"Annette? Was machst du denn hier?" Roxanne sah überrascht aus, als Annette im Arbeitszimmer erschien.
"Warum?" fragte Annette verwirrt.
"Ich habe Kyle zusammen mit einem Mädchen in Richtung Schlafsaal gehen sehen. Warst du das nicht?" fragte Roxanne.
Annette war eine Studentin an einer Werwolf-Universität und hatte das Glück, hier ihren Gefährten Kyle kennenzulernen.
Kyle war der Sohn des Alphas vom Crystal Pack. Luna Fiona, seine Mutter, war die Präsidentin der Universität.
Annette und Kyle galten an der Werwolf-Universität als beneidenswertes Paar, nachdem sie bemerkten, dass sie Gefährten waren.
Annette wunderte sich, warum Roxanne so etwas fragte. Dann verspürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Herzen, der sich schnell in ihrem Körper ausbreitete.
Sie presste ihre Hand auf die Brust und sank auf den Tisch.
"Annette, geht es dir gut?" Roxanne klang besorgt.
"Ich weiß nicht. Ich spüre plötzlich Schmerzen in meinem Herzen und Körper", sagte Annette, bleich im Gesicht.
Roxanne erklärte, "Es gibt nur zwei Erklärungen, wie die Lehrer sagen würden. Erstens: Dein Gefährte liegt im Sterben."
"Sterben?" Eine Sorgenfalte erschien auf Annettes Stirn. "Das kann nicht sein. Und die andere Erklärung?"
Roxanne zögerte und sagte dann unsicher: "Nun, vielleicht betrügt dich Kyle gerade."
"Das ist unmöglich!" rief Annette fast. Hastig packte sie ihre Bücher in ihre Tasche und verließ das Zimmer.
Annette eilte zu Kyles Wohnheim, der Schmerz wurde schlimmer, je näher sie kam.
Sie wollte Roxanne nicht glauben. Kyle war ihr Gefährte und ihre Liebe perfekt.
Ihre Leidenschaft füreinander war stark, und es schien ausgeschlossen, dass er sie betrügen würde.
Der Schmerz wurde unerträglich, als sie vor Kyles Tür stand.
Sie fasste den Türknauf und drehte ihn langsam.
Beim Betreten hörte sie das Stöhnen eines Mannes und einer Frau aus dem Schlafzimmer.
Die Stimme der Frau kannte Annette. Sie gehörte zu Lena, ihrer Freundin.
Lena stöhnte vor Verlangen. "Kyle, beanspruche mich!"
Annette stürmte ins Schlafzimmer.
Sie war schockiert: Kyle und Lena lagen zusammen im Bett, beide nackt.
Annettes Blick verschwamm, Tränen füllten ihre Augen.
Sie spürte den schmerzhaften Kloß in ihrer Brust, obwohl sie kaum fassen konnte, was geschah.
Lena erblickte Annette in der Tür. Sie schrie auf und hüllte sich in die Decke.
Kyle sprang aus dem Bett, die Begierde wich aus seinen Augen und er geriet in Panik.
"Annette, bitte hör mir zu..."
Annette fiel ihm ins Wort: "Ich werde dich ablehnen, Kyle!"
Kyle rief: "Nein!"
Annette wischte ihre Tränen weg, machte auf der Stelle kehrt und verließ hastig das Wohnheim.
Kyle wollte ihr nachlaufen, stoppte jedoch, weil er nackt war. Er brüllte vor Wut.
Annette verließ unter Tränen die Universität. Der körperliche Schmerz war verschwunden, doch ihr seelischer Schmerz quälte sie immer noch.
Man sagte ihr, dass die Mondgöttin die Gefährten für Werwölfe auswählte, sie also füreinander bestimmt waren.
Genauso wie Adam und Eva.
Als sie Kyle das erste Mal traf, spürte sie eine Verbindung zwischen ihnen. Fast spontan nannten sie sich "Gefährte".
Es gab eine starke Verbindung zwischen ihnen beiden.
Annette hätte nie gedacht, dass Kyle sie betrügen könnte.
Sie fragte sich, 'Hätte Kyle es getan, wenn er gewusst hätte, wie sehr es mich verletzt?'
Sie schüttelte den Kopf, versuchte, ihre Gedanken zu klären.
Doch sie scheiterte. Sie konnte die Szene, die sie gerade erlebt hatte, nicht abschütteln. Sie blieb in ihrem Kopf haften.
Annette dachte, sie müsse sich betrinken und betäuben.
Sie ging wie in Trance in eine Bar. Lehrer von der Werwolf-Universität kamen hier nicht hin und niemand würde sie als Hybriden oder Außenseiterin verurteilen.
Nach einigen Gläsern Wein fühlte sie sich besser, als sie angetrunken wurde.
In diesem Moment betrat ein Mann die Bar.
Es war ein großer, gutaussehender Mann.
Annette kam eine kühne Idee.
Kyle hatte sie betrogen, und sie wollte es ihm auf dieselbe Weise heimzahlen.
Annette taumelte auf den Mann zu. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie ignorierte es, da ihre Sicht verschwommen war.
Ihr Hirn funktionierte gerade nicht richtig.
Sie warf sich dem Mann an den Hals.
"Möchtest du irgendwohin?" Sie sah ihn direkt an und fragte unverhohlen.
"Ich hoffe, du wirst es nicht bereuen", sagte der Mann und nahm Annette in den Arm.
Annette verließ mit dem Mann die Bar. Als sie erwachte, lag sie in einem Bett.
Das Zimmer war dunkel, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
Sie verspürte Schmerzen, als der Mann neben ihrem Ohr keuchte.
Sie versuchte, ihn wegzuschieben, doch ihre Versuche waren umsonst.
Sie konnte keinen Laut von sich geben und hoffte, dass er aufhören würde.
Die Bewegungen des Mannes waren grob, und so verlor sie erneut das Bewusstsein.
Es dämmerte, als sie ihre Augen wieder öffnete.
Annette sah sich im Zimmer um und erinnerte sich an die Ereignisse der Nacht.
Sie setzte sich abrupt auf und spürte Schmerzen im Unterleib.
Die Badezimmertür öffnete sich.
Ein Mann kam heraus.
Sie sah sein Gesicht. Das war er! Erschrocken sank sie auf dem Bett zusammen.
Der Mann hatte ein Badetuch um seine Hüften geschlungen, sah Annette an und sagte mit gelassener Stimme: "Hey, du."