In den folgenden fünf Tagen blieb Sunny hauptsächlich in seinem Zimmer, während sein Schatten heimlich durch das Schloss schlich, um Menschen auszuspionieren und ihre Geheimnisse zu erfahren. Nach und nach begann er, die Strömungen zu erkennen, die unter der scheinbar friedlichen Oberfläche des Lebens in dieser makellos weißen Festung flossen.
Natürlich war in Wirklichkeit nichts friedlich – und so weit von Reinheit entfernt, wie man sich nur vorstellen kann. Aber das war zu erwarten an einem Ort, an dem Hunderte von verlorenen Jugendlichen ohne Hoffnung lebten, jemals wieder nach Hause zu finden, fern von allem Zwang der Zivilisation. Es überraschte ihn überhaupt nicht. Wenn überhaupt, war es seltsam, dass ein Anflug von Recht und Ordnung – egal wie abscheulich und ekelerregend – trotz aller Hindernisse aufrechterhalten wurde. Irgendwie gelang es den Bewohnern der Burg, in einem fragilen Gleichgewicht miteinander zu koexistieren.
