Es waren Tage vergangen, seit Thalors Vater im Krieg gefallen war, und die Drachenstadt hatte sich in Trauer und Stolz gehüllt. Ein Denkmal wurde errichtet, um seinen Mut und sein Opfer zu ehren. Thalor stand vor der Statue, die majestätisch in der Mitte des Platzes erhoben war, und betrachtete die feinen Details, die das Bild seines Vaters einfingen. Der Ausdruck war kraftvoll, die Augen funkelten vor Entschlossenheit – genau so, wie er ihn in seinen besten Momenten in Erinnerung hatte.
„Er hätte stolz auf dich sein sollen, Thalor", sagte Elowen, die an seiner Seite stand. Ihre Stimme war sanft, aber der Schmerz des Verlustes war noch immer spürbar.
„Ich hoffe, dass ich ihm eines Tages gerecht werden kann", murmelte Thalor, während er die Statue berührte. „Ich will nicht nur für ihn kämpfen, sondern für alle, die für unsere Freiheit gekämpft haben."
Elowen nickte und legte ihre Flügel um ihn. „Das wirst du, mein Sohn. Du hast bereits so viel Stärke gezeigt. Aber es ist auch wichtig, dass du deinen eigenen Weg findest. Es ist Zeit, dass du zurückkehrst, wo du hingehörst."
Die Worte seiner Mutter trafen ihn tief. Er wusste, dass er seine Reise im Zirkus fortsetzen wollte. Der Zirkus war ein Teil von ihm, eine Familie, die ihn bedingungslos akzeptierte. „Ich möchte zurück zum Zirkus", erklärte er schließlich, und seine Stimme war fest. „Dort bin ich zu Hause."
Elowen sah ihn mit einem gemischten Ausdruck an – Traurigkeit und Stolz. „Wenn das dein Wunsch ist, dann unterstütze ich dich. Aber vergiss nicht, dass ich hier bin, wenn du mich brauchst."
Thalor umarmte sie fest. In diesem Moment spürte er, dass der Kummer, der ihn so lange begleitet hatte, langsam einer Hoffnung Platz machte. „Ich werde dich besuchen, Mama. Das verspreche ich."
Am nächsten Morgen bereitete Thalor sich auf die Abreise vor. Elara wartete am Rand der Stadt, bereit, ihn auf seinem Weg zu begleiten. Als sie ihn sah, strahlte sie vor Freude. „Bist du bereit, Thalor?"
„Ja, ich bin bereit", antwortete er mit einem Lächeln. „Es wird gut sein, wieder im Zirkus zu sein. Ich habe die Crew vermisst."
„Sie werden sich freuen, dich zu sehen", sagte Elara. „Gerade jetzt, wo alles wieder zur Ruhe kommt."
Die Reise zurück zum Zirkus war von einer unerwarteten Leichtigkeit geprägt. Während sie durch die Wälder flogen, genoss Thalor die frische Luft und das Gefühl der Freiheit. Erinnerungen an vergangene Tage überfluteten ihn – die aufregenden Auftritte, das Lachen der Crew und die Magie des Zirkuslebens.
„Erzähl mir von den Veränderungen im Zirkus", forderte Thalor Elara auf, während sie durch die Wolken gleiteten.
„Oh, es gibt viele Neuigkeiten!", begann sie, ihre Augen funkelten. „Wir haben ein paar neue Akrobaten, die wirklich beeindruckend sind. Und Mara hat einige neue magische Tiere gefunden, die das Publikum verblüffen werden."
„Klingt aufregend!", sagte Thalor und spürte, wie seine Vorfreude wuchs. „Ich kann es kaum erwarten, sie zu treffen."
Als sie endlich in der Nähe des Zirkusgeländes landeten, waren die ersten Sonnenstrahlen am Horizont zu sehen. Die bunten Zelte und die vertrauten Geräusche des Zirkus begrüßten Thalor wie eine warme Umarmung.
„Schau, die Crew ist schon auf den Beinen!", rief Elara und deutete auf die geschäftigen Menschen, die das Gelände vorbereiteten.
„THALOR!", ertönte eine Stimme, die durch den Lärm der Morgendämmerung schnitt. Es war Mara, die sofort zu ihnen rannte, das Gesicht voller Aufregung. „Du bist zurück!"
Thalor lächelte, als Mara ihn umarmte. „Ich habe euch alle vermisst!"
„Und wir haben dich vermisst!", riefen einige der Zirkusmitglieder, die sich um ihn versammelten.
„Wie war die Drachenstadt?", fragte ein junger Akrobat neugierig.
„Es war... anders", begann Thalor und schloss für einen Moment die Augen, um die Erinnerungen zu verarbeiten. „Es gab viel Trauer, aber auch Hoffnung. Ich habe viel gelernt."
„Das freut mich zu hören", sagte Elara, die in der Nähe stand und beobachtete, wie Thalor in die Gemeinschaft eintauchte.
Nach einer Weile wandte sich Thalor an die Gruppe. „Ich kann es kaum erwarten, wieder im Stall zu sein! Wie sieht es mit meinem Stall aus?"
„Er ist besser als je zuvor!", antwortete Mara mit einem breiten Grinsen. „Wir haben ein paar neue Dinge hinzugefügt, und es ist perfekt für dich."
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Thalors Stall. Als sie dort ankamen, war Thalor überwältigt von der Freude, die ihn erfüllte. Der Stall war sauber und ordentlich, die Ecken mit frischem Heu gefüllt, und die Vorbereitungen für seine Rückkehr waren offensichtlich.
„Es fühlt sich an wie nach Hause kommen", flüsterte Thalor und sah sich um.
„Und du bist immer willkommen", sagte Elara, als sie hinter ihm stand. „Hier bist du ein Teil von etwas Größerem."
In diesem Moment fühlte Thalor, dass er endlich einen Ort gefunden hatte, an dem er zu Hause war, wo er sein Erbe ehren und gleichzeitig seinen eigenen Weg finden konnte.
Er wusste, dass die Erinnerungen an seinen Vater ihn stets begleiten würden, aber jetzt war es an der Zeit, sein eigenes Leben zu leben – mit den Drachen an seiner Seite und der Zirkusfamilie, die ihn niemals im Stich lassen würde.