Am Abend suchte Eve Thompson erneut die Familie Charlie auf.
Das Hauptschlafzimmer war ruhig, beherrscht von einem Kristallleuchter an der Decke, der den Raum erhellte, als sei es Tag.
Eve saß auf dem Bett und grübelte tief.
Langsam kehrten einige Details der vergangenen Nacht in ihr Gedächtnis zurück.
Sie erinnerte sich, dass er beim Küssen das Muttermal auf ihrer rechten Wange bedeckt hatte... und selbst in den leidenschaftlichsten Augenblicken hatte er seine Hand nicht weggenommen.
Verachtete er sie am Morgen also wegen des Muttermals in ihrem Gesicht?
Eve stand sofort auf und ging ins Bad, wo sie eine komplette Auswahl an Schminkutensilien vorfand.
Im Spiegel betrachtend nahm sie die Grundierung zur Hand, um ihr Muttermal vorübergehend zu verbergen. Nachdem sie sichergestellt hatte, dass es auf den ersten Blick nicht zu erkennen war, kehrte sie ins Schlafzimmer zurück.
Eigentlich hatte ihre Schwester ganz annehmbare Gesichtszüge, war aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt, trug nie Make-up und neigte oft ihren Kopf, sodass die Leute stets zuerst ihr Muttermal wahrnahmen.
Aber nun, mit diesem Aussehen, sollte Anthony sie wohl mögen... oder?
Eve wartete bis 23 Uhr, und gerade als sie dachte, Anthony würde nicht mehr kommen, vernahm sie endlich ein Geräusch unten.
Sie stand sofort auf, öffnete die Tür und schritt hinaus.
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Unten angekommen, füllte eine düstere Stimmung die Villa, als Anthony eintrat.
Seine dunklen Augen waren so tief, dass niemand seine Gefühle ergründen konnte. Seine Nase stand hoch und seine schmalen Lippen waren fest aufeinandergepresst. Er wirkte wie ein König, der die Welt beherrschte, umgeben von einer mächtigen Aura, die jeden unweigerlich zu einer Verneigung vor ihm zwang.
Selbst der Butler, der ihm beim Aufwachsen zugeschaut hatte, konnte nicht anders, als angesichts Anthonys attraktiver Erscheinung zu seufzen.
Er begrüßte ihn sofort: „Herr, Sie sind zurückgekehrt."
Anthony nickte knapp und ging mit einem gleichgültigen „Hm" am Butler vorbei, auf die Treppe zu.
Der Butler sprach eilig: „Herr, die... Miss Thompson ist bereits hier."
Anthony hielt inne und sah den Butler mit bedeutsamem Blick an.
Obwohl er nichts sagte, verstand der Butler, dass er eine stichhaltige Erklärung liefern musste - sonst wären die Konsequenzen schlimm!
Der Butler sagte sofort: „Heute ist der 15."
Als er dies hörte, lockerte sich Anthonys Miene nicht, sondern wurde noch kälter, als ob die Person, die auf ihn wartete, kein weiblicher Gast, sondern ein Feind wäre.
Der Butler machte sich insgeheim Sorgen um Miss Thompson.
Beim Gedanken an das, was er heute bei der Familie Thompson gesehen hatte, konnte er nicht umhin zu sagen: „Herr, obwohl Miss Thompson vielleicht ein bisschen gewöhnlich aussieht und nicht viel spricht, ist sie eigentlich ziemlich interessant. Und wenn die alte Dame sie so schätzt, muss es doch einen Grund dafür geben…"
„Onkel Lee, du redest zu viel."
Anthonys tiefe Stimme unterbrach ihn, woraufhin der Butler verstummte. Er wollte eigentlich noch etwas hinzufügen, hörte jedoch plötzlich das Geräusch einer Tür, die sich oben öffnete.
Der Butler wandte sich um und hatte das Gefühl, als würden seine Augen plötzlich aufleuchten!
An der Spitze der Treppe stand das junge Mädchen in einem weißen Kleid. Ihre Haare waren lässig im Nacken zusammengebunden, wodurch ihre hohe Stirn und die feinen Züge ihres kleinen Gesichts zur Geltung kamen!
Vor allem ihre Haut, so blass, dass sie fast durchscheinend erschien, stand dort und schien heller als das Licht selbst.
Der Butler war schockiert. War das... das unscheinbare Mädchen von eben?
Er sah zu Anthony, dessen Augen nicht von ihr weichen konnten, als seien sie Magnete.
Der Butler sagte aufgeregt: „Herr, ich wusste, das Urteilsvermögen der alten Dame trügt nicht. Schauen Sie Miss ohne ihr Muttermal an - wie schön sie ist …"
Doch Anthony schien ihn gar nicht zu hören. Wie verzaubert setzte er einen Fuß vor den anderen und ging auf das Mädchen zu.