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Chapter 31 - Wege der Entscheidung

1.

Ferruccio hatte versucht, Seika zu erreichen, doch sie ging nicht an das Telefon, das er ihr geschenkt hatte. Der erste Anruf sollte lediglich überprüfen, ob sie das Gerät überhaupt mitgenommen hatte. Es klingelte eine Weile, doch niemand nahm ab. Ferruccio zog in Erwägung, dass sie das Telefon vielleicht einfach zurückgelassen hatte. Dennoch entschied er sich für einen zweiten Versuch – vielleicht war sie nur beschäftigt oder wollte gerade nicht sprechen. Als der Anruf erneut durchging, fühlte er sich bestätigt: Das Telefon war intakt und aktiv. Doch nach wenigen Sekunden wurde der Anruf abrupt abgelehnt.

Er lehnte sich zurück, den Blick nachdenklich auf das Gerät in seiner Hand gerichtet. Diese klare Ablehnung ließ wenig Spielraum für Interpretationen. Sie wollte nichts mit ihm oder diesem Fall zu tun haben – oder zumindest nichts mehr. Seika wirkte zwar aufbrausend und direkt, aber nicht wie jemand, der lügt oder ihre Meinung verschleiert. Wenn sie ihm sagte, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte, dann meinte sie es wahrscheinlich auch so.

„Hätte ich mich vielleicht ganz anders verhalten sollen?" murmelte er vor sich hin. Ferruccio dachte an ihr erstes Treffen zurück. Damals hatte er gehofft, dass sie vielleicht jemand war, der indirekt sprach, der genau das Gegenteil von dem meinte, was sie sagte – ein klassischer Fall von umgekehrter Psychologie. Es wäre einfacher gewesen, wenn ihre schroffe Art nur eine Fassade gewesen wäre, hinter der sich ein hilfsbereiter Mensch verbarg. Aber vielleicht hatte er sich getäuscht. Sie war wohl tatsächlich eine ehrliche, wenn auch streitlustige, Männer verachtende Kämpferin.

„Das hätte ich besser wissen müssen," seufzte er. Obwohl er sie mit Komplimenten überschüttet hatte, um das Gespräch zu lenken, waren diese Worte nicht einfach leere Floskeln gewesen. Sie waren ehrlich – und genau das hatte die Situation nur noch komplizierter gemacht. Hätte er früher aufgehört, als sie ihn das erste Mal auf seine unangebrachten Bemerkungen hingewiesen hatte? Wahrscheinlich. Aber jetzt war es zu spät.

Immerhin wusste er jetzt, dass sie das Telefon wirklich bei sich hatte. Warum sonst hätte sie den Anruf weggedrückt, anstatt das Gerät einfach zu ignorieren? Ferruccio ging davon aus, dass Seika klug genug war, es nicht einfach jemand anderem zu überlassen, da dies Fragen aufwerfen würde, die sie nicht beantworten wollte. Er vertraute darauf, dass sie so weit dachte.

 

Er rieb sich die Schläfen und lehnte sich tiefer in seinen Sessel. Trotz ihrer harschen Worte und der Erinnerung an den Kampf zwischen ihnen musste er lächeln. Irgendetwas an ihr hatte ihn auf eine Art beeindruckt, die er sich nicht so recht erklären konnte. Vielleicht lag es daran, dass sie eine ungeschönte Ehrlichkeit besaß, die er selten bei anderen Menschen erlebte. Dennoch blieb ein Gedanke hartnäckig in seinem Kopf: Er hatte ihr nicht erklärt, wie das Telefon überhaupt funktionierte.

„Toll gemacht, Meisterpolizist." Ferruccio richtete sich auf, als ihm dieser Fehler drei Tage nach dem ersten Anruf plötzlich wieder einfiel. „Wie konnte ich das nur vergessen?" Mit einem frustrierten Kopfschütteln nahm er das Telefon in die Hand. Es war an der Zeit, es erneut zu versuchen. Würde sie dieses Mal abnehmen? Oder würde sie ihn wieder ablehnen? Beide Möglichkeiten schienen gleichermaßen wahrscheinlich.

Er drückte die Verbindungstaste, und das vertraute Signal begann zu piepen. Es klingelte ein paar Sekunden, und er bereitete sich schon darauf vor, den Anruf zu beenden – bis eine genervte, scharfe Stimme am anderen Ende ertönte.

„Was?" fragte Seika mit einem unverkennbaren Unterton von Gereiztheit.

 

Ferruccio hielt kurz inne. „Ähm... Hallo. Ich wollte nur überprüfen, ob das Telefon funktioniert."

„Und? Funktioniert es?"

„Offensichtlich." Er spürte, wie seine Worte an ihrer Abwehr prallten. Doch er wollte nicht aufgeben. „Könnte ich dich denn um etwas bitten?"

„Hä? Was soll das sein?"

„Es geht darum, dass du vielleicht schon einmal Informationen über deine Mitglieder sammeln könntest."

„Was? Was soll das werden? Ich soll meine eigenen Leute beschatten? Meine Familie?" Ihre Stimme wurde schärfer, fast schon vorwurfsvoll.

Ferruccio zögerte. Er wusste, dass seine nächsten Worte sie weiter aufbringen würden, doch er sagte sie trotzdem: „Du solltest wissen, dass oft gerade diejenigen Menschen, die uns am nächsten stehen, uns am meisten verletzen oder verraten können. So unangenehm es auch klingt, diese Erkenntnis begleitet mich seit Jahren."

Eine Sekunde der Stille. Dann explodierte ihre Stimme: „Du hast doch keine Ahnung!"

„Warte doch..." begann er, doch ihre Antwort war ein Donnern:

„Halt's Maul!" Mit einem heftigen Schlag auf den Knopf legte Seika auf.

 

Ferruccio hielt das Telefon noch an seinem Ohr. Er seufzte, lehnte sich zurück und ließ den Kopf gegen die Wand fallen. „Das lief ja fantastisch", murmelte er.

 

Seika starrte das Telefon in ihrer Hand an, als wäre es ein lebendes Wesen, das sie provoziert hatte. Der letzte Satz hallte in ihrem Kopf nach:

 

„...oft gerade diejenigen Menschen, die uns am nächsten stehen..."

Ein stechendes Gefühl kroch in ihre Brust. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.

„Was denkt der Idiot eigentlich, wer er ist?" Sie warf das Telefon auf das Bett, doch ihre Augen wanderten immer wieder zu ihm zurück.

Das Bild ihres Vaters drängte sich in ihre Gedanken. Seine Stimme, seine Worte – Erinnerungen, die sie mit einem Ruck zur Seite schob. Aber warum hatte das gerade jetzt so wehgetan?

„Verdammt..." Sie vergrub das Gesicht in den Händen.

 

Seika dachte immer wieder über Ferruccios Worte nach. War es wirklich falsch, Männer zu hassen, nur weil ihr Vater ihr so viel Schmerz zugefügt hatte? Wenn die Frauen in ihrer Gang trotz ihrer Gemeinsamkeiten so unterschiedlich waren, warum sollten Männer nicht auch verschieden sein? Dieser Gedanke machte sie unsicher, doch Vertrauen konnte sie Ferruccio immer noch nicht. Sie hatte ihm weder ihren Namen noch Informationen über die Gang gegeben. Damit blieb sie auf der sicheren Seite. Aber Ferruccio wusste, wie sie aussah, und er wusste, wo sie ihn das letzte Mal getroffen hatte – das reichte, um sie nervös zu machen. Und dann war da noch dieser Satz: Die Menschen, die einem am nächsten stehen, können uns am meisten verletzen.

 

Die Worte ließen sie nicht los. Hatte er damit etwa recht? Oder war es nur ein geschicktes Spiel, um sie zu manipulieren? Sie fühlte sich hin- und hergerissen, wie in einem Strudel aus Gedanken, aus dem sie keinen Ausweg fand. Was war richtig? Was war falsch? Warum war es so schwer, eine klare Antwort zu finden?

Um sich abzulenken – oder vielleicht auch, um sich zu beweisen, dass er unrecht hatte – begann sie, Informationen über die Mitglieder ihrer Gang zu sammeln. Je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass es nicht nur Ferruccio nützen konnte. Sie könnte auch selbst daraus lernen und die anderen besser verstehen. Und, wie sie vermutet hatte, fand sie nichts Verdächtiges. Ihre Schwestern waren unschuldig.

Trotzdem wuchs in ihr der Gedanke, Ferruccio die gesammelten Informationen zu übergeben. Nicht, weil sie ihm plötzlich vertraute, sondern weil sie es für den besten Weg hielt, die Unschuld ihrer Gang zu beweisen. Seinen Namen hatte sie sich nicht gemerkt – wozu auch? Sie hatte nie erwartet, ihn wiederzusehen. Doch so viel auf einmal am Telefon zu übermitteln, schien ihr unmöglich. Sie mussten sich treffen, aber nicht in der Nähe des Hauptquartiers. Das durfte sie auf keinen Fall riskieren.

Mit einem Seufzen nahm sie das Telefon in die Hand. Es war das erste Mal, dass sie versuchte, ihn anzurufen, und sie wusste nicht einmal, wie. Sie untersuchte die Tasten – keine Zahlenfelder, nur Symbole. Schließlich fiel ihr ein Knopf mit einem nach oben geschwungenen Pfeil auf. Sie drückte ihn. Ein lautes Piepen ertönte, gefolgt von leiseren Signaltönen. Das Piepen verstummte, und plötzlich erklang eine männliche Stimme:

„Robert E., Polizeiwache 328. Was gibt es zu melden?"

 

Hier ist die überarbeitete und gestraffte Version des dritten Abschnitts:

Seika: „Ah… Das ist kacke…"

?: „Wer ist da? Geben Sie Ihre zugeordnete PR-Nummer an."

Seika: „So ne Scheiße… Wo ist dieser Polizist?"

?: „Nicht dass es Sie interessieren würde, aber wir sind hier alle Polizisten. Und wenn Sie uns nicht sofort sagen, wer Sie sind, werden wir Sie wegen Diebstahls von polizeilichem Eigentum festnehmen. Wir können jederzeit Ihr Gerät lokalisieren."

Seika: „Fuck… Ist das irgendein Scherz? Wie hieß der Typ nochmal?"

Seika legte auf und warf das Telefon auf ihr Bett. „Tolle eigene Initiative ergriffen, Seika." Sie spürte, wie sich Ärger und Unsicherheit in ihr vermischten. Hatten sie jetzt wirklich ihre Position herausgefunden? War das von Anfang an der Plan dieses Bullen? Das Gefühl, dass sie in eine Falle getappt war, machte sie rasend.

Doch bevor sie weiterdenken konnte, klingelte das Telefon erneut. Sie zögerte, nahm es aber schließlich mit einem genervten Seufzen ab. „Der darf sich gleich was anhören!"

F: „Es tut mir leid. Meine Kollegen wollten mir einen Streich spielen. Ich habe es mitgehört, doch du hattest schon aufgelegt."

S: „Wieso warst du nicht am Telefon, sondern irgend so ein Robert? Ich dachte, das ist dein Telefon?"

F: „Es gehört der Polizei. Ich nutze es nur."

S: „Und jetzt wisst ihr, wo ich bin? Lösch das sofort wieder!"

F: „Keine Sorge, das war ein schlechter Scherz von Robert. Diese Geräte sind zu alt für so etwas. Du brauchst dir darum keine Sorgen zu machen. Außerdem hatten wir uns doch darauf geeinigt, dass nur ich dich anrufe?"

S: „Davon war nie die Rede. Und du rufst ja nicht an!"

F: „Weil ich arbeite. Und nicht nur quatsche."

S: „Quatsche?! Ich arbeite auch hart! Wieso erkennst du das nicht?"

F: „Du hast es mir nicht erzählt. Aber wenn du möchtest, höre ich dir gern zu."

S: „Das kann ich nicht am Telefon sagen."

F: „Oh… Etwas Privates? Keine Sorge, ich bin allein und die Leitung ist sicher."

S: „Spinnst du? Was soll ich dir für privates Zeug erzählen? Es ist… allerhöchstens persönlich."

F: „Persönlich, ja? Ich verstehe schon. Wir sollten uns treffen, um ungestört zu reden."

S: „Was redest du? Wir treffen uns wegen deiner Arbeit! Ich habe Informationen, die du wolltest."

F: „Schade… Ich dachte, das wird ein Date."

S: „Ein Date?"

F: „Du weißt nicht, was ein Date ist? Wenn ein Mann und eine Frau sich treffen, essen oder tanzen gehen…"

S: „Mit dir? Niemals. Nein, es geht um die Arbeit."

F: „Verstanden. Und die Sache mit den Dates – die kann auch ohne Männer funktionieren."

S: „Genau. Wero macht das auch immer mit ihrer Freundin."

F: „Jetzt werde ich schon wieder rot."

S: „Rot? Hast du Fieber?"

F: „Nein, mir geht's gut. Schön, dass du dich sorgst."

S: „Ich sorge mich nicht um dich. Und warum wirst du rot?"

F: „Weil ich an etwas Peinliches oder Romantisches denke."

S: „Romantisch? Was ist daran romantisch?"

F: „Naja, ich dachte an unser Date."

S: „Das es nie geben wird. Vergiss das mal schnell. Wo können wir uns treffen?"

F: „Vielleicht am gleichen Ort wie beim ersten Mal?"

S: „Das geht nicht. Du bist hier unerwünscht."

F: „Das war ich schon immer, oder?"

S: „Ja. Und du vergisst echt schnell. Wie wurdest du Polizist?"

F: „Dann schlage ich das Café an der großen Kreuzung im Süden vor. Kennst du es?"

S: „Ja… Ich kenne diesen Ort."

Der Ort, den sie meinte, war das Café, in dem sie vor Jahren zum ersten Mal ihre Mutter wiedergesehen hatte. Ein Gedanke, der sie kurz innehalten ließ, bevor sie das Telefon aus ihrer Hand sinken ließ.

 

Bearbeiteter Abschnitt

Seika übergab Ferruccio den Haufen an sorgfältig gesammelten Informationen. Der Stapel war so groß, dass Ferruccio überrascht die Augenbrauen hob. Er hatte nicht erwartet, dass diese Gang tatsächlich so viele Mitglieder hatte, geschweige denn, dass Seika sich die Mühe gemacht hatte, so umfangreiche Daten zu sammeln. Viele Details waren unnötig oder überflüssig, aber er konnte sehen, dass sie sich bemüht hatte, alles genau aufzuschreiben.

F: „Das ist wirklich beeindruckend. Ich kann das nicht alles auf einmal prüfen, aber wenn du mir versichern kannst, dass diese Daten die Alibis aller Mitglieder stützen, dann vertraue ich darauf."

S: „Kannst du nicht mal so reden, dass ich dich verstehe?"

F: „Alibis?"

Seika nickte, leicht genervt.

F: „Ein Alibi bedeutet, dass jemand beweisen kann, zur Zeit eines Verbrechens woanders gewesen zu sein. Es dient dazu, die Unschuld zu zeigen."

S: „Dann habe ich das."

F: „Wie hast du das gemacht?"

S: „Das ist ein Geheimnis. Wir hatten nie abgemacht, dass ich dir das erklären muss. Ich habe meinen Teil erfüllt, jetzt erfülle du deinen."

F: „Das heißt also, ich prüfe die Informationen und, wenn alles passt, war's das? Wir sehen uns vielleicht nie wieder?"

S: „Genau. Dann steht auf dem Papier, dass wir unschuldig sind, und wir müssen nie wieder reden."

F: „Irgendwie finde ich das schade."

S: „Wieso?"

F: „Ich rede gerne mit dir. Du bist direkt und ehrlich, selbst wenn es manchmal wehtut."

S: „Ja, das mag ich auch an mir."

F: „Du könntest jetzt auch etwas Positives über mich sagen."

S: „Würde es etwas geben, hätte ich es schon gesagt."

Ferruccio lachte leise und schüttelte den Kopf.

F: „Ich habe das Gefühl, dass du dich verändert hast, seit wir uns das erste Mal getroffen haben."

S: „Das ist nur die typische Einbildung eines arroganten Männerarschs. Aber… vielleicht hast du recht."

F: „Genau das meine ich. Du beleidigst mich immer noch, aber… es fühlt sich irgendwie… wärmer an. Freundlicher. Ich verstehe es selbst nicht."

S: „Du hast dich einfach nur daran gewöhnt."

F: „Vielleicht. Trotzdem danke, dass du mir trotz aller Schwierigkeiten geholfen hast. Kann ich dich zum Dank auf etwas zu trinken einladen?"

S: „Freigetränke? Klar."

F: „Du hast keine Angst, dass ich das Getränk vergiften könnte oder Hintergedanken habe?"

S: „Woher kommt jetzt so eine dumme Idee? Ich erkenne doch, dass du keine Gefahr bist."

Ferruccio lachte wieder, fühlte sich gleichzeitig ertappt.

F: „Wie soll ich das verstehen?"

S: „So, wie ich es gesagt habe."

Ein Moment der Stille entstand. Ferruccio musterte sie, als wolle er nach einer Antwort suchen, die er nicht in Worte fassen konnte.

S: „Hör mal… ich sag das nicht gern, aber ja, ich denke, ich habe mich verändert. Und ich glaube, du bist nicht ganz unschuldig daran."

F: „Das verstehe ich nicht…"

S: „Du hast mich aus meiner Komfortzone gebracht."

F: „Was willst du mir damit sagen?"

S: „Ich glaube… ich vertraue dir. Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass es nicht so wäre."

F: „Aber wieso? Ich dachte, du hasst Männer."

S: „Das dachte ich auch. Aber es ist nur mein Vater, den ich wirklich hasse."

F: „Und was hat das mit mir zu tun?"

S: „Du hast mir gezeigt, dass nicht alle Männer gleich sind. Dass ich mich geirrt habe. Ich habe deine Worte reflektiert und verstanden, dass nicht alle Frauen gleich sind, also können auch Männer nicht alle gleich sein. Ich lag so falsch. Es tut mir leid."

Ferruccio schwieg, seine Gedanken wirbelten durcheinander. Er wusste nicht, was er auf diese plötzliche Ehrlichkeit antworten sollte.

F: „Seika, das… das warst du selbst. Nicht ich. Ich habe dir vielleicht Dinge gesagt, aber die Veränderung… das war alles dein Verdienst."

S: „Aber du hast es ausgelöst."

F: „Nein, ich habe dir nur einen Anstoß gegeben. Der Rest warst du. So funktioniert das. Menschen ändern sich nicht, weil andere es wollen, sondern weil sie es selbst tun."

Seika sah ihn einen Moment an, dann lächelte sie – ein schwaches, fast trauriges Lächeln.

S: „Vielleicht hast du recht."

Doch als Ferruccio beiläufig ihren Namen erwähnte, zuckte sie zusammen.

S: „Moment. Woher kennst du meinen Namen? Ich habe ihn dir nie gesagt."

F: „Das… na ja, ich bin Polizist. Wir haben Wege und Mittel."

S: „Also hast du mich die ganze Zeit beschattet."

F: „Ich habe nur–"

S: „Lass es. Das war's."

Seika stand auf und ging zur Tür, ihr Gesicht eine Maske aus Wut und Enttäuschung. Ferruccio folgte ihr und versuchte sie aufzuhalten.

F: „Bitte, gib mir eine Chance. Ich kann dir alles erklären."

S: „Es gibt nichts mehr zu erklären."

F: „Seika…"

S: „Das ist es nicht wert."

Ohne zurückzublicken, verließ sie das Café. Ferruccio blieb zurück, sein Blick auf die Tür geheftet. Er fühlte, wie die Distanz zwischen ihnen nicht nur räumlich, sondern auch emotional unüberwindbar wurde. Doch in seinem Inneren wusste er: Er hatte Gefühle für sie entwickelt – Gefühle, die er nicht mehr ignorieren konnte.