In einem ruhigen Viertel ging ein Mann in einfacher Geschäftskleidung durch die Straßen und hielt seine schwarze Tasche fest an seine Brust gedrückt. Es war offensichtlich, dass er getrunken hatte, wie er über die Straße stolperte.
Seine Statur war groß und etwas mager. Schlafmangel und Unterernährung waren allein an seinen eingefallenen Wangen und den dunklen Ringen unter seinen Schlitzaugen zu erkennen.
Das Mondlicht schien durch die Lücken im umgebenden Grün, als der Mann immer wieder stolperte, doch er setzte seinen Weg zu seinem Ziel unbeirrt fort.
Erst als er über eine leere Plastikflasche zu seinen Füßen stolperte, blieb er stehen, sein Blick wurde ernst. Er stellte seine schwarze Tasche auf den Boden und hob vorsichtig die Flasche auf, umklammerte sie fest mit seiner rechten Hand.
Er blickte zu einem Mülleimer etwa 10 Meter entfernt, seine Augen verengten sich leicht.
Der Mann gab keinen Laut von sich, doch seine ganze Körpersprache schien sich zu verändern, als wäre er auf ein Schlachtfeld gelangt. Er bewegte seinen Körper so, dass seine Schulter in einer Linie mit dem Mülleimer war, bevor er seine Arme über den Kopf hob.
Er hob sein linkes Knie hoch, fast bis zur Brust. Dann stieß er mit seinem angehobenen Bein nach vorne, wobei sein rechter Fuß fest stand, als stünde er auf dem Wurfhügel eines Baseballfeldes. Alles wirkte so natürlich, als er eine Bewegung ausführte, die er unzählige Male in seinem Leben gemacht hatte.
Dann, als sein linker Fuß den Boden berührte, schnellte sein rechter Arm wie eine Peitsche vor, als er die Flasche mit all seiner Kraft warf und auf den Mülleimer zielte, der sein Ziel war.
"Argh!"
Der Klang einer auf dem Boden aufprallenden Flasche hallte durch die stillen Straßen, als er nur wenige Meter entfernt auf die Knie fiel. Er umklammerte seine rechte Schulter und zuckte vor Schmerz zusammen, als er den vertrauten Schmerz durch seinen Körper fahren spürte.
Der leichte Alkoholrausch verließ schnell seinen Körper und wurde nun ersetzt durch den Schmerz und die Qual, die von seinen alten Wunden herrührten. Er konnte die Flasche vor sich nur wütend und frustriert anstarren, als würde sie ihn verspotten.
Kurz darauf griff der Mann nach seiner schwarzen Tasche und hielt sich immer noch seine schmerzende Schulter. Er hob die Flasche auf seinem Weg auf und warf sie gehorsam in den Mülleimer, wobei er sich selbst wie Müll fühlte.
Dann machte er sich auf den Weg nach Hause, seine große Gestalt vor Verzweiflung gebeugt.
Der Mann erreichte schließlich seine Wohnung und kramte zerstreut in seiner Tasche nach seinen Schlüsseln. Die Worte Takagi waren in unordentlicher Handschrift unter dem Briefkasten an der Wand geschrieben.
Nach einigem Herumkramen fand der Mann endlich seine Schlüssel und benutzte sie, um die Tür aufzuschließen. Er betrat seine dunkle Wohnung und schaltete das Licht ein, schloss die Tür mit dem Fuß und legte seine Tasche auf den Tisch.
Die Wohnung war ein Einzimmerapartment, was bedeutete, dass alles in einem Raum zusammengedrängt war, abgesehen von der Toilette und dem Waschraum, die einen eigenen Bereich hatten.
Wie auf Autopilot zog der Mann seine Geschäftskleidung aus und wechselte in etwas Bequemes, bevor er sich zum Waschraum begab. Seine Schulter schmerzte immer noch, aber er war es mittlerweile größtenteils gewohnt.
Den Schmerz ignorierend, ging er ins Badezimmer und wusch sich gründlich das Gesicht, um die Strapazen des Tages abzuwaschen. Er blickte auf, um sich im Spiegel zu betrachten. Was ihm entgegenstarrte, war fast jemand, den er nicht erkannte.
Die eingefallenen Wangen und die dünne Nase, gepaart mit den dunklen Ringen unter seinen Schlitzaugen, war wie der Anblick von jemandem, der mit einem Bein im Grab stand. Er konnte sich nicht länger als ein paar Sekunden im Spiegel ansehen und verließ schnell den Waschraum, um zu seinem Bett zu gehen.
Auf der anderen Seite des Raumes stand ein 32-Zoll-Fernseher auf einem Schrank. Er griff nach der Fernbedienung, setzte sich aufs Bett und schaltete aus Gewohnheit den Fernseher ein. Er benutzte ihn hauptsächlich als Hintergrundgeräusch, während er auf seinem Handy surfte.
In dem Moment, als er sein Handy einschaltete, erhielt er eine Benachrichtigung.
Mama: Ken, wir machen uns Sorgen um dich. Warum hast du dich seit über einem Monat nicht gemeldet? Bitte ruf uns an, sobald du das liest.
Ken Takagi las die Nachricht auf seinem Bildschirm kurz, bevor er das Fenster schloss. Er war nicht in der Stimmung, jetzt mit seinen Eltern zu sprechen, besonders da seine Schulter so sehr pochte.
"Ich rufe sie morgen an", murmelte er, etwas, das er im letzten Monat oft gesagt hatte, ohne es durchzuziehen.
Gerade als er eines dieser populären Spiele auf seinem Handy starten wollte, wurde seine Aufmerksamkeit schnell auf den Fernseher gelenkt.
"In den Sportnachrichten: Die Hanshin Tigers haben die Yomiuri Giants in einem spektakulären Comeback-Sieg geschlagen und damit ihre zweite Nippon-Meisterschaft in der Geschichte des Vereins gewonnen."
Kens Augen weiteten sich, als er die Nachrichten hörte. Er schwang schnell seine Beine vom Bett und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den Fernsehbildschirm, als sie die Höhepunkte wiederholten.
"Wie Sie sehen können, lagen die Giants im 9. Inning mit 2 Runs vorne. Mit 2 Outs und 2 Läufern auf den Bases stand nur noch der junge Daichi Suzuki zwischen ihnen und dem Gewinn der Meisterschaft."
Ein Mann, der immer noch wie ein Teenager aussah, näherte sich der Platte. Seine breiten Schultern und sein selbstbewusstes Gesicht ließen ihn in diesem Moment wie einen Superhelden aussehen. Kens Gesicht zeigte Erkenntnis, als er sich erwartungsvoll näher an den Fernseher lehnte.
Der Pitcher machte seinen Wurf und warf einen Cutter hoch und innen, in der Hoffnung, den großen Mann von der Platte zurückzudrängen.
"Haha! Das ist sein Lieblingswurf!", rief Ken voller Freude und spürte, wie sein Körper sich mit Adrenalin füllte.