Chereads / Die Biografie eines außergewöhnlichen Magiers Teil 1 / Chapter 9 - Kapitel 8: Die Taverne zum goldenen Einhorn

Chapter 9 - Kapitel 8: Die Taverne zum goldenen Einhorn

Springst du jetzt so weit, dass du deine erste Alkoholerfahrung machst? Du warst vierzehn, oder?

Naja, dazu sollte ich dir noch ein kleines Geständnis machen.

Was? Was verheimlichst du? 

Lese einfach weiter und du erfährst es…

Ein Jahr später war ich bereits bei Lektion drei, naja frisch bei Lektion drei. Ich war derzeit Magier von Rang zwei und bekam deswegen schon etwas Geld, weil ich kleinere Aufträge übernahm, wie Mäuse aus Menschenhäuser zu beseitigen. Atrien und Thalia waren noch bei Rang eins, Noman hingegen schien mit mir auf Augenhöhe, weswegen ich die Kampftechniken der ersten Lektion mit ihm in einem Kampftraining übte, manchmal übernahmen wir zusammen auch ein paar Aufträge. Bevor ihr jetzt denkt, dass Thalia und Atrien unterdurchschnittlich waren, nein, sie lagen sogar ein wenig über ihm, Noman und ich hatten nur viele Gründe um Tag und Nacht durchzulernen. Sein Meister war die damalige Nummer 1 unter den hohen Magiern. Sajin Lumunis, der Totengräber der hohen Magier, wie er oft genannt wurde. Dieser Mann hatte schneeweiße Haare, obwohl er seine Unsterblichkeit mit achtzehn oder neunzehn Jahren erhalten hatte und dementsprechend auch aussah, von einem grauen Schleier durchzogene Augen und eine Haut, die wirklich aussah wie die einer Leiche. Seine besondere Fähigkeit war es die Toten zu rufen, deswegen passte sein Aussehen zu seiner Fähigkeit wie die Faust aufs Auge. Er sah sehr streng aus und beobachtete uns, während Merlin mit ihm Tee trinkend auf der Veranda seines Hauses saß. Merlin kannte ihn auch schon seit Kindheitstagen, er kannte ihn schon vor seiner Ausbildung bei Riguldo. Die drei, und ganz früher auch Urian, waren einmal eine unzertrennliche Gruppe gewesen. Kalli saß auf Merlins Schoß, Ignis kochte für uns und Roro döste leicht, auf einen Stuhl stehend, vor sich hin. Ich hielt ein mit Armistra beschworenes Schwert in den Händen und kämpfte gegen Nomans Speer hart an. Beide unserer Meister waren nicht nur in Magie sehr gut, sondern auch im Kämpfen mit Waffen und Fäusten, also erwarteten sie das auch von uns. 

„Salires Sadon!"

Rief ich und verschwand in meinen Schatten. Salires Sadon ist der Spruch des Schattensprungs, Salires Daeris das Gegenstück der Tagmagie. Als Dämmerungsmagier kann ich beides. Ich tauchte hier in den Schatten ein und versuchte Noman von hinten anzugreifen. Er wehrte mich aber ab, also versuchte ich es mit Salires, dem Normalen Sprung. Ich sprang über seinen Kopf hinweg und landete hinter ihm. Ich wollte ihn ablenken, um mit Salires Daeris, dem Lichtsprung, ihn zu überraschen. Er schlug mit dem Speer nach mir, ich wich dieses Mal aus und setzte passend Salires Daeris nochmals ein, um ihn von hinten das Schwert an den Hals zu halten. Er ließ den Speer fallen, der, bevor er den Boden berührte, verglühte er schon. Das war das Zeichen, dass er aufgab. Wir trainierten seit drei Stunden und hatten festgehalten, wer wann gewonnen hatte, als wir den Punktestand ansahen stellten wir fest, dass es ein Unentschieden zwischen uns gab. Aber bevor wir beide wieder von vorne anfangen konnten, pfiff uns sein Lehrmeister zurück. 

„Noman, Loki, das reicht für heute. Kommt her."

Sagte Sajin streng. Wir setzten uns zu den beiden Männern. Kalli trug ein braunes Latzhosenkleid über einen weißen T-Shirt und einer Windel, und einen pinken Schnuller im Mund. Sie streckte die Arme nach mir aus und sagte in ihrer Babysprache:

„Loli…"

Sie konnte Loki noch nicht aussprechen, aber ich wusste, sie wollte zu mir auf den Arm. Also setzte ich mich, nahm sie auf den Schoß und trank meinen Saft. 

„Noman, deine Magie ist gut, aber dein Kampfstil ist fehlerhaft, nimm dir ein Beispiel an deiner kleinen Freundin! Sie schafft es in beiden gleich gut zu sein!"

Das war ein großes Kompliment aus dem Mund der hohen Nummer eins. Merlin war ein exzellenter Lehrer, und ich konnte, laut ihm und Ignis, mithalten. 

„Bitte, lob meine Schülerin nicht allzu sehr, sonst wird sie noch faul."

Mein Kopf zuckte hoch und sah ihn schockiert an. Man konnte es ihm ansehen, wenn er mich ärgern wollte, er versuchte sich dann immer ein Grinsen zu verdrücken. Ich! Ich war nicht faul, er war hier derjenige, der faul war! Wer schläft den immer bis Mittag! Dachte ich mir und mein Meister grinste mich dumm an. 

„Loki ist erst neun, lass sie noch ein wenig Kind sein, Merlin."

Sagte er und wirkte mal sanft, mal streng, wenn er sprach, als würde man sich mit zwei Personen unterhalten. Ich habe einmal gehört, dass er die Toten reden hören kann, vielleicht flüsterten ihn mehrere Personen gleichzeitig zu. 

„Wenn du wüsstest."

Ignis kam hinaus gehoppelt und sagte:

„Kommt ihr rein? Es gibt Essen."

Ich trug Kalli auf den Arm in das Haus und setzte sie in ihren Hochstuhl. Sie schnappte sich eine kleine Rassel, die auf dem Tisch lag und versuchte nach einem kleinen Windrad zu greifen. Ignis stellte mir zwei Teller hin, damit ich Kalli füttern konnte. Ich schob ihr das Windrad hin und sie nahm es auch in die Hand. Ignis setzte sich neben mich, damit wir vier Magier an den kleinen Küchentisch passten. Ignis und ich fütterten Kalli abwechselnd mit Babybrei. 

„Loki, hast du Lust nachher mit mir nach Kanori zu gehen?"

Fragte mich Noman. Das erste Mal seit zwei Wochen wollten wir ein wenig Freizeit haben.

„Klar gerne. Hat dein Vater neue Bücher für die Bibliothek?"

„Deswegen gehe ich ja noch zu ihm…"

Noman hatte vor zwei Jahren seine Mutter bei einen Zwischenfall mit Negativanhängern verloren. Seitdem war das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater nicht mehr das Beste. In letzter Zeit häuften sich ihre Angriffe. Was davor allerhöchsten alle zwei Jahre mal einer war, geschah zurzeit mindestens zwei Mal in einem Jahr. Auch wenn das nicht immer so endet wie der Vorfall mit Nomans Mutter, es nahm doch vielen ihre Lebensgrundlage. Nomans Mutter war die seines Vaters. Nach ihren Tod hatten sich Vater und Sohn auseinandergelebt und Noman wollte unbedingt so schnell wie möglich gegen die Anhänger antreten und seine geliebte Mutter rächen. Mein Ziel war genauso dunkel, Rache für meinen Vater und meinen Bruder. Der Hass, den ich in mir trug, führte dazu, dass ich meine Gabel leicht verbog. Noman merkte das und legte seine Hand auf meine. Er war damals schon mein bester Freund, wir waren im vergangenen Jahr noch enger geworden, vor allem, seit wir miteinander trainierten. Er merkte, wenn ich wütend war und versuchte mich dann immer auf andere Gedanken zu bringen und ich tröstete ihn, wenn seine Trauer um seine Mutter ihn wieder packte. 

„Loki, sollen wir noch Thalia mitnehmen? Sie war auch schon lange nicht mehr in der Bibliothek."

Meinte er um mich abzulenken.

„Dann müssen wir aber auch Atrien holen."

„Gut, dann gehst du mit Roro Thalia holen, ich hole Atrien."

Ich nickte und aß weiter. 

Also bisher sehe ich nichts Verdächtiges…

Geduld, hab einfach ein wenig Geduld.

Ich saß auf Roro und ließ den Wind meine Haare zerzausen. Derzeit war Roros maximale Größe ungefähr 2 Meter fünfzig. Seine Spannweite war Sieben Meter. Ich hielt mich an seinen Federn fest. Es war ein wenig unheimlich so weit oben zu sein, aber ich vertraute Roro, er war sehr vorsichtig, wenn er mich auf dem Rücken hatte. Mittlerweile flogen wir sogar gemeinsam bei Rennen mit und belegten regelmäßig hohe Plätze. Aber ein Sattel wäre wirklich sehr toll gewesen, vor allem wenn man als Kind ein Rennen flog! Immer, wenn er landete, stand er kerzengerade und ich musste abspringen, bei der ersten Landung habe ich ihm aus Versehen ein paar Federn ausgerissen. Der Ort war ungefähr eine Stunde Flug weit weg, das waren drei Tage Fußmarsch, durch bergiges Gebiet. Aber ich entdeckte in der Ferne den Rauch. Thalia war gerade noch bei Ignistra, dem Feuerzauber, alle anderen Zauber der ersten Lektion hatte sie schon, aber Ignistra war ihre Schwachstelle. Sie war nicht der Feuertyp, eher Aquarialis, da war ich anders, ich hatte Probleme mit Aquarialis, Ignistra lag mir mehr. Thalia war ruhig, wie das Wasser, ich konnte wild und ungezähmt sein, dass hatte mein Meister im vergangenen Jahr gelernt. Ich hatte mich einmal mit einer Frau angelegt, die mir ein Kleid anziehen wollte. Die Dame war etwas altmodisch gewesen und meinte, unter Solar hätte man ständig Kleider getragen, was im Übrigen vollkommener Schwachsinn ist und mich sogar eher an die Negativen erinnert. Ich hatte das Kleid zerrissen und es mit Ignistra verbrannt. Merlin hatte mich angesehen, als wäre ich ein blutrünstiger Psychopath. Gut ich hatte ihr davor noch ein paar Schimpfwörter an den Kopf geworfen und hätte sie beinahe mitverbrannt. Von oben konnten wir die ganze Szenerie beobachten, Thalias Meisterin, sie hieß Teral Myrandel, war eine sehr gute Botanikerin und geduldige Lehrerin, aber in dem Moment versuchte sie panisch mit Aquarialis die Flammen zu löschen. Ich half von oben, in dem ich rief:

„Aquarialis Regenschauer!"

Ein kurzer, starker Wolkenbruch erschien und löschte die Pflanzen. Roro landete und ich sprang ab. 

„Thalia, ist alles okay?"

Fragte ich und nahm besorgt ihre Hände. Sie legte eine Hand auf meine Wange und lächelte mich fröhlich an, so als hätte sie gerade nicht die halbe Flora abgefackelt. 

„Alles gut Loki, ich habe nur etwas die Kontrolle verloren."

Sie war ganz ruhig, als wäre gerade nichts passiert. Ihre Meisterin sah etwas fertig mit den Nerven aus. 

„Danke Loki, dass du geholfen hast."

Sagte sie und setzte sich erschöpft auf dem Boden. Ich nutzte die Chance und fragte höfflich:

„Noman und ich wollten nach Kanori. Darf ich Thalia für den restlichen Nachmittag mitnehmen?"

„Gerne, habt Spaß. Ich werde hier aufräumen, mach dir keine Sorgen, Thalia, das wird schon."

Ich nahm Thalias Hand, sie sah etwas geniert rein. Roro bückte sich, damit wir besser aufsitzen konnten. Sie hielt sich fest. Mittlerweile waren wir gleichgroß, das Einzige, was daran erinnerte, dass ich ein Jahr jünger war, war ihre leichte Brust. Sie drückte sich nah an mich heran. 

„Thalia, du weißt doch, dass Roro dich nicht fallen lässt."

„Das ist nicht das Problem…"

Schluchzte sie. Ich merkte langsam, dass sie weinte. 

„Thalia, was ist? Warum weinst du?"

Ich drehte mich auf Roro um und nahm sie richtig in den Arm. 

„Ich bin eine Versagerin… ich kann nicht einmal Ignistra…"

„Das macht dich noch lange nicht zur Versagerin. Ich hatte auch Probleme mit Aquarialis."

„Aber du bist schon bei Lektion drei, ich bin noch nicht einmal bei Lektion zwei!"

„Das wird schon… Du wirst sehen… weißt du was, ich gebe dir etwas Nachhilfe, wenn du willst."

Sie sah zu mir hoch und lächelte. 

„Das würdest du für mich tun?"

„Natürlich, du bist meine Freundin! Wenn du willst, können wir den Jungs Bescheid geben, dass wir noch nicht mit nach Kanori können, und üben ein wenig bei mir zu Hause."

„Das wäre schön."

„Ja, die Jungs könnten auch ein wenig mithelfen."

Damit sah sie hingegen unzufrieden aus. 

„Alles okay? Irgendwie siehst du sehr unzufrieden aus?"

„Ach nichts, alles gut."

Sagte Thalia und setzte sich ein falsches Lächeln auf. Was auch immer sie wurmte, ich würde es wohl an diesen Tag nicht mehr erfahren. 

Wir standen zu viert in Konihis Wälder und ich steckte ein paar Äste in den Boden. Die anderen sahen mich an, als wäre ich nicht mehr ganz dicht, aber ich wusste genau, was ich tat. Roro brachte mir noch mehr und verkleinerte sich, damit er es sich besser auf meiner Schulter bequem machen konnte. 

„Loki, ich trau mich ja gar nicht zu fragen, aber was bei Solar machst du?"

Fragte mich Atrien. Ich steckte den letzten Ast in die Erde, wischte mir den Schweiß von der Stirn und erklärte mich:

„Man kann Ignistra am Anfang nicht kontrollieren, Feuer ist aufbrausend, aber wenn man Feuer gemeistert hat, kann man alle anderen Elemente auch meistern, so haben es Solar und Moon erklärt, als sie wegen ihrer Entscheidung Ignistra in die erste Lektion zu packen an den Pranger gestellt wurden."

„Ja, das wissen wir, deswegen hat Thalia mal kurz den ganzen Wald abgefackelt."

„Ich will auch nicht Solar und Moon als Lügner bezeichnen, aber Merlin hat gemerkt, dass Ignistra sehr wohl auch am Anfang kontrollierbar ist. Man muss sich nur ein Ziel suchen. Wir Mädchen haben schon seit frühen Kindheitstagen ein inneres Auge. Es zeigt dir einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, nicht so fortschrittlich wie ein sogenanntes drittes Auge, aber nach wie vor stark genug, für das, was ich euch zeigen möchte." 

Ich drehte mich mit dem Rücken zu den Stöcken, schloss die Augen und rief mir einen Stock ins Gedächtnis. Es war der erste Stock, den ich neben einen Baum gesteckt hatte, die Rinde war abgetragen, ein paar Blätter hingen noch an ihm. Er bewegte sich im leichten Wind. Ich stellte noch kurz sicher, dass es auch wirklich dieser Ast war, dann sagte ich:

„Ignistra Fackel."

Der Stock brannte in meinen inneren Auge und ich hörte die erstaunten Geräusche meiner Freunde. Ich öffnete die Augen und sah sie direkt vor mir stehen. 

„Das bedeutet, dass man einfach nur ein Ziel haben muss?"

„Ja, Ignistra ist wild und es stimmt auch, was Solar und Moon gesagt haben, aber dank dem inneren Auge kann man es fokussieren. Thalia, willst du es jetzt versuchen?"

Sie nickte und drehte sich auch mit dem Rücken zu den Ästen. Man merkte, sie konzentrierte sich sehr. Ich stellte mich zu den Jungs und wartete gespannt ab. Dann flammte eine Fackel auf, die nächsten folgten ihr. Thalia hatte es geschafft. Wir umarmten sie stolz. Sie war sofort sehr erleichtert. 

„Das müssen wir feiern gehen! Lasst uns in die Taverne meiner Eltern gehen!"

„Okay, Atrien."

Sagten wir und Roro vergrößerte sich wieder und wir setzten uns auf ihn. Er trug uns alle zum Portal nach Konihi. 

Meister? Ist alles okay?

Loki Esyia Woods hattest du deinen erst Sjn mit neun? Wenn ja, ich schwöre bei den magischen Geschwistern ich reiß dir den Arsch bis zum Scheitel auf! 

Um Moons Willen, nein!

Wirklich? 

Lese doch-

Einfach weiter, jaja, ich weiß.

Wir hatten einen Tisch neben dem Eingang bekommen. Atriens Mutter machte uns was zum Essen und sein Vater machte uns was zum Trinken. Daher, dass ich gerade meinen Meister mit einem Schwert in der Hand sehe, sage ich es direkt, bevor er mich enthauptet, es war natürlich alkoholfrei. Ich war neun, Noman würde demnächst zehn werden Thalia würde bald elf werden und Atrien zwölf, außerdem passten seine Eltern wie verrückt auf, dass Atrien ja nicht an den Sjn geht. Sjn war das beliebteste alkoholischste Getränk in Elystria. Es gab verschiedene Brauarten mit verschiedenen Geschmäcker, ich mag von all diesen Geschmäckern die Strandbeere am liebsten. Er stellte uns deswegen ein paar Säfte hin. 

„Haut rein Kinder. Falls ihr noch was braucht, einfach rufen."

„Danke!"

Bedankten wir uns und tranken. Ich trank von meinen Saft und zeigte meinen vernarbten, rechten Unterarm. Thalia saß neben mir und sah ihn. Ich hatte mir im letzten Jahr mein Familienmahl herausgeschnitten, daher, dass ich dafür eine magische Waffe verwendet habe, konnte mich Sanetras zwar heilen, aber nicht narbenlos. Ich merkte ihre Blicke und versteckte meinen Unterarm unter dem Tisch und trank mit der linken Hand weiter. Thalia wurde rot und trank auch weiter. 

„Hey Loki, wollen wir morgen wieder trainieren? Merlin gibt dir ja zurzeit Freiraum."

„Gerne Noman, Thalia, jetzt da du Ignistra gemeistert hast, wirst du morgen vielleicht schon mit Lektion zwei anfangen können."

„Ja, kann ich wieder auf deine Hilfe hoffen, Loki?"

Ich nickte und dann kam endlich das Essen und kurz danach ein Besoffener, der sich halb auf unseren Tisch legte. Er sah mich und Thalia an. Ich quetschte mich zwischen ihn und ihr, damit er sie nicht irgendwie dumm anmachte. Doch er lallte:

„Ey Junge, du hast aber eine süße Freundin."

Ich dachte zuerst, er meinte einen der Jungs, doch ich merkte, er sah mich an. Thalia wurde noch röter. 

„Die wird sicherlich mal wunderschön sein, wenn sie erwachsen ist und dann spann ich sie dir aus, wer will denn schon einen so hässlichen Freund."

Fragte er und lachte. Das war nicht dem sein Ernst, igitt. Ich wurde sofort wütend und ballte meine Fäuste. Thalia wirkte eingeschüchtert, also riss ich mich zusammen und legte meine Hand auf seine Schulter, bevor ich sagte:

„Ictusa."

Der Zauber des Schlages. Er katapultierte den Betrunkenen zur Tür, die gerade aufgemacht wurde. 

„Wow Loki, da hast du aber Kraft reingelegt."

Normalerweise würde Ictusa einen Menschen nur ein, vielleicht zwei Meter werfen, mein Ictusa hatten diesen Alki fast fünf Meter geschubst. Ich merkte das, was Moon über Rulan berichtet hat. In letzter Zeit setzte ich Returium, den Zauber der Selbstbeherrschung, öfter ein, als in den Monaten zuvor. Atrien und Thalia wussten nicht, dass ich weder zur Tag noch zur Nachtseite der Magie gehörte, Noman wusste es auch nur so halb, er kannte die Nebenwirkungen nicht. Die Jungs staunten und rissen ein paar Witze, während Thalia mich besorgt ansah. Ich sah wahrscheinlich nicht besser aus als Thalia, also stand ich auf und ging auf die Toilette. Mein Herz sprang hin und her, mein Körper hätte am liebsten mitgemacht. Ich fühlte mich, als hätte ich ein starkes Rauschgift genommen. Das war so irreal, so als würde ich durch ein Kaleidoskop schauen. Meine Kleidung klebte durch den Schweiß an meinen Körper. Roro hoppelte zu mir. 

„Returium…"

Murmelte ich und merkte, wie sich mein Körper beruhigte. 

„Deswegen will Merlin zurzeit nicht weitermachen, oder?"

Stellte er mich zur Rede. 

„Ja…"

Stöhnte ich. Er sprang auf das Waschbecken, auf das ich mich noch abstützte und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. 

„Ich habe so Angst, Roro."

„Hab keine Angst, du hast bisher so viel geschafft in deinem Leben, dann wirst du das auch noch schaffen."

Ich lächelte ihn an. 

„Komm, lass uns rausgehen. Du musst aufessen."

Er führte mich nach draußen. 

Wieso bei allen guten Geistern, hast du mir nicht Bescheid gegeben! Dieses Mädchen bringt noch in ein frühes Grab!

Junge Merlin, du bist ja richtig wütend! Und so jung bist du auch nicht mehr.

Ja verdammt! Wärst du gestorben, wäre ich niemals zu dem genialen Lehrmeister geworden, der ich heute bin.

Mein Freund, du hast nicht einmal eine echte Lehrerlaubnis.

Ich wollte eigentlich noch Thalia nach Hause bringen, aber es gab einen spontanen Wolkenbruch, da wollte ich mit Roro nicht fliegen. Also schlief Thalia bei mir. Sie war gerade im Bad, ich sang noch Kalli in den Schlaf. Ich hatte sie auf den Arm, stand in ihrem Zimmer und lächelte sie an. 

„Loli…" 

„Ja deine Loli ist wieder da."

Ich sang ein wenig und wiegte sie hin und her. 

„Lass den nachtblauen Vogel fliegen, lass ihn hoch in das Himmelszelt, er pflückt die Sterne herab und legt sie in deine Hand. Lass den dunkelviolette Vogel fliegen, ganz nach oben zu Vater Moon, ja der Moon wird dir einen Traum geben, der so schön ist wie er selbst. Lass die Eule im Walde singen, sie singt dich sanft in den Schlaf, da draußen um dichten Walde, da wartete sie auf dich und fliegt mit dir über den Wolken deines Traumlandes."

Kalli schlief langsam ein. Vorsichtig legte ich sie in ihr Bettchen und deckte sie zu, danach dimmte ich das Licht und lehnte die Tür an, um endlich in mein Bett zu gehen. Da kam Thalia in einen Schlafkleid aus dem Bad. Es bedeckte alles, trotzdem war ich kurz rot geworden.

„Geh schon mal zu mir in die Hängematte, ich ziehe mich auch kurz um."

Murmelte ich und ging geniert ins Bad. Es war komisch, ich war zwar schon immer der Meinung, Thalia war die schönste Frau der Welt, aber ab da empfand ich langsam mehr für sie. Mein Herz klopfte wieder, aber dieses Mal war es positiv. Ich hatte das Gefühl noch nie so intensiv gefühlt. Außerdem war ich erst neun, klar ich war schon reifer als andere neunjährige, die gefühlt noch mit ihren Popeln spielten, aber so weit, dass ich dieses Gefühl, dieses Herzklopfen, erklären konnte, so reif war ich dann doch noch nicht. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, zog ich mich einfach um und ging zu Thalia. Sie lag schon in der Hängematte und hatte sich zur Seite gelegt. Vorsichtig kletterte ich zu ihr. 

„Loki?"

Ich sah zu ihr. Ihre Augen strahlten mich an. Sie rückte näher zu mir. Oh Moon ich wurde rot. Sie sah mir tief in die Augen und ich war wie weggetreten. Sollte ich den Blick abwenden? Sie rückte noch näher an mich, ihre Stirn lag auf meiner, sie zog mich an sich. Ich konnte einfach nicht anders und legte meine geschlossenen Lippen auf ihre. Sie zuckte auf, wehrte sich aber nicht. Das sehe ich heute noch als meinen ersten Kuss! Und niemand kann mir sagen, dass es nicht zählt, nur weil meine Lippen geschlossen waren. Vorsichtig ließen wir voneinander ab, sie lächelte sanft und legte dann ihren Kopf auf meine Brust. Ich tätschelte ihren Kopf und schloss dann selbst die Augen.