Als Dean anrief, stand Lin Wanli immer noch an der Tür zu Huo Jiuxiaos Zimmer.
"Wanli, anscheinend hat deine alte Dame mich zu ihrem Geburtstagsbankett morgen Abend eingeladen. Sie sagte, sie möchte sich bei mir entschuldigen."
"Natürlich solltest du hingehen. Es ist das Hauptereignis, das ich mir nicht mal anschauen könnte, selbst wenn ich es könnte", sagte Lin Wanli. Da Ye Zhenzhen sie nicht verleumden konnte, würde sie definitiv zur alten Herrin gehen und sie überzeugen, dass Dean Unruhe in die Lin-Familie bringen und den undankbaren Nachkommen demütigen würde.
Also würde sie der Mutter und Tochter zeigen, was es bedeutet, sich selbst ins Bein zu schießen.
"Okay, ich schaue mir gerne Shows an", entgegnete Dean begeistert.
Es war eigentlich Schicksal, dass die beiden sich kannten. Dean war bei Ärzte ohne Grenzen, und Lin Wanli eine bekannte Bloggerin. Durch ihren scharfzüngigen Schreibstil und ihre Kritikbereitschaft hatte sie viele Fans gewonnen. Dean war einer von ihnen und eines Tages schrieb sie auch über Klatschgeschichten bezüglich Deans Familiengeschichte. Dean las gerade über sich selbst. Die beiden lieferten sich 300 Runden lang Streitigkeiten auf Facebook und fügten sich schließlich als Freunde hinzu.
Obwohl Deans Identität nicht einfach war, war er tatsächlich ein sehr guter Schauspieler.
In diesem Moment gab es wieder Bewegung im Zimmer. Lin Wanli steckte ihr Handy weg und sammelte ihre Gedanken.
Dieses Mal kamen ihr Song Huaishus Anweisungen wieder in den Sinn.
Es war also keine Marotte.
Aber was meinte er damit, dass sie sich nicht scheiden lassen dürfe und keine Erwartungen an ihn haben sollte?
Dann ging sie zurück in ihr Zimmer und holte wieder ihr Telefon heraus. Sie schickte Huo Jiuxiao eine Nachricht: [Dein Zimmer ist so laut.]
Huo Jiuxiao antwortete: [Komm rein.]
Lin Wanli warf einen Blick auf Youyou, die mit Yan Qiu auf der Klettermatte spielte, und ging dann wieder in Huo Jiuxiaos Raum.
Im Zimmer schien er nach etwas zu suchen, aber er hatte keine Ahnung.
Lin Wanli sagte nichts. Sie folgte nur dem Klang des Weckers und schaltete ihn aus.
Huo Jiuxiao stand am Fußende des Bettes und warf ihr einen Blick zu.
Sie wusste Bescheid.
"Song Huaishu hat es mir schon gesagt, also geht es um die Lippenleserei, richtig? Auch die Verletzungen an seinem Körper sind Folge seiner Gehörlosigkeit, nicht wahr?" Lin Wanli kam direkt zum Punkt. "Du hast so viele Feinde in Jinchuan, und ich kenne deine Schwäche. Versuch mich in die Kanalisation zu werfen. Ich hoffe nur, dass du Youyou keine Stiefmutter aussuchst."
Doch Huo Jiuxiao sagte kein Wort. Stattdessen hob er seine Hand, drückte sie gegen die Wand und küsste sie.
Plötzlich wurde die Welt still, was Huo Jiuxiao sehr zufrieden stellte. Dann biss er Lin Wanli in die Lippen und warnte: "Es ist nicht gut, wenn man zu laut ist."
Nachdem Lin Wanli gebissen wurde, war sie ein wenig verwirrt. "Ich dachte, du kannst nicht hören."
"Dein Herz ist laut", dachte Huo Jiuxiao.
Aber Huo Jiuxiao fühlte sich wohl, denn es gab kein Mitleid oder Bedauern, wie er vermutet hätte. Sie zeigte nicht mal Mitleid.
"Du bist derjenige, der laut ist. Wegen dir kann unsere Tochter nicht schlafen."
Nachdem sie das gesagt hatte, war Lin Wanli perplex. Es schien, als würde sie sich hinreißen lassen, aber sie konnte nicht zurückweichen.
"Du willst nicht, dass ich die Scheidung anspreche, aber du willst auch nicht, dass ich Gefühle für dich habe. Ist das der Grund?" Lin Wanli biss sanft in Huo Jiuxiaos Adamsapfel. "Ich bin einverstanden. Wie auch immer, Meister Xiaos Körperkraft ist herausragend und deine Figur ist gar nicht schlecht. Ich habe nichts zu verlieren. Schließlich führt ein zu langes Witwensein auch zur Einsamkeit."
"Ab heute Abend werden Youyou und ich in dieses Zimmer ziehen. Unsere Tochter kann nicht ohne mich sein, und du, ein mörderischer Schuft, kannst nicht mal einen Wecker finden. Du brauchst mich gleichermaßen. So wird es bequemer sein."
Doch Huo Jiuxiao zwickte sie nur spielerisch ins Ohrläppchen. "Bist du jetzt zum zweiten Mal so clever?"
Lin Wanlis Körper zuckte, aber sie war immer noch nicht bereit, etwas gegen ihren Willen zu sagen. "Eigentlich will ich das nicht. Ich will deine ehrlichen Gedanken hören, aber ich weiß, dass das jetzt nicht möglich ist. Ich weiß, das ist nicht deine Absicht, aber wenn du schon eingezogen bist, kannst du nicht aufhören, mich mit deinen Worten zu verletzen?"
"Für dich bin ich immer noch eine Fremde, obwohl ich unser Kind schon zur Welt gebracht habe. Aber für mich bist du das nicht. Also, wenn du mir nah sein willst, auch wenn du nicht willst, dass ich irgendetwas bekomme, dann sei wenigstens ehrlich zu mir."