Chapter 34 - Zum ersten Mal

Vor einem großen Tor stand Sei ungeduldig, während ein Mann in Schwarz es öffnete.

Das Tor war etwa sechs Meter hoch und an der Oberseite mit dickem Stacheldraht bedeckt, was es für jeden unmöglich machte, es alleine zu überqueren.

Der Mann öffnete die Tür des Tores, als er zwei Männer in Schwarz sah, die offensichtlich zu den Leibwächtern gehörten und bewusstlos am Boden lagen.

Bei ihrem Anblick vertieften sich die Falten auf Seis Stirn, als sie durch das Tor traten. Sie hatten erst fünf Schritte durch das Tor gemacht, als Sei plötzlich stehen blieb. Alle konnten bereits spüren, dass jemand hinter ihnen war. Ryou, der als Erster seinen Kopf zurückdrehte, hatte einen schockierten Gesichtsausdruck und seine Augen weiteten sich, als er ein Mädchen sah, das sich an ein Metallrohr klammerte und wie eine geschickte Ninja-Artistin über der Tür des Tores hing. Als Sei sich umdrehte, sah er sie vom Tor springen, so schnell wie eine Katze, und anmutig hinter ihnen auf dem Boden landen. Nach der Landung rannte das Mädchen, ohne sie auch nur anzublicken, durch das massive Tor. Sie war flink wie der Wind und ließ Sei und seine Männer überrascht und sprachlos zurück.

Sei warf dann einen Blick auf die Stelle, wo sich seine Ehefrau gerade versteckt hatte, und sein Gesicht verdunkelte sich sofort. Er konnte erkennen, dass sie gerade aus einer gefährlichen Höhe gesprungen war, und sobald er seinen Blick wieder auf seine rennende Ehefrau richtete, wurde die Luft unglaublich dick, und seine Kälte erreichte ihren Höhepunkt, als er sah, dass sie barfuß rannte.

In diesem Moment hielt Zaki, der sich mit zwei Männern in Schwarz dem Tor näherte, Davi sofort an. Zaki war verblüfft, als er sie sah. Er trug keine Maske, sodass er nur stehen bleiben und das keuchende Mädchen anstarren konnte, das schweißgebadet und barfuß drei Meter von ihm entfernt stand. Ihr schönes Haar war hochgesteckt und zerzaust.

Zaki konnte sich nur auf die Lippe beißen, als er den gefährlichen Wind spürte, der von dem Mann auf der anderen Seite, etwa zwanzig Meter entfernt, kam.

Davi war erschöpft, und als sie sah, dass noch mehr Männer vor ihr standen, hielt sie an und stützte ihre Hände auf die Knie, schwer atmend und versuchte, mehr Luft in ihre müden Lungen zu ziehen. Sie sah erschöpft aus, kaum noch mit Kraft. Sie war schon eine ganze Weile gelaufen und hatte versucht herauszufinden, wo der Ausgang war, um zu entkommen.

Was sollte sie jetzt tun? Davi begann die Hoffnung zu verlieren. Sie wusste, dass sie kaum noch Kraft zum Kämpfen hatte und es einfach zu viele von ihnen waren.

"Jemand helfe mir", murmelte sie keuchend. Die erste Person, die ihr in den Sinn kam, um Hilfe zu rufen, war niemand anderes als Sei. Sie war selbst überrascht von diesem Gedanken. In diesem Moment wurde ihr jedoch klar, wie allein sie war und dass sie ohne Sei niemanden hatte, an den sie sich wenden konnte, um Hilfe zu bitten. Ihr wurde klar, dass der Einzige, den sie in diesem Leben hatte, ihr kleiner Bruder war und die einzige Person, die sie um Hilfe bitten konnte, Sei war.

"J-junge Dame!"

Inmitten ihrer Gedanken erschreckte sie eine Stimme, die wie die von Ryou klang, dem Mann, dem sie zuerst im Gray-Anwesen begegnet war. Davi hob sofort den Kopf und drehte ihn ohne zu zögern zurück. Was in der nächsten Sekunde vor ihren Augen erschien, ließ ihre Augen plötzlich heiß werden, als wolle sie weinen.

Der maskierte Mann, Sei, ihr Ehemann, stand direkt dort und sah sie an.

"S-sei?", brachte sie hervor, und in diesem Moment durchbohrte ihre Stimme wie ein magischer Pfeil den gewaltigen Frost, der den Mann ihr gegenüber umgab, als ob der Pfeil die Welle des Zorns schmolz, die ihn umhüllte.

Als er zum ersten Mal hörte, wie sie seinen Namen rief, spürte er etwas Unbeschreibliches in sich aufsteigen, als ob die Worte, um es zu beschreiben, in dieser Welt für ihn nicht existierten.

Er ging schnell auf sie zu.

Als sie sah, wie der Mann näher auf sie zukam, war Davi sich nun sicher, dass er es wirklich war und dass sie nicht träumte, und in diesem Moment wusste sie nicht, warum sie plötzlich so emotional wurde.

Also lief Davi ohne zu zögern los, um ihn zu treffen, und sobald sie in seine Nähe kam, fielen ihr leise Tränen aus den Augen. Sie lehnte ihren Kopf sofort an Seis Brust, und ihre Arme schlangen sich schließlich um seinen Körper, um ihn fest zu umarmen, wobei sie all die deprimierenden Gedanken vergaß, die noch vor kurzem in ihrem Kopf herumschwirrten.