Ich ging direkt zur Rezeption und fragte die Empfangsdame nach einem Zimmer für die Nacht. Die Empfangsdame betrachtete mich abschätzend von Kopf bis Fuß. Bei dem Anblick meiner billigen Kleidung und meines hageren Gesichtes rümpfte sie verächtlich die Lippen. Für sie wirkte ich einfach wie eine arme Frau, die sich keinen Aufenthalt in einem solch prächtigen Hotel leisten könnte.
Ich fühlte mich durch ihr Verhalten beleidigt, aber ich behielt meine Ruhe. Sie gewährte mir ein künstliches Lächeln, das nicht ihre Augen erreichte. "Die Zimmer sind ausgebucht. Wir nehmen keine neuen Gäste mehr auf."
Verletzt von ihrer Unhöflichkeit, schluckte ich nur schwer. "Danke, ich werde ein anderes Hotel suchen." Ich bedankte mich höflich, auch wenn ich wünschte, sie wäre so schön im Charakter wie im Gesicht.
Ich dachte, niemand würde meine kleine Demütigung beobachtet haben, aber zu meiner Überraschung war Ace da! Als ich mich abwandte, um zu gehen, ergriff er schnell mein Handgelenk.
Sein Griff war fest, so dass ich mich nicht losreißen konnte. Mein Blick fiel auf sein Gesicht, und ich war schockiert, ihn so wütend zu sehen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er starrte die Empfangsdame an, die zitternd vor ihm stand.
"Ihre mangelnde Professionalität ekelt mich an. Ich dulde kein unhöfliches Verhalten meiner Mitarbeiter. Stellen Sie sicher, dass ich Ihr Gesicht morgen nicht mehr sehe."
Seine Worte waren scharf und schneidend, und die Empfangsdame zuckte erschrocken zusammen. Sie richtete ihr bleich gewordenes Gesicht auf Ace. Ihre Augen flackerten alarmiert.
"I-es tut mir leid, Sir. Ich verspreche, dass das nicht wieder vorkommen wird." Sie flehte, Tränen in den Augen.
"Ich weiß, dass es nicht das erste Mal war, dass Sie unhöflich zu einem Kunden waren. Ich möchte, dass Sie sofort gehen. Packen Sie Ihre Sachen. Sie sind entlassen." Er sagte dies unbarmherzig.
Das Gesicht der Empfangsdame verzog sich vor Angst und Traurigkeit, als sie die Szene verließ.
Mitleid stieg in meiner Brust auf. Ace war so grausam. Er hätte ihr eine zweite Chance geben können. Eine einwöchige Suspension hätte als Bestrafung ausgereicht. Aber ich konnte nur enttäuscht den Kopf schütteln, weil ich nichts dagegen unternehmen konnte.
Eine andere Empfangsdame kam sofort, um sie zu ersetzen. Die neue Empfangsdame zitterte bei Anwesenheit von Ace, jedoch übergab sie ihm gehorsam die Schlüssel, als er nach einem Zimmer fragte.
Nachdem er die Schlüsselkarte erhalten hatte, zog Ace an meinem Handgelenk, um mich zu meinem Zimmer zu führen. Ich wollte kein Aufsehen erregen und folgte ihm gehorsam, während ich
meinen Zorn zurückhielt.
Wir fuhren mit dem Aufzug und durchquerten die langen Flure. Auf den Gängen kamen einige Angestellte an uns vorbei, die von Aces Anblick eingeschüchtert und beeindruckt waren. Sie grüßten ihn immer, aber er nickte nur mit dem Kopf, um zu antworten.
Ich erhielt keinerlei Begrüßungen oder Anerkennungen. Alle konzentrierten sich auf Ace.
Er blieb vor einer bestimmten Tür stehen und schloss sie auf mit der Schlüsselkarte, die ihm die Empfangsdame gegeben hatte.
Ich ging hinein und er folgte mir und schloss die Tür hinter sich. Als ich sah, dass er abgelenkt war, nutzte ich die Gelegenheit um meine Hand aus seinem Griff zu lösen.
Ich drehte mich zu ihm um und rieb vorsichtig meine Handgelenke. Sie schmerzten, dank ihm.
"Es tut mir leid." Er murmelte eine aufrichtige Entschuldigung, als er sah, dass meine Handgelenke von seinen starken Fingern gerötet waren. Ich antwortete nicht, denn ich war immer noch wütend, dass er mich ins Zimmer ziehen musste, als ob ich weglaufen würde.
Meine Füße sanken in die Wärme des federleichten Teppichs, als ich zur Fensterseite des Zimmers ging. Ich schob die Vorhänge beiseite und sah, dass es immer noch regnete.
Ich war so sehr damit beschäftigt, aus dem Fenster zu schauen, dass ich erschrak, als ich mit dem Rücken gegen eine harte Wand stieß und fast meine Balance verlor. Ich schaute hinter mich und sah, dass Ace mir ans Fenster gefolgt war.
"Vorsicht." murmelte er und hielt mich an meinen Schultern fest, um mich daran zu hindern, zu fallen. Seine Berührung brannte auf meiner Haut und ich zuckte unbehaglich zusammen. Ich trat von ihm zurück, um mich von seiner Berührung zu befreien.
Seine Augen verengten sich und er fing meinen Blick ein. "Hast du Angst vor mir, Phoenix?" fragte er in einem kaum hörbaren Flüsterton, der mir die Haare auf dem Rücken zu Berge stehen ließ.
"Nein." antwortete ich. Ich hatte keine Angst vor ihm, ich hasste ihn.
Er kam einen Schritt näher, bis ich mit dem Rücken an die Wand stieß und keinen Platz mehr zum Fliehen hatte.
Ich versuchte, ihn wegzustossen, aber es war vergeblich. Er wich keinen Zentimeter zurück. Er ergriff meine Hände und hielt sie über meinem Kopf fest.
"Lass mich los, Ace." zischte ich und verfluchte ihn innerlich dafür, dass er die Dreistigkeit hatte, mich anzufassen.
"Nein... noch nicht, Phoenix." erwiderte er leise. "Ich lasse dich nicht los, bevor du mir nicht ehrlich geantwortet hast."
"Lass mich los, oder ich schreie!" bellte ich und versuchte meine Fassung zu bewahren, während er so nah bei mir war.
"Du kannst so viel schreien wie du willst, selbst bis du deine Stimme verlierst, aber niemand wird dir helfen. Beantworte einfach meine Frage und ich lasse dich gehen." Ich schwieg, während seine blauen Augen, die eine Spur von Gefahr verrieten, mich anstarrten.
Ich wandte meinen Kopf von ihm ab und hielt meinen Mund geschlossen, aus Protest. Ich wartete darauf, dass er die Frage stellte.
"Hör auf, wegzusehen und sieh mich an." befahl er, bevor er mein Kinn ergriff, mein Gesicht anhob und mich zwang, ihn anzuschauen.
"Warum hast du mich betrogen, Phoenix?" fragte er.
Meine Wangen röteten sich vor Wut.