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Chapter 13 - Wanderers

Sieben Tage später, irgendwo in einem strahlend leuchtenden Wald, war immer noch ein gebrechlich wirkender Mann damit beschäftigt, seinen Weg aus diesem scheinbar endlosen Dickicht zu finden.

Han Xiao war in dringender Notwendigkeit von Nahrung und Wasser. Sein Rucksack war zwar prall gefüllt, aber nur mit Ausrüstungsgegenständen.

Vor sieben Tagen hatte er Silver Blade mit relativer Leichtigkeit besiegt, indem er seinen Mecha-Arm geopfert hatte.

Das war allerdings kein allzu großer Verlust, denn Han Xiao verfügte noch über die Baupläne und konnte jederzeit einen neuen herstellen.

Obwohl der Wald nicht gerade der ideale Ort zur Genesung war, machte Han Xiaos hohe Ausdauer ihn widerstandsfähig gegen Wundinfektionen. Trotzdem musste er die Schmerzen beim Entfernen der Kugeln in seinem Körper ertragen. Besonders quälend war die Entfernung der Scharfschützenkugel aus seinem Schulterblatt, welche ihn fast eine Stunde lang lähmte.

Mindestens hatte er das Glück, keine wilden Tiere angetroffen zu haben, obwohl er ein paar Hasen gefangen hatte. Die wilden Kreaturen des Planeten Aquamarin waren äußerst grausam und einige von ihnen sogar intelligent. In der Galaxie griffen sie gelegentlich Menschenstädte an. Einige Tiere, wie der amphibische Orca-Elefant, waren derart gewaltig, dass konventionelle Waffen völlig unwirksam gegen sie waren.

Obwohl Han Xiao mit der Geographie des Planeten Aquamarin gut vertraut war, half ihm das nicht viel, wenn er nicht wusste, wo genau er sich befand. Han Xiao schlief nachts auf Bäumen und wenn die vergangenen sieben Nächte ihn etwas gelehrt hatten, dann, dass Mücken die abscheulichsten Kreaturen auf Erden waren.

Werde ich jemals aus diesem Wald herausfinden?

Als wäre es eine Antwort auf seine Gebete, tauchte bald darauf ein Lager voller Wanderer in Han Xiaos Blickfeld auf.

Plötzlich veränderte sich Han Xiaos Gesichtsausdruck und er sprang unvermittelt zurück. Im selben Moment, als er reagierte, schoss ein riesiges Netz aus dem Sand hervor, das mit Metallsplittern durchsetzt war.

"Der Kerl ist ausgewichen!"

Ein langhaariger junger Mann mit einer Schrotflinte kam hinter einem Baum hervor. Seine Kleidung war zerschlissen und mit Tierhäuten geflickt.

"Bleib stehen!", rief er.

Der junge Mann war wohl einer der Bewohner des Lagers und Han Xiao, der keinen unnötigen Ärger wollte, hob die Hände über seinen Kopf.

"Ich bin nur auf der Durchreise."

"Ein Durchreisender?"

Han Xiaos prall gefüllter Rucksack erregte das Interesse des jungen Mannes.

"Was ist in der Tasche? Räum sie aus!"

Han Xiao seufzte innerlich. Kein Wunder, dass die Falle so groß war; sie war genau für solche Fänge gedacht. Die Moral verblasste stets in Krisenzeiten. Die meisten Wanderer waren überlebende Bürger der alten Staaten, die sich gegen ein Leben in den Sechs Nationen entschieden hatten. Das Leben in der Wildnis war hart; Töten und Stehlen mochten zwar verachtet werden, aber zuweilen waren sie unvermeidliche Tatsachen.

"Bist du taub? Ich sagte, leere deinen Rucksack!" schrie der langhaarige Mann, als er auf Han Xiao zuging und versuchte, ihn mit dem Gewehrkolben zu schlagen.

Han Xiao war in einer Zwickmühle. In seinem Rucksack waren ausschließlich Waffen, Munition und Ausrüstung der Germinal Organisation verstaut. Wie sollte er das rechtfertigen?

"Begreifst du mich nicht? Willst du, dass ich dir was antue‽"

Der langhaarige junge Mann spannte drohend die Schrotflinte.

Plötzlich stieß Han Xiao dem ahnungslosen jungen Mann einen Ellbogen in die Brust, wodurch dieser vor Schreck zurückflog. Han Xiao entriss ihm mitten in der Luft die Schrotflinte.

Der junge Mann schlug hart auf den Boden auf und hielt sich vor Schreck die Brust, während er versuchte, zurückzukriechen.

Han Xiao zerschnitt ein Seil der Falle und fesselte den wimmernden jungen Mann an einen Baum.

Als er die Schrotflinte genauer untersuchte, bemerkte er, dass der Lauf deutlich verbogen war und schüttelte den Kopf. Es deutete zumindest darauf hin, dass der junge Mann noch nie jemanden getötet hatte und nur gespielt hatte.

Dennoch war der junge Mann so verängstigt, dass er, als er die Waffe in Han Xiaos Hand sah, noch mehr in Panik geriet.

"Großer Bruder, bitte verschone mich! Verzeih mir, dass ich deinen Stand nicht erkannt habe."Han Xiao verpasste ihm eine schallende Ohrfeige: "Also weißt du, dass du einen Fehler gemacht hast‽"

"Ich habe mich geirrt. Ich habe mich wirklich geirrt", stammelte der junge Mann unverfroren.

"Warum?"

Der junge Mann überlegte kurz, bevor er vorsichtig antwortete: "Ich... hätte eine zusätzliche Waffe mitbringen sollen?"

Han Xiao brach in Gelächter aus.

"Du bist ja ein Witzbold, was?"

"Bitte haben Sie Mitleid, Herr. Lassen Sie mich einfach verschwinden, als ob Sie ein Furz wären", schluchzte der junge Mann mit tränenerstickter Stimme.

"Verschwinde! So einen großen hab ich noch nie fahren lassen."

Han Xiao hob seine Schrotflinte und schlug damit dem jungen Mann ins Gesicht, um ihn k.o. zu schlagen. Letztendlich war der junge Mann höchstwahrscheinlich ein Bewohner des Lagers, und Han Xiao musste noch Nahrung und Wasser von ihnen bekommen.

"Betrachte dich als glücklich."

Eine halbe Stunde später erreichte Han Xiao schließlich das Lager. Sein Auftritt schien die Wanderer zu beunruhigen.

Das Leben in der Wildnis steckte voller Gefahren, und Wanderer waren oft nicht gastfreundlich gegenüber Fremden. Ihre Lebensweise glich der der Zigeuner, immer in Bewegung. Draußen waren pick-up Trucks aufgereiht. Die meisten waren rostig und manche hatten nicht einmal eine Karosserie.

Han Xiao bemerkte, dass es nur wenige Dutzend Zelte gab, was auf eine ziemlich kleine Gemeinschaft hindeutete. Trotzdem bildete sie eine eigene kleine Gesellschaft und Han Xiao fand den Händler des Lagers: einen bärtigen Westler, der sein Geschäft von seinem Pick-up aus betrieb.

"Fremder?" Der bärtige Mann hob fragend eine Augenbraue.

"Kennen Sie die Regeln?", fragte er.

"Was für Regeln?"

"Ausschließlich Tauschhandel."

Nun, das passt, dachte Han Xiao, denn ich habe keinen einzigen Cent.

"Ich möchte eine Karte, drei Eimer Wasser und fünf Kilo Lebensmittel. Brot oder Trockenfleisch würde ausreichen", sagte Han Xiao, während er eine Handvoll Kugeln aus seiner Tasche zog und sie auf den Pick-up legte.

"Damit werde ich bezahlen."

"Schießpulver?"

Die Augen des bärtigen Händlers blitzten vor Gier auf.

Schießpulver war extrem wertvoll für die Wanderer, denn die Jagd war eine wichtige Nahrungsquelle.

"150 Kugeln", forderte der bärtige Händler.

Han Xiaos Gesicht verdüsterte sich.

Tageslichtüberfall!

Die Dinge, um die er gebeten hatte, waren Grundbedarf. Sie konnten unmöglich so teuer sein.

Han Xiaos bronzene Kugeln waren hochwertige Munition, die leicht für 10 Dollar das Stück gehen konnte, aber der Händler verlangte 150 davon - das entsprach 1.500 Dollar!

"Wie Sie möchten", fügte der Händler gleichgültig hinzu und wandte sich wieder seinen Fingernägeln zu.