Der Vorsitzende Yi verstand nicht, worauf sie hinauswollte, und es dauerte eine Weile, bis er sich von dem Schock erholen konnte, den er im Büro erlebt hatte. Was meint sie damit? Hat sie vor, wieder in die Branche zurückzukehren?
Als die Sekretärin das Büro betrat, um nach dem Vorsitzenden zu sehen, fand sie ihn starr vor sich hinschauend vor. Aus Angst, ihn zu stören, zog sie sich wieder aus dem Raum zurück und seufzte tief.
Im Aufzug sah Ran Xueyi lächelnd auf den Scheck in ihrer Hand. Sie hatte sich noch nie so glücklich gefühlt, Geld in der Hand zu haben, was wohl daran lag, dass sie in einem reichen Elternhaus aufgewachsen war und nie Geldsorgen erfahren hatte.
Als ihr klar wurde, dass sie nicht über ihr Bankkonto verfügen konnte, zögerte Ran Xueyi kurz. Kein Geld zu haben bedeutete, dass sie ihre Pläne kosteneffizient umstellen musste.
Nachdem sie aus dem Privataufzug gestiegen war, vergaß Ran Xueyi nicht, dem Vorsitzenden Yi eine SMS zu schicken, in der sie ihn daran erinnerte, seiner Bank früh genug Bescheid zu geben, da sie vorhatte, heute ihr Geld abzuholen.
Gerade als sie das Star Studio verließ, erhielt sie einen Anruf von Song Yu Han. Er teilte ihr mit, dass er es nicht zu ihrem geplanten Abendessen schaffen würde, da er etwas außerhalb der Stadt A zu erledigen hatte. Ran Xueyi wollte ihn nicht aufhalten oder klammernd wirken, indem sie versuchte, ihn umzustimmen, und so gab sie ihm die Freiheit zu gehen.
"Wir sehen uns wieder, wenn ich zurück in der Stadt bin", sagte Song Yu Han zu ihr.
Ran Xueyi summte, stieg in ihr Auto und startete es. Dann hörte sie ihn noch einmal ins Telefon sprechen.
"Hast du nicht gerade deine Wohnung vermietet?"
"Ja, das habe ich erst heute Morgen getan", antwortete Ran Xueyi.
Auf der anderen Seite herrschte Stille am Telefon.
Dann sagte er nach einer Sekunde: "Geh nicht ins Hotel. Ich habe eine Villa hier in der Stadt A, in der ich wohne, wenn ich in der Stadt bin. Gehe dort hin und bleibe."
"In Ordnung", sagte Ra Xueyi und versuchte nicht, sein Angebot abzulehnen. Sie waren nun verheiratet, es gab keinen Grund für sie, schüchtern zu sein und das Angebot ihres eigenen Mannes abzulehnen. Außerdem sollte sie nicht versuchen, ungenierter zu sein? "Ich warte auf deine Rückkehr", sagte sie ihm, bevor sie auflegte.
Nach einer Stunde kam Ran Xueyi an der Adresse an, die Song Yu Han ihr geschickt hatte.
Die Villa war etwas größer, als sie erwartet hatte. Ursprünglich nahm sie an, dass es eine kleinere Villa sein müsste, da Song Yu Han alleine lebte. Aber anscheinend hatte sie den jungen Herrn der Song-Familie unterschätzt.
Die Tür der Villa öffnete sich und eine ältere Dame kam heraus. Als die alte Frau Ran Xueyi sah, lächelte sie schnell und fragte: "Bist du Xiao Hans Ehefrau?"Ran Xueyi antwortete: "Ja."
Die ältere Frau musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann nickte sie und ihr Lächeln verbreiterte sich. Sie trat auf Ran Xueyi zu und nahm ihre Hand. "Xiao Han hat eine gute Wahl getroffen. Es scheint, als müsste ich mir keine Sorgen mehr um ihn machen. Bitte kümmere dich gut um unseren Xiao Han aus der Familie Song."
"Ich werde mein Bestes geben, Tante", erwiderte Ran Xueyi, etwas überrascht von der Aussage der Frau. Sie fragte sich, in welcher Beziehung diese zur Familie Song stand. War sie etwa verwandt?
"Komm, ich zeige dir die Villa und später bereite ich das Abendessen vor."
Housekeeper Shu, oder Tante Shu, wie sie genannt wurde, führte Ran Xueyi in die Villa. Beim Spazieren erzählte Tante Shu von allerlei Dingen: Dass sie von Song Yu Hans Mutter engagiert wurde, um sich um ihn zu kümmern, seit er klein war, dass sie ihm überall hin folgte und dass er noch nie eine Frau mit nach Hause gebracht hatte, was ihr Sorgen um seine Gesundheit bereitete.
Ran Xueyi reagierte etwas verlegen. Es war ihr gleichgültig, ob Song Yu Han ein oder zwei geheime Affären verheimlichte. Sie war nicht kleinlich, ihm frühere Beziehungen vorzuwerfen, weil es ganz normal war, dass jemand Beziehungen einging, wenn der richtige Mensch ins Leben trat.
Sie war immerhin als Schauspielerin aufgewachsen und hatte genug Menschen gesehen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Branche alleinstehend waren.
Nach dem Dinner, das sie gemeinsam mit Tante Shu eingenommen hatte, verabschiedete sich die ältere Frau, sie müsse noch weg, und ließ Ran Xueyi allein in der Villa zurück. Ran Xueyi verabschiedete sich höflich und ging dann direkt die Treppe hinauf ins Hauptschlafzimmer.
Das Zimmer war geräumig und sauber. Es gab ein Bett, ein Sofa entlang der Wand, einen Nachttisch, eine Lampe, einen Schreibtisch und einen Kleiderschrank. Ran Xueyi legte sich aufs Bett und roch den männlichen Duft von Kiefern.
Minze und Kiefer. Das war der Duft, den sie auch bei Song Yu Han wahrgenommen hatte. In der Villa gab es zwei Gästezimmer, doch Tante Shu hatte es vorgezogen, dass Ran Xueyi im Schlafzimmer von Song Yu Han übernachtete.
Ran Xueyi griff nach ihrem Telefon und sah einige Nachrichten und verpasste Anrufe. Nach ihrem Gespräch mit Song Yu Han hatte sie es auf stumm geschaltet und sah sie erst jetzt. Gerade als sie auf das Nachrichtensymbol tippte, klingelte ein Anruf herein. Es war 'Mutter' zu lesen.
Ran Xueyi zögerte einen Moment, bevor sie annahm.
"Ran Xueyi! Hast du vergessen, dass du noch eine Mutter hast? Warum hast du meine Anrufe nicht beantwortet?" Mutter Ran tadelte sie, kam dann aber zum Punkt. "Was denkst du dir eigentlich, die Verlobung mit Yang Baihua zu lösen? Ran Xueyi, bist du denn verrückt?!"
Ran Xueyi antwortete: "Yang Baihua hat es dir also schon gesagt? Prima, dann muss ich es dir nicht mehr selbst erzählen. Ja, ich habe die Verlobung aufgelöst. Es ist zwecklos, mich aufhalten zu wollen. Es ist unmöglich, dass ich ihn in diesem Leben heirate. Nimm bitte keinen weiteren Kontakt zu mir auf."
Nach diesen Worten legte sie auf und setzte ihre Mutter auf die Sperrliste. Es gab keinen Grund mehr, weiterhin mit ihrer Mutter zu sprechen.