Chereads / Der Aufstieg der Drachen Band 1 / Chapter 16 - #19 Die Essenz der Schatten

Chapter 16 - #19 Die Essenz der Schatten

Als Danny und Kael'thar den Schrein betraten, umhüllte sie sofort eine beinahe greifbare Dunkelheit. Der Raum, in den sie traten, war unendlich weit und gleichzeitig klaustrophobisch eng – ein unmöglicher Ort, in dem die Realität verzerrt schien. Der Boden war glatt wie schwarzer Spiegel, und die Luft schien schwer vor unausgesprochenen Geheimnissen.

In der Mitte des Raumes pulsierte eine gewaltige Kugel aus Schatten, die sich wie eine lebendige Kreatur bewegte. Sie schien ein eigenes Bewusstsein zu haben, ihre Oberfläche wogte und kräuselte sich, als ob sie Danny und Kael'thar wahrnahm.

„Das ist sie," flüsterte Kael'thar. „Die Essenz der Schatten. Sie ist die Quelle all dessen, was dieses Tal verdorben hat."

Die erste Begegnung

Kaum waren sie nähergekommen, begann die Kugel, sich zu verändern. Schattenarme schossen aus ihr hervor und wirbelten wie Tentakel durch die Luft. Die Temperatur fiel drastisch, und Danny konnte seinen eigenen Atem sehen, der in weißen Wolken vor ihm hing.

„Ihr wagt es, meine Ruhe zu stören?" Die Stimme kam nicht von einem bestimmten Punkt, sondern schien von überall um sie herum zu dröhnen. Sie war tief und rau, ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit.

Danny hob sein Schwert, doch Kael'thar legte ihm beruhigend eine Kralle auf die Schulter. „Das ist kein Feind, den du mit deiner Waffe besiegen kannst," sagte der Drache. „Das hier ist ein Kampf des Geistes."

Die Konfrontation beginnt

Die Essenz formte sich weiter, und aus den Schatten entstanden Gestalten – lebensechte Abbilder von Menschen aus Dannys Vergangenheit. Seine Eltern erschienen, ihr Ausdruck enttäuscht. Seine ehemaligen Klassenkameraden traten hervor, ihr Spott hallte in seinem Kopf wider.

„Du bist schwach," sagte eine der Gestalten, die aussah wie ein älteres Abbild von ihm selbst. „Du hast immer versagt, und das wird sich nie ändern."

Danny spürte, wie die alten Zweifel zurückkehrten, doch diesmal hielt er inne. Er atmete tief ein und sah den Gestalten direkt in die Augen. „Ihr seid nicht real," sagte er laut. „Ihr seid nur Schatten. Ihr habt keine Macht über mich."

Die Gestalten zögerten, dann verzerrten sie sich und lösten sich in schwarzen Nebel auf.

Kael'thars Prüfung

Während Danny seine Konfrontation meisterte, begann die Essenz, sich auf Kael'thar zu konzentrieren. Für den Drachen erschienen Szenen von vergangenem Versagen. Er sah Bilder von anderen Drachen, die er nicht hatte retten können, von zerstörten Tälern und verlorenen Schlachten.

„Du bist ein Verräter an deinem eigenen Volk," flüsterte die Essenz. „Du hast sie im Stich gelassen."

Kael'thar fauchte, doch seine Augen flackerten unsicher. Danny spürte die Schwäche seines Partners und trat näher. „Kael'thar, hör nicht auf sie!" rief er. „Das ist nicht die Wahrheit. Du hast mehr gerettet, als du je verloren hast."

Die Worte brachten Kael'thar zurück in die Gegenwart. Er richtete sich auf, seine goldenen Augen wieder klar. „Ich lasse mich von dir nicht brechen," sagte er fest zur Essenz. „Du bist nichts weiter als eine verzerrte Reflexion."

Die wahre Essenz enthüllt

Die Kugel begann zu zittern, ihre Tentakel schlugen wild um sich. „Ihr seid stärker, als ich erwartet habe," donnerte die Stimme. „Aber ihr habt die wahre Prüfung noch nicht bestanden."

Die Schatten formten sich erneut, diesmal zu einer massiven Gestalt, die die Form eines Drachen annahm – dunkel, mit glühenden roten Augen und Klauen, die wie geschmolzene Lava leuchteten.

„Wenn ihr mich zerstören wollt," sagte die Essenz, „müsst ihr beweisen, dass ihr würdig seid, gegen das Herz der Dunkelheit zu bestehen."

Kael'thar trat vor, seine Flügel weit ausgebreitet. „Wir sind bereit."

Danny spürte eine plötzliche Verbindung, die sich zwischen ihm und Kael'thar noch stärker als zuvor aufbaute. Gemeinsam richteten sie sich auf die dunkle Drachenessenz aus.

Die ultimative Prüfung

Der Kampf war nicht wie ein gewöhnlicher Kampf. Es war, als ob ihre Gedanken, Erinnerungen und Essenzen direkt auf die der Dunkelheit trafen. Die Umgebung um sie herum veränderte sich ständig, eine sich windende Landschaft aus Albträumen und Hoffnung.

Danny griff auf die Essenz zurück, die er in sich spürte, und vereinte sie mit Kael'thars Energie. Die Schatten schlugen zu, schickten Wellen von Verzweiflung und Angst, doch sie hielten stand.

Mit jedem Schlag, den sie der Dunkelheit versetzten, wurde der Raum heller, und die Schatten zogen sich zurück. Schließlich, nach einem letzten, mächtigen Stoß aus vereinter Energie, zerbrach die dunkle Kugel und löste sich in einen Schrei aus.

Das Ende der Finsternis

Als die Dunkelheit verschwand, erstrahlte der Schrein in einem sanften Licht. Der Raum war nicht mehr bedrückend, sondern erfüllte sie mit Ruhe und Klarheit.

Kael'thar sah zu Danny hinab und nickte. „Es ist vorbei. Du hast bewiesen, dass du bereit bist."

Danny fühlte sich leichter, als ob eine Last, die er nicht einmal bemerkt hatte, von seinen Schultern genommen worden war. Doch er wusste, dass dies nur der Anfang war.

„Was jetzt?" fragte er.

„Jetzt," sagte Kael'thar, „beginnt die wahre Reise."