die Erinnerung hoch, dass er ja eigentlich den Manga Club aufsuchen wollte. Als er schließlich sieht, wie Haruka dann ihren Manga in ihre Tasche packt, kommt ihm plötzlich eine Idee.

„Kosei-Kun? Kann ich dich was fragen?" Ruft er auf einmal quer durch die Klasse, so dass es alle mitbekommen und ihn und Kosei seltsam anstarren. Benji schaut mit einem verlegenen Lächeln in die Blicke der anderen und sagt mehr zu sich selbst. „Ich glaube ich sollte rüberkommen und wir reden unter vier Augen."

Benji wirkt etwas peinlich berührt, wie er schließlich sich zu Koseis Platz begibt, weiter unter den komischen Blicken seiner Klassenkameraden, einschließlich Harukas. Auch Kosei schaut ihn verwundert an, als er sich an seinem Tisch runter beugt und sich dadurch kleiner macht als ihn und seinen Tischnachbar Arashi, der ihn auch verwirrt anstarrt.

„Hört mal Jungs, seid ihr vielleicht im Manga Club? Oder wisst, wo ich den finden kann." Fragt Benji neugierig während er sich mit den Armen auf Koseis Tisch lehnt. „Ich war nämlich beim offiziellen angegebenen Clubraum, aber dort war niemand."

„Manga Club? Tut … tut mir leid, aber wir sind dort keine Mitglieder." Erklärt ihm Kosei leicht verwundert darüber, dass Benji für diesen Club interessiert, wirkt aber auch ein bisschen verlegen als der Namen des Clubs fällt. „Warum fragst du?"

„Ach, ich suche jemanden, der Mitglied in diesem Club sein soll." Erzählt ihm Benji mit einer untertriebenen Betonung. „Ihr kennt nicht zufällig jemanden, der dort Mitglied ist?"

„Wieso … wieso fragst du das ausgerecht uns?" Mischt sich Arashi etwas schüchtern in die Unterhaltung mit ein. „Wir … wir haben mit dem Manga Club nichts zu tun."

„Ich dachte nur gerade daran, als Kosei-Kun Haruka den Manga zurückgebracht hat." Versucht Benji sich u rechtfertigen, und erwischt sich selber dabei, wie er gerade den beiden den Stempel eines Otakus aufgedrückt hat, und fühlt sich selber gerade richtig mies. „Tut mir leid, ich wollte euch in keine Schublade stecken, es war falsch von mir davon auszugehen, dass ihr auf Mangas total abfahrt und darum in diesem Club sein müsst."

Kosei und Arashi schauen sich fragend an. Sie wirken als würden sie ein telepathisches Gespräch miteinander führen. Anscheinend haben Benjis Worte irgendwas in ihnen ausgelöst. Doch Benji fällt es gerade sehr schwer zu deuten, über was die beiden nonverbal kommunizieren. Schließlich nickt Arashi mit einem Lächeln zu und Kosei nickt ihm ebenfalls mit einem Lächeln zurück. Benji ist bereits aufgestanden und verbeugt sich verlegen vor ihnen mit einer weiteren Entschuldigung. Er will gerade wieder gehen, da bittet ihn Kosei zu warten.

„Um ehrlich zu sein, Jirow-Kun, wir wollten am Anfang des Schuljahres Mitglieder des Manga Clubs werden. Aber wir haben es uns dann doch anders überlegt." Gesteht ihm Kosei etwas verlegen. „Ich bin stattdessen in den Literatur Club gegangen."

„Und ich bin auch in einem anderen Club." Fügt Arashi mit einem schüchternen Lächeln hinzu, will aber wohl nicht sagen, welchen er gewählt hat.

„Ich kann dir nur raten, es dir gut zur überlegen, ob du wirklich was mit diesem Club zu tun haben willst." Flüstert ihn Kosei in gemäßigter Stimme, aber irgendwie geheimnisvoll wirkend zu. „Der Club Präsident ist ein seltsamer Typ, mit komischen Vorstellungen, wie ein Manga Club zu sein hat. Aber das weißt du nicht von uns."

„Ich nehme an, dieser Club Präsident ist auch der Grund, warum ihr euch entschieden habt, lieber nicht in den Manga Club einzutreten?" Vermutet Benji mit einem nachdenklichen Blick, worauf ihn beide Jungs etwas beschämt zunicken.

„Gut, ich hatte sowieso nicht vor dort einzutreten. Ich bin bereits Mitglied des offiziell nichtexistierenden Musik Clubs." Flüstert ihnen Benji nun auch gespielt geheimnisvoll zu. „Ich rekrutiere gerade neue Mitglieder, damit wir den Musik Club wieder zum Leben erwecken können, und ich habe gehört, im Manga Club soll eine Gruppe von Schülerinnen sein, die mal eine Band gründen wollten. Darum würde ich mich gerne mal mit diesem Club Präsidenten unterhalten. Ihr wisst nicht zufällig, wo ich ihn finden kann?"

„Ah! So ist das?" Reagiert Kosei total fasziniert von Benjis geheimer Mission. „Aber tut mir leid, ich weiß nur, dass er aus dem zweiten Jahrgang ist, oder?"

„Aus … aus der 2-A, … glaub ich." Fügt Arashi unsicher hinzu, nachdem Kosei sich fragend an ihn gewendet hat. „Aber … aber sei vorsichtig, der Typ schreckt vor nichts zurück."

„Gut, ich nämlich auch nicht." Zwinkert Benji Arashi mit einem Grinsen zu, der Benji schüchtern zurücklächelt. Benji beugt sich nochmal zu ihnen herunter und schaut sie abwechselt an. „Danke Jungs, und natürlich absolutes Stillschweigen über unsere Unterhaltung, versteht sich."

Mit einem Zeigefinger vor den Lippen schleicht sich Benji leise davon, während ihm Kosei und Arashi verlegen hinterherlächeln. Benji kehrt zur seiner Tischgruppe zurück, an die mittlerweile auch Megumi zurückgekehrt ist. Haruka und Megumi sitzen seufzend gegenüber und trinken aus ihren Trinkpäckchen. Benji schaut die beiden fragend an, während er in seiner Hosentasche nach seinem Mobiltelefon kramt.

„Und was haben die beiden Deppen von dir gewollt." Fragt er Megumi neugierig, worauf Haruka ihm eine Faust auf die Schulter gibt und Benji sie verständnislos ansieht. „Aua! Was?"

„Nur so." Schielt Haruka zu ihm rüber, den Halm des Trinkpäckchen immer noch im Mund. „Ich dachte du hättest etwas Dummes gesagt."

„Verdammt, Haruka!" Meckert Benji während er sein Smartphone entsperrt. „Warum werde ich in letzter Zeit immer von dir geschlagen."

„Jetzt hast du was Dummes gesagt." Schielt Haruka grinsend zu ihm rüber und schlägt ihn nochmal auf die Schulter.

„Ihr beiden gebt mir sehr zu bedenken?" Kommentiert Megumi vorwurfsvoll die Kabbelei zwischen Benji und Haruka und versucht zu einem ernsteren Ton in dieser Unterhaltung zurück zu kommen. „Um auf deine Frage zurückzukommen, Jirow-Kun, Tanaka und Endo haben sich über Kuno beschwert. Sie fühlen sich unwohl mit seinem Verhalten und können sich angeblich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Diesen Vollidioten wäre es klar lieber wenn er wieder wegbleiben würde, weil sie einfach nur Angst vor ihm haben."

„Megumi, nicht nett!" Weist sie Haruka zurecht und schlägt Benji dafür auf die Schulter.

„Wieso schlägst du mich! Megumi ist es, die unhöflich war." Reibt sich Benji seine geschundene Schulter.

„Ich weiß, aber sie kann ich nicht schlagen!" Grinst ihn Haruka an und wechselt schnell das Thema, indem sie sich neugierig an Megumi wendet. „Und was wirst du jetzt wegen den beiden Trotteln tun?"

Beni will Haruka auch eine Faust für ihre Beschimpfung geben, bricht aber ab, als sie ihn grimmig anschaut und tippt zögerlich nur leicht mit dem Finger auf ihre Schulter. Megumi schaut die beiden mit skeptischen Blick an und lässt einen großen Seufzer los.

„Sie wollen, dass ich nochmal mit ihm rede." Seufzt Megumi nochmal. „Als hätte ich nichts Besseres zu tun. Willst du nicht mal dein Glück versuchen, Haru-Chan? Immerhin kann er mittlerweile schon wieder in Ruhe neben dir sitzen."

„Ich weiß nicht." Erwidert Haruka unsicher. „Er bestraft mich mit Ignoranz. Er scheint immer noch sauer auf mich zu sein, was ich ihm nicht übelnehmen kann."

„Soll ich mich mal mit ihm unterhalten?" Schlägt Benji ernsthaft vor. „Ich scheine einen gewissen Draht zu ihm zu haben, auch wenn man es uns nicht ansieht."

„Auf keinen Fall, Benji!" Reagiert Haruka verärgert und schlägt Benji erneut auf die Schulter. „Du hast schon genug angerichtet."

„Ist ja schon gut." Massiert sich Benji die schmerzende Schulter. „Ich sag gar nichts mehr, also nicht wieder schlagen."

„Genau, Jirow-Kun!" Tadelt ihn nun auch Megumi mit ausgestrecktem Zeigefinger. „Halt dich da raus, sonst machst du es nur noch schlimmer. Denk daran was du Haru-Chan versprochen hast."

„Ich weiß, ich weiß!" Gibt Benji endgültig auf, während Haruka nur kontinuierlich bestätigend zu Megumis Worten nickt. Benji schaut wieder verwundert auf seine Smartphone. Tokino hat ihm gerade geschrieben, dass sie morgen mit ihm beim Lunch über ihr gemeinsames Date sprechen möchte. Benji liest die Mail nochmal mit erwartungsvoller Mine: „Interessant!"

„Wieder, Ichikawa-Senpai?" Fragt Haruka neugierig, aber mit einem skeptischen Blick den sie zu Benji rüber schielt. „Was ist es diesmal?"

„Ich habe gerade neue Instruktionen für meine Mission erhalten. Ich werde morgen nicht beim Lunch dabei sein, sondern auf die Suche nach dem Manga Club Präsidenten gehen." Erklärt Benji, was nicht gelogen ist, da er dies sowieso für morgen vorhatte. Er wird einfach zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, überlegt er sich gerade. Er blickt hinter seinem Smartphone hervor auf Haruka und Megumi, die ihn fragend anschauen. „Weiß jemand von euch, wie ich zur Klasse 2-A komme?"

µ µ µ

In der Mittagspause des nächsten Tages macht sich Benji wie geplant direkt nach dem Klingeln auf die den Weg. Er hat vor zuerst den Manga Club Präsidenten aufzusuchen und hofft, dass die Aktion nicht viel Zeit kosten wird, damit er noch rechtzeitig bei Tokino sein kann. Diese wollte eigentlich zu seiner Klasse kommen, was Benji aber nicht so recht gewesen ist, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dann von seinen Klassenkameraden gesehen würde. Das würde alles verkomplizieren und er hat immer noch vor, solange er nicht genau sagen kann, was zwischen den beiden läuft, Tokino vor seiner Schwester geheim zu halten. Also hat er ihr geschrieben, dass er noch in der Pause vorher unterwegs sei und was erledigen müsse und sie sich besser etwas später m Getränkeautomaten treffen würden.

Als Benji in den Korridor einbiegt, wo sich die Klasse 2-A befinden soll, merkt er, dass er mit argwöhnischen Blicken gemustert wird. Die sich dort aufhaltenden Schülerinnen und Schüler vorwiegend aus dem zweiten Jahrgang registrieren ihn wohl sofort als einen Fremdkörper, der sich nach hier verirrt hat. Benji versucht schnell die gesuchte Klasse zu finden, um wieder so schnell wie möglich wieder hier weg zu sein, da befürchtet sonst wie ein Virus von den Antikörpern des Korridors beseitigt zu werden. In dem Moment als er die 2-A am Schild über der Tür erkennt und in die Klasse hineinschauen will, schaut er direkt in die Augen einer Schülerin der Klasse, die gerade aus der Klasse kommen wollte. Sie hat nackenlanges Haar, ordentlich frisiert, aber ohne Schnickschnack und einen emotionslosen, irgendwie neutralen, aber fast leer wirkenden Gesichtsausdruck. Während Benji kurz vor Schreck zusammenzuckt, zeigt die Person, ihm gegenüber, keine Reaktion. Stattdessen mustert sie ihn auffällig von Kopf bis Fuß ohne eine Miene zu verziehen.

„Du bist aus dem ersten Jahrgang, korrekt?!" Fragt ihn das Mädchen, obwohl es mehr wie eine Feststellung klingt, als eine Frage. „Deine Anwesenheit hier wäre demnach inkorrekt, hier ist die Klasse A des zweiten Jahrgangs."

„Äh … okay! Was hat mich verraten, mein jugendliches Aussehen?" Fragt Benji sarkastisch, denn eigentlich ist er mit 18 Jahren schon älter, als die Schülerinnen und Schüler des zweiten Jahrgangs, aber er ist auch etwas neugierig, wie sie ihn so schnell identifizieren konnte. „Oder kannst du Gedankenlesen, dann müsstest du aber auch wissen, dass ich hier jemanden suche."

„Gedanken lesen? Diese Fähigkeit beherrsche ich leider noch nicht. Es ist nur logisch, dass du aus dem ersten Jahrgang bist, alle Indizien sprechen dafür." Erläutert sie Benji ihre Feststellung und schaut ihn fragend an. „Möchtest du ein offizielles Gesuch gemäß dem Protokoll der Schule beantragen?"

„Ein was? Indizien? Und was meinst du mit: … noch nicht?" Fragt Benji verwirrt und schaut sie skeptisch an. Das Mädchen scheint jedoch auf eine Antwort auf ihre letzte Frage zu warten und starrt ihn weiterhin schweigsam aber erwartungsvoll an, worauf Benji einen leisen Seufzer von sich gibt. „Okay, ich beantrage ein offizielles Gesuch, auch wenn mir das Protokoll nicht geläufig ist."

„Genehmigt!" Erwidert das Mädchen. „Gemäß Protokoll beginnt der Antragsteller mit Begrüßung, Vorstellung und Anliegen. Fahr fort!"

„Okay?! Damit bin ich wohl gemeint." Interpretiert Benji die Aussage des Mädchens und beginnt sich vor ihr höflich zu verbeugen. „Also gut! Guten Tag, mein Name ist Kawasaki Jirow aus der Klasse 1-B und ich suche den Club Präsidenten des Manga Clubs, der in die Klasse 2-A gehen soll."

„Guten Tag, Kawasaki Jirow, mein Name ist Nakamura Shiho aus der Klasse 2-A, deine Informationen sind fehlerhaft. Die gesuchte Person gehört zur Klasse 2-A, ist jedoch zurzeit nicht anwesend. Bitte schau später nochmal vorbei."

„Ah okay! Also ist er wirklich in dieser Klasse. Ihr kennt euch nicht zufällig, und du kannst mir sagen, wie er so ist?" Versucht Benji mehr Informationen aus Shiho herauszubekommen, denn schließlich gehen beide in die selbe Klasse. „Wann genau kann ich ihn denn hier antreffen?"

„Tut mir leid, Kawasaki-Kun, aber diese Informationen sind vertraulich, und übertreffen deine Befugnisse." Weist ihn Shiho emotionslos ab, wie eine Maschine. „Es gibt jedoch die Möglichkeit, die gesuchte Person, jetzt gerade woanders aufzusuchen. Dazu benötige ich aber mehr Details über deine Intention."

„Großartig!" Freut sich Benji über die Nachricht, dass er ihn doch jetzt noch treffen kann und versucht ihr zu erklären, was er genau von dem Club Präsidenten will. „Also, ich habe gehört, dass Mitglieder des Manga Clubs Interesse hatten eine Schulband zu gründen und möchte den Club Präsidenten fragen, ob er mich diesen Personen vorstellen kann, weil ich sie fragen will, ob sie mit mir zusammen in den Musik Club kommen möchten."

„Das ist eine sehr ungewöhnliche Intention!" Schaut ihn Shiho verwundert an und scheint zum ersten Mal in ihrer Unterhaltung überhaupt eine Art Emotion zu zeigen. „Ich habe eine Frage zu deinem Anliegen."

„Okay, schieß los." Fordert Benji sie salopp auf, merkt aber, dass Shiho immer noch zu warten scheint, dass ihr ihre Frage von ihm gewährt wird. Benji seufzt kurz und versucht sich anders auszudrücken. „Du kannst mir deine Frage stellen, Nakamura-Senpai."

„Wirst du von den Personen, die du hoffst zu finden, verlangen, dass sie in den Musik Club eintreten und den Manga Club verlassen?" Fragt ihn Shiho jetzt sogar scheinbar etwas aufgeregt und leuchtenden Augen. „Bitte um ehrliche Antwort!"

„Hey, ich verlange gar nichts." Erwidert Benji beschwichtigend und zeigt ihr unschuldig seine offenen Hände. „Ich suche Leute die Lust haben mit mir eine Band zu gründen, mehr nicht, ich will niemanden zu etwas zwingen. Es soll ja schließlich allen Spaß machen."

„Verstehe." Nickt ihm Shiho scheinbar beruhigt zu. „Deine Antwort war nicht nur ehrlich, sondern auch sympathisch. Ich habe nun einen positiven Eindruck von dir, Jirow-Kun. Du findest den Club Präsidenten des Manga Clubs, Namens Yamaha Takeru zu diesem Zeitpunkt in der Schulbibliothek. Viel Erfolg bei deinem Anliegen."

Benji bedankt sich freudig, verabschiedet sich und will gerade den Weg zurück einschlagen, da hält ihn Shiho nochmal auf.

„Kawasaki-Kun?! Die Bibliothek ist effizienter über die andere Richtung zu erreichen." Schlägt ihm Shiho emotionslos vor.

„Ah, okay, danke!" Schaut sie Benji verwirrt an und zeigt in die Richtung die ihm Shiho empfohlen hat und will gerade den neuen Weg einschlagen, da hält ihn Shiho wieder auf.

„Kawasaki-Kun?! Darf ich vorschlagen dich zur Bibliothek zu führen?" Fragt ihn Shiho wieder emotionslos.

„Gerne, umso mehr, umso lustiger." Lächelt ihr Benji zu, doch Shiho schaut ihn nur weiter emotionslos an. Sie geht vor und wartet darauf, dass Benji ihr schließlich folgt.

„Sag mal, warum hilfst du mir eigentlich, Nakamura-Senpai?" Fragt Benji neugierig, wie er ihr so hinterher trabt. „Hat das einen persönlichen Grund?"

„Korrekt. Ich möchte, das dein Anliegen Erfolg hat." Bestätigt Shiho ohne ihn anzusehen. „Und du scheinst mir nicht vollständig ortskundig zu sein. Ich befürchte du würdest dich ohne Begleitung verlaufen, korrekt?"

„Das kann ich nur bestätigen." Gibt Benji offen zu, dass er sich immer noch im Schulgebäude nicht wirklich auskennt, selbst nach den Wochen, die er schon hier ist. „Ich bin tief beeindruckt von deiner Menschenkenntnis, Nakamura-Senpai."

„Ich möchte einen Beziehungsfortschritt vorschlagen!" Schaut ihn Shiho plötzlich erwartungsvoll an, die sogar dafür extra stehen geblieben ist. „Da ich einen positiven Eindruck von dir erhalten habe, möchte ich meine Autorität dir gegenüber, als Senpai nutzen und eine gegenseitige höfliche Anrede mit Vornamen gewähren. Bist du mit den Formalitäten einverstanden?"

„Einverstanden, Shiho-Senpai!" Lächelt Benji sie freundlich an, doch Shiho nickt ihm nur emotionslos zu. Benji seufzt und schaut sie nachdenklich an. „Darf ich dann ebenfalls einen Beziehungsfortschritt vorschlagen?"

„Ich höre, Jirow-Kun." Schaut ihn Shiho fragend an.

„Wie wäre es, wenn du zumindest ab und zu ein Lächeln erwiderst?" Fragt sie Benji vorsichtig. „Nur so, um die Beziehung lebendiger zu gestalten, versteht sich."

„Da habe ich noch nie drüber Nachgedacht." Überlegt Shiho nachdenklich und kommt nach einem kurzen Moment Stille zu einer Entscheidung. „Vorschlag gewährt!"

„Sehr gut, probieren wir es doch gleich mal aus." Lächelt sie Benji an, worauf Shiho künstlich ihren Mundwinkel nach oben zieht und ihre Augen zusammenkneift, was ein sehr befremdliches Bild abgibt. Benji unterdrückt den kurzen Schrecken, den ihn Shiho mit ihrer Fratzenschneiderei verursacht hat und lächelt nochmal zurück. „Naja, dir fehlt es etwas an Übung, Shiho-Senpai. Ich stelle mich gerne als Trainingspartner zu Verfügung."

Shiho nickt ihm interessiert zu und versucht wieder ihr Gesicht zu einem Lächeln zu verformen, was ihr immer noch nicht ganz gelingt. Während die beiden mittlerweile nebeneinander zur Bibliothek gehen, versucht Shiho noch öfters sich selbst ein ansprechendes Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, was aber noch fern ist von dem, was Benji sympathisch nennen würde.

An der Bibliothek angekommen, übernimmt Shiho wieder die Führung und verhält sich emotionslos und seriös wie zuvor. Sie leitet Benji durch die Reihen von Bücherregalen ohne überhaupt Ausschau nach der gesuchten Person halten zu müssen, als wisse sie ganz genau, wo die betreffende Person sich befindet. Schließlich sind sie in der hintersten Ecke der Bibliothek angekommen. Dort in einer kleinen Nische zwischen zwei Regalen sitzt ein auf den ersten Blick unscheinbar wirkender Junge, mit einer altmodischen Pott-Schnitt-Frisur, an einem einzelnen Tisch mit zwei Stühlen und liest erwartungsgemäß natürlich in einem Manga. Shiho stellt Benji und sein Anliegen, dem Club Präsidenten ein paar Fragen zu stellen, höflich und knapp vor, was der Club Präsident höflich erwidert, worauf er dann Shiho mit einer etwas selbstgefälligen Handbewegung wegschickt und Benji, wie ein Vorstandsvorsitzender anbietet ihm gegenüber Platz zu nehmen. Nachdem Shiho sich verabschiedet hat und gegangen ist, setzt sich Benji vorsichtig auf den ihn angebotenen Stuhl. Der Club Präsident, Yamaha Takeru, schaut Benji mit einem musternden Blick, aber auch mit interessierten und funkelnden Augen an.

„So, so, erster Jahrgang, interessant!" Beginnt Takeru Benji zu analysieren. „Ich nehme an, du möchtest in den Manga Club eintreten? Mitten im Schuljahr?! Hast wahrscheinlich von mir und meinem Club gehört und wolltest mich unbedingt treffen, oder?"

„Nun, ich habe von dir und deinem Club gehört, das ist richtig, Senpai." Bestätigt Benji Takeru teilweise. „Eigentlich wollte ich dir, Senpai nur ein paar Fragen stellen, aber um einzutreten, muss du mich schon mit mehr locken, als mit dem, was ich gehört habe."

„Oh, du willst mich und meinen Club testen, ist es das, warum du hier bist?" Versucht Takeru Benji zu durchschauen. „Falls du es noch nicht gehört hast, ich, bin Yamaha Takeru, einer der größten Amateur Mangaka in Osaka und darüber hinaus, ich habe bereits mehrere Titel veröffentlich, alleine und mit anderen Manga Zirkeln. Und in meinem Club gehören nur die besten und leidenschaftlichsten Manga Liebhaber und Autoren dieser Schule. Für Halbherzigkeit und mangelnde Fähigkeiten habe ich keine Verwendung."

Und schon erkennt Benji, warum Kosei und Arashi es vorgezogen haben, nicht in diesen Club einzutreten. Der Typ scheint sich für einen Manga Gott zu halten, der sich nur mit dem umgibt, was er für würdig genug hält und den Rest wie Müll behandelt und fallen lässt, oder gar nicht erst anfasst. Benji verspürt nicht den geringsten Drang diesem Club beizutreten, aber er möchte zumindest die benötigten Informationen erhalten. Er glaubt nicht, dass Takeru sie ihm netterweise einfach so geben wird, also entscheidet Benji sich, sein Interesse am Beitritt in den Manga Club noch etwas weiter als Illusion für Takeru aufrecht zu erhalten, um ihn ein paar Details zu entlocken.

„Ja, ich habe so was gehört!" Schwindelt Benji Takeru an. „Vor allem habe ich gehört, dass es in den Reihen des Clubs auch ein paar sehr gute weibliche Manga Liebhaber geben soll."

„So einer bist du also?!" Meint Takeru Benji durchschaut zu haben. „Du stehst also auf weibliche Otakus. Ganz schön notgeil mein junger Kohai."

„Ja erwischt!" Gibt sich Benji zum Schein ertappt. „Ich komme aus Deutschland, da ist der größte Teil von Manga Fans weiblich. Darum hatte ich gehofft hier in Japan was Vergleichbares zu finden. Es gibt nichts süßeres, als Otaku Mädchen."

„Deutschland? Ich wusste gar nicht, dass man dort auch Mangas liest." Wundert sich Takeru und wirkt sehr interessiert. „Und dort laufen fast nur weibliche Manga Fans rum? Hattest du etwa was mit einem dieser deutschen Fan Mädchen? Sehen die gut aus? Besser als hier in Japan?"

„Tja, darum bin ich hier, um mir ein Bild von den weiblichen Otakus in Japan zu machen." Flunkert ihn Benji weiter an. Takeru, scheint wohl sehr interessiert an weiblichen Fans zu sein, vermutlich hat er deshalb die gesuchten Schülerinnen in seinen Club aufgenommen und andere verstoßen, die ihm nicht ins Profil passten, wie männliche Otakus zum Beispiel. Aber noch hat Takeru nicht zugegeben, dass es weibliche Mitglieder m Club gibt, also entscheidet sich Benji noch ein bisschen weiter zu bohren. „Ich hatte mit ein bis zwei Fan Mädchen aus Deutschland zu tun, aber die haben mich leider nicht rangelassen. Nun versuche ich mein Glück hier in Japan. Vorher kann ich kein Urteil fällen, in welchem Land die schönsten Otaku Mädchen zu finden sind. Ich hoffe es gibt wirklich ein paar süße Mädels im Manga Club, oder ist das nur ein falsches Gerücht?"

„Das Gerücht ist wahr." Bestätigt ihm Takeru endlich. „Ich sammle förmlich die besten und schönsten weiblichen Otakus dieser Schule, musst du wissen. Jedes Mädchen, was sich durch Können und Leidenschaft auszeichnet, will in meinen Club, aber ich nehme nur die schönsten von ihnen. Männliche Fans nehme ich nur dann auf, wenn sie mir nützlich sind, und sie müssen meine Vorlieben teilen. Sag Kawasaki-Kun, richtig? Auf was für Typen von Mädchen stehst du so? Etwa auf den Kuudere Typ, wie unsere Freundin Nakamura-San? Du musst wissen, sie war auch einst Mitglied im Manga Club."

„Kuudere? Ich würde es eher Asperger Autismus nennen." Beschreibt Benjis Shihos Charakter.

„Asperger?" Fragt Takeru ungläubig nach. „Was für ein Chara soll das denn sein?"

„Das ist eine chronische Erkrankung bei der die betroffene Person Schwierigkeiten mit der Verarbeitung von Emotionen haben kann." Verbessert ihn Benji besserwisserisch und merkt gerade selbst, dass er eventuell zu weit geht und Takeru verärgern könnte, also versucht er wieder weiter mitzuspielen und lächelt Takeru unschuldig an. „Hab ich zumindest mal gehört! Ist aber nicht so wichtig. Ich stehe mehr auf … äh …. Tsundere, genau, die find ich süß!"

Wer es glaubt wird selig, denkt sich Benji nur. Als ob er auf Tsundere stehen würde, aber ihm ist gerade nichts Anderes eingefallen. Dieser Club Präsident scheint echt ziemlich größenwahnsinnig zu sein. Irgendwie tun ihm die Mädels schon fast leid, die in seinem Club sind. Wahrscheinlich zwingt er sie sogar im Club zu bleiben. Interessant, dass Shiho auch Mitglied gewesen ist. Wahrscheinlich ist sie ausgetreten wegen Takeru, aber warum wollte sie, dass Benji die anderen Mädchen überredet in den Musik Club zu gehen, fragt er sich. Es wird Zeit mit offenen Karten zu spielen, entscheidet sich Benji.

„Sag Yamaha-Senpai! Gibt es denn im Manga Club Tsundere Mädchen? Vielleicht sogar welche die musikalisch Unterwegs sind und auch ein Instrument beherrschen, ich stehe total auf sowas." Setzt Benji nun alles und versucht Takeru auszuquetschen.

„Uh, ich verstehe was du meinst. Doch Tsundere Typen sind selten, vor allem unter Otakus. Aber es sind drei Mädchen dabei, die Mitglieder einer Band waren." Gesteht Takeru schwärmerisch. „Ich habe ihnen ausgeredet in den Musik Club zu gehen. Ihre Passion für Mangas sollte nicht irgendeinem anderen Hobby hintenanstehen. Zudem hat Ichikawa, der Trottel sie direkt in meine Arme getrieben. Hahaha!"

„Wirklich? Ich habe Ichikawa-Senpai kennen gelernt und fand ihn recht sympathisch." Verteidigt Benji Shinji und unterdrückt gerade seinen Drang Takeru ordentlich die Meinung zu sagen. Stattdessen grinst er Takeru nur an und lässt komplett seine Maskerade fallen, nur um Takerus Gesicht zu sehen. „Ich hatte gehofft, dass es sich die Mädchen überlegen und bereit sind eine Band zu gründen. Ich denke, man kann beide Leidenschaften verbinden."

„Ichikawa hat dich geschickt, richtig?" Starrt ihn Takeru entsetzt an. Benji hingegen fügt seinem Grinsen nochmal eine diabolischere Note hinzu. Takeru scheint gerade langsam zu verstehen, was Benji für ein Spiel mit ihm getrieben hat und sein Blick verfinstert sich. „Das war von Anfang an dein Plan, oder? Du wolltest nur durch mich an die Mitglieder meines Clubs rankommen. Sehr raffiniert, aber leider nicht gut genug für mich. Ich habe dich komplett durchschaut, bevor du ernsthaften Schaden anrichten konntest. Ich werde die, die mir lieb und teuer sind vor solchen Typen wir dir beschützen. Dein finsteren Absichten sind enttarnt. Du wirst keine Hand an den Meinigen anlegen, du Schurke."

„Ehrlich jetzt? Ich bin jetzt hier der Bösewicht?" Lacht sich Benji schlapp. Zudem fragt sich Benji, wieso Takeru glaubt ihn enttarnt zu haben. Er hat Takeru doch förmlich auf die Wahrheit gestoßen. Mit so einem Verrückten will Benji lieber nichts zu tun haben. „Heißt das, ich kann nicht deinem Club beitreten? Wie schade!"

„Ich werde nicht zulassen, dass du mich und andere auf die dunkle Seite ziehst." Redet sich Takeru nun deutlich in Rage. „Ich Yamaha Takeru, ernenne dich hiermit zu meinem Erzfeind und ich werde dir das Handwerk legen, worauf du dich verlassen kannst, Kawasaki."

„Gut, dann kann ich es wahrscheinlich auch vergessen, dass du mich deinen Mitgliedern vorstellst, oder?" Reagiert Benji ziemlich relaxt, und steht auf um Takeru zu verlassen, da es anscheinend keinen Sinn mehr macht mit ihm zu diskutieren. Er hat sich wohl gerade einen neuen Feind mit Takeru gemacht, aber das stört Benji nicht wirklich, denn irgendwie kann er dieses Typen nicht richtig ernst nehmen. „Dabei wollte ich mich doch nur nett mit ihnen unterhalten."

„Du wirst mich nicht mit deinem Gift vernebeln, Kawasaki." Brüskiert sich Takeru hochmütig. „Ich werde nicht noch einmal auf deine Manipulationen reinfallen, und ich werde dir nicht verraten was du wissen willst."

„Gut, ich habe schon genug Informationen erhalten, dass ich auch ohne dich mein Ziel erreichen kann." Lächelt ihn Benji nur zurück, was auch nicht gelogen ist, denn Takeru hat ihm mit Shinji und Shiho neue Anhaltspunkte gegeben, denen er nachgehen kann. Er ist fertig mit Takeru und verbeugt sich zum Abschied nochmal höflich. „Ich bedanke mich für dieses ausgezeichnete Gespräch, Yamaha-Senpai."

„Ich werde mich dir bis zum letzten Atemzug entgegenstellen, Kawasaki! Das schwöre ich bei meinem Leben." Dramatisiert Takeru Benjis Abgang und wirft ihm jetzt selber stehend seine Drohungen hinterher. „Ihr werdet nicht gewinnen, du und Ichikawa, verlasst euch drauf!"

„Ganz wie du meinst Kumpel!" Ruft ihm Benji grinsend nochmal zu, als er bereits Richtung Ausgang unterwegs ist. Dabei wird er von einer Schülerin, die gerade ein paar Bücher in ein Regal räumt mit mahnenden Blick und mit einem Pssst dazu aufgefordert leise zu sein. Benji erschreckt sich dabei kurz und wundert sich, dass er und Takeru die ganze Zeit in normaler Lautstärke geredet haben, und er jetzt erst darauf hingewiesen wird, dass er zu laut ist. Flüsternd entschuldigt er sich zaghaft mit einer Verbeugung. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass man hier leise sein muss. Ich bin neu hier."

Als er die Bibliothek verlassen hat, ist die Mittagspause schon so gut wie vorbei. Ärgerlicherweise hat die Aktion mit Shiho und Takeru doch mehr Zeit gekostet, als Benji gedacht hat. Im Laufschritt zur Klasse schreibt er Tokino noch schnell, dass er leider aufgehalten wurde und es nicht mehr schafft. Er hofft, dass sie jetzt nicht sauer auf ihn ist, weil er sie versetzt hat. Doch als er sich in der Klasse, leicht außer Atem wieder an seinen Platz setzt, erhält er von Tokino noch eine Nachricht, dass er nach dem Unterricht zu ihrer Klasse kommen soll, der 1-A. Na toll, denkt sich Benji, jetzt muss er schon wieder nach dem Weg fragen, weil er keine Ahnung hat, wo die 1-A zu finden ist.

Benji schafft es durch eine erfundene Geschichte Haruka und Megumi nach dem Unterricht weis zu machen, dass er nochmal wegen dem Musik Club die 1-A aufsuchen muss. Langsam werden Benji selbst seine eigenen Lügen und Ausreden deutlich zu viel, und er möchte am liebsten klare Verhältnisse haben, doch er entscheidet sich noch ein bisschen zu warten. Zumindest bis nach dem Date mit Tokino. Da Megumi wieder mal als Klassensprecherin irgendwelche Materialgänge für nach dem Unterricht aufgebrummt bekommen hat, erklärt sich Haruka bereit ihr wieder zu helfen und dann im Anschluss auf Benji am Schultor zu warten. Nach einer kurzen Wegbeschreibung von Megumi macht sich Benji auf zur Tokinos Klasse in der Hoffnung, dass es nicht lange dauern wird.

Dank Megumi findet er die Klasse im Handumdrehen, denn sie ist auch nicht weit von Benji Klasse entfernt. Übereifrig will er gerade in der offenen Tür der Klasse stürmen, da trifft sein Blick den einer Schülerin, mit langem schwarzen Haaren, die wohl gerade aus der Klasse kommen wollte, wie es ihm heute schon mit Shiho passiert ist. Erschrocken geht er einen Schritt zurück und ärgert sich, dass dies schon wieder passiert ist.

„Nicht schon wieder." Beschwert sich Benji. „Habt ihr euch heute gegen mich verschworen?"

„Wie bitte?" Reagiert die Schülerin kurz verwirrt, schaut ihn aber dann mit einem kalten Blick an. „Das ist nicht deine Klasse! Was willst du hier? Du hast hier nichts verloren!"

„Hör mal, ich wurde heute schon genug abgewiesen." Seufzt Benji etwas genervt. „Ich brauche jetzt nicht von dir das gleiche zu hören."

„Abgewiesen?" Fragt die Schülerin verwundert. „Du hast mich doch noch gar nichts gefragt, wofür ich dich abweisen könnte?"

„Heißt das etwa, dass ich dich danach Fragen soll?" Schaut sie Benji skeptisch an. „Möchtest du das?"

„Äh, nun, … es ist ja nicht so, dass ich mich nicht darüber geschmeichelt fühlen würde …" Stammelt die Schülerin leicht verlegen vor sich hin, fängt sich dann aber wieder und wirkt leicht gereizt. „Aber du bist leider gar nicht mein Typ und ich habe einen Freund. Tut mir leid."

„Oh, ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor, ich bin bereits verabredet." Will Benji die Situation aufklären, da die Schülerin wohl geglaubt hat, er wolle sie fragen, ob sie mit ihm ausgeht. „Ich wurde von Kanzaki Tokino hierher bestellt."

Die Schülerin schaut ihn verblüfft an, während Benji sie verlegen angrinst. Er schielt an der Schülerin vorbei in die Klasse, um nach Tokino Ausschau zu halten. Die Klasse ist fast leer. Nur ein paar Jungs sind mit dem Abwischen der Tafel beschäftigt. Tokino lehnt an der Fensterbank und ist auf ihr Smartphone fokussiert. Als Benji sie ruft, schaut sie auf und winkt ihm fröhlich zu. Benji winkt zurück und will zu ihr gehen, wird aber von der Schülerin an der Tür aufgehalten.

„Moment, du kannst nicht einfach ohne Erlaubnis in die Klasse gehen." Stoppt ihn die Schülerin. „Wer bist du überhaupt? Und was willst du von Kanzaki-San?"

„Das ist privat! Und wer bist DU überhaupt, dass du das wissen willst?" Wehrt sich Benji und schaut die Schülerin skeptisch an. „Muss ich jetzt ernsthaft die komplette Nummer abziehen? Du hast doch gesehen, dass wir uns kennen?! Reicht das nicht?"

„Ich bin Kobayashi Saki, die Klassensprecherin hier." Bäumt sich die Schülerin vor ihm auf. „Meine Aufgabe ist es, dass die Form gewahrt wird, also die komplette Nummer bitte, wenn du es so nennen willst, von Anfang an und dieses Mal richtig."

„Wirklich? Von Anfang an?" Fragt Benji mit einem verschmitzten Lächeln. Saki nickt ihm bestimmend zu. Benji atmet kurz ein und legt dann los und verbeugt sich. „Ich bin Kawasaki Jirow aus der 1-B und ich möchte mit die Ausgehen Kobayashi Saki!"

„Waaaasss? … Was soll das jetzt auf einmal wieder?" Reagiert Saki empört und läuft im Gesicht rot an, während Benji sie freundlich anlächelt. „Ich habe dir doch gesagt ich habe einen Freund."

„Ist ja gut, ist ja gut. War nur Spaß!" Beruhigt Benji sie lächelnd. „Du hast doch gesagt, du willst die komplette Nummer von Anfang an?!"

„Das ist nicht lustig, Kawasaki-San!" Belehrt ihn Saki verärgert, aber immer noch errötet. Verlegen schaut sie zwischen ihm und Tokino hin und her, die die Konversation beobachtet hat und sich gerade ein Lachen verkneifen muss. „Nun gut, ich werde Kanzaki-San Bescheid geben, dass sie Besuch hat. Warte hier!"

„Ernsthaft jetzt?" Wundert sich Benji skeptisch darüber, dass sie ihn nicht einfach rein lässt. Doch Saki macht sich die Mühe und geht zu Tokino und erklärt ihr, dass sie einen Besucher auf sie wartet, worauf sie Tokino nur genervt anschaut.

„Schon gut, Kobayashi." Wimmelt Tokino sie verachtend ab, und nimmt ihr Tasche um Richtung Tür zu gehen. „Wir wollten sowieso nicht hierbleiben."

„Kanzaki-San!" Ruft ihr Saki mit finsterem Blick hinterher, während Tokino sich auf Benji zu bewegt. „Sag deinen Liebhabern, sie sollen dich in Zukunft nicht hier in der Klasse treffen. Das wirft ein schlechtes Bild auf uns ab."

„Er ist nicht mein Liebhaber!" Verteidigt sich Tokino genervt ohne sich zu Saki umzudrehen und gibt Benji einen Wink ihr zur Folgen als sie an ihm vorbei durch die Tür geht. Benji sieht ihr verwundert hinterher, schaut nochmal zu Saki, die scheinbar nur so brodelt vor Zorn und nun ihn anstelle von Tokino anstarrt, da diese bereits nicht mehr zu sehen ist. Benji zuckt nur mit Achseln und winkt Saki zum Abschied zu, worauf Saki ihm verwirrt hinterherschaut, bis auch er verschwunden ist.

Nach einigen Metern bleibt Tokino stehen und biegt sich plötzlich vor Lachen, während Benji zu ihr aufschließt. Benji mustert sie verwirrt und Tokino gibt ihm lachend einen Klapps auf den Rücken.

„Du warst mal wieder großartig." Versucht sie während des Lachens Benji zu loben. „Einfach nur göttlich, wie du die Meckerzeige aus der Fassung gebracht hast. Das gelingt sonst keinem."

„Kann ich mitlachen?" Fragt Benji sie sarkastisch und schaut sie skeptisch an. „Du hättest es mir ja auch nicht so schwermachen müssen, und ihr direkt sagen können, dass ich zur dir gehöre."

„Sorry, sorry. Ich mach es wieder gut, versprochen." Erklärt sich Tokino immer noch leicht lachend. „Aber ich wollte unbedingt sehen, wie ihr beide aufeinander reagiert. Einfach zu genial. Wie sie rot geworden ist, köstlich."

„War das also sozusagen ein Test, Tokyo?" Fragt sie Benji mit einem verschmitzten Grinsen. „Eine letzte Prüfung um mich für unser Date zu qualifizieren? Dann denke ich aber mal, dass ich bestanden habe, oder?"

„Nenn mich nicht immer Tokyo!" Korrigiert ihn Tokino leicht genervt. „Frech und forsch wie immer, aber du hast was drauf, das muss ich zugeben."

„Äh … Danke, denke ich." Schaut sie Benji verwirrt an und sieht nochmal auf seine Uhr seines Smartphones. „Und nun. Wo gehen wir hin? Wolltest du nicht irgendwas mit mir besprechen?"

„Ja, ich wollte dich einladen. Heute ist es soweit. Unser heißersehntes Date, du weißt schon?!" Grinst ihn Tokino schelmisch an. „Hast du heute Zeit, dann komm gleich mit?"

„Uh, das kommt aber jetzt schon etwas sehr spontan." Reagiert Benji etwas unsicher. Er weiß nicht so recht, was ihn erwarten wird und hätte gerne vorher gewusst, dass sie heute schon direkt zur Sache kommen will. Unentschlossen witzelt Benji herum. „Zwar habe ich heute nicht wirklich noch was vor, aber ich weiß nicht so recht, ich bin gar nicht richtig angezogen für ein Date."

„Komm schon, willst du mich echt sitzen lassen? Bin ich es dir etwa nicht Wert?" Versucht ihn Tokino mit ihrem Charme zu bezirzen und präsentiert sich vor ihm wie ein Model. „Kannst du wirklich einer Schönheit, wie mir einfach so wiederstehen? Du willst es doch auch, oder?"

„Also wenn du mich schon so fragst…" Mustert Benji sie mit zweifelnder Überlegung. „Und du kannst echt nicht, an einem anderen Tag. Warum auch immer?"

„Tut mir leid. Es geht nur heute." Lächelt ihm Tokino verführerisch zu. „Was ist? Bist du dabei?"

„Okay! Bin dabei!" Erklärt sich Benji motiviert bereit. „Ich muss nur noch kurz Bescheid sagen, dass es heute später wird."

Haruka ist derweilen bereits auf dem Weg zum Schultor. Mit ihrer Hilfe konnten sie und Megumi wieder ziemlich viel Zeit sparen, und sind schnell fertig geworden, auch wenn die Schlepperei von Lehrbüchern kein Kinderspiel war und echt anstrengend. Selbst Haruka hatte Mühe 30 dicke Bände von Einführung in die Biologie in einem Pappkarton vom Labor zum Lehrmittelraum zu tragen. Ein bisschen aus der Puste will sie gerade an den Korridoren mit den Spinden vorbei zum Eingangsbereich mit den Schuhschränken, in der Hoffnung, dass Benji noch nicht zu lange bereits am Schultor auf sie wartet. Plötzlich erhält sie eine Nachricht auf ihrem Smartphone. Benji schreibt ihr, dass er doch länger braucht und außerhalb der Schule noch was erledigen muss. Na toll, denkt sich Haruka über die Nachricht, da hätte sie doch schon längst nach Hause gehen können, jetzt ist sie extra für Benji länger geblieben. Nun gut sie konnte Megumi helfen, was ja nicht schlecht gewesen ist, aber jetzt hat sie sich auch noch beeilt, weil sie sich Sorgen gemacht hat, dass er schon wartet. Ein bisschen sauer ist sie schon auf ihn und will ihm erstmal nicht zurückschreiben, dass alles okay ist, und sie jetzt freudig alleine nach Hause schlendert. Soll er ruhig noch etwas zappeln und ein schlechtes Gewissen haben. Er benimmt sowieso ziemlich wichtigtuerisch mit seinem Musik Club. Und dann immer diese ständige Schreiberei mit Ichikawa-Senpai, regt sich Haruka auf. Es kommt ihr vor, als ob die beiden eine heimliche Beziehung führen. Sie zweifelt ernsthaft daran, dass es nur Ichikawa-Senpai ist, mit dem er angeblich immer schreibt. Irgendwas ist ihr nicht geheuer an der Sache. Und jetzt ändert er einfach so mal seine Pläne und lässt sie alleine nach Hause laufen.

„Vollidiot Benji!" Spricht Haruka laut aus und während sie zwischen zwei Reihen von Spinden rechts und links noch mit ihrem Smartphone beschäftigt und sich noch über Benji ärgert, merkt sie nicht das sich ihr mehrere Personen von beiden Seiten nähern.

„Hallo Haruka-Chan?!" Grüßt sie eine ihr bekannte Stimme mit einem starken spöttischen Unterton. „Ganz alleine unterwegs?"

Haruka blickt in die Richtung aus der die Stimme gekommen ist. Eine Schülerin bäumt sich am Ende der Spinde vor ihr auf, mit langem dunklen Haar mit einem weinroten Schimmer darin. Sie trägt ihren Blazer modisch um die Hüfte gebunden, und sowieso wirkt sie, als wäre sie in Sachen Mode und Aussehen stark im Trend. Sie wird flankiert von zwei ebenfalls modisch und gutaussehenden Mädels, eine von ihnen mit einer schwarzen Kurzhaarfrisur und einem eher sportlich, aber trotzdem stilbewussten Haarband und dunklem Teint, die andere mit hell leuchtenden dunklen schulterlangen Haaren, die mit einer niedlichen Schleife verziert sind, was ihr ein eher puppenhaftes Aussehen verleiht. Alle drei nebeneinander versperren Haruka den Weg zum Eingangsbereich. Hinter ihr bemerkt Haruka ebenfalls zwei weitere Personen, die das andere Ende der Reihe aus Spinden für Haruka unpassierbar machen. Sie hat nur einen flüchtigen Blick auf die beiden werfen können. Wohingegen die ersten drei Schülerinnen Klassenkameradinnen von ihr sind, gehen die beiden Mädels hinter ihr nicht in ihre Klasse, jedoch kennt sie sie flüchtig vom Sehen her. Am auffälligsten ist für sie die rothaarige Nichtjapanerin, aus ihrem Jahrgang, begleitet von ihrer scheinbar besten Freundin, die einen modischen Kurzhaarschnitt trägt und ebenfalls ihren Blazer um die Hüfte gebunden hat. Doch Harukas Augen sind stark fixiert auf die Schülerin, die sie angesprochen hat. Sie schaut sie unsicher mit einer Mischung aus Traurigkeit und Furcht an und beginnt leicht am ganzen Körper zu zittern.

„Na … Natsume-Chan!" Stottert Haruka leicht zögerlich zu der Schülerin, die ihr am meisten Angst macht und geht ein paar Schritte von ihr zurück, nur um zu merken, dass ja hinter ihr auch zwei Hindernisse auf sie warten und bleibt dann verzweifelt stehen. „Was… was willst du von mir?"

„Wir müssen reden, Haruka!" Erklärt ihr Natsume in einer herablassenden Art und schenkt ihr ein selbstgefälliges leichtes Grinsen. „Hast du kurz Zeit? Es wird auch nicht lange dauern."