Chapter 5 - Kapitel 5 Sei Asche

„Bleib draußen, du Vieh!", zischte Lukas, seine Finger krallten sich in den Türrahmen. Seine Augen waren schmale Schlitze, die durch das Küchentür Fenster nach draußen starrten.

„Warte, Sven...", fuhr er fort, ohne den Blick zu wenden. Sein Kiefermuskel zuckte. „Dein Stein hat es schon mal zerstört. Meinst du, es klappt nochmal?"

Sven hob zögernd die Hand, in der die vier glimmenden Steinhälften lagen. Sein Atem stockte, als er sie Lukas zeigte. „Ich weiß es nicht...", murmelte er. Die Brille rutschte ihm schief auf der Nase. „Es sind nur noch einzelne Steine. Ich habe ihn zu sehr geworfen. Er ist in vier Hälften zersplittert, aber..." Ein schwaches Aufblitzen. „...er leuchtet noch ab und zu." Seine Stimme zitterte als er sprach

Draußen begann Natalies Gestalt zu summen – ein metallisches, surrendes Geräusch. Ihr Kopf wackelte unkontrolliert hin und her, als würde ein unsichtbarer Strom sie durchfluten. die Ashe flog aus ihren Gesicht und Verteilte sich etwas an den Wänden

„Wir sitzen hier wie Ratten in der Falle", warf Jacob ein. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, doch seine Fußspitzen zuckten unruhig. „Das Vieh ist da draußen und hat diesen Körper, und wir sind hier drin." Seine Stimme wurde schärfer. „Und wir wissen nicht mal, ob dieser Verfluchte Stein wirklich was bringt."

Plötzlich sticht der Körper von natalie in die tür man hört wie die erste holz diele zerbricht

Lucas wich instinktiv von der Tür zurück, sein Rücken prallte gegen die Küchenzeile. „Shit... shit!", fluchte er heiser, die Hände zitternd, als er eine Schublade aufriss. Besteck klirrte, während er blind darin wühlte – ein Messer? Eine Schere? Irgendwas, verdammt.

Plötzlich erklang Amelias Stimme aus den Wänden, ein Echo, das von überall und nirgends kam: „Hört auf, euch zu verteidigen... Es hat sowieso keinen Sinn." Die Worte waren sanft, fast mitleidig. „Ihr seid nicht die ersten, die hier verschwinden und in Asche zergehen."

Jacob umklammerte das Brecheisen fester, seine Knöchel weiß vor Anspannung. „Halt's Maul!", brüllte er und schlug wütend mit der Eisenstange gegen die Wand. Kalk staubte herab. „Du hattest es doch verdient, hier zu verbrennen! Oder warum tust du uns das an, du verdammtes Gör?!" Brüllte er aus seiner Kehle.

Sven warf Jacob einen entsetzten Blick zu, seine Brille rutschte schief. „Bist du dumm?", zischte er. „Mach sie doch nicht sauer!"

Aus den Wänden drang plötzlich Weinen – hoch, zerbrechlich, wie von einem verlorenen Kind. Gleichzeitig hämmerte Natalies Körper mit neuer Wucht gegen die Tür. Mit jedem Stich des Messers, das sie in der Hand hielt, wirbelte Asche auf, die sich wie schwarzer Schnee in der Küche verteilte.

Das Weinen wurde lauter, schriller, ein durchdringendes Heulen, das die Wände vibrieren ließ. Natalies Körper brach die Tür auf – Holzsplitter flogen, als sie mit aschegrauen Händen den Rahmen wegsprengte.

Jacob packte die Brechstange fester, sein Gesicht eine Maske aus Hass und Panik. Er schubste Lucas zur Seite, so heftig, dass dieser gegen den Herd prallte. Mit einem brutalen Schwung holte er aus und schlug Natalies Körper die Eisenstange gegen den Kopf. Doch statt Blut oder Knochen wirbelte nur Asche auf, schwarze Flocken, die wie verkohlte Schneeflocken durch die Luft tanzten.

Natalies Körper reagierte blitzschnell. Ihre Hand schoss vor, umklammerte Jacobs Hals mit eisernem Griff. Er würgte, sein Gesicht lief rot an, als sie ihn durch den zerstörten Türrahmen auf den Flur schleuderte. Sein Kopf schlug mit einem dumpfen Klonk gegen die Wand, doch er rappelte sich auf, keuchend, das linke Auge bereits geschwollen. Ohne zu zögern rannte er in die Lobby und die Treppe hinauf.

Natalies Körper drehte sich langsam zu Lucas und Sven um. Ihr Gesicht war eine leere Hülle aus Asche, die Augen zwei glühende Kohlen. Für einen Moment schien sie zu zögern – dann drehte sie sich abrupt und jagte Jacob hinterher, eine Spur schwarzer Asche hinter sich herziehend.

„Shit... shit! Es wird Jacob töten!", stieß Lucas hervor, seine Hände zitterten so stark, dass er kaum Aufstehen konnte. Er starrte Sven an, dessen Gesicht leichenblass war. „Wir müssen was tun!"

Sven schüttelte nur den Kopf. Seine Brille hing schief, eine Linse gesprungen. „Wir können nichts mehr tun...", flüsterte er.

Über ihnen, in den Lüftungsschächten, ertönte ein leises Kinderkichern – höhnisch, endlos, als würde das Hotel selbst sie auslachen.

Jacob raste bis zum oberen Stockwerk, sein Atem ein heiseres Röcheln. Alle Türen waren verschlossen, die Rahmen verwachsen, als hätte das Haus sie versiegelt. Seine Hände zitterten, als er verzweifelt an den Klinken rüttelte. Kein Ausweg. Kein verdammter Ausweg.

Plötzlich – ein Rascheln. Er erstarrte.

Natalia stand vor ihm. Ihr Gesicht war makellos, die Haut glatt wie Porzellan, doch in ihrer Hand glänzte das rostige Messer. „Warum hast du das zugelassen...?", flüsterte sie. Ihre Stimme war sanft, fast traurig. „Warum hast du zugelassen, dass ich sterbe, Jacob?"

Sein Herzschlag dröhnte in den Schläfen. Er sackte auf die Knie, die Finger verkrampften sich in den Haaren. Nein... nein. Du bist nicht real. Du bist sie nicht!" Sein Blick flackerte zu ihr hoch – und er sah, wie sie die Messerspitze an ihre Wange setzte.

Langsam, fast zärtlich, schnitt sie sich die Haut auf. Blut rann in dicken Tropfen herab, vermischte sich mit Asche, die unter ihrer Oberfläche pulsierte. „Bin ich jetzt schön, Jacob?" Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während sich die Wunde bis zum Kinn ausdehnte.

Jacob war wie gelähmt. Seine Muskeln zuckten, doch er konnte nicht fliehen, nicht einmal den Blick abwenden. Sie kam näher, jeder Schritt ließ die Dielen ächzen. Das Messer glitt weiter – schnipp – ein Ohr löste sich, fiel zu Boden.

„Siehst du?«, kicherte sie mit Natalias Stimme. „Jetzt bin ich perfekt." 

Sie kniete sich zu ihm, ihre Hand – kalt und rau wie verkohlte Rinde – strich über seine Wange. Jacob war erstarrt, sein Atem stockte, als wäre die Luft um ihn herum zu Eis gefroren.

Plötzlich griff sie zu. Mit einer schnellen, brutalen Bewegung riss sie ein Stück Haut von seiner Wange. Jacob schrie auf, ein Schrei, der durch die Flure hallte. Blut rann über sein Kinn, tropfte auf den Boden, während er sich rückwärts krümmte, die Hände vor sein gesicht gepresst 

Natalies Gestalt bestand nun komplett aus Asche. Ihr Körper war eine schwarze, rauchende Silhouette, die langsam auf ihn zukroch. Die Asche rieselte von ihr herab, bildete einen schwarzen Teppich auf dem Boden. Ihre leeren Augen – zwei glühende Kohlen – fixierten ihn, während sie sich näherte.

„Du hast mich sterben lassen...", flüsterte sie, ihre Stimme ein Echo aus der Vergangenheit. „Jetzt bist du dran."

Jacob kroch rückwärts, seine Hände hinterließen blutige Abdrücke auf dem Boden. Sein Herzschlag war ein dumpfer Schlag in der Brust, als er gegen die Wand prallte. Kein Entkommen

Jacob versuchte aufzustehen, seine Beine zitterten unter ihm. Aus der Wunde an seiner Wange quoll keine Blut mehr – stattdessen rieselte schwarze Asche heraus, als wäre sein Körper bereits Teil des Hauses. Er starrte auf seine Hände, die mit Asche bedeckt waren, und Amelias Worte hallten in seinem Kopf: „Alle werden zu Asche hier."

Sein Blick wanderte zu der Gestalt vor ihm. Sie verformte sich, wuchs zu einer größeren, monströsen Aschefigur an. Hinter ihr tauchte Amelia auf, komplett in Asche gehüllt. Ihr Gesicht war nur noch ein Schatten, ihre Augen zwei leere Löcher.

„Du hast ihn sauer gemacht...", flüsterte sie, ihre Stimme ein zarter Hauch, der durch die Luft schwebte. „Du hast mich zum Weinen gebracht. Das mochte er schon früher nicht... als meine Eltern mich zum Weinen brachten."

Die größere Aschegestalt erhob sich, ihre Form war unklar, bedrohlich. Sie schien aus dem Boden selbst zu wachsen, ein Teil des Hauses, das sich gegen ihn erhob.

Jacob stolperte rückwärts, seine Füße hinterließen Ascheabdrücke auf dem Boden. Seine Kehle war trocken, sein Herz schlug so laut, dass es in seinen Ohren dröhnte. Das ist das Ende, dachte er. Ich werde zu Asche. Wie alle anderen.