Als Min Hyun aus der Dusche kam und heftig zitternd sein Handtuch umklammerte, wartete Se Ah schon geduldig im Wohnzimmer auf ihn, einen Erste-Hilfe-Kasten in der Hand. Als sie das Geräusch der sich schließenden Badezimmertür vernahm, drehte sie sich um und riss überrascht die Augen auf.
"Was zum Teufel? Warum zitterst du so?"
Min Hyun setzte sich vorsichtig neben sie auf das Sofa, lächelte sie schüchtern an und sprach mit vor Kälte bebender Stimme,
"Es tut mir leid, Miss Yoon... Mein ganzer Körper hat gebrannt, deshalb musste ich kaltes Wasser nehmen, um mich wenigstens ein bisschen zu beruhigen."
Se Ah atmete genervt aus, ließ den Kasten zu Boden fallen und stürmte aus dem Zimmer, wütend mit den Füßen stampfend. In ihrem Zimmer suchte sie eine Decke für Min Hyun und durchforstete sorgfältig ihre Sachen, bevor sie die Augen schloss und sich mit beiden Händen an die Wangen fasste.
"Mist, ich habe ganz vergessen, dass ich meine anderen Decken gestern zur Reinigung gebracht habe."
Dann fiel ihr Blick auf eine rosafarbene, altmodische Decke mit kitschigen roten Rosen und sie umklammerte eilends eine Ecke davon.
"Egal, jetzt ist es sowieso zu spät."
Miss Yoon kam mit der rosafarbenen Decke zurück ins Wohnzimmer, hüllte den Praktikanten darin ein, legte ihm noch ein Handtuch auf den Kopf und murrte fast,
"Egal wie schlecht du dich fühlst, kalte Duschen sind nichts für dich. Was bist du, ein Kind? Warum muss ich dir das überhaupt erst sagen?"
Min Hyun zögerte – der Duft von Miss Yoon, der von der Decke ausging und ihn wie ein parfümierter Nebel umgab, ließ ihn alles andere vergessen. Er bemühte sich, wieder klar zu denken, lächelte dann unter dem Handtuch, welches die Hälfte seines Gesichts bedeckte, und nickte.
"Ja, Miss Yoon. Es tut mir leid. Aber... Sind Sie sauer auf mich?"
"Warum sollte ich sauer sein?"
Er zögerte und umklammerte mit seinen blassen Händen die Ecken der Decke, als fürchtete er sich fortzusetzen.
"Oh, Ma Ri hat gesagt, ich sei schlecht, weil ich meinen Herren verlassen habe, um ihr zu folgen --"
"Ich besitze dich nicht. Während unseres Spiels kann ich sagen, dass ich dich besitze, wenn du das möchtest, aber danach kannst du tun und lassen, was du willst. Das darfst du nicht vergessen."
Se Ah tippte ihn an die Stirn und ging zur Küchentheke.
"Möchtest du etwas Heißes trinken? Ich habe hier keinen Kaffee, aber schwarzen Tee. Oder ich mache dir eine Tasse Nudeln, wenn du hungrig bist. Ich habe scharfe, die könnten dich aufwärmen."
"Tassennudeln klingen gut, ich habe ziemlich Hunger."
"… Natürlich."Sie schüttete Wasser in den Wasserkocher und schaltete ihn ein, dann öffnete sie den Plastikbecher mit den scharfen Nudeln, platzierte ihre rechte Hand auf der Arbeitsplatte und fing an, mit ihrem Zeigefinger zu tippen, als ob sie eine Melodie komponieren wollte. Min Hyun stand neben ihr, immer noch in ihre Decke gehüllt wie in einen Umhang, legte seine große, noch immer kalte Hand auf ihre und zog sie näher an sein Gesicht heran, um den Finger zu küssen, der gerade eben noch auf der Oberfläche der Küchenarbeitsplatte getrommelt hatte.
"Miss Yoon, Sie haben so schöne Hände, dass man nie erraten würde, dass dies die Hände einer Sadistin sind."
Nun stand er hinter ihr und drückte weiterhin seine kalten Lippen auf die Haut ihres Zeigefingers. Sein hochgewachsener Körper wirkte wie eine lebende Mauer, die sie entweder beschützen oder komplett erdrücken könnte. Schließlich ließ Min Hyun ihren Finger los und fragte, „Miss Yoon, warum sind Ihre Nägel immer so kurz?"
In dem Augenblick, als diese Frage an ihr Ohr drang, hatte Se Ah das Gefühl, als würde etwas in ihrem Gehirn zerbrechen. Die Antwort war einfach: Unter kurzen Nägeln sammelt sich kein Schmutz. In der Nacht, in der sie beschlossen hatte, nie wieder lange Nägel zu haben, schnitt sie fast die Hälfte ihrer Nagelplatten ab und schrubbte ihre Finger, bis sie schließlich mit ihrem eigenen Blut bedeckt waren.
Sie entriss ihre Hand, greift nach dem kochenden Wasserkocher, goss das Wasser in den Plastikbecher und stellte ihn auf den Tisch. „Hier, bitte. Essen Sie und gehen Sie nach Hause."
Min Hyun schnaubte, setzte sich auf den Stuhl und umschloss die Tasse mit beiden Händen, als wollte er sie wärmen. Se Ah legte ein Paar Stäbchen neben seine Nudeln, setzte sich ihm gegenüber, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah ihm beim Essen zu. Der Mann schlürfte seine Nudeln mit einer solchen Gier, als hätte er seit Tagen nichts gegessen, und als die Tasse komplett leer war, lehnte er sich auf den Tisch, stützte sein Kinn auf die Hand und lächelte wie ein schlauer Fuchs.
„Aber Miss Yoon... Wie soll ich gehen? Ich habe keine Kleidung."
Se Ah weitete die Augen bei dieser plötzlichen Erkenntnis und runzelte die Stirn. Sie war so darauf konzentriert gewesen, ihn nach oben zu bringen, dass sie die Tasche mit seiner Kleidung im Auto gelassen hatte. Der Praktikant beobachtete, wie ihr Gesichtsausdruck von arrogant zu frustriert wechselte und konnte nicht anders, als erneut zu schnauben. Dann drückte er zwei Finger zwischen ihre Augenbrauen und spreizte sie, als würde er ein Stück Stoff glätten. „Bitte tun Sie das nicht Ihrem hübschen Gesicht an, Miss Yoon."
Trotz aller Bemühungen entspannte seine ärgerlich süße, aber arrogante Stimme und sein fuchsiges Lächeln ihr Gesicht, während Min Hyun, nachdem er es schaffte, sie zu beruhigen, seine Hand senkte und durch sein feuchtes Haar fuhr.
„Keine Sorge, Miss Yoon, ich habe Wechselkleidung in meinem Kofferraum. Sie müssen mich nur dorthin begleiten, damit die Leute mich nicht für einen Perversen halten und die Polizei rufen."
„Warum haben Sie Wechselkleidung in Ihrem Auto?"
Se Ahs vorhersehbare Frage streifte seine Ohren und löste eine bereits vorbereitete Antwort aus. „Manchmal... wird es eben schmutzig."
Miss Yoon kniff die Augen wegen seiner ausweichenden Antwort zusammen, beschloss aber, es dabei zu belassen, denn obwohl dieses Wissen vor einer Stunde noch hilfreich gewesen wäre, ging es sie im Grunde nichts an. Sie stand auf, warf die Tasse und die Stäbchen in den Mülleimer und ging in Richtung Tür. „Okay, dann lass uns zu Ihrem Auto gehen."
Min Hyun runzelte die Stirn wegen der Dinge, die er gerade benutzt hatte und nun erbärmlich auf dem Boden des Mülleimers lagen, setzte dann aber schnell ein gleichgültiges Gesicht auf, wickelte die rosa Decke noch enger um seinen Körper und folgte Miss Yoon, wie er es immer tat.