Chereads / Die Biografie eines außergewöhnlichen Magiers Teil 1 / Chapter 11 - Kapitel 9: Dämmerung 

Chapter 11 - Kapitel 9: Dämmerung 

Ich hörte selbst in Schlaf noch die Stimme! Mittlerweile hatte ich mich eigentlich gegen jegliche Auren unempfindlich gemacht, aber diese Stimme sprach immer noch zu mir. Sie rief nur meinen Namen. Eine junge Männerstimme, ich kannte diese Person nicht, da war ich mir absolut sicher, auf jeden Fall wusste ich, dass es nicht Urian war. Roro murmelte ein wenig in seinem Schlaf. Die anderen waren auch schon tief im Schlaf, sollte ich diese verlockende Situation ausnutzen und der Stimme Hinterherjagen? Na gut, ich war selbst kein großer Fan von der Idee, Merlin würde wahrscheinlich toben, wenn er davon erfahren sollte, trotzdem zog ich die Decke leicht von mir weg. Meine Klamotten hatte ich noch an, ich war schließlich direkt eingeschlafen, doch plötzlich pickte mich was. Meine Hand war schneller auf meinen Mund, als dass meine Stimme auch nur daran denken konnte, loszuschreien, hinter mir saß ein wacher Roro. 

„Bist du wahnsinnig mich so zu erschrecken!"

Fragte ich leise und unter meiner Hand. 

„Die Stimme hält mich auch wach, Loki, lass sie uns zusammensuchen gehen."

Ein leiser Seufzer verließ meine Kehle und ich nahm Roro auf meine Schulter. 

„Aber damit eins klar ist, kein Wort an Merlin."

Er nickte und wir schlichen uns aus dem Fenster raus, hinter das Schloss. Der Nebel war so dicht, dass ich nun wirklich nichts mehr sehen konnte. Verdammt ich würde mich verlaufen. Da fiel mir aber ein, dass Merlin ein magisches Seil in Roros Sattel gelassen hatte, was ich sofort aus Besagten rausholte und an der Mauer festband. Das Seil würde sich ausdehnen, soweit ich laufen würde. Das andere Ende zog ich fest um meine Hüfte, es stand noch gut ein halber Meter ab, diese Spitze band ich Roro ans Bein. Danach lief ich in den Nebel, ich hörte die Stimme von links, also ging ich nach links, so ging das immer weiter in den Nebel hinein, dass mich bereits jemand verfolgte, ahnte ich nicht. 

„Loki…"

Die Stimme war nun direkt vor mir. Roro stellte die Federn auf. 

„Wer bist du?"

Fragte ich unsicher, bevor mich irgendwer angriff, beschwor ich lieber mit Armistra mein Schwert. 

„Unter dir…"

Ich sah zu meinen Füßen und sah ein Buch. Ich nahm es hoch und sah es mir genauer an. Ein alter, magischer Lederverschluss schützte es, kein Titel, keine Beschreibung. Ich versuchte das Lederband, was es schützte zu öffnen, also fasste ich das eine Ende an und gerade als ich daran ziehen wollte, erschien ein lila Schriftzug. Nur die Dämmerung ist endlos. Dämmerung? Endlos? Ich öffnete das Buch und schlug die erste Seite auf. Mir und Roro stockte der Atem, als wir lasen, wer dieses Buch für wen geschrieben hatte. Von Rulan, an Loki Esyia Woods, die Geflüchtete, und Auroron, ihren tapferen Begleiter. Roro und ich sahen uns an, als hätte man gerade Merlin vor unseren Augen ermordet. Mit dementsprechender Vorsicht blätterte ich zur nächsten Seite, als aus dem alles verschlingenden Nebel mich eine Hand an der Schulter zog. Ich schaute mich ruckartig um und sah erleichtert Merlin hinter mir stehen. 

„Entschuldige Meister, ich weiß, ich hätte nicht weglaufen dürfen, aber schau mal…"

Da hatten meine Augen den Mann vor mir vollkommen analysiert. 

„Ja Loki, das hättest du nicht tun dürfen, aber jetzt habe ich dich wieder."

„Merlin" trug die Uniform der Negativen. Oh nein, ich war direkt in die Arme seines Bruders gelaufen. Sofort riss ich mich los und rannte weg von ihm. 

„Dieses Mal entkommst du mir nicht, Loki!"

Das Seil, ich musste das Seil lösen, aber so leicht gab ich mich nicht auf. 

„Roro, nimm das Buch von Rulan und flieg am Seil zurück. Sag Merlin, ich versuche zurückzufinden, wenn ich Urian abgehängt und der Nebel wieder lichter ist."

„Loki, aber…"

„Diskutier nicht mit mir, flieg los und geh zu Merlin!"

Schnell warf ich ihn in die Luft und er verschwand im Nebel, die Sekunde, wo ich kurz stehengeblieben war, nutzten zwei Männer, um mich zu packen. Urian und Starset. Ich wehrte mich und beschwor mit Armistra mein Schwert und fuchtelte damit herum, bis ich Starset traf und ich ihm eine Stichwunde ins Bein verpasste. Er zischte auf und ließ ab, meine Chance Urian mit meinen Schwert anzugreifen, doch als meine Klinge auf seine traf, merkte ich, er wollte mich wirklich. Urian besaß ein Schwert, ein echtes, keines, dass mit Armistra hergestellt wurde, man nannte das Schwert Stellaris Infernum. Das Schwert von Nightmare. Es zerstörte sofort mein eigenes Schwert. Er packte mein anderes Handgelenk. 

„Endlich, habe ich dich. Dieses Mal entkommst du mir nicht, Dämmerungskind."

„Doch!"

Ich trat zwischen seine Beine. Meine letzte und hinterhältigste Technik, wenn es ums Kämpfen ging. Doch er ließ nicht ab. Dieser Irre war so wütend, dass ihm alles egal war. Starset hatte auch von hinten aufgerappelt und hielt mir ein Armistra Schwert an den Hals. 

„Gib auf. Du kannst dich nicht wehren. Dieses Mal gibt es eine Spezialbehandlung für dich."

Spezialbehandlung, war das das neue Wort für Hinrichtung! Ich zappelte und trat um mich, sie kamen nur langsam so mit mir voran. Ich machte mich schwer, bis Urian mich über seine Schulter warf. Da fiel mir etwas ein. Ich hatte einen kleinen, blauen Löwen in einer kleinen Phiole unter meinen Ärmel versteckt. Eigentlich war der für den Kaiser bestimmt, aber Not macht erfinderisch, ich öffnete ihn und er griff Urian und Starset an. Sofort sprang ich auf und sprintete einfach in den Nebel. Die Beiden waren direkt hinter mir und griffen immer wieder nach mir. Aus dem Nichts, und ich meine aus dem Nichts, kam eine dritte Person auf mich zu. Aber es war endlich der richtige Drilling. Merlin. Der Mantel war unverkennbar, er hielt ihn schützend vor mich, während ich mich erschöpft auf den Boden setzte. 

„Lange nicht mehr gesehen, Uri."

Sagte Merlin und zog ein Schwert aus seinen Mantel. Es war Moons Schwert! Ich dachte, es war im Besitz von Thorsten! Moons Schwert hieß Flixia, wie eine Präfektur in Elystria. Der genaue Hintergrund hinter diesem Namen ist nicht bekannt, die glaubwürdigste Theorie ist, die, dass Moon es in Flixia hat anfertigen lassen. Urian wurde wütend, wenn er etwas noch mehr hasste als seinen bürgerlichen Namen, war es sein Spitzname. 

„Merlin, du Scheusal auf zwei Beinen, lass mich zu ihr."

Er stellte sich über mich. 

„Ich werde dir Loki nicht überlassen. Sie hat sich auf unsere Seite geflüchtet und gehört damit zu uns, und du weißt, dass wir uns in Elystria gegenseitig beschützen."

„Sie gehört Nightmare, er hat sie für sich beansprucht. Aber machen wir doch einen kleinen Deal. Du sagst mir wo die zukünftigen Hüter der Erben von Tag und Nacht sind und ich lasse dir Loki."

Alezsa und A-Lyn! Dieses Schwein wollte seine eigenen Schwestern töten. Also musste ich wohl auf sein Deal eingehen. Vorsichtig stand ich auf und wollte Merlin gerade meine Hand auf die Schulter zum Abschied legen, als Merlins Miene sich änderte. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Um uns herum donnerte und blitzte es, es kam eindeutig von Merlin. Ich spürte, wie er schlagartig wütend wurde. In diesem Moment wusste ich was mir blühen könnte, wenn ich ihn einmal zu viel auf die Nerven ging. 

„Oder mein lieber Bruder, ich reiß dir den Arsch bis zum Stehkragen auf. Hast du kein Herz mehr? Das sind unsere kleinen Schwestern! Was hat dieses Ding mit dir gemacht, dass du herzlos geworden bist! Und dann hast du im Namen dieses Dinges Mewina alle Knoche gebrochen, du hast die zerstört und dafür gesorgt, dass sie nie wieder nach Elystria kommt."

Ich merkte an seiner Stimme, dass Merlin mit den Tränen zu kämpfen hatte. Es donnerte so laut, dass ich mir die Ohren zu halten musste. Merlin stand kurz davor die Kontrolle zu verlieren, so wütend war er. Ich nahm seine Hand und sagte leise: 

„Returium…"

In der Hoffnung, dass ich ihn so stabil halten konnte. Es funktionierte. Dann sagte Urian: 

„Dieses Ding, wie du es nennst ist der leibhaftige Erlöser aller Magier aus der Knechtschaft zweier unreinen Geschwister!"

Ich merkte dieses Gefühlschaos in Merlins Seele. Er wurde mal wütend mal traurig und weinte vor Wut. Ich hielt seine Hand noch fester und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Merlin sah kurz gebrochen und verletzt aus, aber er wischte sich die Tränen ab, bevor er wieder die Zähne zusammenbiss. Mit Wut in der Stimmte sagte er, laut und stark:

„Ich hatte gehofft, dass du aus dieser Phase herausfindest, nun aber bin ich mir sicher, ich habe meinen älteren Bruder endgültig verloren..."

Das war der Moment, in dem Merlin realisieren musste, dass es für Urian keine Hoffnung mehr gab, zerbrach mir das Herz. 

„Poetisch wie immer mein lieber Bruder, nun aber zeig mir die andere Seite von dir, ich kämpfe mit dir um Loki, und wenn ich dich besiegt habe, foltere ich den Aufenthaltsort von Alezsa und A-Lyn aus dir heraus."

Merlin seufzte kurz, dann streckte er seine linke Hand hoch, zog seine fingerlosen Handschuhe ab und präsentierte ein Zeichen, dass aussah wie sein Bannkreis, er leuchtete dunkelblau auf. Das war sie, die Beschwörung seiner besonderen Fähigkeit. Sofort ließ ich seine Hand los und stellte mich ein wenig hinter ihm. Er sprach sie laut aus:

„Agilita Duplica: Simjin."

Er beschwor die Fähigkeit von Thorsten, den goldenen Löwen Simjin. Über mir und Merlin bildete sich ein Rosé farbiger Löwe, Merlin hatte die Fähigkeit an sich angepasst, damit man seinen goldenen Löwen nicht mit dem von Thorsten Lügenbrück verwechselt. Merlins Löwe brüllte und preschte auf Urian und Starset zu. Urian biss sich in die Lippe, bis diese blutete. Seine Fähigkeit bestand darin, die Fähigkeit anderer zu blockieren, bei seinen Drillingsgeschwistern konnte er das aber nicht. 

„Du Feigling, kannst dich mir nicht einmal im Zweikampf Mann gegen Mann stellen!"

„Uri, du weißt, was meine Spezialitäten sind. Also, was werdet ihr tun, Midnight und Starset?"

Die Namen betonte er, als würde er einen Witz erzählen. 

„Das ist noch lange nicht vorbei, Merlin, viel Spaß in den Highlands."

Sie hatten einen Teleportationstrank bei sich und im Hauch einer Sekunde waren beide weg. Merlin ließ den Löwen verschwinden und zog den Handschuh wieder an. Eine Minute herrschte eiskaltes Schweigen zwischen Meister und Schüler. 

„Loki…"

Ich erwartete ein Donnerwetter, das mindestens genauso schlimm war, wie das gerade eben, doch zu meiner unendlichen Erleichterung ermahnte er mich nur:

„Sei der Tatsache dankbar, dass du ein ultraseltenes Buch gefunden hast, ansonsten würde ich dir den Kopf so zurechtrücken, dass du dein restliches unsterbliches Leben Kopfschmerzen hast, aber du bekommst trotzdem eine Strafe, du musst morgen die Launen deines übermüdeten Meisters aushalten. Und jetzt alle Hop, du willst doch nicht, dass ich noch mehr Schlaf verliere."

Sagte er, steckte die Hände in seine Manteltaschen und folgte dem magischen Seil zurück zur Burg. Ich war froh, so glimpflich davongekommen zu sein, in beider Hinsicht. Merlin war einfach ein fantastischer Meister und Freund, er würde mich nie hängen lassen, auch wenn er manchmal so tat, als ginge ihn das alles und jeder am Allerwertesten vorbei. 

„Merlin, habe ich dir schon mal gesagt, wie großartig du eigentlich bist?"

„Schleimen bringt dir nichts Loki."

„Okay…"

Er legte seine Hand auf meine Schulter und sah mich aus irgendeinen Grund stolz an. Worauf war er so stolz auf mich? Dafür, dass ich mich beinahe hab schnappen lassen, dass Urian und Merlin wieder aufeinandertreffen mussten? Darauf, dass ich seine Anweisungen nicht befolgt habe? 

„Schön zu sehen, dass du nach wie vor Arsch in der Hose hast. Nimm die Beine in die Hand, Lokilein."

Sagte er und ging schneller. Er verschwand beinahe in dieser Nebelsuppe. Der wollte mich abhängen und seine Schülerin hier allein zurücklassen. 

„Halt, warte, Merlin, lass mich nicht allein!"

Stimmt das Loki?

Was?

Das du mich als fantastischen Meister siehst?

Mh…

Sag schon

Nein, alles, was in diesen Buch steht, ist gelogen. 

Danke.

Natürlich, Idiot…

Als endlich die Sonne aufging, verschwand auch der Nebel ein wenig. Die Sonne versteckte sich lieber hinter Wolken, also war es kalt. Merlin dirigierte mich schon den ganzen Morgen umher, er nutzte mein schlechtes Gewissen gnadenlos aus. An diesen Tag, und nur an diesen Tag, duldete ich es, danach war mir klar, dass ich nie wieder Merlin mitten in der Nacht wecken sollte. Auch Noman und Sajin waren von meiner nächtlichen Aktion nicht sonderlich angetan. Dadurch, dass Merlin sich den Hintern von seiner Schülerin hatte nachtragen lassen, war es mir an diesen Vormittag noch nicht vergönnt worden in Rulans Buch zu schauen. Mein Meister hatte mir angeordnet, ich solle ihm eine Tasse Kaffee aus der Küche holen, was ich auch gerne tat, dabei jedoch kam ich am Thronsaal vorbei. Der Kaiser redete mit einen seiner Berater. Ich versteckte mich hinter einer Säule. 

„Eure Hoheit, das Volk ist sehr enttäuscht von eurer Regentschaft."

Ich hörte ihn kauen, wie immer, und grunzen:

„Die sollen froh sein, ich habe gegen meinen Willen ihnen die Magier aus diesen Elysia Elysium, keine Ahnung woher die kommen, geholt."

„Das Volk will einen spezifischen Magier. Ihr kennt die Legende von den Highlands, warum sie schweben?"

„Jaja, dieser Rulan, der sich hier vor einigen hundert Jahren mit seinen Leuten versteckt hielt, blablabla."

Der sagte das so desinteressiert, als würde es sich um den Wetterbericht handeln, während mein kleines Herz klopfte wie sonst was. Das musste der Grund sein, warum diese Aura hier so komisch verschleiert und undurchsichtig ist. Vielleicht war deswegen auch Noir Shiro hier. Damit musste ich sofort zu Merlin und Sajin, vielleicht lebte Rulan nach wie vor hier in der Nähe! Ich schlich mich wieder raus aus dem Thronsaal und rannte dann wie von der Tarantel gestochen zurück ins Zimmer. 

„Loki, was ist los?"

Fragte mich Noman. 

„Kennt hier einer von euch die Legende von den Highlands?"

„Nein, wir kennen die Highlands kaum, also kennen wir dementsprechend auch keine Legenden."

„Rulan und die Dämmerungsmagier haben sich hier versteckt, als es den Krieg zwischen den Geschwistern und den Negativen gab. Merlin, sie sind der Grund, warum die Highlands schweben, das Buch von Rulan, was mich letzte Nacht gerufen hat! Der Nebel mit der komischen Aura!"

Merlin und Sajin sahen mich etwas überrumpelt an. Dann aber meinte Sajin:

„Wenn das wirklich wahr ist, dann könnte Noir Shiro sie nach wie vor hier suchen, aber warum wird er erst jetzt so aufsässig gegenüber Menschen?"

„Ich finde, wir sollten jetzt mal einen genauen Blick in das Buch werfen. Loki, du bist als einzige hier in der Lage es zu öffnen. Würdest du bitte das Buch aufmachen?"

Ich nickte kurz und holte das Buch, was Roro auf meinem Bett platziert hatte. Ich nahm es und es zeigte seine Schrift wieder. Die Dämmerung ist endlos. 

„Tse, endlos. Dämmerungsmagie ist jetzt nicht so speziell."

Lästerte Sajin und kassierte einen scharfen Blick meines Meisters und mir. Ich schlug es wieder auf und dieses Mal konnte ich es mir genauer ansehen. Ich blätterte die erste Seite auf und es stand eine kurze Erklärung mit komischen Runenartigen Schriftzeichen geschrieben. Das gesamte Buch bestand aus ihnen. 

„Loki, versuch mal das dritte Auge zu beschwören. Vielleicht wirst du nur so aus diesen Zeichen schlau."

Schlug Merlin vor. Das dritte Auge war in Lektion fünf das schwierigste für mich. Es war auch um genau zu sein, das Einzige, was ich noch nicht konnte. Das innere Auge lag mir wahrscheinlich nur, weil ich es als Kleinkind regelmäßig bewusst eingesetzt habe. Das dritte Auge konnte weitersehen, um genau zu sein konnte ich alles sehen, was sich auf der Ebene befand, auf der ich mich aufhielt, sprich, ich könnte im Prinzip nachschauen, ob Kalli brav war. Mein Problem war die Erweckung des dritten Auges. Es erforderte das, was ich zu dem Zeitpunkt meines Lebens nicht hatte. Geduld und innere Ruhe. Aber daher, dass wir keine andere Wahl hatten, versuchte ich es. Erster Schritt, wenn man das dritte Auge beschwören will, den individuellen Zauberkreis herausholen. Er verstärkt die Magie des Anwenders. Man benutzt ihn oft in der hohen Magie, Schüler wenden ihn vor allem an, wenn man sein Seelentier heraufbeschwören will, ein altes Mitbringsel aus der Zeit vor den Geschwister, der Urmagiezeit, wie wir sie unkreativ nennen. 

„Makcia…"

Ich setzte ihn unter meine Füße, man kann ihn aber wohin setzten, wo man will. Meiner war lila und es hatten sich verschiedene Schriftzeichen gebildet, auch in der alten Sprache. Bei mir beschrieb es meine Erfahrungen, bei Noman, um ein Beispiel zu nennen, beschrieb seinen derzeitigen Gemütszustand. Aber um zum dritten Auge zurückzukommen, innerhalb des Zauberkreises versuchte ich in mich zu gehen und das Innere Auge zu rufen. Es kam auch, und jetzt, musste ich mich nur noch entspannen und auf das dritte Auge, dass allsehende Auge, konzentrieren. Dann merkte ich, ich sah meine Umgebung anders. Ich konnte die Aura sehen, ich konnte jede Aura sehen, in den gesamten Highlands. Ich öffnete meine echten Augen und nahm die Welt stärker wahr als sonst. Es enthüllte mir alle Geheimnisse der Burg, ich wusste, wo der Kaiser seine Frauen hielt und seinen Schatz aufbewahrte. Ich nahm das Buch in die Hand, die Zeichen flackerten. Irgendwas fehlte nach wie vor. Kopfschüttelnd beendete ich das dritte Augen. 

„Es fehlt noch was. Ich weiß nicht was, das gesamte Buch flackert vor meinen Augen. Meister, kannst du mal schauen, ich bin noch nicht so gut im Umgang mit dem dritten Auge."

Dabei sollte ich später mal eine Meisterin im Umgang mit dem dritten Auge werden, ich meisterste sogar das sechste Auge, dazu aber später. Merlin nickte und befolgte die gleichen Schritte wie ich. Bei seinem Kommando zeigte ich ihn die Seiten, doch auch er sah nichts anderes als flackernde Buchstaben. Frustriert schlug ich es wieder zu. 

„Welche Komponente könnte fehlen?"

Fragte sich Sajin. Ich überlegte kurz, da sah ich, dass Merlin Flixia nach gestern Nacht nicht mehr in seinen Mantel versteckt hatte, ob er es einfach vergessen hatte, oder kampfbereit sein wollte, wusste ich nicht, ahnte aber ersteres. Ich sah mir das Schwert an. Dunkelblau wie die Nacht, kleine Edelsteine, die Sterne symbolisierten, ein großer weißer Edelstein am Griffkreuz und der Handgriff war mit einen Lederband umgeben, das noch nicht einmal ansatzweise abgekratzt war. Das Schwert Flixia, das Gegenstück hieß Taoi, Solars Speer. Die Geschwister hatten eins, die Negativen haben eins… 

„Hatte Rulan vielleicht auch eins?"

Fragte ich mich leise selbst. Merlin jedoch hörte mich. 

„Das könnte gut sein, so wie ich das verstanden habe, war Rulan schließlich eine Zeitlang ein Teil der Geschwister, er stand mit ihnen an der Spitze der Regierung, bis er sich kurz vor der Kreation von Nightmare und Day Light zurückzog, warum auch immer. Hier versteckten er und seine Anhänger sich, als die Negativen immer mehr aufdrängten. Die Highlands haben diese Aura von Rulan und seinen Anhänger bekommen, um ihre eigene Aura zu unterdrücken. Aber warum haben sie die Aura nicht aufgehoben, offensichtlich sind sie ja nicht mehr hier, sonst wäre die Regierung sicherlich ganz anders als die jetzige. Was wenn Rulan sein Schwert hiergelassen hat? Für Loki."

Rulan war ein starker Wahrsager, so wie Moon, natürlich konnte er mich Vorhersagen, aber warum wollte er, dass ausgerechnet ich sein Schwert finde?

„Wie dem auch sei, wenn dieses Schwert hier ist, hat es vielleicht deswegen Noir Shiro hergelockt, und mit ihm Midnight und Starset."

„Das heißt, wenn wir dieses Schwert finden, könnte das bedeuten, die Highlands wären von den Negativen und dementsprechend von der seltsamen Aura befreit und lockt keine ungebetenen Gäste her."

„Jetzt bleibt nur noch eine Frage, wo ist das Schwert von Rulan?"

Die Männer, Schrägstrich Junge, sahen mich allesamt, ja sogar der sonst so ernste und realistische Meister Sajin, sah mich so an, als hätte ich verlangt, man solle mir die Geschwister zu Füßen legen. 

„Vielleicht könnte ich was mit dem dritten Auge herausbekommen. Ich versuche es nochmal, auch um es weiter zu trainieren."

„Gut, Loki, wir werden uns in der Stadt umhören. Viel Glück."

Meinte Merlin, der eigentlich nur shoppen gehen wollte. Die anderen verließen den Raum und ließen mich somit allein. 

Ich suchte die ganzen Highlands ab, aber nach fast einer Stunde wurde ich müde und erschöpft. Es zerrte am Körper so lange das dritte Auge zu nutzen, und ich hatte schon sehr gute Kraftreserven für mein Alter. Also ließ ich meine Gedanken abdriften und war wieder bei Ignis und Kalli. Die Beiden spielten im Garten, mit Thalia und Atrien. Thalia und sie waren beste Freunde… wie würde Kalli wohl reagieren, wenn ihre große Schwester und ihre beste Freundin zusammen wären? Wäre sie glücklich, oder wütend? Und Thalia, was wenn sie doch jemand Besseres findet? Wenn ich doch noch zu jung war? Ich schüttelte mich kurz und kehrte innerlich wieder zu den Highlands zurück. Ich hatte Schanda abgesucht, aber nichts gefunden. Also ab zu nächsten Insel. Ich sah mir jede einzelne Aura genau an. Da bemerkte ich, einige Auren, die ich auch schon in Schanda gesehen hatte verliefen auch über Qing. Schanda war so groß, bei so einer großen Insel mussten sich die Auren verlaufen, aber diese Auren waren da und bei Moon, sie waren wahnsinnig stark. Ich griff mir einen Aurastrang und folgte ihn ganz nach unten auf den festen Boden. Neben wir stand das Schild mit der Aufschrift Highlands. Er führte mich direkt hinter die Treppe, unter die Erdplatten lag ein riesiger See, ein paar kleine Felsen ragten aus dem Wasser, der Strang führte mich immer weiter rein, bis ich eine Nixe sah. Sie war riesig, drei Meter, lila Schuppen zierten ihren Körper, der in zwei Schwanzflossen endete. Sie hatte einen seltsamen Kopfschmuck, anstatt Haare und Fischaugen. Sie hatte ihre schwimmhäutigen Hände an ihren Kopf, so als würde sie ihren Kopfschmuck zurechtmachen, aber er war ein Teil ihres Körpers. Ich kam näher und sie hielt inne, als würde sie mich bemerken, als sie ihren Kopf in meine Richtung bewegte, war ich mir jedoch sicher, sie spürte mich. Mir konnte nichts passieren, schließlich war ich nicht körperlich bei ihr. Jedoch sprang sie mich trotzdem mit einem ohrenbetäubenden Laut an. Mein Körper durchfuhr ein Schauer, aber ich riss mich zusammen und blieb. Sie war im See verschwunden, also konnte ich sehen, welchen Schatz sie beschützte. Ein Lila Schwert mit Amethysten verziert, eine gravierte Klinge, die zur Hälfte in einen Felsen steckte. Alle Auren kamen von diesem Schwert, ich sah einen Namen über dem, wo die Klinge anfing. Abendrot. Das Schwert war tatsächlich von Rulan, die Legende war wahr, dieses Schwert könnte das letzte Puzzleteil sein, was ich brauchte, um das Buch zu entziffern. Die Nixe war hinter den Felsen geschwommen, während ich mir Abendrot genauer ansah, sie schlich sich an und griff mich wieder an. Dieses Mal konnte ich mich nicht darauf einstellen, ich schreckte auf und unterbrach das dritte Auge. Es war dunkel, wahrscheinlich die Nebenwirkungen des dritten Auges, kurzzeitige Blindheit, ich spürte den kalten Steinboden unter mir, vor Schreck war mein Körper vom Bett gefallen. 

„Loki, Loki, was ist passiert?"

Fragte mich Roro und half mir, mich aufzusetzen, ich sah langsam verschwommen, wenigstens etwas. 

„Ich weiß, wo das Schwert ist… Aber es wird bewacht. Von einer drei Meter großen Nixe."

Ich zog mich hoch und rieb meine Augen, um den Heilungsprozess zu beschleunigen. Mein erster Instinkt war, bevor ich meiner Eule Rede und Antwort stand, was zu Trinken. Also suchte ich, nach wie vor mit verschwommener Sicht den Wasserkrug. Langsam tastete ich mir den Weg zum Tisch mit den Bechern und dem Krug, als ich eine Person ertastete. Es war ein Mann, zumindest sagte mir das der Körperbau, von der Person, die vor mir stand, er trug auch etwas aus Leder. War das Merlin? 

„Merlin?"

„Nein, ich bin einer der Bediensteten ihrer Majestät."

Sofort nahm ich meine Hände an mich und entschuldigte mich förmlich. Meine Augen zeigten mir nach wie vor nicht, was vor mir lag, aber ich redete trotzdem:

„Weder Meister Lumunis noch Meister Woods sind gerade da, sie nehmen die Stadt unter die Augen. Ich bin als einzige dageblieben."

Ich sah langsam immer klarer. Es war der gleiche Mann, der vorhin mit dem Kaiser geredet hat. 

„Das haben wir gehofft, der Kaiser hat ausdrücklich nach dir verlangt. Wenn du mir bitte folgen würdest."

Verwirrt nahm ich Roro auf die Schulter und folgte ihm in den Thronsaal. Irgendwas in mir sagte mir, ich sollte rennen. Aber sicher würde nichts passieren, so rassistisch das klingen mag, ich war mit meinen Fähigkeiten zu dem Zeitpunkt schon stärker als normale Menschen, und erst recht gegen so einen fetten Kaiser. Vielleicht wollte der Kaiser nur wissen, wie weit wir mit der Befreiung seines Landes waren. Roro plusterte sich auf und sein Nacken wurde länger, das war ein Zeichen dafür, dass er kämpfen wollte. Wir betraten den Thronsaal. Der Kaiser ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach, essen, während zwei seiner Frauen auf seinen Schoß saßen. Ein paar weitere saßen auf Teppichen in knappen Klamotten und gingen verschiedenen, sagen wir mal, Aktivitäten nach. Um es genauer zu Umschreiben, es war wie in einem Bordell. Sowas konnte ich noch nie leiden, Frauen und Männer sind in meinen Augen keine Sexobjekte, die man einfach so kaufen konnte. Lange konnte ich mich nicht darüber aufregen, den ich bekam schlagartig Kopfschmerzen. Ein Geruch lag in der Luft, er verursachte die Kopfschmerzen und machte mich leicht wirr, das könnte aber auch vom dritten Auge kommen, weswegen ich nicht sonderlich misstrauisch wurde. 

„Ah, die Schülerin Merlins, setz dich."

Ich setzte mich auf einen Stuhl, sofort kamen ein paar Frauen in meinen Alter zu mir und setzten sich auf die Armlehnen, sie berührten mich an unterschiedlichen Stellen, die ich nicht von irgendjemanden berühren lassen wollte. Aber ich ließ sie und konzentrierte mich auf den Kaiser, der mir erklärte:

„Weißt du mein Harem symbolisiert nur meinen Reichtum, ich gehe nicht mit allen ins Bett, nur mit meinen sechs Hauptfrauen. Mit ihnen will ich eigentlich meine Erben zeugen."

Sechs Frauen traten aus dem Schatten hervor, drei zu seiner rechten, drei zu seiner linken. Es waren dieselben Frauen, die in der Nacht schon anwesend waren. 

„Meine anderen Frauen sind nur Augenweiden. Sie lieben sich gerne untereinander, vor mir und wichtigen Beamten, die ich von Zeit zurzeit gerne einlade. Wenn sie wollen dürfen sie auf freiwilliger Basis einen der Beamten glücklich machen."

Wie aus dem Nichts spürte ich eine Hand in meinen Schritt. Ich keuchte erschrocken auf und sah die Frau schockiert an, die anderen zogen sich zurück, sie setzte sich auf meinen Schoß und küsste meinen Hals. Sie sah Thalia verdammt ähnlich, nur war dieses Mädchen älter als sie. 

„Natürlich fehlt es meinen anderen Frauen an nichts, der einzige Unterschied ist lediglich, dass meine sechs Hauptfrauen mir Erben schenken dürfen."

Nicht gerade der Hauptgewinn. Ihre Hände verschwanden unter mein Shirt und berührten meine nackte Haut. Sie roch so gut, nach Pfefferminze. Ich griff fest in die steinernen Armlehnen. Mein Blick wand sich ihr zu, ihrer lag auf meinen Schoß, dann aber trafen sich unsere Blicke. Sie lächelte mich charmant an, dann küsste sie mich mit Zunge und ihre Rechte Hand glitt in meine Hose, während die andere hoch an meine Brust glitt. Mein Kopf war hochrot, ach Quatsch, ich war am ganzen Körper rot. 

„Du bist süß… ich liebe unangetastete Mädchen."

Flüsterte sie mir in die Ohren. 

„Loki, ich würde dich gerne in meinen Harem aufnehmen. Dann könntest du ewig mit Charlene rummachen. Was sagst du? Willst du in meinen Harem einheiraten?"

Charlene rieb mit ihrer rechten Hand und ich verkrampfte mich, es war ein komisches Gefühl. Ich war erregt, aber etwas in mir wollte aufhören, ich wollte das noch nicht, dafür war ich doch noch zu jung. Doch Charlene gab mir keine Chance klar zu denken. Sie blockierte meinen Mund, und nun wanderte auch die linke Hand zu meiner Hose und öffnete diese. Plötzlich kamen wieder die anderen Frauen und zogen mein Oberteil aus und küssten mich überall, Charlene zog sich zurück und eine andere Frau blockierte meinen Mund. 

„Hübsche Loki bleib bei uns."

Charlene vergriff sich an meiner Unterhose, jedoch schlug der letzte Rest meiner klaren Gedanken meine Beine übereinander. Was war falsch mit mir, warum ließ ich es zu, dass es so weit kam? Meine Muskeln waren wie gelähmt, weswegen es für die Frauen einfach war meine Beine wieder auseinander zu reißen, ich fand die Kraft sie trotzdem wieder übereinander zu schlagen. Dieser Geruch, Pfefferminze und noch was anderes, er lag schwer in der Luft. Er war es, der mich so benommen machte. Was war los mit meinen Körper, wo zum Fick haben die alle ihre Hände und was bei Moon hat der fette Typ gerade geschwafelt? Wieso fühlte sich das so gut an? Warum zögerte ich? Warum machte ich nicht einfach mit? Es waren schöne Frauen, warum sollte ich mich nicht gehen lassen? Es war als würde ich alles vergessen. Wer war ich? Wo bin ich? Was machen die mit mir? Ich fühlte Charlenes Hände auf meinen Oberschenkeln. Die Frauen waren so gut zu mir und ich wollte unbedingt auch mitmachen, da schrie jemand auf und ich hörte eine mir bekannte Stimme:

„Loki! Wach auf!"

Das war Roro! Was bei den hohen Geschwistern war geschehen! 

„Ictusa!"

Dadurch, dass ich erschöpft war vom Benutzen des dritten Auges, reichte meine Kraft nur noch dazu, die Frauen einen halben Meter weg von mir zu schubsen, schlagen könnte man das nicht nennen. Ich stand auf und bekleidete mich unverzüglich. Oh Moon, was war geschehen, warum habe ich das zugelassen! Der Bedienstete hatte mir Roro heimlich von der Schulter genommen und ihn den Schnabel zu gehalten. Dann merkte ich den Geruch, die Frauen trugen eine Art Rauschgift, was man nur durch die Luft aufnehmen konnte. 

„Aeralis Luftblase!"

Ich erschuf einen leichten Wind, der mich und Roro umgab und verließ mit den Worten:

„Wenn mein Meister davon erfährt, seid ihr des Todes!"

Und schlug die Türen zum Thronsaal hinter mir zu. Ich rannte in unser Zimmer und versiegelte es mit Interclubis. Das war gerade zu viel gewesen! Mit zwölf! Es fühlte sich wie ein Verrat an Thalia an. Ich kam mir richtig eklig vor, auch wenn Roro mir gut zusprach:

„Loki, du kannst nichts dafür, sie haben dich unter Drogen gesetzt."

„Trotzdem habe ich Thalia hintergangen!"

„Nein, ihr seid nicht zusammen! Sie küsst dich ab und dann, aber das kann man Beziehung nennen. Außerdem haben dich diese Frauen nur angefasst, sie haben dich nicht entjungfert."

„Es fühlt sich trotzdem wie ein Verrat an!"

„Weil du sie liebst, aber dann sag ihr das auch!"

Naja, eigentlich war ich noch zu jung, trotzdem gab ich ihn recht, woher auch immer dieses Gefühl kam. Eins war mir klar, wenn sie davon erfahren sollte, sie würde mir nie verzeihen! Ich seufzte und legte meine Hände auf meine Augen. 

„Das ist furchtbar!"

„Loki…"

Roro legte seine Flügel um mich und tröstete mich, die elendige Verräterin. 

Oh Moon, ich hätte dieses miese Schwein töten sollen! Schickt der seine Frauen vor um eine zwölfjährige um den Finger zu wickeln! Wie ekelhaft!

Ich denke bis heute, dass die armen Frauen genauso ein Opfer waren wie ich, obwohl ich das nicht als den gleichen Vorfall ansehe, wie der mit Onkel Jana in der Bibliothek.

Waren die Damen wenigstens hübsch? 

Bist du nicht glücklich verheiratet? 

Als die Herren am Abend wiederkamen und wir in unserem Zimmer zu Abend aßen erzählte ich von meinen Beobachtungen mit dem dritten Auge. 

„Es gibt also ein Schwert namens Abendrot. Das würde zu Rulan passen."

„Allerdings, ich finde, wir sollten diesen See besuchen."

„Meister Sajin, da lebt eine drei Meter große Nixe!"

Meinte Noman ängstlich. 

„Und vielleicht auch Noir Shiro."

Ergänzte er mit zitternder Stimme. 

„Warum so ängstlich Noman?"

Fragte ich und boxte ihn leicht gegen die Schulter. 

„Sonst bist du auch kein Angsthase."

„Naja... Ich… kann nicht schwimmen…"

Gab er geniert zu. 

„Dann bleiben du und Sajin am besten hier, jemand muss ja auf Noir Shiro aufpassen, während wir weg sind. Aber kommen wir nun zu uns. Für dich zur Info Loki, Noir Shiro taucht eher in der sogenannten blauen Stunde auf. Deswegen bleiben die Beiden hier und wir beide brechen sofort auf."

„Ich hoffe, du hast deine Badehose dabei, Merlin."

Er lachte und legte seine Hand auf meine Schulter, um mich liebevoll zur Türe zu bugsieren. 

„Ist eigentlich irgendwas passiert, während wir weg waren? Deine Augen haben vorhin so komisch ausgesehen."

Ich beschloss es ihm nicht zu beichten, erstens wollte ich nicht daran erinnert werden, zweitens wollte ich nicht, dass er irgendeine Dummheit macht. Obwohl ich dieses Arschloch am liebsten Tod gesehen hätte. 

„Nein, das dritte Auge hat mich etwas viel Kraft gekostet. Du wirkst auch besorgt, ist es noch wegen deiner Begegnung mit Urian?"

„Es hat mich nur… weißt du, bei uns beiden ist das ganz komisch, ersieht mir so verdammt ähnlich, fast schon wie mein eigenes Spiegelbild. Seine Drohung gestern hat doch einige Sorgen in mir erweckt. Was ist, wenn er mich tatsächlich schnappt, er könnte mit Leichtigkeit mein Leben annehmen und Elystria von innen heraus zerstören."

„Deine Sorgen sind unberechtigt. Ich habe als achtjährige gegen ihn gewonnen, wäre er gestern nicht mit Starset dagewesen hätte ich ihn mit Leichtigkeit fertig gemacht, und wenn ich das kann, dann du erstrecht."

„Loki, du ziehst eine Kilometer weite Schleimspur hinter dir her."

„Was, ich doch nicht! Aber jetzt wieder zurück zum Thema. Wie lenkt man eine Nixe ab?"

„Ich habe die wenigen Nixen, die in Elystria leben studiert. Normalerweise lassen sie von einem Ziel nicht ab. Aber die Nixe, die du mir beschrieben hast, war sehr außergewöhnlich, es könnte sein, dass Rulan sie erschaffen hat, um Abendrot zu beschützen. Vielleicht erkennt sie dich als Dämmerungsmagier an und lässt dich ans Schwert."

„Hört sich alles sehr theoretisch an."

„Wenn dein Portal in die Anderswelt endlich fertig werden würde, könnte ich jegliche Zauberwesen mal genauer unter die Lupe nehmen."

„Du setzt mich gerne unter Druck, oder?"

Er grinste schelmisch, bevor er die Tür zum Thronsaal aufstieß. Nur der Kaiser und seine Hauptfrauen saßen noch darin. Ich flüsterte:

„Hast du noch einen blauen Löwen?"

Er nickte und steckte mir heimlich einen zu. Wir durchquerten den Thronsaal und ich ließ die Phiole fallen. Man hörte ein paar schrille Schreie und Geschirr auf den Boden fallen. Das tat gut, nachdem, was vorgefallen war. 

Roro flog uns nach unten und wir redeten über die Nixe. Merlin hatte ein Buch aus seinen Mantel gezaubert. 

„Die normale Nixe hat eine Schwanzflosse und ist ungefähr einen Meter fünfzig groß. Diese hier muss eine Mutation sein. Oder es gibt etwas, was ich über Nixen noch nicht weiß, wie zum Beispiel eine Hierarchie und sie ist die Königin."

„Du meinst damit doch nicht etwa, dass da noch mehr von diesen Dingern herumschwimmen? Das bereitet mir sonst so schlimme Bauchschmerzen, mit denen ich zurück zu Noman muss."

„Ach Lokilein, wir schaffen das."

Sagte er und nahm mich leicht in den Spitzkasten. Ich schubste ihn weg und wir prügelten uns leicht. Bis Roro sein Hals ausfuhr und sich direkt vor unsere Nase stellte.

„Wir sind gleich da, macht euch bereit."

Roro flog dicht an den Boden. Wir sprangen ab und Roro blieb stehen. Er deutete mir sehr genau an, dass er keinen Schritt weitergehen würde. Also ließ ich ihn, bat ihn aber auf mein Pfeifen zu hören, falls wir in Gefahr gerieten sollten. Merlin und ich nutzten Aquarialis, um auf den Wasser zu laufen, ich führte uns an, auch wenn Merlin neben mir lief. Ich erkannte die Gegend einigermaßen wieder, trotzdem musste ich den Aurenstrang, den ich zuvor gefunden hatte, wieder aufnehmen. Es war unheimlich hier, noch unheimlicher als auf den schwebenden Platten der Highlands. Ich hörte aber auch komische Sachen. Plätschern, grummeln, als ein Schrei die Stille durchbrach sprang klein Loki auf einen kleinen Fels und zitterte kurz auf. Das war das gleiche beklemmende, klaustrophobische Gefühl, wie jedes Mal, wenn ich in einen Besenschrank gesperrt wurde. Merlin sah mich ernst an, und mir war klar, ich musste weitergehen. 

„Sind wir gleich da?"

Fragte Merlin in einen nervigen Kinderton. 

„Nein…"

Dann war es ungefähr zwei Minuten still, nur das Plätschern war zu hören. 

„Sind wir gleich da?"

Er wollte mich ärgern. Ich verdrehte die Augen und wiederholte mich:

„Nein Merlin, wir haben noch ein ganzes Stück vor uns."

Er nickte. Meine Augen richteten sich auf den Boden, der See unter unseren Füßen war so schwarz, dass man dachte, man lief auf flüssigen Teer. Merlins Theorie, dass die drei Meter Nixe die Königin sein könnte, kam mir wieder in den Sinn. Mir fuhr ein kalter Schauer über den Rücken und es schüttelte mich kurz, bei dem Gedanken, dass unter uns noch mehr herumschwammen. 

„Sind wir jetzt da?"

„Um Moons und Solars Willen, halt die Fresse Merlin!"

Sagte ich und sprang ihn an die Kehle. Dieser Typ nervte mich in so einer Situation einfach zu viel! Ich warf ihn gegen einen Felsen und wollte ihn gerade eine, wie immer spielerisch, verpassen, als ich hörte, wie etwas aus dem Wasser kam. Er hielt auch inne und wir sahen uns ernst an. Plötzlich riss er mich zu Boden und drückte mich runter. 

„Diese Nixen!"

Fluchte eine Person.

„Meine ganzen Klamotten sind hinüber! So kann ich doch niemanden unter die Augen treten!"

„Beruhige dich Arius."

„Nein, wenn ich dieses Schwert nicht bekomme, werde ich diesen fetten, ekelhaften Kaiser niemals von Thron stürzen können!"

„Du hast es drei Mal versucht rauszuziehen, vielleicht bist du einfach nicht der richtige."

„Wie kannst du sowas sagen, Harus! Du bist mein bester Freund seit Jungentagen, ich dachte, du würdest hinter mir stehen!"

„Das tu ich auch, aber Arius, ich will nicht noch einmal von meiner Mutter getadelt werden, weil sie meine Klamotten zum Hundertsten Mal flicken muss, nur weil du vergeblich versuchst ein Schwert aus dem Stein zu ziehen."

„Es war erst das dritte Mal, und außerdem, kann ich besser regieren als dieser fette Wichser!'

Da war aber jemand sehr von sich überzeugt. Mir war sein Freund viel sympathischer, er ähnelte in seine Ausdrucksweise sehr Thorsten. 

„Und jetzt komm, Harus, lass uns nach Hause gehen und es Morgen noch einmal versuchen."

„Ja Ja…"

Sie sprangen wieder ins Wasser und schwammen von dannen. Merlin und ich gingen aus der Deckung raus. Unsere Ohren waren noch einen Moment gespitzt, dann setzte Merlin ein verlogenes Grinsen auf und fragte erneut:

„Sind wir jetzt bald da."

Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, schubste ich ihn ins Wasser. 

„Schau wie du mit den Nixen fertig wirst, alter Mann."

Eigentlich erwartete ich meinen Meister jede Sekunde wieder auftauchen, doch das tat er nicht. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass er das auch nicht tun würde. Sofort sprang ich hinterher, um meinen Meister zu retten. Es war dunkel, dunkel wie in einem schwarzen Loch. Unter Wasser beschwor ich den Lichtzauber Luxis. Ich sah wie Gestalten zurückwichen und ihre Zähne fletschten mich an. Es waren Nixe n, aber kleine, normale Serenen, nicht diese drei Meter Königin. Ich sah ihnen entgegen, der blanke Horror im Gesicht. Der Gedanke daran, dass sie Merlin in ihre Flossen und Reiszähne bekommen hatte, trieb mir die Tränen in die Augen, bis eine Hand aus der Dunkelheit nach mir griff und mich nach unten zog. Merlin erschien vor mir und deutete an, ihm hinterher zu schwimmen. Mein Meister hatte sich auch eine Lichtkugel herbeigezaubert und so vertrieben wir die Serenen. Das war einer der unheimlichsten Momente meines Lebens. Merlin hatte einen kleinen Luftraum aus Aerialis beschworen, in dem wir gehen konnten, meine Aufgabe war es Luxis aufrecht zu erhalten, nachdem ich fast einen ganzen Tag das dritte Auge benutzt hatte, waren meine Kräfte am Arsch, aber noch nicht ganz weg. 

„Wieso laufen wir unter Wasser?"

„Die Jungs gerade, sie kannten die Grenze zu dem Nixengebiet. Diese hässlichen Fische setzten keinen Fuß hinter ihre Grenze, töten aber jeden, der auch nur einen Fuß über diese setzt. So ist es besser, glaub mir."

„Wirklich? Besser?"

Fragte ich skeptisch und legte etwas mehr Kraft in Luxis. 

„Keine Angst, ich habe das Gefühl, wir sind gleich da."

Und woher willst du das bitte schön wissen? Ich seufzte und lief ihm einfach nach. Nach einiger Zeit, die ich komplett angespannt war, tauchten wir auf und retteten uns auf einen Felsen. Merlin wies mich an, Luxis weiter aufrecht zu erhalten. Ich sollte auch gleich erfahren wieso, als eine von diesen Dinger über meinen Kopf sprang. Merlin kicherte, als er sah, wie ich mich erschreckt hatte. Er bekam meinen Todesblick. 

„Oh Loki, du bist…"

Da hörten wir ihn. Den schrecklichsten Schrei, den wir je gehört hatten. Ein Kreischen, dass so markerschütternd laut war, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn Noman und Sajin es bis Schanda hoch gehört hätten. Ich hatte mich mit den drei Metern geirrt. Vor uns tauchte ein fünf Meter Riese auf. Sie hatte keinen normalen Mund, er zog sich von der einen Kieme bis zur anderen. Ihre Reiszähne blitzten hervor und Ihre Augen hatten uns fest im Blick. Das wars, hörte ich Merlin murmeln, ihr großer nach Fisch reichender Körper kam langsam und drohend auf uns zu und wir bekamen eine Gänsehaut. Sie erhob die Hand und sprang schützend vor mich. Ich hingegen war wie zu Stein erstarrt, wir würden gleich zerfetz werden und ich konnte es nicht verhindern. Meine Augen kniffen sich zusammen und ich griff nach Merlin, der mich fest umarmte. Doch sie griff nicht uns an, sondern die anderen Nixen. Sie schrie sie zurück und kratzte sie, schnappte nach ihnen und schlug sie weg mit ihren beiden Flossen. Nach ein paar Schlägen und Kratzern, wichen die Nixen zurück, blieben aber mit ihren Köpfen aus dem Wasser herausstehen, um neugierig das Szenario zu beobachten. Sie schwamm näher zu uns und schnupperte an mir. Mein Meister und ich ließen voneinander ab.

„Dämmerung…"

Sagte sie und betonte jede Silbe genau. Ihre Stimme war hoch, sehr hoch. Sie robbte näher heran und sah mich genau an. Ich weiß bis zum heutigen Tage nicht warum, aber ich legte meine flache Hand auf ihre Schnauze. Mein Meister sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren! Aber sie gurrte? Keine Ahnung, was für ein Ton sie von sich gab, aber es gefiel ihr, zumindest deutete ihre Schwanzflossen, die spielerisch auf das Wasser klatschten, als ein Zeichen dafür an, dass es ihr gefiel. Ihre beiden Hände machten mit und plantschten im Wasser herum, auch ihr Mund bildete sich zurück zu einem normalen Fischmund. Das hört sich jetzt wahrscheinlich komisch an, aber etwas an diesen potthässlichen Wesen konnte niedlich sein. Nach ein, vielleicht zwei Minuten Streicheleinheiten sah sie mich ernst an und sagte:

„Schwert."

Ich nickte langsam, dann drehte sie sich um und deutete mir und Merlin an, dass wir auf ihren Rücken springen sollten. Merlin zögerte, nachdem ich den ihn praktisch auf die Nixe gezogen hatte, schwamm sie vorsichtig los. Sie navigierte geschickt durch ihr Volk. Den neugierigen Blicken der anderen Nixen nach zu urteilen hatten sie ihre Königin noch nie so nett gesehen. Wir schwammen noch einige Meter, dann erblickte ich es. Den hohen Felsen, auf dessen Spitze es steckte. Es war in real noch schöner. Abendrot. Sie ließ uns abspringen und robbte auch an Land. Sie schien stolz auf sich zu sein, da sie es geschafft hatte ihren ganzen Körper auf den Felsen zu bewegen. Merlin wirkte etwas stutzig. 

„Alles okay?"

„Diese Nixen verhalten sich ganz anders als die, die ich in Elystria beobachtet habe. Sie besitzen Haare, so wie wir, hier hat keine Einzige auch nur ein bisschen was auf dem Kopf, außerdem verwandeln sie sich in Menschen, sobald sie aus dem Wasser steigen, das ist hier auch nicht so."

„Nun ihre Schuppen sind lila. Vielleicht hat Rulan sie gezüchtet. Du hast ja gesehen, sie hat mich direkt erkannt."

„Das wäre eine Möglichkeit, die wir nicht ausschließen sollten. Nun denn, hol dir das Schwert, Loki."

Er setzte sich auf den Boden und holte sich ein Brot aus seinem Mantel. Der wollte ernsthaft Vespern, während ich den Berg hochkletterte! Na gut, da konnte ich nichts gegen tun. Gerade als ich den Aufstieg beginnen wollte, packte mich die Nixe und hob mich die ersten Meter hoch. 

„Danke."

Sie setzte mich ab und ich kletterte die letzten Meter hoch. Merlin saß, mittlerweile mit einer Tüte Popcorn in der Hand, unten und sah gespannt nach oben zu mir. Ich sprang den letzten Meter hoch und griff die Klinge, um meinen schweren Körper hochzuziehen. Meine Hand lag auf dem Griff, mein Herz zerschlug fast, so aufgeregt war ich. Tief ein, tief aus, und zog das Schwert aus dem Felsen. Es war schwer und ich fiel nach hinten. 

„Salires!"

Schrie Merlin, sprang zu mir und fing mich. Ich hatte das Schwert nach wie vor in der Hand, als mich Merlin fing. Er schlitterte lässig den Felsen runter und die Nixe sah zufrieden und glücklich aus. Plötzlich jedoch drehte sie sich hastig um. Ihre Untertanen schrien, jemand war in ihr Gebiet eingedrungen. Sie sah meinen Meister und mich sehr ernst an, als wüsste sie, weswegen wir eigentlich hier waren. Meine rechte Hand schlang sich fest um den Griff von Abendrot und Merlin zog Flixia aus seinen Ärmel, während wir sahen, dass etwas auf uns zuflog. Es war Roro

„Sie kommen! Loki, sie wollen das Schwert!"

Rief er mir entgegen. Er drehte sich hinter mir um und stellte sich hinter uns. 

„Es sind Starset, Midnight und der Drache. Sie töten die Nixen."

Die Königin schrie verzweifelt und wollte die Männer auch angreifen, doch ihre Untertanen versperrten ihr den Weg ins Wasser. Sie wollte sie wegschubsen, aber sie ließen ihr keinen offenen Weg. Diese Königin war was Besonderes, das wussten auch ihre Untertanen. Ich sprach sie an:

„Königin, deine Leute opfern sich für dich, lass mich dich verstecken, ich verspreche dir, ich bringe dich zurück zu Rulan."

Ich musste einfach wissen, ob sie wirklich zu Rulan gehört. Sie gurrte komisch, widerwillig fast schon, schließlich wollte sie ihre Leute beschützen, doch sie sah in die entschlossenen Blicke ihrer Untertanen. Es war, als würden sie sie überreden, mit uns zu gehen. Sie sah mich an und nickte. Daher, dass Nixen nicht die gleichen Kräfte hatten, wie Roro zum Beispiel, schrumpfte ich sie mit Liasmini, dem Schrumpfzauber, auf fünfzehn Zentimeter und steckte sie in ein mit Wasser befüllten Einmachglas, was Merlin in seinen Wundermantel hatte. Ich steckte sie in Roros Sattel und man sah ihr an, sie war verletzt. Danach stellte ich mich Kampfbereit zu Merlin. Dieses Mal würde ich mich nicht so blamieren, wie in der Nacht zuvor. Aber Abendrot war schwer, ich hatte zu diesen Zeitpunkt meines Lebens noch nie eine echte Waffe in der Hand, nur eine mit Armistra hergestellte Waffe, die gegen richtige Zauberschwerter, wie die der Geschwister, kaum ankamen, es sei den man steckte seine ganze Kraft rein. 

„Vielleicht sollten wir uns erstmal zurückziehen. Wir sind nur zu dritt, allein können wir sie niemals mitsamt Drachen ausschalten."

Roro hatte Recht, das sahen auch Merlin und ich ein. Auch wenn es moralisch nicht richtig war die Nixen einfach so sich selbst zu überlassen, stiegen wir auf Roro und er schoss wie aus der Pistole geschossen in Richtung Schanda, um hier so schnell wie möglich wegzukommen. Es wurde Nacht und mit der Nacht kam nun auch der dichte Nebel wieder und versperrte uns die Sicht. Ich sah aufgeregt nach hinten, als ich einen Drachen Kopf, der schwarz-weiß gefleckt war, aus dem nichts kommen sah. Direkt öffnete er sein Maul und schnappte nach uns. Roro wich aus und drehte ab, weg von den Highlands, damit wir ihn weglocken konnten. 

„Gut, Plan B, Kämpfen, mach dich bereit Loki!"

Merlin zog einen grünen Stein, mit Loch in der Mitte und einen Anhänger in Form eines Adlers, Merlins Seelentier, aus seiner Manteltasche und aktivierte den Kommunikationsstein. Vor ihm tauchte ein Hologramm auf, er konnte mit einen Kommunikationsstein sowohl in einer großen Bibliothek nach Begriffen suchen, Videos anschauen und veröffentlichen, Musik machen und auch Anrufe tätigen. Das tat mein Meister auch und rief Sajin an. Er hasste dieses Ding normalerweise, als ich ein Jahr später meinen ersten bekommen sollte feierte ich tagelang, weil ich jetzt nämlich immer mit meinen Freunden reden konnte. 

„Sajin, wir brauchen dich und Noman hier! Sofort!"

„Wir sind näher als du ahnst."

Ich hörte Nomans Schrei hinter mir:

„Loki, wir sind hier! Wir brauchen jetzt eure Verstärkung."

Ich sah wie mein bester Freund und sein Meister gegen zwei Gestalten auf dem Rücken des Drachen kämpften. Wie sollte ich mit Roro an die herankommen, ich sah wie die Nixe , deren Glas in meinem Becherhalter steckte, Saltos im Wasser schlug. Da kam mir eine Idee, die meinen Meister zum Kotzen, im wahrsten Sinne des Wortes, bringen würde. 

„Halt dich fest alter Mann!"

„Was hast du-"

Ich zog Roro hoch und machte einen Looping. Merlin schrie kurz vor Schreck auf, schien aber dann zu begreifen, was ich vorhatte, und ließ den Sattel los, als wir direkt über den Kopf des Drachen waren. Der Kopf versuchte uns abzuschütteln, aber Roro griff die Augen des Drachen an. Wir rannten zu den anderen, ich sah noch einmal nach hinten, Roro hatte seinen Hals auf fünf Meter gestreckt und pickte in die Augen auf der anderen Seite des Kopfes des Drachens. Um ihn musste ich mir keine Sorgen machen, aber um Starset, der gerade Noman in eine miese Lage brachte. Merlin und Sajin knüpften sich Midnight vor, dass hatten wir nicht extra ausmachen müssen, ich stellte mich schützend zwischen die Beiden und zerstörte Starsets Waffe, einen Morgenstern mit Armistra hergestellt. Er sah gierig das Schwert in meinen Händen an. Noman war verletzt, heilte sich aber bereits selbst, wie auch immer er das schaffte, den Magier können sich eigentlich nicht ohne einen weiteren Magier heilen. 

„Gib mir das Schwert, Verräter!"

Er griff nach Abendrot, aber ich wich aus, duckte mich und griff ihn erneut mit Abendrot an. Er merkte das erst, nachdem ich ihn die Finger der rechten Hand abgeschlagen hatte. Starset hingegen war so wutentbrannt, dass er den Schmerz nicht spürte, sondern weiter versuchte Abendrot zu bekommen. Noman war fertig sich zu heilen, schnellte hinter mir hervor und trat gegen Starsets Brustkorb. Er duckte sich, so dass ich mit dem Schwert nach ihm ausholen konnte und ich einen tiefen Schnitt in die Brust verpassen konnte. Doch dieser Magier wollte einfach nicht aufhören, ich blickte direkt in sein wutentbrannte Gesicht. Seine Augen waren von vielen roten Adern gezeichnet, die am Anfang unseres Kampfes noch nicht da waren, so schnell konnten die sich nicht gebildet haben. Aber in dem Moment konzentrierten wir uns darauf, Starset irgendwie in die Flucht zu schlagen. 

„Hey Loki, rate Mal, was dein großer Bruder geschrien hat, als das Feuer seinen Körper erreicht hat."

Sagte er und grinste dabei böse. Ich hielt inne, er war zu verletzt, um mich anzugreifen. Noman ahnte nicht, was gerade geschah, er wusste nicht, was damals mit meinen großen Bruder passiert war. Ich hatte es meinen Freunden nie gebeichtet. Merlin, Sajin und Urian kämpfen am anderen Teil des Drachen. 

„Neugierig? Das ist deine Schwachstelle, deswegen ist Matterius Jeevah der III auch gestorben. Er schrie nach dir, er wollte, dass du ihn rettest. Er hat so sehr geweint, als er realisiert hat, dass du nicht kommst, seine Augen waren so leer, weil du ihn im Stich gelassen hast. Er hat geweint und vor Schmerzen deinen Namen geschrien, als das Feuer ihn verzehrt hat."

Mein Kopf war leer. Was hatte er gesagt? Matt… Meine Fantasie drehte durch, ich sah ihn vor mir, wie er auf den Scheiterhaufen stand und nach mir weinte. Ich stand da und hatte nur das Schwert in der Hand. Starset lachte. 

„Er hat echt gedacht, du wärst stark genug, ihn zu retten! Er ist gestorben, weil du ihn hast hängen lassen."

Ich fühlte plötzlich Wasser auf meinen Gesicht. Regnete es? Nein, wir waren über den Wolken. Ich wischte meine Wangen ab und merkte, ich weinte. Dann wurde ich wütend. Sehr wütend. Dieser Magier sollte bluten. Ich nahm das Schwert hoch. Er lachte noch immer, auch als ich ihm das Schwert durch die Brust jagte. Das Blut tropfte auf den Drachen, der wild hin und her schwankte. Starset sank auf die Knie und sah mich an, seine Augen wurden wieder weiß und das Lachen verging, er sah zu mir, in mein wutentbranntes Gesicht, lächelte erleichtert und seufzte mit seinen letzten Atemzug:

„Danke… es tut mir leid…"

Und klappte dann zusammen, während ich mein Schwert aus seiner Brust zog. Midnight hatte das alles beobachtet und teleportierte sich zu mir, aber er griff mich nicht an, er nahm nur Starset über die Schulter, holte einen Teleportationstrank, den er einsetzte, bevor ich ihn angreifen konnte. Ich fiel auf die Knie, Sajin und Merlin kamen zu uns. 

„Was ist passiert? Loki? Noman?"

Mein Freund sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich hatte gerade jemanden umgebracht. Aber ich dachte, es würde sich anders anfühlen, erleichternd, nicht so komisch… ich hatte Starsets Gesicht vor mir, wie er Danke und es tut mir leid sagte. Mein Magen zog sich seltsam zusammen und ich zitterte. War das die Rache, die ich wollte? Nein, dass fühlte sich nicht richtig an… ich ließ das Schwert fallen. 

„Loki? Was ist los?"

Ich sah Merlin an, meine verweinten Augen waren für ihn, wie ein offenes Buch, er wischte mir mein Gesicht ab und sagte:

„Vielleicht sollten wir uns zurückziehen."

Er fischte Roros Pfeife aus meiner Hose, der nach wie vor gegen Noir Shiros Kopf kämpfte. Er wollte gerade pfeifen, als der Drache vibrierte. Sofort wachten Noman und ich aus unserer Trance auf. Roro zog sich zu uns zurück. 

„Das ist seine Kampfform…"

Murmelte Sajin bestürzt. Wir konnten keinen Rückzug mehr machen. Ich bückte mich und hob das Schwert auf. 

„Wir müssen hier weg, bevor sich die Giftstacheln bilden!"

Schrie Noman und zog mich auf Roro, der sofort abhob. Er flog schräg hinter ihm. Er hatte jetzt drei Köpfe und ein paar wenige tote Winkeln, Roro traf einen perfekt. 

„Er fliegt zurück in Richtung Highlands. Wir müssen ihn aufhalten!"

Schrie Merlin. Ich hingegen beobachtete Noir Shiro genau, welche Bewegungen er beim Fliegen machte. Vor allem aber wie er lenkte, vielleicht könnten wir so ihn vom Himmel holen bevor wir die Highlands erreichen. Plötzlich hörte ich ein leises Klopfen. Es war wieder die Nixe, die mir dieses Mal ihre beiden Schwanzflossen präsentierte. Wie sie damit steuern konnte… da kam mir eine Idee. Die Rute des Drachens hatte sich durch dreigeteilt und bewegten sich unterschiedlich. Das war es, ich zupfte Merlin am Ärmel und deutete wortlos auf den hinteren Teil des Drachens. Er sah mich entschlossen an. 

„Sajin, Noman, ihr bleibt hier in Deckung. Ich werde mit Loki dem Drachen zwei seiner Ruten abschneiden. Roro, pass auf und fang uns zu Not."

Meine Dämoneneule wirkte nicht ganz so zufrieden, aber er wehrte sich auch nicht. Merlin und ich sprangen ab. Wir setzten Cornxga ein, der Zauber, der einen ungefähr zwanzig Minuten Flügel gibt. Meine hatten ein Buchmuster, Merlins waren einfach nur schwarz. 

„Blevicia!"

Der Zauber, de Unsichtbar macht, ungefähr die gleiche Zeitspanne. Wir mussten nur kurz zwei der drei Ruten abtrennen, mit Abendrot und Flixia ging das sehr schnell. 

„Animoris, Merlin."

Ein Gedankengespräch, so konnte man mit bis zu fünf Personen in Gedanken reden, ohne den Mund zu benutzen. 

„Welche Rute willst du, Merlin?"

„Ich würde die links außen nehmen, dann muss ich die Giftstacheln passieren, und du nimmst bitten rechts außen."

„Okay…"

Ich ging wieder aus Animoris raus. Ich hasste diesen Zauber, obwohl er noch einmal sehr wichtig werden würde, er verriet deinem Gegenüber viele intime Gedanken, wenn man nicht aufpasste. Einmal hatte ich so Merlin aus Versehen mitgeteilt, dass ich mit einer Kellnerin, die uns bedient hatte, gerne geschlafen hätte. Ich spürte Merlin abdrehen und in Richtung der linken Rute fliegen, während ich mich der rechten näherte. Ich flog direkt neben ihr, es war schwer mitzuhalten, während der Drache flog, er war fast schon zu schnell für uns, aber ich merkte, wie Merlin am Schwanz ankam, er war etwas weiter vorne gelandet als ich, aber der Schnitt müsste passen, um diese Kreatur in die Knie zu zwingen. Mein Teil war drei Meter im Durchmesser, Abendrots Klinge war circa einen Meter lang. Ich machte oben einen tiefen Schnitt, die Schwerkraft würde den Rest erledigen, das tat sich auch schon, mit einen ekelhaften Geräusch fiel die Rute ab, und mit ihr die, die Merlin sabotiert hatte. Der Drache schrie auf und stürzte ab. Wie machten uns sichtbar, eher aus Schreck, da sah ich, dass sich Merlin an einer der Giftstacheln gestochen hatte. Roro hatte das auch gemerkt und sammelte Merlin und mich wieder ein. Noman sah sich sofort Merlin Arm an, die Adern verfärbten sich schon grau. 

„Merlin, oh Moon, wie ist das passiert? Geht es dir gut, was soll ich tun?"

Ich bekam Angst und Panik, da legte er seine gesunde Hand auf meine Wange. Leg sie zurück auf die Wunde und klemm sie so ab, dachte ich mir. 

„Alles gut, Loki. Sajin und du ihr müsst jetzt Noir Shiro den Rest geben."

„Gut, Noman, du und Merlin, ihr bleibt bei Roro, komm Loki."

Ich nickte und sprang von Roro. Sajins Flügel waren Skelettartig. Das passte zu seiner besonderen Fähigkeit. Saltaiories Mortalis, der Tanz der Toten, beschwor Tote in der Umgebung, egal ob Mensch oder Tier, und er konnte sie kontrollieren. Deswegen wurde Sajin unter den Hohen Magiern der Totengräber genannt. Seine Verbindung zu der Welt der Toten ist starker, als die normaler Magier. Er konnte sie teilweise hören, mit ihnen eine Verbindung aufbauen und welche sogar dauerhaft zurückholen, was ihm jedoch verboten wurde. Viele hatten Angst vor ihm, andere, darunter auch ich, verehrten ihn dafür. Wir sanken auf den Boden und entdeckten Noir Shiro. Er hatte seine Kampfform verloren und hob seinen Kopf schwer. 

„Das wird einfach werden Loki, er ist geschwächt…"

Im selben Moment warf er seinen Kopf nach uns und erwischte uns. Wir flogen einige Meter und knallten gegen einen Baum, der unter dem Plötzlichen Gewicht zusammenbrach. Sajin war weggetreten, mir klingelten nur die Ohren. Ich setzte mich auf und sah Noir Shiros Kopf durch die Bäume auf mich zu kommen. 

„So, du bist also dieser Dämmerungsbastard!"

Fauchte mich eine unheimlich tiefe, raue Männerstimme an und schnappte nach mir, ich wich rechtzeitig aus, er ließ Sajin links liegen und versuchte erneut nach mir zu schnappen, doch ich rannte weg. Ich rannte, ein wahnsinnig schneller Drache hinter mir. Er schnappte nach mir, viel Abstand war zwischen uns nicht, aber es reichte, um nicht verschlungen zu werden. Er kreischte nach mir, schnappte nach mir, aber ich kam ihm nie zwischen die Zähne, bis wir am Ende der Strecke, einen sehr steilen Berg, ankamen. Wir hatten diesen Berg passiert, als wir auf den Weg zu den Highlands waren, er war ungefähr fünfzehn Kilometer von den Highlands entfernt. Ich drücke mich gegen die steile Felswand. 

„Salires!"

Schrie ich verzweifelt, aber ich konnte nicht springen. 

„Lanueris!"

Kam noch verzweifelter aus meiner Kehle. Aber ich konnte auch nicht teleportieren. Meine Kraft war aufgebraucht. Spiel aus. Langsam dreht sich mein Körper in die Richtung von Noir Shiro. Hätten Drachen grinsen können, hätte er sicherlich das größte von ihnen gehabt. 

„Sackgasse, Dämmerungskind."

Keifte er mir siegessicher entgegen. Ja, er hatte recht, dass wars. Er riss das Maul auf, ich hingegen schloss die Augen, damit ich nicht sehen musste, was Kalli vorhergesagt hatte. Meinen Tod… Ich merkte, wie es um mich herum dunkel wurde. Es war feucht und warm. Langsam, aber sicher verlor ich das Bewusstsein. 

Oh Moon, ist das spannend!

Schön, dass mein Tod dich so erheitert. 

Es war dunkel, schleimig, ich war halb bewusstlos, was wahrscheinlich auch gut so war, den so konnte ich nicht realisieren, dass es verdammt eng war. Die Zeit war wie angehalten. Meine Augen zeigten mir das Bild einer Wiese, überall auf ihr blühten schöne Blumen, einen Wolkenfreien Sommerhimmel wurde meinem sterbenden Ich gezeigt und einen Luchs, der in der Mitte saß und mich erwartete mich. Ich machte einen Schritt vorwärts, erst dann bemerkte ich, dass ich ein Wolf war mit schwarzen und weißen Flecken im Fell verteilt. Mein Seelentier war der Wolf, das gleiche Seelentier, wie die ehrenwerten Geschwister hatten, im Volksmund der Magier sagte man diesen Magiern nach, dass sie dadurch besonderes Glück erfahren sollten. Glück? Mein Körper flutschte gerade die Speiseröhre eines der Kinder der Negativen herunter. Tolles Glück. Selbstmitleid mal zur Seite, wenden wir uns mal wieder dem Luchs zu. Meine Seelentierform näherte sich vorsichtig dem Luchs. 

„Hallo Loki."

Sagte er freundlich. Diese Stimme… ich kannte sie. Natürlich, das war Matt! Ich raste auf ihn zu, umarmte ihn fest und fragte:

„Matty, Matt, hast du überlebt? Wie?"

Doch der Luchs schüttelte den Kopf.

„Ich bin nicht dein Bruder, sondern jemand anderes, den du nur zu gut kennst. Ich bin Rulan vom Phönixhaus."

Das war Rulans vollständiger Name. Das war er, denn nur Merlin und ich hatten bei unseren Recherchen den Namen herausbekommen. Ich verneigte mich, keine Ahnung warum, aber es schien angebracht. Er kicherte leicht, wie ein kleines Kind. 

„Du musst dich nicht verneigen, im Gegenteil, ich sollte mich eigentlich vor dir verneigen. Du hast so viel schon in deinem jungen Leben erlebt."

Sagte er und machte als Luchs einen kleinen Knicks, um sich dann direkt auf die vier Pfoten stellen. 

„Komm, wir laufen ein Stück. Ich möchte mit dir reden."

Wir tapsten voraus. Ich war etwas unbeholfen, schließlich verwandelte ich mich nicht oft in ein Tier, ich konnte es zwar, aber mochte es nicht unbedingt. 

„Loki, du hast Abendrot und das Buch gefunden. Das Buch ist voller Rätsel, die du lösen musst."

„Irgendwie hörst du dich so an, als wäre das nicht alles."

Er sah mich an und ich sah, trotz seines tierischen Erscheinungsbild, sorge in seinem Gesicht. 

„Dein Bruder lebt noch."

Gestand er mir. Ich wurde sofort aufmerksam und mein Herz schlug aufgeregt hin und her in meiner Brust. 

„Sei lieber nicht so vorfreudig. Was waren Starsets letzte Worte gewesen?"

Meine Wolfgestalt sah ihn etwas verunsichert und voll Reue an, schließlich hatte ich jemanden umgebracht. 

„Danke und es tut mir leid…"

„Das waren die Worte des Mannes hinter Starset gewesen. Des Magiers, den sich Nightmare und Day Light angeeignet haben. Die Beiden haben eine Arte Gedankenkontrolle erschaffen, die es ihnen ermöglicht, die Untertanen zu kontrollieren die nicht freiwillig auf ihrer Seite stehen, wahrscheinlich ist deinem Bruder dasselbe passiert. Deswegen wollte ich kurz mit dir reden, bevor du dich gleich befreist, du und Merlin musst einen Weg finden, diese Magier zu retten. Damit meine Adoptivfamilie in Frieden ruhen kann."

Das musste ich kurz verdauen… nicht nur hatte ich jemanden umgebracht, ich hatte sogar einen Unschuldigen umgebracht. 

„Mach dir bitte keine Vorwürfe… auch ich habe das schwerlich erfahren müssen. Lass dich nicht von deinem Ziel, dich bei Nightmare und Day Light zu rächen, abbringen. Du hast nun nur noch mehr Ziele. Eines davon wird sich schon bald erfüllen."

Mein Herz fühlte sich bittersüß an. Ich wollte keine Rache mehr… ich wollte, dass dieses Schicksal nie wieder jemanden widerfährt, also wollte ich stärker werden, um die zu beschützen, die mir am Herzen lagen. Und doch kam mir dann die bittere Erkenntnis, dass ich das vielleicht gar nicht mehr umsetzen konnte.

„Aber Rulan, ich werde hier sterben…"

Er schüttelte nur den Kopf. 

„Das wirst du nicht, du musst nur endlich wach werden."

Da schlug ich meine Augen auf und merkte, Noir Shiro hatte mich im Ganzen runtergeschluckt. Sogar Abendrot hatte ich noch in der Hand, die den Griff nun stärker umschlang und sich gegen den Rachen des Drachen stemmte und mit der Klinge eindrang. Ich schnitt einmal im Uhrzeigersinn herum und der Kopf war weg. Ich sah die frische Luft, die mir von einer Leiche blockiert wurde. Meister Sajin hatte ihn mit seiner besonderen Fähigkeit angegriffen. Ich wollte nach ihr greifen, doch da flog sie einfach weg. Noir Shiro kippte auf die Seite… auch ich wurde aus dem Hals raus geschleudert ich kreischte, meine Kraft war nach wie vor im Keller, also fiel ich einfach auf die Erde. Kurz vor Aufprall jedoch, fing mich Sajin auf. 

„Moon sei Dank, du lebst noch."

Schnaufte er und fiel auch auf die Knie. Saltaiories Mortalis raubte ihm auf einen Schlag all seine Kraft. Hinter uns ertönte der dumpfe Aufprall des toten Drachenkörpers. Das wars, ich hatte es tatsächlich geschafft! Ich war am Leben und hatte ein Kind von Day Light erledigt. 

„Sajin, könntest du bitte Merlin nichts davon erzählen, dass ich beinahe als Abendessen eines wild gewordenen Drachen geendet wäre…"

„Glaub mir, von mir erfährt er kein bisschen was, der würde mich umbringen…"

In der Nähe gab es einen kleinen Teich. Daher, dass ich Drachenspeichel an Orten hatte, wo bei Moon kein Drachenspeichel hingehörte, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen, wie gerne ich diesen loswerden wollte. Leider kamen aus dem Gebüsch Schaulustige Highländer, die uns sofort in Beschlag nahem. Sie hatten gesehen, wie ich den Drachen geköpft hatte und ich hielt Abendrot noch in der Hand. Sie wollten mich zum neuen Kaiser machen, also nahmen sie mich hoch, auf ihre Schulten, während Sajin, das erste Mal seit langem in seinen Leben, eine überraschte Miene aufsetzte und mir nachsah, wie ich von dieser Menge weggetragen wurde. Er rannte ihr sofort hinterher und versuchte mich zu erreichen, aber die Menge war einfach zu stark für zwei müde und ausgesaugte Magier. 

Loki Esyia Woods… wieso erfahre ich erst gut tausendfünfhundert Jahre später davon!

Habe ich dir das nie gestanden, Meister?

Wenn ich Sajin in die Finger bekomme ist er so gut wie Tod!

Du weißt, warum du das nie machen würdest. Er ist dein bester Freund, so unterschiedlich ihr auch seid. 

Jaja… 

Wir kamen im Thronsaal des Kaisers an, der gerade sein Abendessen erneut zu sich nahm. Er war erstaunt so viele Leute, mit mir auf ihren Schultern, vorzufinden. 

„Dieser Junge konnte das Schwert aus dem Stein ziehen und hat den Drachen besiegt, damit ist er der rechtmäßige Kaiser der Highlands."

„Ich bin immer noch ein Mädchen…"

Sagte ich leise, aber man hörte die Verzweiflung heraus. Den ganzen Weg hatte ich schon versucht den Herrschaften zu erklären, wer genau ich eigentlich war… aber sie hörten mir nicht zu, weswegen ich aufgegeben hatte. Ich war müde, machte mir Sorgen um Merlin, der ja vergiftet worden war voller Schleim und ich hatte Schleim an Orten, wo Schleim eindeutig nicht hingehörte. Ich seufzte und sagte:

„Es scheint, als wäre dein Volk sehr unzufrieden mit dir. Verständlich. Du stellst dein Wohl über das deiner Leute. Wenn sich das Oberhaupt meiner Welt so verhalten würde, würde man ihn vierteilen. Dein Volk will mich ein zwölfjähriges Mädchen zum Kaiser machen. Ich kann ihren Missmut verstehen, ich habe dich in den letzten fast vierundzwanzig Stunden sehr gut kennengelernt."

„Was maßt du dir an, Mädchen!"

„Ich weiß, dass du all deine Frauen mit einen Rauschgift kontrollierst! Wäre gut möglich, dass du auch deine Beamten mit dem gleichen kontrollierst. Also geh lieber freiwillig, oder ich schneide dich aus diesem Thron heraus."

Ich war genervt und wollte eigentlich schnell schlafen gehen. Also hoffte ich, dass er einfach kapitulieren würden, schließlich hatte ihn eine zwölfjährige überführt. Der Kaiser sah das Schwert an meiner Hose hängen. 

„Du hast das Schwert aus dem Stein gezogen?"

Ich nickte. 

„Dann heiraten wir doch."

Schlug er erneut vor. Die Menge hinter mir war empört und griff den Kaiser an. Ich war zu müde, um die aufzuhalten, hinter mir tauchte Sajin auf, legte seine Hand auf meine Schulter und sagte:

„Die werden dich auf den Thron setzen."

Ich seufzte genervt und sah mich um. Charlene saß in einer Ecke. Sie tat mir leid, ständig stand sie unter Rauschgift und musste diesem fetten Wichser eine Show liefern. Wird Zeit aufzuwachen, dachte ich, aber ich konnte nicht mehr zaubern. 

„Sajin, hast du zufällig noch etwas Energie?"

Er nickte und sagte:

„Aeralis Windhose!"

Die ganze Burg wurde mit frischer Luft durchflutet. Beamte, Frauen, Diener, alle erwachten aus der Trance. Zusammen verfrachtete dieser wütende Mob den Kaiser in den Kerker. Danach wollten sie mich feierlich auf den Thron setzen, doch ich wehrte mich, kurz vor dem Thron stellte ich mich hin. Ich schrie in die Menge:

„Ich bitte um Aufmerksamkeit!"

Es waren alle ruhig und hingen gespannt an meinen Lippen. Die dachten wirklich, ich würde echt ihr Kaiser werden wollen. 

„Meine lieben Highländer, auch wenn ich mich sehr geehrt fühle, ich befürchte, ich habe woanders meine Bestimmung."

Ich sah die beiden Jungen vom See. Arius und Harus. Harus wirkte nach wie vor sehr verantwortungsbewusst. Mit dem dritten Auge könnte ich in sein Herz schauen. Meine Kraft war aber erschöpft, also musste ich auf mein Bauchgefühl verlassen. 

„Ich kann euch nicht anführen, aber als Magier kann ich in die Herzen der Menschen schauen. Und hier gibt es einen, den ich für sehr reinherzig und gut geeignet für diesen Platz halte. Harus."

Die Menschen machten den Weg zu dem Bauernjungen frei. Er hatte braune, kurze Haare, grüne Augen, war braun gebrannt von der Arbeit auf dem Feld, man sah ihm an, dass er aus einer nicht adeligen Familie stammte. Ich trat zu ihm und nahm seine Hand. 

„Highländer, hiermit erkläre ich diesen jungen Mann zu dem neuen Kaiser der Highlands."

Harus musste wohl sehr beliebt sein, dein alle klatschten und waren einverstanden. Der Junge wurde noch am selben Abend in einer Blitzzeremonie gekrönt und ließ uns noch so lange wie wir wollten in der Burg leben. 

Das nennt man wohl Schicksal. Das gute ist, dass du dich nicht in Harus getäuscht hast. Seine Gutherzigkeit wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Und das schöne ist, dass wir nach dem Vorfall sofort sehr gute Verhältnisse zu den Highlands aufbauen konnten und sie nach wie vor haben.

Am nächsten Morgen lud uns der neue Kaiser zu einem Bummel durch die Einkaufsstraße von Qing ein. Mir fiel direkt auf, der Nebel war verschwunden, auch in der Nacht war er schon fort gewesen, und es herrschte keine unheimliche und starke Aura mehr. Wahrscheinlich hatte Abendrot und die Nixe damit etwas zu tun gehabt. Merlin und ich suchten ein paar schöne Sachen für unsere Mädchen, die zu Hause geblieben waren, um. Wir beide hatten für Ignis eine schöne, phönixangepasste, Kette gefunden, und ich kaufte gerade für Kalli eine lustige Puppe, als Harus mir auf die Schulter tippte. 

„Ich habe so am Rande gehört, dass in deiner Heimat eine schöne Frau auf dich wartet. Suchst du ein schönes Geschenk für sie?"

Ich nickte. Harus dachte nach wie vor, ich wäre ein Junge, er deutete mir an mitzukommen. Er brachte mich zu einen schönen Schmuckhändler. Ich sah mich um und entdeckte ein schönes Armband mit eingelassenen blauen Kristallen, die genauso schön waren, wie Thalias Augen. Ohne zu zögern, nahm ich es an mich und kaufte es, doch bevor mein Geld auf den Tresen wanderte, legte Harus welches hin. 

„Du willst keinen Dank annehmen, also nimm bitte das als Geschenk für die Frau, die du liebst, an, meine liebe Loki."

Er wusste sehr wohl, dass ich ein Mädchen war, er lächelte mich an und ging mit mir raus. 

„Lass uns raus gehen, ich würde gerne mit dir das weitere Vorgehen mit dir bereden. Das Volk will bessere Beziehungen mit Elystria, da würde ich gerne mehr über euch erfahren."

Also redeten wir viel über unsere Welten. Wir redeten lange, bis Sajin und Merlin zu uns kamen und fragten:

„Loki, wir wollen heute Nacht aufbrechen, wenn das für Roro in Ordnung geht."

„Natürlich."

Sagte ich. Harus hielt uns jedoch kurz auf. 

„Sajin, Sie sind der Verbindungsmann für Elystria, richtig?"

Er nickte. 

„Ich wünsche in Zukunft mehr Kontakt zu Elystria, möchte aber darum bitten, dass Loki Woods unsere Botschafterin wird."

Ich sah ihn etwas überrumpelt an. 

„Sind Sie sich sicher, Herr Harus?"

„Natürlich. Ein Dämmerungsmagier hat in unserer Geschichte eine große Bedeutung, wenn nicht sogar die Größte. Deswegen wäre es nur angebracht, wenn wir einen Dämmerungsmagier als Verbindungsstück zwischen unseren Ländern nehmen."

Sajin wirkte zufrieden und meinte:

„Sehr gerne, aber nur wenn Loki will."

Ich sah zu Merlin, der mich stolz an nickte. 

„Es wäre mir eine Ehre."

Und so bekam ich meine erste hohe Aufgabe. Mein Herz klopfte vor Aufregung und Merlins Augen sahen mich voller Stolz an. 

Wir kamen in der Nacht des übernächsten Tages zu Hause an. Kalli schlief schon, weswegen ich die Puppe in ihren Arm legte und sie wieder richtig zudeckte. Ich gähnte auch schon und wollte in mein Bett gehen, da erwartete mich jemand bereits. Thalia… Ignis hatte erzählt, dass sie die ganze Zeit da gewesen war, um mit Kalli zu spielen und um sie auch ein wenig zu beruhigen. Der Phönix hatte auch erzählt, dass Kalli sich die ganze Zeit in ihre Angst reingesteigert hat und nur ein paar Stunden, als Thalia und Atrien da waren, sich etwas entspannen konnte. Thalia hatte bei uns übernachtet und sich in meine Hängematte gelegt. Die ganze Reise hatte mir nur klargemacht, was ich ihr Gegenüber empfand, also zog ich mich um, legte mich vorsichtig zu ihr und weckte sie sanft. Ihre schönen blauen Augen strahlten mich an. 

„Du bist wieder da…"

Ich gab ein Mhm von mir und zog sie an mich. Ich war großer als sie, also lag ihr Kopf jetzt auf meiner Brust. Sie sah mich etwas verwundert an, dann legte ich meine Lippen auf ihre und ließ langsam meine Zunge in ihren Mund gleiten. Thalia gab einen erschrockenen Ton von sich, ließ sich aber drauf ein. 

„Du hast als deine Gefühle ordnen können?"

Ich nickte und machte einfach weiter. Das war gelogen, aber irgendwas lag mir an ihr, ich wollte sie einfach nicht enttäuschen. 

„Ich liebe dich Loki…"

„Ich habe dich auch lieb… Thalia…"