"Ich wollte nur... aua", sagte Mo Qiang und schnappte sich ihr Kinn, während sie Mo Xifeng ansah, die immer noch ihre Fäuste abwehrbereit vor sich hielt. "Lass die Fäuste sinken, ich wollte eigentlich nur wissen, wie diese Maske angelegt wird!"
"Warum? Kriegst du das nicht hin?" fragte Mo Xifeng zurück, mit einem durchdringenden Blick auf Mo Qiang. Sie kannte ihre Schwester nur zu gut und hatte eigentlich einen Angriff erwartet. Doch statt anzugreifen, blickte Mo Qiang sie nur an und sagte mit sturer Miene: "Ich weiß es nicht, ich kann mich nicht erinnern... Was hast du vor? Mich jetzt umzubringen, weil ich nicht mehr weiß, wie man eine Maske aufsetzt?"
"Was hast du da gerade gesagt?" fragte Mo Xifeng und betrachtete die Frau, die sagte, die Erinnerung an das Aufsetzen der Maske verloren zu haben. Doch dann betrachtete sie Mo Qiang genauer, deren Teint fahl war und deren Lippen bleich und blau wurden. Mo Qiang war jemand, der großen Wert auf ihr Äußeres legte und immer dunkelroten Lippenstift trug. Doch jetzt hatten ihre Lippen keinen Hauch von Farbe, sahen rissig aus und es blutete an einigen Stellen.
Alarmiert betrachtete Mo Xifeng ihre Schwester. Obwohl Mo Qiang eine verwöhnte Göre war und ihre Eltern nicht glücklich über das rüpelhafte Verhalten ihrer ältesten Tochter waren, wusste Mo Xifeng, dass ihre Eltern ihre Schwester abgöttisch liebten. Das wusste sie nicht zuletzt von ihrer Mutter, die sich oft bei ihr über Mo Qiang ausließ. Sie wäre sicher nicht hier, wenn ihre Eltern sich nicht Sorgen gemacht hätten.
Wenn ihrer Schwester etwas zustoßen würde, was würde dann aus ihren Eltern werden? Insbesondere ihr Vater, der seine Tochter so sehr liebte, dass er sich gestern Nacht sogar mit seiner Frau gestritten und sie im Gesicht gekratzt hatte.
Würde ihr Vater dann nicht ihre Mutter etwas antun?
Das konnte sie nicht zulassen!
Eilig entriss Mo Xifeng ihrer Schwester die Maske und drückte sie ihr vor den Mund. Kaum hatte sie das getan, begann die Maske von selbst zu arbeiten. Sie verlängerte sich und bedeckte Mo Qiangs Mund, während sie die dünnen, langen Streifen um ihre Ohren legte.
"Oh, sie funktioniert automatisch… Woah! Hey! Wohin bringst du mich?" fragte Mo Qiang, deren Handgelenk nun fest in den Händen von Mo Xifeng lag, die sie aus der Gasse zog, in Richtung der Klinik am Ende der Straße.
"Du hast eine Menge giftiger Gase eingeatmet, wir müssen dich untersuchen lassen!" sagte Mo Xifeng mit zusammengebissenen Zähnen, während sie ihre Schwester mit sich zog. Sie hatte sich einst gewünscht, die einzige Tochter ihrer Eltern zu sein, aber jetzt, da Mo Qiang aussah, als würde sie sterben, konnte sie sie nicht im Stich lassen!
Diese verdammte, nervige Göre, sie würde ihr keinen einzigen Tag Ruhe gönnen!
…
"Mach den Mund auf, weiter, weiter... ein bisschen weiter."
"Was soll das? Willst du in meinem Mund campen? Mein Mund ist nur so weit, er wird nicht größer, egal wie sehr du mich anschreist!" fauchte Mo Qiang, die in eine Klinik geschleppt worden war, die füllige Ärztin mit der großen Brille an, als diese sie weiter aufforderte, ihren Mund weiter zu öffnen."Sei höflich, Schwester!" Mo Xifeng schien erkannt zu haben, dass ihre Schwester sich wirklich an nichts mehr erinnern konnte und hörte ihr nun zu wie ein artiges kleines Kind, weshalb sie keine Angst mehr hatte, sie zurechtzuweisen.
Sobald Mo Xifeng gesprochen hatte, presste Mo Qiang ihre Lippen zusammen und wandte sich der Ärztin zu, die sie weiterhin aufforderte, den Mund weiter zu öffnen. Diesmal gehorchte Mo Qiang stillschweigend.
'Ich mache das nur wegen dieser Beliebtheitsstatistik!' knurrte Mo Qiang innerlich, während sie spürte, wie die Seiten ihrer Lippen rissen, als sie ihren Mund noch weiter aufsperrte.
'Wie auch immer, was bedeutet diese Beliebtheit?' fragte sie das kleine Eichhörnchen namens Jiao.
'Es ist genau das, was das Wort aussagt, es zeigt an, wie wohlgesonnen dir jemand ist,' antwortete Jiao in ihrem Kopf. Da sie unzertrennlich waren, konnten die beiden ohne Worte miteinander kommunizieren. 'Da du als Erwecker der Natur auserwählt wurdest, wird eine hohe Beliebtheit dich als vertrauenswürdig erscheinen lassen. Je glaubwürdiger du bist, desto mehr Menschen werden dir folgen - wenn du sie etwa bittest, ihren Müll zu recyceln, werden sie tun, was du von ihnen verlangst.'
'Wie ein Sektenführer,' murmelte Mo Qiang in Gedanken, was das kleine Jiao so beleidigte, dass es anfing, sich im Gesicht zu kratzen.
"Hey!"
"Nun, nun," Mo Xifeng, die anscheinend ein sadistisches Vergnügen daran fand, Mo Qiang leiden zu sehen, nahm das kleine Jiao von deren Gesicht herunter und sagte dann mit zuckenden Lippen, "Ich verstehe, dass ihr Gesicht dich zum Kratzen verleiten könnte, aber das darfst du nicht tun..." Dann wandte sie sich Mo Qiang zu und fragte, "Du hast diesmal ein passendes Haustier ausgesucht, Schwester."
Als sie lächelte, schien es, als würde Mo Xifeng den Raum verzaubern, sodass er noch heller wurde.
Mo Qiang: "…" Glaub ja nicht, ich hätte diesen belustigten Schimmer in deinen Augen übersehen.
"Wie dem auch sei, Doktor, was hat meine Schwester?" fragte Mo Xifeng und wandte sich an die Ärztin, die ihre Taschenlampe ablegte und dann mit einem leichten Seufzer sagte, "Sie hat, wie Sie sagten, viel giftige Gase eingeatmet, es ist nur normal, dass sie einige Nebenwirkungen zeigt."
Dann griff sie nach dem Tablet auf dem Tisch und tippte einige Medikamente in den leeren Bildschirm. Nachdem sie die Medikamente eingetragen hatte, leuchtete der Monitor auf, den Mo Xifeng bei sich trug, auf und zeigte eine Nachricht an. Mo Xifeng überflog die Liste der Medikamente und sagte dann, "Diese sind ziemlich teuer, Doktor Chen."
Doktor Chen seufzte und sagte dann, "Nun, wenn Sie ihr diese Medikamente nicht geben wollen, dann könnten Sie sie in die Kaiserstadt bringen und ihren Magen sowie ihre Lunge auspumpen lassen. Ansonsten könnte ihr Leben in Gefahr sein."
Mo Qiang, deren Leben schon wieder in Gefahr war: "..." Verdammt diese Welt! Verdammt!