Chapter 14 - Kapitel 14

"Ich dachte, meine Sekretärin hätte dir gesagt, du sollst dich setzen und warten, Schwägerin."

Chloe hörte eine Stimme von hinten und als sie sich umdrehte, erstarrte sie, denn sie sah Vernon Phoenix Gray in der offenen Tür stehen.

"Entschuldigung, Vernon. Ich wurde nur ... etwas neugierig..." Chloe konnte nicht weiterreden, sie war zu nervös. Sie wusste nicht, wie sie diese Situation weniger peinlich gestalten konnte, nachdem Vernon sie ertappt hatte, wie sie im Raum herumschaute und sogar eine Tür überprüfen wollte.

Vernon lächelte sie an, doch seine Augen fixierten Chloe kräftig. Sie konnte keinen Schritt von der Stelle bewegen. "Setz dich hin und wir reden."

"J-Ja!" Chloe reagierte spontan, setzte sich erneut und hörte Vernons gleichmässige Schritte, als er an ihr vorbeiging. Vernon setzte sich auf den gegenüberliegenden Sitz, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt.

Er lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und blickte Chloe tiefgründig an. Diese Blicke verstärkten ihre Nervosität noch.

Vernon trug noch immer seinen Anzug und seine kurzen Haare waren nach hinten gekämmt. Auf der Arbeit trug er eine randlose Brille. Veron lächelte leicht, als er anfing zu sprechen: "Ich bin froh, dass du dich gemeldet hast, Schwägerin. Es ist lange her, dass wir geredet haben, nicht wahr?"

"Du kannst mich beim Namen nennen...." Chloe fühlte sich unwohl, als Vernon sie immer wieder als Schwägerin bezeichnete.

Sie hatten schon seit Jahren nicht mehr Kontakt miteinander, mehr als zehn Jahre um genau zu sein. Deshalb fühlte sie sich etwas unwohl, als er sie immer wieder Schwägerin nannte.

Außerdem würde Chloe nach ihrer Scheidung von Vincent nicht mehr seine Schwägerin sein.

"Nein, ich nenne dich gerne Schwägerin. Es erinnert mich daran, dass du einmal mit meinem Bruder verheiratet warst", antwortete Vernon. Sein Lächeln verschwand für einen Sekundenbruchteil, dann lächelte er wieder, aber seine Augen verdunkelten sich, als er das 'Ehe' erwähnte.

Chloe fühlte sich unwohl wann immer ihre Ehe zur Sprache kam. Sie wollte sagen, dass sie gerade dabei war, sich von Vincent scheiden zu lassen.

"Aber ich werde jetzt Vernon, den kleinen Bruder von Vincent, um einen Job bitten. Würde er mir einen Job geben, wenn er wüsste, dass ich Vincent verlassen werde?"

Chloe begann die Vor- und Nachteile ihrer Entscheidung abzuwägen und entschied sich schließlich, Vernon nichts davon zu sagen.

Sie brauchte dringend einen Job. Es war ihr egal, ob Vernon sie feuern würde, sobald er die Wahrheit wusste. Zumindest könnte sie vorher noch etwas Geld sparen.

Aber natürlich musste sie vorsichtshalber sicherstellen, dass Vernon ihre Verzweiflung nicht zu schnell bemerkte. Ein bisschen Smalltalk könnte vielleicht helfen.

"Vernon, du warst noch ein Teenager, als ich dich das letzte Mal gesehen habe, bevor du gegangen bist? Vielleicht um die dreizehn oder vierzehn? Guck mal wie fesch du geworden bist!" Chloe lobte Vernon in der Hoffnung, dass der Geschäftsführer sich daraufhin etwas entspannen würde.

Doch er reagierte kaum. Er grinste und antwortete: "Sehe ich jetzt wirklich so groß und gut aus?"

"Ja klar, du bist jetzt ein großer Mann, hahaha..." Chloe lachte verlegen. Sie hatte das Gefühl, dass Vernons Augen zu sehr auf ihr und ihrem Körper fixiert waren, was sie unsicher und nervös machte. Sie senkte ihren Blick um seinem auszuweichen und überprüfte ihr Aussehen.

'Habe ich das falsche Outfit gewählt? Nein, ich trage ein gestreiftes langes Hemd und Jeans. Das sollte eigentlich passend sein.'

"Ja, ich bin jetzt wirklich ein großer Mann", antwortete Vernon relaxt. "Aber erzähl, Schwägerin, was führt dich zu mir?"

"Ich wollte nur mal... vorbeischauen und quatschen..."

"Um zu Quatschen? Glaubst du wirklich, wir beide meinen, du bist hier um nur zu quatschen? Du hast doch sicher ein dringlicheres Anliegen, oder?" Vernon fing an, und Chloe sah sofort hoch. Sie sah, dass er sie bedeutungsvoll anlächelte. "Ich meine, es wäre doch ein bisschen unlogisch, deinen entfremdeten Schwager anzurufen, nur für einen Plausch, oder nicht? Ich gab dir meine Visitenkarte für den Fall, dass du Hilfe brauchst."

Chloe hielt für einen Moment die Luft an. Sie hatte wirklich gedacht, dass Vernon bereits von der ganzen Sache wusste. Aber das macht Sinn, denn Vernon hatte sich ernsthaft von seiner Familie entfremdet, völlig losgelöst von einer bloßen Schwägerin wie Chloe.

"Komm schon, du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin immer offen für deine Anliegen. Immerhin sind wir Familie," versicherte Vernon.

Vernon hatte Recht. Sie musste das Eisen schmieden, solange es noch heiß war. Vernon schien vernünftiger als Vincent zu sein. Vermutlich würde er ihr helfen, oder?

Also holte Chloe tief Luft, sammelte sich, und äußerte dann ihren wahren Beweggrund: "Ich .. ich brauche einen Job."