Am Ende sagte Mo Long, dass er sich um alles kümmern würde, und das Gespräch zwischen den beiden war beendet.
Jiang Yu verspürte jedoch eine Wärme in ihrem Herzen. Wenigstens erinnerte sich noch jemand an ihren Geburtstag.
Am nächsten Morgen strahlten alle Mitglieder der Jiang-Familie vor Freude.
Jiang Hai hob sogar eine größere Summe Geld ab und bat Wei Juan, mit ihren beiden Töchtern Kleider kaufen zu gehen.
Im Auto sagte Jiang Ran zu Wei Juan: „Mama, der junge Meister Ye meinte, er bringt mich heute Nachmittag ins Auktionshaus, um Geschenke auszusuchen. Er hat gesagt, ich soll auf alles bieten, was mir gefällt."
Wei Juan lachte, als sie das hörte. „Unsere Ran Ran ist einfach hervorragend. Es ist nur recht, dass der junge Meister Ye dich gut behandelt."
Jiang Yu saß daneben und hörte dem Gespräch zu. Sie presste die Lippen aufeinander und unterbrach nicht.
Natürlich schaute Jiang Ran wieder zu Jiang Yu und lächelte absichtlich. „Mama, ich weiß. Man muss es langsam angehen mit den Männern. Erst dann schätzen sie uns wirklich, nicht wahr?"
Wei Juans Miene wurde düster. Sie dachte darüber nach, wie Jiang Yu sich draußen danebenbenommen und sogar ihren Körper preisgegeben hatte.
Keine wohlhabende Familie würde so eine Tochter in der Zukunft wollen.
So war es also: Jiang Ran war die Zukunftshoffnung der Jiang-Familie.
Jiang Ran fuhr fort: „Mama, wenn ich eines Tages heirate, werde ich ganz bestimmt nicht vergessen, wie gut du zu mir warst. Unsere Familie wird sicherlich aufsteigen. Du und Papa könnt einfach nur darauf warten, ein schönes Leben zu genießen. Wenn ich Professor Bais Schülerin werde, wird der junge Meister Ye ganz bestimmt um meine Hand anhalten wollen."
„Mama, wir haben abgemacht, dass ich nicht so früh heiraten will. Ich möchte an der Uni fleißig lernen, damit ich es in der Zukunft weiter bringe und die Familie Jiang noch stabiler wird."
Jiang Ran sprach immer wieder von der Familie Jiang, was Wei Juan ein warmes Gefühl gab. Sie fasste den Entschluss, viel Geld auszugeben, um ein Kleid zu finden, das Jiang Ran gefiel.
Das war das Gesicht der Familie Jiang.
Jiang Yu begriff plötzlich, warum Wei Juan Jiang Ran in den letzten Jahren wie ihre leibliche Tochter behandelt hatte. Es lag daran, dass Jiang Ran hier jeden Tag große Träume malte.
Normalerweise schimpfte Wei Juan immer mit ihr, weil sie nutzlos sein würde. Wahrscheinlich war sie einer Gehirnwäsche unterzogen worden, nachdem sie Jiang Rans Worte gehört hatte.
Als sie beim Kleiderladen ankamen, stiegen Wei Juan und Jiang Ran aus dem Auto und bemerkten scheinbar erst dann, dass Jiang Yu auch da war.
Jiang Ran tat so, als hätte sie wieder ein schwesterliches Verhältnis und versuchte, Jiang Yus Hand zu fassen. „Schwester, lass mich dir später beim Aussuchen eines Kleides helfen."
Jiang Yu wich sofort einen Schritt zurück und vermied den Kontakt mit der anderen Person. Jiang Rans Gesicht erstarrte und sie stand verlegen da.
Wei Juan hielt es nicht mehr aus und ermahnte: „Jiang Yu!"
Es geschah schon wieder. Seit Jiang Yu bei der Jiang-Familie war, hatte sie nie einen guten Blick für Jiang Ran übrig gehabt.
„Mama, vergiss es. Wir schauen jetzt erstmal nach den Kleidern." Jiang Ran lächelte nachsichtig und betrat den Kleiderladen.Jiang Ran blieb vor einem kurzen Kleid stehen, das ihre Schultern entblößte.
Wei Juan schüttelte den Kopf. "Ran Ran, dieses Kleid steht dir nicht." Es war zu aufreizend. Es hatte keineswegs die würdevolle Ausstrahlung einer reichen jungen Dame.
Jiang Ran lächelte und meinte: "Ich denke, dieses Kleid würde meiner jüngeren Schwester besser passen."
Jiang Yu warf einen Blick darauf. Jiang Ran verstand es wirklich, Kleider auszuwählen. Sie hatte sich für das preiswerteste im Laden entschieden, und es war offensichtlich, dass es auch das freizügigste war.
Wei Juan dachte an Jiang Yus Benehmen von vorhin und wollte sie unmittelbar bestrafen. Sie wies Jiang Yu an: "Zieh das mal an."
Sie hatte eigentlich nicht vor, es zu kaufen. Sie wollte einfach nur, dass Jiang Yu es anprobierte, um ihr zu zeigen, wer sie war.
Die Verkäuferin zog das Kleid schnell hervor und sah Jiang Yu erwartungsvoll an.
Jiang Yu sagte ungerührt: "Mutter, ich muss noch ein paar Accessoires aussuchen."
Wie teuer konnten schon Accessoires sein? Wei Juan nickte selbstverständlich und erwiderte: "Natürlich, such dir aus, was dir gefällt."
Sie hatte sich ohnehin schon dazu entschlossen, nur das günstigste Kleid im Laden für sie zu kaufen.
Jiang Yu wählte einige Accessoires aus und ging mit dem Kleid in die Umkleidekabine.
Als sie wieder herauskam, staunten die Leute draußen.
Denn das Kleid, das ursprünglich viel Schulter zeigte, wurde mit einem passenden Seidenschal kombiniert, was die gesamte Ausstrahlung des Kleides veränderte.
Das ultrakurze Kleid unterstrich Jiang Yus lange Beine und sie wirkte wie ein unabhängiger, unsterblicher Kranich, voller Anmut.
Jiang Ran hielt gerade das teuerste Kleid des Geschäfts in Händen, aber als sie Jiang Yus Outfit sah, verzogen sich ihre Mundwinkel. Sie hatte das Gefühl, dass das Kleid, das sie anhatte, nicht länger schön war.
Die Verkäuferin lobte: "Ihre Figur ist wirklich atemberaubend. Dieses Kleid ist sehr anspruchsvoll."
Ihre Taille war schlank, ihre Beine waren lang, und auch ihr Busen füllte das Kleid schön aus.
"Ich bin nicht überzeugt, dass es so toll ist. Lasst es uns noch einmal überdenken", sagte Jiang Ran säuerlich.
Wei Juan hatte nicht erwartet, dass Jiang Yu durch ihre Kleidung eine solche Ausstrahlung erreichen könnte.
Dennoch wollte sie nicht, dass Jiang Yu zu sehr im Mittelpunkt stand. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist."
Jiang Yu blickte Wei Juan ungerührt an. "Mutter, ich denke, ich sollte das gleiche Kleid wie Ran Ran tragen. Sonst könnten die Leute dich beim Bankett missverstehen und behaupten, du seist voreingenommen gegenüber ihr! Schließlich bin ich ja nur eine 'Adoptivtochter'."
Die Augen der Verkäuferin veränderten sich, und ihr Blick auf Wei Juan war nun ein anderer.
Kein Wunder, dass diese Dame gerade das billigste Kleid für ihre Adoptivtochter ausgesucht hatte und das kostbarste für ihre leibliche Tochter.