Kapitel 16: Die Preise sind gestiegen
„Dieses Mal werde ich das Leben nach meinen Vorstellungen führen. Ich lasse mich nicht mehr von den Wellen anderer mitreißen", nahm sich Loreen fest vor.
Entschlossenheit durchströmte sie bei dieser Erklärung, als ihr Magen knurrte.
'Oh weh, ich war so beschäftigt, dass ich das Frühstück vergessen habe.'
Und nun war es schon längst Mittagszeit.
Schwäche überkam Loreen. Sie blickte auf ihre zitternden Hände. Sie musste etwas essen.
Ihr Gepäck war bereits gepackt, sodass sie jederzeit auschecken konnte.
Doch zunächst brauchte sie dringend Nahrung. Mit letzter Kraft begab sie sich zum Diner des Hotels. Auf den Zimmerservice konnte sie nicht warten – sie brauchte ihr Essen jetzt sofort.
Sie griff zum erstbesten Fertiggericht und ließ sich am nächsten Tisch nieder.
"Mm~ Schmeckt gut", schluckte Loreen.
Endlich schmeckte das Essen wieder!
In den ersten zwei Wochen hier hatte alles wie Sand geschmeckt, egal wie schön es angerichtet oder wie verführerisch es duftete.
Es war eine echte Erleichterung, dass sie nun endlich wieder eine köstliche Mahlzeit genießen konnte.
Nachdem sie es am eigenen Leib erlebt hatte, verstand sie endlich, weshalb Menschen mit gebrochenem Herzen manchmal zu bitter gegenüber der Welt wurden.
Denn ein gebrochenes Herz kann einem den Lebensmut entziehen – bis zu dem Punkt, an dem Sichtweise, Geschmackssinn, Energie, Motivation und Weltanschauung jenseits aller Logik verzerrt werden.
Sie war einst naiv und dachte, Liebe sei süß und gesund. Aber sie konnte auch qualvoll und tödlich sein.
'Vielleicht sollte ich mich erstmal von der Liebe fernhalten.'
Loreen entschied, ihr Herz zu schützen. Während sie an ihrem gebrochenen Herzen arbeitete, schien es ihr klüger, sich vor einer neuen Liebe zu hüten.
Einen weiteren Liebeskummer könnte sie möglicherweise nicht ertragen.
***
Nach dem hastigen Mahl ging sie zur Rezeption, um ihre Rechnung für den Aufenthalt zu begleichen.
'Hm?'
Loreen blinzelte mehrmals ungläubig und starrte auf die Rechnung, die ihr der Angestellte überreichte. Sie schluckte, als ihr angesichts der Summe ihrer Ausgaben ein kalter Schauer über den Rücken lief.
'Ich habe eine Million für gerade mal 2 Wochen und fünf Tage ausgegeben?! Sind die Preise wirklich so gestiegen?'
Plötzlich wurde Loreen klar, dass ihr Leben in den letzten drei Jahren zumindest finanziell ungemein sorglos gewesen war.
Drei Jahre lang hatte sie sich keine Gedanken über ihre Lebenskosten gemacht und nicht bemerkt, dass die Preise derart gestiegen waren.
'Was habe ich in all der Zeit gemacht?'
Ah ja, sie hatte versucht, ein Baby zu bekommen.
Sie hatte täglich trainiert, gesunde Mahlzeiten zubereitet und gegessen, Arztbesuche wahrgenommen, Gäste empfangen und sich darum gekümmert, dass Edric sich erholen konnte, sobald er zuhause war.
Das war ihr Leben in den letzten drei Jahren.
'Wie habe ich das nur überstanden – und sonst nichts?'
Loreen war selbst über sich erstaunt.
"Geht es Ihnen nicht gut, Madame?"
Die Angestellten waren verwirrt über Loreens plötzliches Schweigen. Besorgt blickten sie zu ihr herüber, wissend, dass sie die meiste Zeit ihres Aufenthaltes eher niedergeschlagen gewesen war.
Einer ging sogar unmittelbar auf sie zu, bereit einzugreifen, sollte sie ohnmächtig werden.
"Ich bin in Ordnung, danke. Vermutlich hat mich die Erschöpfung übermannt", bemühte sich Loreen, Fassung zu bewahren und ein wenig ihrer Würde zu retten.
Zum Glück glaubten sie ihr, denn sie wussten von ihren zahlreichen Touren, die sie in nur wenigen Tagen absolviert hatte.
"Hier ist meine Karte."
'Gott sei Dank deckt das Geld auf meinem Konto diese Kosten!'
Hätte sie noch länger verweilt, wäre sie in Schulden gestürzt, noch bevor sie ein neues Leben anfangen konnte.
'Wie peinlich wäre das denn gewesen?! Edric und Sera hätten sich kaputtgelacht.'Besonders Sera. Dieses Mädchen würde sie extrem verspotten und ihr sagen, sie solle die Unterhaltszahlungen von Edric annehmen, um wie eine echte Goldgräberin dazustehen.
Allein der Gedanke daran, wie sie darauf reagieren würden, ließ sie zusammenzucken.
„Hier ist Ihre Karte, meine Dame."
Loreen nahm ihre Karte entgegen und kehrte zurück in ihr Zimmer, um ihre Sachen zu packen. Es war Zeit zu gehen.
Als sie ihr Konto online überprüfte, hatte sie nur noch 500.000 übrig.
'Was hat am meisten gekostet?'
Sie sah sich die Quittung an. Sie hätte mindestens 800.000 übrig haben müssen, wenn sie nicht all ihre Touren wiederholt hätte.
'Ugh, vielleicht hätte ich das nicht alles wiederholen sollen.'
Aber sonst hätte sie die Schönheit dieses Ortes nicht vollständig erleben können. Beim ersten Mal hatte sie nicht richtig aufgepasst, deshalb musste sie alles noch mal machen.
Auch das Hotel selbst war teuer, da es direkt am Strand lag.
Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war es ein Fünf-Sterne-Hotel.
Das Zimmer, das Ambiente, die Aussicht, die Annehmlichkeiten, das Personal und die Pflege – alles war gut.
'Aber jetzt habe ich nur noch 500.000 und weder Arbeit noch eine Wohnung', seufzte Loreen tief. Sie wollte weinen, war aber darüber hinweg.
Sie könnte diesen Betrag immer noch verwenden, um eine Wohnung zu finden.
‚Ich muss auch dieses Telefon wechseln', dachte Loreen, als sie ihr teures Handy ansah.
Gerade als sie mit ihrem Gepäck die Tür verlassen wollte, vibrierte ihr Telefon.
Es war wieder eine Nachricht von Edric. Er hatte sie jeden Tag angerufen und ihr Nachrichten geschickt, doch sie hatte sie ignoriert.
„Was will er schon wieder?", dachte sie verärgert und las die Nachricht.
***
Wo zum Teufel bist du?
Komm heim und unterschreibe die Unterhaltspapiere, damit ich die Scheidungspapiere einreichen kann.
Was versuchst du zu spielen?
Ich werde meine Meinung nicht ändern, egal wie lange du das hinauszögerst.
Unterschreibe die Unterhaltspapiere so bald wie möglich.
***
„Was?! Er hat die Scheidungspapiere noch nicht eingereicht?" Loreen runzelte die Stirn.
Sie hatte die ganze Zeit gedacht, dass sie bereits geschieden war, aber offensichtlich waren die Papiere noch nicht einmal eingereicht.
Loreen war so wütend, dass sie schließlich eine Antwort tippte.
***
Beschimpfe mich nicht.
Ich habe die Scheidungspapiere bereits unterschrieben. Geh einfach hin und reiche sie ein, damit wir das hinter uns bringen können. Warum verschwendest du Zeit?
Ich werde die Unterhaltspapiere nicht unterschreiben, egal was du sagst.
Ich glaube, das habe ich bereits in meinen Notizen klargestellt.
Ich brauche nichts von dir.
Ich habe dich nicht wegen des Unterhalts geheiratet, also reiche die Scheidungspapiere einfach ohne sie ein.
Und ruf mich nicht mehr an oder schreib mir nicht mehr.
Das ist eine Belästigung.
Wenn es dir auch nur im Geringsten leidtut, dass du dich so plötzlich von mir scheiden lässt, dann hör bitte auf, mich mit all diesen Anrufen und Nachrichten zu belästigen.
***
Loreen drückte auf ‚Senden', noch bevor sie weiter nachdenken konnte.