Als Su Wan sah, dass Lin Rui zurückkehrte, stellte sie schnell den Topf zurück auf das Lagerfeuer und ließ ihn ein wenig köcheln, bevor sie etwas Brei in eine Schüssel schöpfte, die Lin Yu ihr reichte. Sie bemerkte, dass Lin Rui etwas besorgt aussah, aber sie drängte nicht sofort zu Fragen. Der arme Kerl war im ganzen Dorf hin und her gelaufen, um ein Haus für sie zu finden, sie war nicht so hartherzig, um sofort Antworten zu verlangen.
"Hier", reichte sie ihm ein nasses Handtuch, das sie bereits ausgewrungen hatte, "wische dir den Schweiß ab und iss etwas, du siehst aus, als würdest du gleich umkippen."
Lin Rui nahm das nasse Handtuch dankbar entgegen und sah Su Wan an. Ihm war wirklich zu heiß, schließlich war er in seinen Hochzeitsgewändern durch das Dorf gelaufen. Sie waren zwar nicht besonders prachtvoll, aber sein Bruder Lin Yu und seine Mutter hatten sie komplett mit goldenen Blättern und Rosen bestickt, passend zu Su Wans goldenen Pfingstrosen – Drachen und Phönixe waren für einfache Leute schließlich nicht gestattet –, sie waren ein wenig schwer, und es war sehr anstrengend, darin herumzulaufen.
"Danke", sagte er, während er sich das Gesicht abwischte, nahm die Schüssel mit Brei von Su Wan und war angenehm überrascht, als ihm ein köstlicher Duft entgegenströmte. Er schluckte und schaute tadelnd zu seinem dritten Bruder, der gierig seine Schüssel nach der wievielten auch immer leerte. Egal wie gut es schmeckt, man sollte sich vor seiner Frau doch etwas benehmen! Hatte er keine Angst, dass sie ihn abstossend finden würde?
Doch alle Beschwerden verschwanden, als er in das rote Krabbenfleisch biss und den perfekt gekochten Reis verschlang. Es war wirklich lecker, schließlich waren sie alle Männer, die kochen konnten, aber ihre Kochkünste waren eher grob. Immer wenn sie kochten, wurden die Gerichte entweder zu salzig oder zu fad und außer dem zweiten Bruder wusste keiner, wie man das Feuer richtig kontrolliert. Also wenn jemand anderes als der zweite Bruder kochte, war es sicher, dass das Essen am Ende verkohlt sein würde.
Su Wan beobachtete Lin Rui beim Essen und nickte, er war wirklich ein Gentleman, man beachte nur seine langsamen, kleinen Bissen – er aß auf eine so elegante Weise, ganz anders als Lin Chen.
"Frau, gib mir noch einen!", sagte Lin Chen und hielt seine Schüssel hin, während er darauf wartete, dass sie ihm noch etwas Brei einschenkte. Su Wan lehnte natürlich nicht ab und gab ihm noch etwas, aber sie warnte ihn trotzdem, da sie befürchtete, dass er zu viel essen könnte: "Iss nicht zu viel, du musst noch zu Mittag essen. Es wird köstlicher sein als das hier."
Und sie hoffte aufrichtig, dass es wirklich köstlicher sein würde, da ihr die Würze fehlte und der Brei ein wenig fad war. Aber als die beiden älteren Lin-Brüder gingen, bat sie sie, ein paar Gewürze für sie mitzubringen. Sie wünschte nur, dass diese Brüder nicht vergessen würden, die Gewürze zu besorgen.
"Mach dir keine Sorgen, Frau, ich werde definitiv alles essen, was du kochst", sagte Lin Chen grinsend, aber er verlangsamte sein Tempo und begann, den Geschmack ihres Krabbenbreis zu genießen.
Su Wan beobachtete ihn und wusste nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte – wenn es ihm so gut schmeckte, würde sie es noch einmal kochen, er musste es nicht so genießerisch essen.
"Ah Rui, was ist los? Du scheinst besorgt zu sein", bemerkte Mutter Lin, dass ihr vierter Sohn seit seiner Rückkehr besorgt wirkte, aber genau wie Su Wan wollte sie ihren müden Sohn nicht drängen, also wartete sie darauf, dass er seinen Magen mit etwas Brei füllte.
"Mutter, das-"
"Bruder, sag bitte nicht, dass du es nicht geschafft hast, ein Haus zu kaufen?", sagte Lin Chen besorgt. Er freute sich natürlich auf seine Hochzeitsnacht mit seiner Angetrauten – er musste mindestens drei Tage und zwei Nächte warten, bevor er mit seiner Frau schlafen könnte. Wenn die Nacht vorgezogen würde, wäre das nicht sehr lästig?
"Nein, das Haus habe ich gekauft, aber", begann Lin Rui."Aber Ah Rui," begann Mutter Lin mit zweifelndem Ton, "man sagt, in diesem Haus soll es spuken." Als Lin Rui dies zugab, war seine Stimme kaum noch zu hören und sein Satz klang wie ein leises Summen einer Mücke.
"Ein Spukhaus? Sprichst du vom Haus der Familie Ling?" Mutter Lins Gesicht verfärbte sich erst blass und dann vor Zorn rot. "Ah Rui, wie kannst du nur so töricht sein! Du hast gerade geheiratet, es ist ein so glücksvoller Tag. Wie kannst du bloß dieses Haus kaufen und etwas so Unheilvolles tun?"
Mutter Lin tadelte Lin Rui heftig. Dieser neigte schweigend seinen Kopf und hörte sich die Schelte an. Niemand wagte es, Mutter Lin zu unterbrechen, schließlich war sie die Älterste und es wäre unangebracht gewesen, sie während der Zurechtweisung ihres eigenen Sohnes zu stören.
" Mutter, ich weiß... ich weiß, dass es ein Fehler war," erwiderte Lin Rui mit einem gequälten Lächeln, das schlimmer aussah als ein Weinen. "Aber ich hatte wirklich keine Wahl. Du weißt, die Dorfbewohner hängen an ihren Wurzeln, es gibt nicht viele Häuser und die, die Oberhaupt Luo mir zeigte, waren zu klein, um unsere siebenköpfige Familie aufzunehmen. Am Ende war nur das Ling-Haus groß genug für -"
"Aber trotzdem!" Mutter Lin war noch immer nicht besänftigt und konnte nicht aufhören, Lin Rui zu rügen. "Hast du keine Angst, deiner eigenen Frau an einem so bedeutenden Tag Pech zu bringen, indem du dieses Haus kaufst?"
Genau das beunruhigte Mutter Lin. Schließlich war Su Wan noch jung, und ihre Söhne hatten endlich eine Frau gefunden, die sowohl respektvoll als auch geschickt im Haushalt war. Wenn ihr etwas zustoßen würde, was würde aus ihren Söhnen werden? Wo würden sie ein solch gutes Mädchen wie Su Wan wiederfinden?
"Mutter, beruhige dich", sagte Su Wan und klopfte Mutter Lin auf den Rücken, während sie ihr eine Tasse warmes Wasser reichte, weil Mutter Lin zu husten begann. "Ich weiß, du machst dir Sorgen um unsere Familie, aber Ah Rui hatte auch keine Wahl. Wenn zwei Frauen unter solch schlechten Bedingungen zusammenleben müssen, fürchte ich, dass es viel zu beschwerlich werden würde."
"Kind, du bist auch - ach, was ist, wenn du Angst bekommst?"
"Wenn ich Angst habe, dann komme ich rüber und schlafe bei dir, Mutter", sagte Su Wan schelmisch zu Mutter Lin.
Mutter Lin lachte und tätschelte Su Wans Hand. Als sie jung war, hatte sie sich stets eine Tochter wie Su Wan gewünscht, die ihr nahesteht, aber die Töchter, die sie zur Welt gebracht hatte - seufz.
Während Mutter Lin sich von Su Wan leicht überzeugen ließ, verdüsterten sich die Gesichter der Ehemänner.
'Liebste, wenn du bei Mutter schläfst, was ist mit mir?' - Lin Chen, Lin Rui und Lin Yu.