Verloren im All
Seit Stunden trieb ich im All, allein mit einem fremden Raumschiff, das mich als seinen Piloten akzeptiert hatte. Ich wusste nicht, warum. Ich wusste nur, dass ich überlebt hatte – wenn man das überhaupt „überleben" nennen konnte. Der Kampf gegen dieses Wesen, das wie ein Albtraum aus Fleisch und Metall gewirkt hatte, war vorbei, doch das Gefühl der Fremdartigkeit blieb. Es saß tief in meinen Knochen, wie ein Echo, das nicht verstummte.
Das Schiff war schwer beschädigt. Es war nur noch ein Schatten seiner selbst, ein gestrandetes Wrack, das mich mit jedem Zucken seiner leuchtenden Anzeigen an seinen Zustand erinnerte. „Energiesysteme kritisch. Schilde offline. Hülle beschädigt," meldete die Stimme wieder und wieder. Ihre kalte, monotone Tonlage machte die Botschaft nicht weniger schrecklich.
Ich konnte nicht aufhören, mich zu fragen: Warum ich? Warum hatte dieses Schiff mich ausgewählt? Ich war kein Pilot, kein Soldat. Ich war nichts Besonderes. Nur ein Typ, der jeden Tag zur Arbeit ging, den gleichen Platz im Pausenraum belegte und dasselbe fade Mittagessen aß. Warum hatte das Universum – oder was auch immer das hier war – mich aus dieser Routine herausgerissen und in eine Situation geworfen, die ich nicht verstehen konnte?
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Reparaturen in der Dunkelheit
Das Cockpit war still, bis auf das gelegentliche Summen der beschädigten Systeme. Ich wusste, dass ich etwas tun musste. Die Anzeigen zeigten deutlich, dass die Energie fast aufgebraucht war. Wenn ich nichts unternahm, würde das Schiff – und ich mit ihm – bald ein Teil der Dunkelheit werden.
Ich löste die Gurte und stand auf. Meine Beine fühlten sich wackelig an, und für einen Moment musste ich mich an der Konsole festhalten, um nicht umzukippen. Die Bewegung war schwerelos und doch träge, wie ein Traum, aus dem ich nicht erwachte. Hinter mir öffnete sich eine kleine, organisch wirkende Tür, und ich betrat den hinteren Teil des Schiffs.
Die Wände waren fremdartig, glatt, und sie schimmerten leicht im schwachen Licht. Es war, als ob das Schiff selbst lebte. Es reagierte auf meine Anwesenheit, als ob es mich beobachtete. Manchmal dachte ich, ich hörte ein leises, fast unmerkliches Flüstern – nicht von der Stimme des Schiffs, sondern von den Wänden, den Anzeigen, der Struktur selbst. Es war unheimlich und beruhigend zugleich.
Ich erreichte den Energiekern. Er war beschädigt, wie alles andere hier. Leuchtende Risse zogen sich durch die Struktur, und Funken sprühten gelegentlich aus einem unsichtbaren Punkt. Ein schwaches Pulsieren ging von ihm aus, als ob er lebendig wäre, wie das schlagende Herz eines verwundeten Tieres.
„Reparatur erforderlich," sagte die Stimme. „Manuelle Kalibrierung notwendig."
„Ja, ich weiß," murmelte ich, mehr zu mir selbst als zur Stimme. Meine Hände bewegten sich wie von selbst. Sie berührten die Oberfläche des Kerns, und ich spürte die Wärme unter meiner Haut. Es war seltsam – ich hatte keine Ahnung, was ich tat, aber meine Finger schienen zu wissen, welche Hebel zu drehen und welche Platten zu verschieben waren.
Es dauerte eine Ewigkeit, oder zumindest fühlte es sich so an. Doch schließlich begann der Kern stärker zu leuchten. Das Pulsieren wurde regelmäßiger, und die Stimme meldete sich erneut.
„Kalibrierung erfolgreich. Energieversorgung stabilisiert. Systeme teilweise wiederhergestellt."
Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch. Zumindest war das eine Sache weniger, um die ich mir Sorgen machen musste.
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Die Leere und das Signal
Zurück im Cockpit setzte ich mich wieder in den Pilotensitz und schnallte mich an. Die Anzeigen waren wieder stabiler, aber die Energieanzeige war immer noch alarmierend niedrig. Ich hatte vielleicht genug, um ein paar Manöver auszuführen, aber nicht genug, um irgendwohin zu fliegen. Nicht, dass ich überhaupt wüsste, wo ich hin sollte.
Ich starrte aus dem Fenster. Die Dunkelheit war endlos, erdrückend. Ich fühlte mich wie ein winziger Punkt in einem unendlich großen Raum. Die Sterne boten keinen Trost, keine Orientierung. Sie waren nur kleine, kalte Lichter in der Ferne, so unerreichbar wie die Erde, die ich vielleicht nie wiedersehen würde.
Dann hörte ich es. Ein leises Summen, kaum wahrnehmbar. Mein Blick flog zu den Anzeigen, und da war es: Ein Signal. Ein schwaches, pulsierendes Signal, das aus der Dunkelheit kam. Mein Herz schlug schneller. War das... Hoffnung? War da jemand? Oder etwas?
„Unbekanntes Signal erkannt," meldete die Stimme. „Analyse läuft."
Ich wartete, hielt den Atem an. Die Sekunden schienen sich in Stunden zu ziehen. Schließlich sprach die Stimme wieder.
„Entfernung: 27.000 Kilometer. Annäherungsgeschwindigkeit: 800 Meter pro Sekunde."
Es kam näher. Zu schnell. Ich griff nach den Steuerhebeln, meine Hände zitterten. „Bitte," flüsterte ich. „Sei nichts Feindliches. Bitte."
Aber tief in mir wusste ich, dass die Chancen gering waren. Das Universum hatte mich bisher nicht gerade mit Freundlichkeit überschüttet.
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Die Bedrohung
Ich sah es zuerst auf dem Radar: einen roten Punkt, der sich schnell näherte. Dann sah ich es draußen, in der Schwärze des Alls. Eine Silhouette, groß und bedrohlich, schwebte durch die Dunkelheit. Es war kein Schiff. Es war kein Mensch. Es war... etwas anderes.
Mein Herz raste. Es erinnerte mich an das Wesen, das ich zuvor bekämpft hatte, aber es war anders. Es war mehr Maschine, weniger organisch. Seine Bewegungen waren fließend, fast hypnotisch, und doch trug es eine Bedrohung in sich, die ich nicht ignorieren konnte.
„Gefahr erkannt," meldete die Stimme. „Defensive Maßnahmen vorbereiten."
„Nein!" rief ich. „Warte! Wir wissen nicht, was es ist!" Aber das Schiff hörte nicht auf mich. Es begann, die Waffen zu laden, und das vertraute Summen erfüllte die Kabine.
Das Ding näherte sich weiter. Es war schnell, zu schnell. Ich konnte die Details seiner Struktur sehen: Metallplatten, die wie Schuppen wirkten, ein pulsierendes Licht in seiner Mitte, das wie ein Herzschlag wirkte. Es sah aus wie eine Kreuzung zwischen einer Drohne und einem Raubtier.
„Angreifen?" fragte die Stimme.
Ich zögerte. Meine Finger schwebten über den Steuerhebeln. Ich wollte nicht derjenige sein, der zuerst schoss. Aber dann schoss das Ding. Ein Energiestrahl schnitt durch die Dunkelheit und raste direkt auf mich zu. Ich riss an den Steuerhebeln, und das Schiff drehte sich scharf zur Seite. Der Strahl verfehlte mich nur knapp, aber ich wurde hart in die Gurte gepresst.
„Schilde offline," meldete die Stimme. „Hülle beschädigt."
„Natürlich!" rief ich, während ich das Schiff wieder stabilisierte. Das Ding war schneller, stärker, und ich hatte kaum Energie. Aber ich konnte nicht einfach aufgeben.
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Die Entscheidung
Ich drehte das Schiff und zielte. Meine Hände bewegten sich wie von selbst, und der Energiestrahl meines Schiffs lud sich auf. Das Summen wurde lauter, und ein grelles Licht erfüllte das Cockpit. Ich drückte den Auslöser.
Der Strahl traf das Ding in seiner Mitte. Für einen Moment flackerte das Licht in seinem Kern, und ich dachte, ich hätte es geschafft. Doch dann regenerierte es sich. Es raste weiter auf mich zu, seine Tentakelartigen Ausläufer umschlossen fast das Cockpit.
„Energie bei fünf Prozent," meldete die Stimme.
Ich hatte keine Wahl. Meine Hände zitterten, mein Atem war schwer. „Was kann ich tun?" flüsterte ich.
„Empfehle: Kernenergieumleitung. Risiko: Zerstörung des Schiffs."
Ich schloss die Augen. Das Schiff war bereit, sich zu opfern, um mich zu retten. Und ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte. „Mach es," sagte ich schließlich.
Das Summen wurde ohrenbetäubend, und die Lichter flackerten. Der Energiestrahl lud sich auf, heller und stärker als je zuvor. Das Ding war fast da, sein Kern glühte wie ein wütendes Herz. Ich zielte, hielt den Atem an.
„Jetzt!" schrie ich und drückte den Auslöser.
Ein gleißender Strahl aus purem Licht schoss aus dem Schiff und durchbohrte das Ding. Es explodierte in einem Schauer aus Licht und Trümmern, die langsam in der Dunkelheit verblassten.
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Allein in der Leere
Die Anzeigen erloschen, und das Cockpit wurde still. Ich war allein. Das Schiff war tot, aber ich lebte. Und in der Dunkelheit des Alls fühlte ich mich endlich... frei. Doch die Leere blieb, und ich wusste, dass mein Kampf noch nicht vorbei ist.