"Bruder, geht es nur mir so, oder stimmt etwas nicht am Esstisch?" flüsterte die kleine Clara ihrem großen Bruder Leo zu und warf misstrauische Blicke auf die versammelten Gesichter am Tisch. Nicht ahnend, dass die anderen mit ihren geschärften Sinnen ihre leise Frage belauschen konnten, wurde Claras Neugierde durch die seltsame, unangenehme Atmosphäre, die den Raum zu durchdringen schien, geweckt.
In dem Moment, als ihre Worte ihre Lippen verließen, kam es am Tisch zu einer spürbaren Veränderung. Die sechs Personen, die am meisten in die Eskapade der vergangenen Nacht verwickelt waren, senkten ihre Köpfe weiter und verbargen die Röte auf ihren Wangen. Es wurde kein Wort gesprochen, nur das Schlurfen von Füßen und das ängstliche Klirren von Besteck. Alle taten so, als würden sie nichts hören, ein kollektives Schweigen, das lauter schrie als Worte. Claras unschuldige Frage hatte ungewollt einen wunden Punkt getroffen, der die Verlegenheit noch mehr aufkochen ließ.
