"Los Soma, wer zuletzt Zuhause ist muss die ganze Woche kochen!" Rief Thalia mir zu, während sie an mir vorbeirannte.
„Warte das zählt nicht, wenn du schon von Anfang an Vorsprung hast!" Erwiderte ich im lauten Tonfall, obwohl es auch ohne diesen Vorsprung klar war, dass sie gewinnen würde.
Denn im Gegensatz zu mir war Thalia als Genie bekannt und besaß einen Vitalwert von 0.9, was sie beinahe zu einem anerkannten Martial Arts Krieger machte. Ihr stand die Welt offen, und höchstwahrscheinlich kann sie den Martial Spirit Rang 1 noch erreichen, bevor sie 18 wird. Dazu müsste sie ihren Wert auf 1.0 anheben, und bei ihrer Körperkonstitution sollte das, dass geringste Problem sein.
Völlig schweißgebadet kam ich vor den Toren des Waisenhauses zum Stehen, Thalia wartete auf mich mit einem schelmischen Grinsen, es folgten die Worte: „Und was steht heute auf dem Menü?"
„So wie immer, Reis und Gemüse"
Sie seufzte und blickte in den Himmel, „Nein nicht schon wieder Soma, ich brauche richtige Nahrung, wenn ich dich schon bald beschützen muss vor den Monstern."
„Du weißt, dass wir für Fleisch oder Restaurantbesuche kein Geld haben, aber warte nur ab. Bald werde ich reich und lade dich in die teuersten Restaurants ein, Schwester. Ich werde der stärkste Krieger, den diese Welt je gesehen hat." Dieser Gedankengang war jedenfalls meine Wunschvorstellung. Ich konnte es mir nicht ausmalen, wie es wäre Thalia im Kampf zu verlieren nur weil sie mich beschützen muss.
„Ich hoffe das dauert nicht mehr so lang mein liebstes Bruderherz." Sprach sie und musste sich ihr Lachen verkneifen.
Daraufhin ging ich zu ihr, zwickte mit meinen Fingern in ihren Wangen, um ihr eine Lektion zu erteilen. „Du solltest mich motivieren und an mich Glauben!"
„Jaja, du weißt genau wie hart die Welt ist, könnten wir uns Kraft wünschen, würden wir nicht nur jeden Tag Reis essen."
Sie hatte Recht, niemand, wirklich niemand in dieser Welt konnte gegen das Schicksal ankämpfen, welches wie in Stein gemeißelt schien. An Wunder oder Götter glaubte die Menschheit schon lange nicht mehr. Der Funken der Hoffnung lebt nur bei der Geburt des Kindes, ob es die Fähigkeit besitzt eine Familie aus der Armut zu holen. Und so starben die einstigen Träume, Hoffnungen und Fantasien noch bevor die Kinder die Schule verließen.
Thalia und ich betraten die Tore des Waisenhauses. Ein kleiner Vorgarten mit den verschiedensten Farben blühte auf in den Strahlen der Sonne.
Heimat, so fühlt es sich an diese Tore zu betreten, ein Gefühl der Sicherheit umgab mich, sobald ich eintrat und schon Stimmen hören konnte aus den weit aufgeschlagenen Türen des Hauses. Eine der Eigenschaften, welche gut ausgeprägt war bei mir, mein Gehör.
„Thalia, bleib stehen."
Aus dem Haus heraus, wurden die Stimmen lauter.
„Wie sollen wir überleben, wenn Sie uns nicht weiter unterstützen? Wir benötigen das Geld für die Kinder, ansonsten werden diese Sterben!" Schrie eine tiefe männliche Stimme.
„Gehen Sie doch einfach wieder an die Front, um die Kinder zu unterstützen. Gelder benötigen wir für die Krieger, nicht für nutzlose Kinder." antwortete ein Mann mit rotem Bart und roten Haaren sichtlich genervt, dass er diese Nachricht übermitteln muss.
Eine blaue Aura stieg auf, ein Ruf enthallte aus den Türen und den Fenstern des Waisenhauses, so laut, dass das ganze Haus bebte und ich erschauderte als der Schall zu mir kam.
„Verschwinden Sie und lassen sie sich nie wieder blicken!"
Sichtlich benommen und ängstlich verschwand der Mann mit roten Haaren, blickte auf Thalia und mich mit abwertendem Blick und stieg in ein schwarzes Auto.
„Onkel Brynjar, wer war das, und was meinte er, dass wir keine Gelder mehr bekommen? Wird das Waisenhaus geschlossen?" Sagte ich, während ich noch immer unter Schock stand, wegen der beängstigenden Aura, welche noch in der Luft schwebte.
Der große Mann, mit langem weißem Bart und tiefen Augenringen sprach in ruhiger Stimme: „Macht euch keine Gedanken darüber Kinder, euer Ziel ist es die Schule abzuschließen, um den Rest kümmern sich die Alten. Außerdem habe ich euren Eltern versprochen, dass ihr beide ein erfülltes Leben führen werdet."
Genau, diese Person ist Onkel Brynjar, ein großer alter Mann, welcher Thalia und mich in die Obhut genommen hat, nachdem unsere Eltern verstorben sind. Auch wenn ich mich nicht an meine Eltern erinnere, so habe ich schon viele Geschichten von Ihnen erfahren durch Brynjar. Geschichten als er mit meinen Eltern durchs Land reiste und unzähligen Monstern das Leben zur Hölle machte. Denn auch wenn unser Onkel schon alt ist, war er damals ein begnadeter Krieger gewesen und wurde gefeiert als einer der Helden unseres Landes.
Nach seinen Worten wussten Thalia und ich, dass wir zügig in unsere Räume gehen sollten, und so tun, als hätten wir nichts gehört. Damit begann der Weg, welcher mein Leben verändern sollte.