Chapter 33 - Wachsende Gummis

Es ist bereits eine Woche vergangen, seitdem June im familiengeführten Lebensmittelladen zu arbeiten begonnen hat. Und heute ist schon sein letzter Tag. Bisher lief alles ohne Zwischenfälle ab, und er war dem älteren Besitzer dankbar dafür, dass er ihm erlaubte, während der Arbeit eine Maske zu tragen.

Natürlich nicht seine auffällige pinke Katzenmaske.

Einfach eine herkömmliche schwarze Gesichtsmaske.

Jetzt, an seinem letzten Tag, schien es jedoch, als wolle das Schicksal ihn auf die Probe stellen.

Mitten am Tag kam ein Betrunkener herein und verlangte, ihm eine Packung Zigaretten zu schenken.

"Auf dieser Welt gibt es nichts umsonst, Kumpel", sagte June und sah ihn direkt an.

Der Betrunkene lachte. "Kumpel? Wen glaubst du vor dir zu haben, Bürschchen? Wie alt bist du überhaupt?", nuschelte er.

June seufzte, er fühlte sich schon jetzt erschöpft. "Hau ab, Opa. Hier gibt's keine Geschenke."

Plötzlich zog der Betrunkene etwas aus seiner Tasche – ein Messer. June war überrascht, als der Betrunkene es ihm drohend vor das Gesicht hielt. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Er hätte nie gedacht, dass die Konfrontation mit Gefahr so aufregend sein könnte!

"Komm schon, gib mir eine Packung, sonst bist du erledigt."

"Versuch's doch, Opa", entgegnete June mit einem Grinsen. Der Betrunkene stürmte vor und versuchte das Messer an Junes Hals anzusetzen. Doch mit schnellen Reflexen entriss June ihm das Messer und drückte auf einen Druckpunkt an seinem Handgelenk, sodass der Betrunkene es fallen ließ.

Daraufhin schlang June seinen Ellbogen um den Hals des Betrunkenen und hielt ihn fest im Griff. June verzog das Gesicht, als ihm der Geruch nach billigem Schnaps und angehäufter Kopfhautfett und Schuppen in die Nase stieg.

"Warum willst du Zigaretten, wenn du stattdessen Shampoo stehlen solltest, Opa?"

Schnell riss June einen Beutel Shampoo aus dem Regal und steckte ihn in die Tasche des Betrunkenen. Er verstärkte den Druck um dessen Hals, sodass dieser zu würgen begann.

"Und jetzt verzieh dich, nimm ein Bad und lass dich hier nicht mehr blicken, verstanden?"

Der Betrunkene nickte eilig und wurde plötzlich nüchtern. Er hatte den Aushilfsmitarbeiter für ein kleines Kind gehalten, aber etwas an ihm jagte ihm Angst ein.

June lächelte selbstgefällig, während er den alten Betrunkenen davonlaufen sah. Er klopfte sich selbst auf die Schulter.

Er hatte es immer noch drauf.

Nach diesem Vorfall kamen drei Highschool-Mädchen in den Laden. Sie sahen sich etwas auf ihrem Handy an und stießen dabei gegen ein Chipregal. Die Chipstüten fielen herunter, doch sie gingen weiter, als wäre nichts geschehen.

June schnalzte mit der Zunge und richtete die Tüten wieder auf. Als er in die Nähe der Mädchen kam, erhaschte er einen Blick auf deren Handy. Überrascht hob June die Augenbrauen.

Sie schauten sich sein Video aus einer Gesangs-Castingshow an.

"Ach, was soll's? Die sind recht hübsch. Mein Favorit ist der Löwe."

June verzog das Gesicht. C-Jay? Im Ernst?

"Ich schau mir das täglich an, wenn ich lachen will. Es ist wie eine Comedyshow."

"Der Maskierte singt ganz gut, aber ich frage mich, warum Azure ihn mitmachen lässt. Ist er hässlich, weil er sich hinter der Maske versteckt?"

"Genau, den mag ich jetzt schon nicht."

June schnaubte verächtlich.

"Egal. Ich kann die erste Folge kaum erwarten. Ich bin gespannt auf die Typen."

Sie bezahlten ihre Getränke und verließen den Laden, ohne ihm auch nur ein Kompliment zu machen.

June war schon schlecht gelaunt, als vier Grundschulkinder den Laden betraten. Sie waren laut, hielten fettige iPads in den Händen und wirkten wie verwöhnte kleine Gören.

"Lass uns Bonbons holen! Oder Chips? Oder Getränke? Aber ich will auch Reisbällchen", sagte ein Kind.

"Wir nehmen alles", sagte ein anderes. "Mama hat mir ihre Karte gegeben, also ist es kein Problem."

Sie durchstreiften den Laden, während June die Theke abwischte. Er konnte jedoch nicht umhin, ihr Gespräch mitzuhören, als ein Kind zu sprechen begann.

"Oh mein Gott! Das wollen wir auch haben.""Was ist das?"

"Du kennst BenBen-Gummis nicht? Die lassen dich an einem Tag wachsen!"

"Das ist doch unmöglich."

"Doch, das ist echt! Ein Freund von mir ist nach dem Verzehr dieser Gummis an einem Tag 2 cm gewachsen."

"Dann sollten wir sie uns kaufen."

Die kleinen Kinder legten eine Handvoll Snacks und Getränke auf den Tresen. June betrachtete jedoch unaufhörlich die BenBen-Gummis und rief seine aktuellen Aufgaben ins Gedächtnis.

[Missionsstatus:

1. Geld für wohltätige Zwecke spenden: ERLEDIGT

2. Körpergröße um mindestens einen Zentimeter steigern: UNERLEDIGT

3. Ein Autogramm von einer berühmten Person besorgen: UNERLEDIGT]

"Könnt ihr euch beeilen, Alter?", maulte eines der Kinder.

June richtete seinen Blick auf die kleinen Störenfriede.

"Alter?", fragte er.

"Komm schon, gib uns unsere Snacks, Alter", stichelten sie weiter.

June seufzte tief und verpackte ihre Snacks in eine Tüte. "Hier, ihr kleinen Lausebengel."

Sie streckten ihm die Zunge raus und verschwanden, was June noch mehr missfallen ließ. Er hätte sie zurechtweisen können, doch ihre Informationen über die BenBen-Gummis bewahrten sie davor.

June ließ den Tresen kurz hinter sich und ging zum Regal mit den Gummibärchen. Dort sah er, dass nur noch eine Packung vorhanden war.

Er runzelte die Stirn. Er hatte in der vergangenen Woche beobachtet, wie viele Leute sie gekauft hatten!

Er hätte sich welches davon beiseitelegen sollen, wenn er gewusst hätte, dass sie das Wachstum fördern könnten.

Während June noch brummte, klopfte jemand auf seine Schulter. Er drehte sich um und sah eine vornehm wirkende Frau in etwa seinem Alter, als er noch Jun Hao hieß.

"Entschuldigung. Sind Sie hier der Angestellte?"

June nickte.

"Ich bin in Eile und konnte Sie nicht finden. Ich möchte dies hier kaufen", sagte sie und hielt Damenbinden in der Hand. "Kann ich direkt hier bezahlen? Ich habe es sehr eilig."

"In Ordnung", entgegnete June.

Die Frau reichte ihm einen Zwanzig-Dollarschein.

"Ihr Wechselgeld", bemerkte er.

Sie schüttelte den Kopf. "Behalten Sie den Rest. Ich muss wirklich dringend los."

Damit verließ sie eilig den Laden. June lächelte in sich hinein. Es sah so aus, als müsste er die BenBen-Gummis doch nicht von seinem eigenen Geld kaufen.

Als er zum Tresen zurückkehrte, hielt er inne, als er einen rosafarbenen Gegenstand darauf bemerkte. Stirnrunzelnd hob er ihn auf.

Es war eine Geldbörse!

June öffnete sie, um nachzusehen, wem sie gehören könnte, doch als Erstes stach ihm das viele Bargeld darin ins Auge.

[Oh, wow, das ist eine Menge Geld.]

Und in der Tat enthielt die Geldbörse mehr als 10.000 Dollar!