Youyou spürte, dass seine Mutter besonders aufgewühlt war, und fragte besorgt: "Mama, was ist denn los?"
"Es ist nichts! Mach dir keine Sorgen, Youyou. Mama wird dich beschützen. Niemand kann dich mir wegnehmen!"
Er war für einen Augenblick verblüfft und wirkte fasziniert, fing sich aber schnell wieder und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
"Was meinst du damit, Mama? Natürlich wird Youyou immer dein Schatz sein!"
Sie war so berührt und zufrieden.
Sie gab ihrem Sohn zwei forsche Küsschen auf die Wangen und sagte: "Schatz, Mama liebt dich über alles!"
"Alberne Mama, komm schnell rein!" Als eine kalte Brise durchs Fenster wehte, sah er, wie ihre Nase rot wurde. Er warf ihr einen schiefen Blick zu, während er ihre Hausschuhe bereitlegte.
Sie betrat die Wohnung und warf ihren Rucksack auf das Sofa. Als sie in der Zeitschrift auf dem Couchtisch das kühle, gutaussehende Gesicht von Mu Yazhe auf der Titelseite sah, erblasste sie.
"Youyou, was ist das auf dem Tisch?"
"Das ist eine Zeitschrift, die ich eben im Buchladen gekauft habe", antwortete er und steckte sie lässig in seine Schultasche.
Sie atmete erleichtert auf. "Youyou, kauf solche Zeitschriften nächstes Mal nicht. Die Erwachsenenwelt ist ziemlich chaotisch."
Unwillkürlich musste er spöttisch lachen.
Er war jung, aber seine Erfahrungen mit der Welt der Erwachsenen waren keineswegs gering.
Er wusste, wie schmutzig und ungerecht die Erwachsenen sein konnten.
Er richtete ordentlich das Essgeschirr auf dem Tisch vor ihr her, schöpfte eine Schüssel Reis für sie und platzierte ihre Lieblingsgerichte vor ihr. Es war wirklich tadelloser Service!
Ihr Herz war erfüllt von Zufriedenheit und Glücksgefühlen, während sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit und seine sorgfältige Fürsorge genoss.
"Alberne Mama, iss dein Essen schnell!"
Sie nahm ihre Schüssel und schlang den Reis in wenigen Sekunden hinunter.
Er beobachtete sie mit einem abschätzigen Blick aus den Augenwinkeln. Sie war sonst so korrekt und anständig in Gesellschaft anderer, jetzt aber benahm sie sich wenig damenhaft... Mit ihrer Art zu essen, könnte sie wirklich andere verschrecken.
"Mama, benimm dich doch bitte etwas damenhafter. Du musst dich an die Tischmanieren halten, langsam und mit Anstand essen."
Ihre Entgegnung auf seine Rüge ließ nicht lange auf sich warten. Sie war zu Hause und sah keinen Grund, sich zurückzuhalten. "Es ist schon in Ordnung. Wir sind ja nur zu zweit hier", erwiderte sie.
Als er schnell lernte, hatte er bereits mit vier Jahren Kochen gelernt und konnte aus jedem Kochbuch leckere Mahlzeiten zubereiten.
Mittlerweile konnte er problemlos französische, kontinentale oder chinesische Gerichte zubereiten. Seine Fertigkeiten standen denen eines Sternekochs in nichts nach.
Sie war die ganze Zeit über von ihm und seinen Kochkünsten verwöhnt worden. Selbst die Speisen der Hotelköche schienen ihr im Vergleich zu seinen fad.
Das beunruhigte sie noch mehr. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen!
Aus einer Perspektive betrachtet, könnte man sie als erfolgreiche Mutter ansehen – hatte sie doch ein so folgsames und gehorsames Kind aufgezogen.
Aus einer anderen Perspektive betrachtet, könnte man sie allerdings als gescheiterte Mutter ansehen, da sie die meisten Haushaltsaufgaben an ihren Sohn delegierte.
Youyou griff nicht nach seiner Schüssel. Er stützte sein Kinn auf die verschränkten Finger und blickte seine Mutter mit einem wissenden Lächeln an.
"Mama, darf ich dir eine Frage stellen?"
Sie schluckte einen Bissen Reis herunter und antwortete reflexartig: "Ja. Welche Frage?"
Er fragte mit einem Lächeln: "Wer ist mein Papa—"
Bevor er seine Frage beenden konnte, wurde ihr Gesicht rot und sie verschluckte sich am Reis. Gelassen reichte er ihr eine Schüssel mit warmem Sud und klopfte ihr beruhigend auf den Rücken, während sie versuchte, die Reiskörner aus ihrem Hals zu räumen.