Chereads / Threats of Fate (Ger) / Chapter 134 - Duft der Enthüllungen

Chapter 134 - Duft der Enthüllungen

Niemand im Raum konnte verstehen, wie Ferruccio auf diese Verbindung kam. Seine Frau war nicht einmal im Raum, geschweige denn überhaupt auf die Reise mitgekommen. Wieso erkannte er beim bestem Willen, dabei den Duft seiner Frau?

Sophie riecht noch einmal in der Umgebung. Der Geruch ist schwächer geworden. Doch der Duft, von dem Ferruccio sprach ist noch immer nicht vorhanden. Das Ferruccio Gerüche so anders wahrnimmt und beschreibt als Sophie, das wäre unmöglich. Er hat den Gerüchen doch exakte Zuordnungen und Namen gegeben. Er kann sich nicht einfach so darin irren. Er müsste geruchsblind oder Sinnesgestört sein, den Duft, den Sophie riecht mit so etwas zu beschreiben. Doch Ferruccio als Vater von Akio müsste doch wissen, wie sein Sohn riecht. Oder war er einfach zu lange von Akio weg gewesen, und hat einfach vergessen, wie sein Sohn riecht?

Diese Frage und diese Situation war extrem merkwürdig. Sophie roch noch einmal am Buch, im Glauben, dass es wieder nach Akio riechen sollte, was es auch tat. „Unmöglich!" dachte Sophie. Es müsste doch eine Sinnvolle Erklärung dafür geben, wieso die Wahrnehmung darauf so unterschiedlich ist. 

Plötzlich überkam Sophie ein Geistesblitz, eine Idee, um herauszufinden was vorging und wo Akio nun wirklich war. Das Buch war hierbei relevant und hilfreich, und nun nicht mehr auszuschließen. Wenn es ein magisches Buch ist, was sind dann die magischen Fähigkeiten des Buches? 

Sophie entschied sich dazu das Buch weiterzureichen und alle daran riechen zu lassen, jedoch musste sie vermeiden, dass das Buch wieder ihre Hände verlässt. Denn würde sie das Buch jemanden in die Hände drücken würde das Theater von eben wohl wieder beginnen. Dieses Buch war auf jeden Fall gefährlich, das sagte ihr der Instinkt und vielleicht auch mehr als nur der Instinkt. Eine Vorahnung, ein Gefühl, eine Warnung. Etwas stimmte mit dem Buch nicht, und doch war es wichtig. Das war das Ergebnis der Überlegung von Sophie. Es hatte auf jeden Fall etwas Magisches an sich, was Sophie nun herausfinden wollte, was es war.

S: „Ich habe so eine Idee. Bleibt dort sitzen wo ihr seid und ich komme herum, um euch am Buch schnuppern zu lassen."

Sophie geht zuerst zu Elaran und hält ihm das Buch vor die Nase:

„Wonach riecht das?"

Elaran, ohne Fragen zu stellen, beschnuppert das Buch und spricht geradeheraus: „Es riecht nach Akio."

So: „HA! Also doch! So und jetzt du Seika."

Sophie geht zu Seika ans Bett. Seika krallt sich direkt an das Buch, welches Sophie noch festhält, doch Sophie zieht das Buch nach einer kleinen Rangelei wieder von Seika weg.

So: „Hey was soll das?"

Se: „Ich wollte doch nur ein wenig Liebe erfahren…"

So: „Es gibt einen Grund, warum ich das Buch halte. Ihr werdet alle Verrückt davon. Also sag mir einfach wonach es für dich riecht!"

Se: „…Es ist sehr dünn im Geruch. Ich kann nicht sagen, was das ist. Gerade eben noch hat es vertraut gerochen, aber ich kann nicht sagen, ob das Akios Geruch war. Ich habe ihn ja auch schon lange nicht mehr gesehen oder…gerochen…"

So: „Was meinst du mit geradeeben? Riecht es jetzt anders?"

Se: „Ja. Gerade als du mich erst gefragt hast, hat es auf einmal nach etwas anderem gerochen. Es roch nach…ah, naja. Ist nicht so wichtig…"

So: „Aber es roch nicht nach Akio?"

Se: „Nein, nicht das ich wüsste."

So: „Merkwürdig."

Auron mischt sich ein. Die gesamte Zeit über, in der Sophie und Seika ihr kleines Gespräch hatten saß Auron auf dem Teppichboden und atmete schwer, während er zusah, wie die beiden sichtlich um das Buch kämpften. Etwas in Aurons Augen wirkte auf Sophie einnehmend, fordernd, aber auch Reizvoll. Sophie wollte nicht nachfragen, was da mit Auron los war und gab ihm auch am Buch zu riechen.

Nachdem Sophie nun mit dem Buch in ihren beiden Händen haltend zu Auron ging, legte dieser seine rechte Hand sofort auf das Buch, was Sophie daraufhin direkt wieder von ihm weggezogen hatte. 

So: „Was wollt ihr immer mit diesem Buch? Warum hat jeder von euch den Drang dieses Buch zu berühren? Wir wollen nur wissen, was damit los ist, und wonach es schlussendlich riecht. Auron! Geruch?"

Auron steht auf und legt seinen Kopf auf das Buch und nimmt einen tiefen Atemzug, und damit auch den Geruch des Buches auf.

Au: „Es riecht wie…das Meer. Nein, wie eine Blumenwiese, nein wie ein Nadelwald, nein mehr wie die Liebe selbst. Es riecht nach Alkohol und Frische!"

Se: „Wonach riecht den Frische?"

Au: „Es riecht nach Freiheit in der Liebe."

K: „Wie soll das den funktionieren?"

Au: „Es ist nun mal, wie es für mich riecht."

Sophie fehlen die Worte. Jeder scheint etwas anderes zu riechen. Niemand riecht dasselbe zweimal außer Elaran, der sich auf einmal aufrappelt und etwas zu sagen zu haben scheint:

„Ich nehme meine Aussage von vorhin zurück. Es riecht vielleicht nach Akio, aber jetzt erst merke ich, dass dort auch noch ein dezenter, anderer Geruch dazwischen war. Es ist ein Duft, den ich schon bestimmt seit fast einem Jahrhundert nicht mehr gerochen habe. Aber es ist absolut unmöglich. Ich kenne diesen Duft, aber ich kann keinen Namen nennen…"

So: „WAS? Der Geruch sollte doch eindeutig sein! Wieso rieche ich als einzige, das es nach Akio riecht?"

E: „Vielleicht ist es die Macht des Buches uns etwas riechen zu lassen, was wir gerne riechen würden?"

Seika wird leicht rot im Gesicht und guckt beschämt weg. Sie hatte es bereits geahnt. Sie wusste das Sophie Akio liebte und sie hatte ihn gerochen. Sie wusste, dass Ferruccio Kiyomi liebte und er roch sie. Sie hatte also das richtige getan, es nicht auszusprechen, wenn sie selbst gerochen hatte. Sie dreht ihren Kopf zur Seite bis Kevin die Theorie von Elaran, mit nur wenigen Worten unterbricht.

K: „Wohl kaum."

Mit noch immer leicht roten Wangen dreht sich Seika wieder zurück. 

Se: „Wieso nicht?"

E: „Ich habe nicht einmal fertig erklären können…"

K: „Ja, ich finde es stinkt hier einfach nur nach meinem alten…"

So: „Du meinst…"

Se: „Nicht…"

K: „Ah…Pah…Es riecht hier, nach meinem Vater."

So: „Ah…Aber wie…"

E: „Das macht meine Theorie dann natürlich zunichte."

So: „Also…Zum einen: Wieso riechen wir alle etwas anderes, wenn wir am Buch riechen? Wenn es nicht der Fall ist, dass wir es gerne riechen wollen, was ist es dann? Diese Aussage von Kevin macht es nur noch komplexer. Nach Seikas Rotem Gesicht dachte ich, wir haben es gelöst, aber ich lag wohl falsch."

Seika ist sprachlos und sieht mit geweiteten Augen zu Sophie, die ihr nicht einmal einen Blick schenkt, während Seika hier komplett durch Sophie bloßgestellt wird. Wie hatte sie es bemerken können?

Ferruccio meinte genug gehört zu haben und will von nun an selbst mitmischen.

F: „Wir sollten uns in diese Situation genauer ansehen. Was verbinden wir alle mit diesen Gerüchen? Jeder von uns verbindet damit etwas Schönes, tolles, peinliches oder jemanden, den wir lieben, außer Kevin. Was könnte an dem was Kevin riecht für ihn ebenso bedeutend sein, dass er das riechen möchte?"

E: „Das ist natürlich eine clevere Herangehensweise, jedoch könnte es auch einfach sein, dass Kevin lügt."

F: „Kevin lügst du?"

K: „Nein!"

E: „Sophie? Lügt Kevin?"

Sophie geht zu Kevin, sieht ihm ins Gesicht spitzt ihre Augen und stellt ihm mit ernstem Blick dieselbe Frage: 

„Kevin, lügst du?"

„NEIN!"

„Er lügt nicht."

Sophie geht zurück. Ihre Augen sind wieder im normalen Modus. Kevin wollte eben nur noch etwas klar machen. Direkt, nachdem Sophie wieder mit ihrem Gesicht von Kevin weg war rief er den Raum: 

„Habe ich ja auch gesagt!"

Ferruccio denkt mit den kleinen neuen Erkenntnissen nun weiter laut, zusammen mit den anderen.

F: „Was ist es dann, was Kevins Verbindung zu Gerüchen so anders, doch auch so gleich zu unseren Verbindungen macht?"

E: „Wenn wir hierbei die Augenscheinliche Thematik des Buches und dem Titel trauen, dann wäre es wohl möglich, genauer, höchstwahrscheinlich, dass es dabei etwas mit dem Thema der Liebe zu tun hat."

F: „Erläutere uns deine Idee."

E: „Das Buch der Liebenden, könnte etwas in uns ausrufen, dass wir als eine Art von Liebe verstehen. Wenn ich mich recht erinnere, so waren die Ausrufe unserer Wertvorstellung der Liebe passend zur Persönlichkeit des jeweiligen zu ihrer Idee, Vorstellung oder Wahrnehmung von Liebe…"

F: „Wenn man dabei jetzt bedenkt, was Kevin sagte, dann…"

K: „…Dann würde es heißen, dass ich die Liebe hasse!?"

E: „Exakt!"

K: „Das ist nicht möglich! Das ist doch Widersprüchlich!"

F: „Doch scheint es hierbei auch logisch zu sein. Du hattest im Bann des Buches gesagt, dass niemand Liebe verdient hat. Ich erinnere mich. Du wolltest in voller Rage das Buch zerstören. Hat das Buch etwa unsere tiefsten Gefühle zur Liebe erweckt? Was haben wir dann gerochen?"

Au: „Dann müssen wir wohl gerochen haben, was für uns nach Liebe riecht, oder eben, für Seika oder Kevin, was sie sich vorstellen, wonach Liebe riecht."

So: „Aber das ergibt doch trotzdem keinen Sinn Auron! Kevin wollte die Liebe zerstören und Seika sagte, dass niemand die Liebe verdient hätte. Und trotzdem hat sie gerade eben nach dem Buch gegriffen und gesagt, dass sie die Liebe nur für einen Moment spüren wollte."

Seika, schon wieder komplett Rot im Gesicht hält sich voller Scham wieder die Hände vor ihre Augen, murmelt vor sich selbst etwas hin.

 

Se: „Bitte hört auf mich bloßzustellen…"

E: „Seika scheint eher zurückhaltend bei der Liebe als Abweisend. Könnte das ein Zeichen dafür sein, das sie bisher keine Liebe persönlich, aber bisher schon irgendwo erfahren, oder gesehen hat und diese für unerreichbar oder unecht wahrgenommen hat?"

Se: „Bitteeee niiiicht…"

F: „Ja, möglich. Das würde auch Seikas Aussagen und Handlungen unter dem Einfluss des Buches erklären. Aber du Sophie…"

Ferruccio dreht sich wieder zu Seika und vollendet seine Aussage.

F: „…Du schienst unbetroffen vom Buch, doch hast immerzu darauf beharrt, dass es nach Akio riecht."

So: „Ja, aber doch bestimmt nur aus demselben Grund weshalb du Kiyomi gerochen hast."

F: „Ich verstehe…Du liebst also Akio."

Die Gruppe ist still, doch nicht wegen Sophies überraschender Reaktion, sondern von der Direkten Art und Ansprache von Ferruccio zu diesem Thema.

So: „Ja, ich kann es zu diesem Punkt wohl nicht mehr länger verleugnen. Das Buch hat mich wohl besser gekannt als ich selbst…"

E: „Aber trotzdem ist damit das Rätsel noch nicht gelöst…"

Elaran stellt sich vor Sophie.

E: „Ich hatte auch Akio gerochen, bevor du mir das Buch direkt zu lesen gabst. Die plötzliche Veränderung des Geruches, die kleine, bekannte-unbekannte Nuance, der danach auf einmal verschwunden war, war von einer Frau."

F: „Du kannst Gerüche so einfach von Männlich und Weiblich unterscheiden?"

E: „Das ist nicht der Punkt. Es ist der Geruch einer Frau, den ich dabei erkannt habe. Ich habe es mir wohl nicht erklärbar machen können, dass es ihr Geruch sein könnte."

So: „MOOOMENT! Wenn die These noch immer stimmt, dass wir gerochen haben, was oder wen wir lieben, heißt das dann nicht auch, dass Elaran auch Akio liebt? Und diese Frau, von der er gesprochen hat auch noch?"

Die restliche Gruppe guckt zuerst zu Sophie, dann zu Elaran, darauf wartend, dass einer von beiden ein Statement zu dieser Aussage gibt.

E: „Ich würde nicht sagen, dass ich Akio verachte, keineswegs. Aber dabei von Liebe zu sprechen, wäre wohl zu viel gesagt. Er ist zudem auch noch mein Schüler und der Unterschied im Alter könnte kaum größer sein."

F: „Ja, aber dennoch, kann es so etwas wie Liebe sein, schließlich ist nicht jede Liebe gleich. Ich liebe ihn auch, aber nicht so wie ihn Sophie liebt, aber auch nicht so, wie seine Mutter ihn liebt oder seine Freunde. Es wäre somit ganz einfach möglich, und sogar durch das Buch klargestellt, dass Elaran Akio als einen Menschen und seinen Schüler liebt."

E: „Ich bin gerührt, jedoch verwirrt. Diese Worte scheinen rein und bedacht, jedoch auch unklar und unlogisch. Wie kann es sein, dass man so viele unterschiedliche Beziehungsaspekte- und Ebenen mit nur einem einzigen Wort, nennenswert Gefühl oder Emotion, beschreiben kann. Ist die Nutzung dieses Wortes der Emotion der Liebe damit nicht recht vage?"

Ferruccio hält inne. So hat er es noch nie gesehen oder verstanden. Und dass jemand so denken könnte hielt er immer für unvorstellbar. Ferruccio spürt das Verlangen, Elaran genauer verstehen zu lassen, was die Liebe ist, die er fühlt. Doch Elaran fiel auf einmal etwas auf, das er bis geradeeben noch vehement verneint hatte. Elaran war wie noch nie zuvor wie entgeistert, absolut durch die Situation erschrocken und wirkte abwesend. Er öffnete seinen Mund, doch schloss er diesen auch sofort wieder. Nun schien er gefasst und wie durch Licht und Weisheit durchbohrt. In fast schon zitternder Stimme spricht er aus, was er eben erst fühlte:

E: „Emphalia…Ich habe SIE gerochen."

Ferruccio hörte diesen Namen nun das erste Mal und fragte sich direkt, wer das sein sollte.

F: „Kennt man sie? Wer ist sie? Ist sie deine Tochter?"

E: „Nein, nicht direkt, aber sie war so etwas wie eine Tochter für mich. Wieso bemerke ich es erst jetzt? Sie war es, die ich in dieser Nuance gerochen habe. Sie ist bei Akio. Akio ist bei ihr. Der Duft…"

Sophie spürt, was Elaran als nächstes sagen will und schaut auf das Buch. „Ist das die Antwort auf unsere Frage?" denkt sie sich. In klarer, Selbstbewusster Haltung sieht sie zu Elaran und spricht seine Vermutung für ihn mit Voller Überzeugung Zu Ende:

„Der Duft ist echt, Akios Geruch ist keine Illusion. Er ist in diesem Buch."

Die Blicke fallen auf Sophie und den anderen fällt es wie Schuppen von den Augen. Sie haben so lange nach einer Antwort gesucht und sich mit so vielen unnötigen Dingen und Fragen beschäftigt. Doch die Antwort auf all das, war die gesamte Zeit über in diesem Raum. So Sinnlos wie es schien, so war es doch das, wonach sie gesucht hatten. Sophie hielt die Wahrheit, die Antwort und das Ziel gerade in ihren Händen.