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Chapter 3 - Gefangene in den Käfigen

Musikempfehlung: Die Schiffe kommen - Trevor Morris

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Eilig schob Frau Flores ihre beiden Töchter hinter sich, um sie vor den Blicken der Piraten zu verstecken und zu schützen. Sowohl sie als auch ihr Ehemann versuchten, den Eindruck von Tapferkeit zu vermitteln, doch ihre Gesichtszüge verrieten ihre unterliegende Angst und Sorge.

"Wer seid ihr?! Ihr seid hier nicht willkommen!" Herr Flores stellte sich entschlossen zwischen die Piraten und seine Familie.

Doch gerade als er diese Worte aussprach, schubste der Piratenführer ihn heftig, wodurch er kurz das Gleichgewicht verlor. Trotz seiner Versuche, sich mit aller Kraft gegen den Piraten zu wehren, zog er sich nur einen Schlag ins Gesicht zu.

"Hier drin sind zwei junge Mädchen", bemerkte einer der Männer und ging auf Frau Flores und ihre Töchter zu.

"Nehmt die beiden Mädchen, lasst die Frau in Ruhe," befahl der Anführer der Piraten seinen Untergebenen.

"NEIN!"

Frau Flores griff blitzschnell das nächstgelegene Utensil und brandmarkt es vor sich, "Bleibt zurück! Kommt uns bloß nicht näher!", drohte sie den Männern, doch die ließen sich davon nicht beirren und kamen näher. Als sie ihren Blick auf ihren Mann richtete, der gerade von dem Mann mit der Narbe gegen die Wand gedrückt wurde, riss einer der Männer Marianne von hinten aus ihren Armen.

"Mama!" kreischte Marianne, als der Mann sie am Handgelenk packte und sie aus dem Haus schleifte.

"Lassen Sie sie in Ruhe! Sie ist nur ein Kind!" Herr Flores schrie und versuchte, sich aus dem eisernen Griff des bärtigen Mannes zu befreien.

Anastasia zitterte vor Angst und klammerte sich an den Rock ihrer Mutter, während sie sich Schritt für Schritt zurückzogen, bis sie in die Ecke gedrängt waren.

"Wir werden euch alles geben, was ihr wollt, nur verschont bitte meine Familie! Sie sind alles, was ich habe!" flehte Herr Flores die Männer an.

Die Piraten ignorierten jedoch seine Bitte. Plötzlich schlug der dritte Mann Frau Flores ins Gesicht, sie stolperte und stürzte gegen ein nahestehendes Küchenregal. Im Nu wurde auch Anastasia von dem Mann ergriffen und wie ihre Schwester aus dem Haus gezerrt. Der Piratenführer erhob die Hand bevor er Herrn Flores niederschlug, um ihm die Verfolgung zu untersagen, woraufhin dieser bewusstlos am Boden liegen blieb.

"Ihr dürft sie uns nicht wegnehmen! Bitte tut uns das nicht an!" Frau Flores schluchzte unkontrolliert, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, den Männern zu folgen, und der Pflicht, bei ihrem bewusstlosen Mann zu bleiben.

"MAMA!! PAPA!!" Mariannes und Anastasias gellende Schreie hallten durch die Nacht, während die Männer sie hochhoben und in den Käfig auf dem Wagen warfen.

"Papa, hilf uns!" weinte Anastasia, ihre Tränen spiegelten die der anderen gefangenen Kinder wider. Die gefangenen Frauen in einem zweiten Käfig schrien um Hilfe und auch die Kinder riefen nach ihren Familien. Doch ihre Familienangehörigen litten bereits unter den Verletzungen und Drohungen der Piraten und waren daher hilflos.

Bald darauf brachen die Piraten auf und verließen das Dorf, wobei sie einige von ihnen zurückließen, um sicherzustellen, dass niemand ihnen in der nächsten Stunde folgen würde.

"Mary! Anna!"

Die verzweifelten Rufe ihrer Eltern erreichten die Ohren der Mädchen, doch sie konnten sie nicht sehen.

Die Wagen füllten sich mit jungen Mädchen, Frauen und drei Jungs. Die meisten von ihnen klammerten sich in ihrer Verzweiflung an die Gitterstäbe, in der Hoffnung, ihre Familien noch einmal zu erblicken und gerettet zu werden. Aber keine Hilfe kam und die Wagen blieben von den Piraten umringt und bewacht.

Als eines der gefangenen Mädchen weiterhin laut weinte, wurden die Männer ungeduldig. Einer der Piraten zog sein Schwert und schlug es gegen die eisernen Gitterstäbe des Käfigs.

"Sei still! Wenn ich noch einen Laut von dir höre, reiße ich dir deinen Kopf ab!", drohte er mit einer furchteinflößenden Stimme, die den jungen Gefangenen kalte Schauer über den Rücken jagte.

Marianne verstummte sofort, wischte sich die Tränen aus Augen und Wangen und wandte sich ihrer jüngeren Schwester zu, die leise vor sich hin schluchzte. Anastasia sah zu ihrer Schwester auf, ihre hellbraunen Augen waren voller Tränen, die unaufhörlich ihre Wangen hinabflossen.

"Weine nicht, Anna", flüsterte Marianne und wischte ihrer Schwester liebevoll die Tränen ab.

"Wohin bringen sie uns, Mary? Ich will nach Hause", Anastasia kämpfte gegen das Schluchzen an, sie wollte zurück in ihr Zuhause, wo ihre Eltern auf sie warteten.

Marianne schüttelte den Kopf, und die beiden Schwestern suchten Trost in einer Umarmung, "Ich weiß es nicht, aber wir werden Mama und Papa wiedersehen."

"Versprochen?", Anastasia blickte hoffnungsvoll auf.

"Versprochen." Marianne nickte, obwohl sie genauso hilflos war wie die anderen Gefangenen.

Der Pirat mit der Narbe wandte sich mit lauter Stimme an die Gefangenen: "Haltet euch anständig, und ihr bekommt später etwas zu essen. Benehmt ihr euch schlecht, werdet ihr bestraft. Wir erwarten Gehorsam von euch. Das Letzte, was wir gebrauchen können, sind beschädigte Waren." Ein hämisches Lachen entwich seinen Lippen, während sein Blick über die in den Käfigen eingeschlossenen Menschen streifte.

Es waren bereits mehrere Stunden vergangen, seit die Piraten das Dorf Hawkshead überfallen und seine Bewohner als Gefangene mitgenommen hatten. Die Piraten führten ihre Gefangenen nach Westen, bis sie das Ufer erreichten, wo ein Segelschiff auf sie wartete.

Bald wurden die Pferde und Wagen an Bord des Schiffes gebracht, welches dann in See stach. Die Gefangenen wurden unter Deck gebracht und ihre Hände mit Fesseln gebunden. Mit jedem Anheben und Senken des Schiffes wurde die Angst in den Gesichtern von Marianne und Anastasia intensiver. Alles, was sie hören konnten, war das unablässige Geräusch des Wassers.

Als es an der Zeit war, die Gefangenen zu füttern, erhielten sie gerade genug Essen, um sie am Leben zu erhalten, aber nicht genug, um ihnen die Energie zum Schreien oder Weinen zu geben. Einer der Piraten gab den Gefangenen den Befehl, "Vortreten und Essen fassen!"

Wie alle anderen hatte auch Marianne und Anastasia lange nichts zu essen bekommen, und ihre Mägen knurrten vor Hunger. Aber als die Mädchen mit ausgestreckten Händen nach vorne traten, erhielt Anastasia nur eine kleine Schüssel Brei, die fast mehr Wasser als Brei war, während Marianne nur ein kleines Stück Brot bekam.

"Geht weiter!", der diensthabende Pirat funkelte sie an, sodass die Mädchen schnell zur Seite huschten.

"Wir teilen uns das," flüsterte Marianne, riss das Brot in zwei Hälften und bot das eine Stück ihrer Schwester an.

Anastasia griff sofort nach dem Brot und verschlang es vor Hunger, während Marianne von ihrer dünnen Suppe kostete und feststellte, dass dieser karge Tropfen niemals ausreichen würde, um sie zu sättigen. Sie reichte die Schüssel ihrer Schwester und sagte: "Ich bin satt, Anna. Hier, nimm du."

Mit fragendem Blick sah das jüngere Mädchen auf, "Aber du bist größer als ich, du brauchst das mehr." Sie schüttelte den Kopf und schob die Schüssel zu Marianne zurück.

"Was hältst du davon, wenn wir uns abwechseln?", Marianne hob die Schüssel an ihre Lippen, tat aber nur so, als würde sie trinken, bevor sie die Schüssel ihrer Schwester anbot.

Im Glauben, dass auch ihre Schwester von der Suppe gegessen hatte, trank Anastasia die gesamte Schüssel leer, ohne es zu bemerken.

Nicht weit entfernt weinte ein junges Mädchen in ihrem Alter: "Bringt mich bitte zu meinen Eltern zurück... bitte helft mir," schluchzte sie und zupfte am Hemd des Piraten.

Einige der anderen Gefangenen schöpften Mut aus ihrer Offenheit und begannen ebenfalls zu protestieren: "Wir wollen nach Hause gehen!"

"Ich vermisse sie. Bitte bringt mich zurück, ich möchte nicht hier sein," bettelte das Mädchen und zerrte etwas stärker an der Kleidung des Mannes.

Der Pirate jedoch verlor rasch die Geduld, erhob die Hand und schlug das Mädchen so hart, dass es bewusstlos zu Boden sank. Eine gespenstische Stille breitete sich aus und der Mann drehte sich zu den anderen um und sah sie grimmig an. Mit einer bestialischen Miene sprach er: "Wenn sich noch jemand beschwert, werdet ihr über Bord geworfen. Und glaubt mir, das Meer wird euch verschlingen," drohte er.