Aber bald kam Yazmin wieder zu sich. Sie sah Emilie an. "Emilie, es scheint, als hätte ich meine Tasche im Restaurant vergessen. Kannst du sie bitte für mich holen?"
Emilie hatte das Bedürfnis weiter auf Yvette herumzuhacken, aber sie hatte sich damit abgefunden zu gehen. Als sie ging, warf sie Yvette einen scharfen Blick zu.
Yazmin sah Yvette mit einem süßen Lächeln an: "Yvette, danke, dass du dich um Lance gekümmert hast."
Damit stellte Yazmin klar, dass Lance ihr gehörte.
Yvette fand Yazmins Worte ironisch und dachte bei sich: Sie ist nicht Lances Ehefrau. Das bin ich.
Yazmin fuhr fort: "Ich war früher zu stur und bin nur wegen eines Streits ins Ausland geflohen. Aber Lance ist so süß. Er hat die ganze Zeit auf meine Rückkehr gewartet. Deshalb habe ich beschlossen, ihn jetzt, wo ich zurück bin, zu heiraten."
Yazmin redete weiter, doch Yvette hörte ihr nicht mehr zu.
Der Gedanke daran, dass Yazmin Lance heiraten wollte, zerriss Yvettes Herz. Yvette wäre fast in Ohnmacht gefallen, als sie das hörte.
Yvette dachte: Wir sind noch nicht geschieden, und er plant bereits wieder zu heiraten!
Als Yazmin bemerkte, dass Yvette nicht zuhörte, rief sie: "Yvette?"
Als Yvette das hörte, riss sie ihre Gedanken zurück in die Gegenwart.
"Was gibt es, Ms. Myers?"
Yvette war nicht mehr sie selbst, und das befriedigte Yazmin.
Dann nahm Yazmin ihr Handy heraus, öffnete die Line-App und sagte: "Yvette, wie wäre es, wenn ich dich bei Line hinzufüge? Lance ist so zuvorkommend mit mir. Vielleicht möchte ich ihn hin und wieder überraschen. Du müsstest mir dann helfen."
Yvette wollte Yazmin eigentlich nicht zu ihren Kontakten hinzufügen, aber als sie Yazmins eifriges Gesicht sah, gab sie sich geschlagen.
Da die Sonne draußen hell schien, bildeten sich Schweißperlen auf Yazmins Stirn. Yazmin drehte sich zu Yvette um und sagte verlegen: "Yvette, könntest du mich bitte dorthin begleiten?"
Yvette nickte und schob den Rollstuhl. Aber der Rollstuhl bewegte sich nicht.
Yvette drückte ihre Hand gegen die Armlehne und beugte sich vor, um nachzusehen, ob die Räder feststeckten.
Aber in dem Moment, in dem Yvette den Kopf senkte, kniff Yazmin hart in Yvettes Arm und fragte spöttisch: "Yvette, hat es dir Spaß gemacht, zwei Jahre mit meinem Mann zu schlafen?"
Yvette ahnte, dass etwas Schlimmes bevorstand.
Plötzlich setzte sich der Rollstuhl, der festgesteckt hatte, von selbst in Bewegung.
"Hilfe!
Yvette!"
Yazmin schrie, das Gesicht voller Angst, rief nach Yvette und fiel unsanft nach hinten.
Yvettes Pupillen verengten sich, als sie versuchte, Yazmin zurückzuziehen, doch es war bereits zu spät...
Krach!
Mit einem dumpfen Ton fiel Yazmin schwer zu Boden.
"Yazmin!"
In diesem Moment ertönte eine vertraute Stimme von hinten.
Bevor Yvette erkennen konnte, wer es war, wurde sie zur Seite gestoßen.
Durch den Stoß prallte Yvette gegen das Geländer neben ihr und verspürte Schmerzen in den Knien und im Unterleib.
"Lance, mir tut alles weh."
Yazmin schluchzte schwach in Lances Armen, ihre Stirn war blutverschmiert, und ihr Gesichtsausdruck zeigte extremen Schmerz.
Lance runzelte die Stirn, als er Yazmins Wunden sorgfältig untersuchte und dabei nervös wirkte.
Er warf nicht einmal einen Blick auf Yvette, die er zur Seite gestoßen hatte.
Das ließ Yvettes Herz schmerzen, als ob es jemand kräftig zusammendrückte, und raubte ihr den Atem.
"Lance, ich habe alles gesehen. Diese verrückte Frau hat Yazmin geschubst!"
Emilie, die gerade herauskam, zeigte auf Yvette und beschuldigte sie.
Eigentlich hatte Emilie überhaupt nichts gesehen, aber sie beschuldigte Yvette dennoch, denn Yvette war ihr ein Dorn im Auge.
Lance drehte sich um, blickte Yvette feindselig an.
Der Blick von Lance machte Yvette einen Moment sprachlos. Doch tief in ihrem Herzen hoffte Yvette noch, dass Lance vernünftig sein könnte. "Ich habe nicht ..."
"Genug!"
Lance unterbrach Yvette unbarmherzig, seine Augen glutrot. "Wenn Yazmin etwas zustößt, lasse ich dich nicht davonkommen."
Lance hatte beschlossen, dass Yvette die Schuldige war.
Der Funken Hoffnung, der zuvor in Yvettes Augen lag, war nun erloschen.
Ihr Herz blutete, als ob ein Haken es grausam durchbohrte.
Wie lächerlich!
Es stellte sich heraus, dass Yvette in Lances Augen so bösartig war.
Yvette zitterte vor Kälte; ihr Körper und ihr Herz litten.
Dann trug Lance Yazmin ins Auto, ohne Yvette auch nur eines Blickes zu würdigen.Emilie legte nach und warf Yvette, die am Boden lag, einen spöttischen Blick zu, als wäre sie ein armes streunendes Haustier.
"Lance ist eine Liga für sich. Im Vergleich zu Yazmin bist du für ihn bedeutungslos."
Emilies Worte waren unangenehm, doch Yvette hörte ihr gar nicht zu.
Statt dessen starrte sie ausdruckslos auf Lances Schritte, die nervös ausschienen, als wäre sie ein seelenloser Roboter.
Die Art und Weise, wie Lance für Yazmin sorgte, hatte Yvette zuvor noch nie gesehen.
Nun wurde Yvette klar, dass sie Lance nie wirklich nahegestanden hatte.
Dann startete Lance seinen schwarzen Bentley. Eine Staubwolke erhob sich, als der Wagen davonfuhr.
In diesem Moment durchzog ein merkwürdiger Schmerz Yvettes Unterleib.
Yvette kam zu sich und realisierte etwas. Dann hielt sie sich den Unterleib. "Das Baby..."
Ihr Telefon klingelte. Es war Ellen, die anrief, um Yvette mitzuteilen, dass es noch eine Weile dauern würde, bis sie aus der Garage kommen würde.
Die anhaltenden Schmerzen versetzten Yvette in große Panik. Da es schwierig war, am Eingang eines exklusiven Restaurants ein Taxi zu finden, erhob sich Yvette, um Lances Auto anzuhalten und ihn dazu zu bringen, sie trotz allem ins Krankenhaus zu fahren.
Doch Lances Auto fuhr an ihr vorbei. Yvette zog sich mühsam mit aller Kraft hinterher, um das Auto anzuhalten.
Aber Lance hielt nicht an. Stattdessen fuhr er rücksichtslos in Richtung Hauptstraße davon.
Yvette blieb zurück und starrte dem Auto hinterher, bis es nicht mehr zu sehen war.
Mit schmerzendem Magen strich sie sich über den Unterleib, während sie Tränen der Traurigkeit vergoss.
"Baby, es tut mir so leid..."
...
Im Krankenzimmer.
Ein Arzt untersuchte Yazmin sorgfältig.
Lance stand draußen auf dem Flur und sprach am Telefon. Das Sonnenlicht fiel durch das Glas auf sein Gesicht, sein attraktives und markantes Profil zeichnete sich dagegen ab.
"Es tut mir leid, Mr. Wolseley. Ich konnte Mrs. Wolseley nicht ausfindig machen. Sie ist vielleicht schon gegangen."
sagte Frankie offen am Telefon.
"In Ordnung."
Nachdem er aufgelegt hatte, dachte Lance immer wieder daran, wie niedergeschlagen und hilflos Yvette ausgesehen hatte, als sie auf den Boden fiel.
Er wusste, dass er derjenige war, der Yvette gestoßen hatte.
Aber soweit er sich erinnern konnte, war es kein starker Stoß gewesen und Yvette hatte keine Verletzungen. Aber warum sah Yvette dann so schmerzgeplagt aus?
Lance dachte, wenn Frankie sie nicht gefunden hat, muss es Yvette doch gutgehen, oder?
Aber irgendwie fühlte sich Lance unruhig und beunruhigt.
Yvettes errötende Augen und ihr tränenüberströmtes Gesicht gingen Lance immer wieder durch den Kopf.
Lance dachte, er hätte gegenüber Yvette nicht nachsichtig sein sollen, nachdem sie Yazmin verletzt hatte.
Aber Yvette hat nie etwas Unangemessenes getan. Und auch wenn sie und ich verheiratet sind, nutzt sie das nie aus und kennt stets ihren Platz.
Vielleicht war es wirklich ein Unfall.
Aber wenn es ein Unfall war, was bedeutet das dann für Yazmin?
Sein Blick fiel nachdenklich auf das Krankenzimmer. Irgendetwas hatte sich in ihm verändert, selbst wenn er es nicht wahrnahm.
Zurück im Zimmer.
Auf Yazmins Gesicht standen immer noch Tränen. Als sie bemerkte, dass Lance auf sie zuging, streckte sie die Hand aus, um ihn zu umarmen.
Lance runzelte leicht die Stirn. Offensichtlich wollte er keinen so intimen Kontakt. Aber wegen Yazmins Verletzung wies er sie nicht zurück.
"Geht es dir wieder besser?", fragte er.
Trotz Lances besorgter Nachfrage konnte Yazmin die Kälte in seinen Worten spüren.
"Jetzt tut es nicht mehr so weh", sagte Yazmin mit tränenüberströmtem Gesicht und mitleidserregend.
"Yazmin, was ist damals passiert?"
Lance klang beiläufig. Aber irgendwie schickten seine Worte einen Schauder über ihren Rücken.
"Yvette hat nichts falsch gemacht. Sie hat meinen Rollstuhl aus reiner Nächstenliebe geschoben. Ich denke, es muss ein Problem mit dem Rollstuhl geben. Deshalb bin ich gestürzt. Lance, gib nicht Yvette die Schuld, ja?"
erklärte Yazmin, ihre Stimme voller Reue.
Lances Blick auf Yazmin wurde weicher.
Er dachte: Ich hätte über Yazmin nicht so denken sollen.
Dann hielt er ihre Schulter, während er sanft seine Taille aus ihrer Hand löste. "Ruh dich aus."
Im einfallenden Licht sah Lance gut aus und strahlte.
Yazmin war verwirrt darüber.
Erst als Lance ging, legte Yazmin ihr unschuldiges Lächeln ab und ihr Gesicht verwandelte sich wieder zurück in Bosheit.
Sie dachte: Lance hat mich tatsächlich wegen dieser Schlampe verdächtigt!