"Ein Zug und du hast verloren..."
Bobby trug einen Ausdruck von Schock und Aufregung zur Schau, den zu verbergen ihm schwerfiel. Ich habe gewonnen, und zwar in nur einem Zug, dachte er bei sich, während sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht breitmachte. Vor dem Kampf gab ihm die Veränderung in seinem linken Auge Zuversicht, aufgrund seiner Reaktionsgeschwindigkeit und Sehstärke würde er in der Lage sein, einen von Toms Bewegungen abzuwehren – und wenn er es richtig anstellte, sogar mehr als zehn. Aber das tatsächliche Ergebnis übertraf bei Weitem seine Erwartungen.
Für einige Zuschauer war Toms Angriff sehr schnell, doch durch Bobbys linkes Auge sah er alle Bewegungen kristallklar. Als sein linkes Auge aktiv war, erschienen ihm die Bewegungen des Gegners langsam und plump. Er war baff, denn er entdeckte Fehler in Toms Fähigkeiten, Fehler in einer hochrangigen Kampfkunst. Bobby verstand es nicht; wie konnte er so leicht die Schwächen des Gegners erkennen? Vielleicht, weil sein Gegner die Technik noch nicht vollständig beherrschte.
Letztendlich folgte er seinem Instinkt, so wie er es bei der Fliege getan hatte, und versetzte seinem Gegner einen tödlichen Schlag, mit dem er den Kampf in nur einem Zug gewann. Alle Schüler auf dem Feld waren schockiert. "Hab ich das falsch gesehen? Der Verlierer ist Tom?" "Richtig, der Verlierer ist Tom." Alle Schüler rissen ihre Augen auf und machten entgeisterte Gesichter.
"Wie ist das möglich? Wie konnte ich gegen diesen Kerl verlieren?" fragte sich Tom, als auf seinem Gesicht ein Ausdruck des Unglaubens erschien. Er hatte so plötzlich verloren, dass er nicht nachvollziehen konnte, wie es dazu kam. Zu diesem Zeitpunkt waren sich Bobby und Tom in ihrer Verwirrung ähnlich; keiner von beiden verstand ganz, was passiert war.
"Das war ein Zufall", rief jemand aus der Menge und sogleich nickten alle anderen zustimmend. "Genau, der Junge hat einfach zu viel Glück gehabt; er hat zufällig gewonnen", sagte eine andere Stimme. Er hat wirklich unglaubliches Glück. Rasch einigte man sich unter den Anwesenden über den Grund für Bobbys Sieg.
"Glück? Vielleicht." Bobby lächelte matt und machte Anstalten zu gehen. "Junge, bleib stehen!" Tom hielt sich den Bauch und stand langsam auf, ehe er düster meinte: "Noch einmal, Bobby, du hattest vorhin nur Glück; deswegen hast du gewonnen. Lass uns noch mal kämpfen."
"Noch mal kämpfen?" Bobby zog skeptisch die Augenbrauen hoch und blickte Tom an. "Erstens bist du verletzt, zweitens habe ich keine Zeit", entgegnete er und drehte sich um. "Mistkerl, wenn ich geheilt bin, werde ich meine 13 Wandlungen der Giftschlange perfektionieren und dann trete ich gegen dich an", rief Tom wütend, während er zusehen musste, wie Bobby sich entfernte.
In der Rückschau auf den Kampf hatte Tom seine eigenen Gründe für die Niederlage, und es gab drei Hauptgründe, die ihm in den Sinn kamen. Erstens: Er hatte seinen Gegner unterschätzt. Zweitens: Er hatte nur die ersten drei Züge der 13 Wandlungen der Giftschlange erlernt und da sie noch nicht perfektioniert waren, hatten sie viele Mängel. Drittens: Bobby hatte zu viel Glück.
Auf der anderen Seite des Kampfkunstfeldes begann Bobby mit dem Training. "Der Grund für meinen Sieg im Kampf liegt hauptsächlich darin, dass Tom mich unterschätzt hat und noch dazu die hochrangige Kampfkunst nicht perfektioniert war, was es mir erlaubte, die Fehler darin zu erkennen", dachte er bei sich. Bobby wusste die Antwort in seinem Herzen. Im nächsten Kampf würde Tom keine Gnade walten lassen und wenn er die 13 Wandlungen der Giftschlange perfektioniert, wäre Bobby sich eines erneuten Sieges nicht sicher.
Denn der Unterschied zwischen einem gelben und einem orangefarbenen Gürtel war enorm. Orangegurte wurden viel härter und besser trainiert als Gelbgurte. Krafttraining war ein wesentlicher Bestandteil ihrer Ausbildung, sodass jemand mit orangefarbenem Gürtel aus einer Hauptanstalt etwa 100 kg mehr Druck ausüben konnte als jemand mit einem einfachen gelben Gürtel. Deshalb war es unter normalen Umständen bereits überraschend, wenn ein Gelbgurt einen Orangegurt schlug, geschweige denn in einem einzelnen Zug.
"Das Wichtigste ist immer noch, dass ich meine Stärke steigere", nahm Bobby einen tiefen Atemzug und begann erneut, die Flammende Metallfaust zu üben. Die erste, die zweite, die dritte Bewegung... Die Flammende Metallfaust floss nun so glatt wie Wasser, flüssiger, als sie je war. Ha! Als Bobby seine Übungsroutine beendete, war sein Gesichtsausdruck erregt. Die Flammende Metallfaust umfasste insgesamt 32 Bewegungen, und nun konnte er sie in einem Zug abgeschlossen, viel schneller als zuvor. Auch die Kraft hinter den Bewegungen hatte zugenommen.Nach Beendigung der Übung spürte er, wie sein Blut besser und schneller floss als zuvor, es war, als ob es in seinen Adern brennen würde. Zugleich wurde der Takt, der von seinem linken Auge ausging, noch deutlicher spürbar. Bobby schloss seine Augen und sein Bewusstsein sank in eine pechschwarze Dimension. Im Zentrum dieser Dimension befand sich ein schwaches grünes Licht. Anfangs hatte das grüne Licht einen Radius von etwa 60 cm und war ziemlich schwach. Jetzt schien sowohl die Fläche als auch die Helligkeit des schwachen grünen Lichtes zugenommen zu haben.
"Kann es sein? Ist das Auge der Fähigkeiten direkt mit meiner eigenen Stärke verknüpft?" überlegte Bobby freudig. Die Veränderungen an seinem linken Auge boten ihm die Chance, sein Schicksal zu wandeln. Zuerst hatte es ihm geholfen, Tom zu schlagen, und zweitens waren seine Bewegungen beim Üben unglaublich flüssig geworden.
Bobby fokussierte seine Augen erneut und begann wieder, die Flammenden Metallfäuste zu üben. Seine Bewegungsgeschwindigkeit erhöhte sich stetig und die Bewegungen begannen perfekt ineinanderzufließen. Nachdem er die Routine zum dritten Mal durchgeführt hatte, war seine Geschwindigkeit bereits doppelt so hoch wie zuvor, und der Schaden, den er anrichten konnte, war deutlich größer. Durch seine Atmung spürte er, wie sein Blut besser zirkulierte und sogar die Teile seines Körpers, die vorher nicht gestärkt werden konnten, fühlten sich nun kräftiger an.
"Bei diesem Tempo brauche ich nur noch wenige Tage, bis ich durchbreche und meinen orangenen Gürtel bekomme", dachte er. Er übte bis in die Nacht hinein, wischte seinen Schweiß ab und machte sich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, beschäftigte er sich weiterhin mit den Veränderungen seines linken Auges.
"Um deine Blutlinie des Auges fortzuführen, wirst du über alle herrschen, jede Ethnie kontrollieren. Du glücklicher Jüngling, enttäusche mich nicht", hallte die Stimme in seiner Erinnerung wider. Er erinnerte sich an die Stimme aus der pechschwarzen Dimension bevor er in Ohnmacht fiel. "Dieses Auge könnte von einer uralten, gleichsam göttlichen Existenz stammen und durch einen Zufall mit meinem verschmolzen sein", mutmaßte Bobby.
Sogar in der Nacht, als er sein Auge öffnete, konnte er immer noch alles draußen sehen. Die Dunkelheit der Nacht spielte nun kaum noch eine Rolle für ihn. Sein Auge konnte immer noch die Vögel in einigen Kilometern Entfernung ausmachen. Als Bobby in dieser Nacht im Bett lag, spürte er, wie von seinem linken Auge zischende Hitzepulse ausgingen, die sich mit seinem Blut vermischten. Unter diesem eigenartigen Gefühl schlief er ein.
Am nächsten Morgen erwachte Bobby, streckte seine Glieder und ging heraus, um im kleinen Hof vor seinem Haus zu üben. "Dieser Hof ist zu alt und die Umgebung nicht gut. Wenn ich stärker bin, lasse ich meine Eltern definitiv in einem großen Haus wohnen, das einen eigenen Innenhof hat", dachte er bei sich. Schnell begann er, die 32 Bewegungen der Flammenden Metallfaust zu üben.
Die Faust schnitt durch den Wind und entfesselte nun extreme Kraft. Kaum hatte er ein paar Schläge ausgeführt, spürte er, dass etwas nicht stimmte. Bei jedem Atemzug brodelte sein Blut und eine Aura der Macht umgab ihn. Jeder Schlag hatte nun mindestens eine Wucht von 200 bis 250 kg.
"Was?", rief er erschrocken, als seine Fäuste in zwei rote Lichtflecken verschwommen. Um seine wahre Stärke zu bestimmen, schlug er gegen den großen Baum vor ihm, und der Ast, den er traf, zerbrach sofort. "Nein, das ist eindeutig nicht die Kraft eines Gelbgurts. Kann es etwa sein...", Bobby Herz schlug höher, als er versuchte, seine eigene Kraft zu ergründen.
Um seine Theorie zu testen, dass das Auge ihm Kraft verlieh, holte er tief Luft und setzte all seine Energie in einen Tritt. Stampfen! Der Boden bebte und die Erdschichten zerbröckelten, sodass Bobbys Fußabdruck 2 cm tief im festen Boden zurückblieb. Sein Gesichtsausdruck wurde freudig, als eine seiner Handflächen einen mindestens 30 kg schweren Stein traf und ihn in Stücke schlug.
Solch eine Kraft hätte ein Rekrut im Städtchen mit einem Gelbgurt nicht besitzen dürfen. "Der orangefarbene Gürtel, ich hab es geschafft! Mit dieser Kraft erreiche ich sicherlich den orangenen Gürtel", sagte Bobby, während er seine Augen schloss und die Kraft in seinem Körper spürte. Er hatte gedacht, dass es mindestens einige Tage dauern würde, den orangefarbenen Gürtel zu erreichen, doch er hatte nicht bemerkt, dass ihm dies bereits nach einer Nacht Schlaf gelungen war.
Sein Bewusstsein wanderte zu seinem linken Auge und dort stellte Bobby fest, dass das schwache grüne Licht nun von etwa 60 cm auf 67 cm angewachsen war. Er spürte, dass seine Energie besser als zuvor war und dass sie auch andere, nicht erklärbare Veränderungen durchlaufen hatte.