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Wolfskind- Zwischen Mensch und Tier

🇩🇪Jennifer_Kall
91
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Synopsis
Als der junge Luan bei Vollmond eine erschreckende Veränderung an sich bemerkt, steht seine Welt plötzlich Kopf. Was mit einem unkontrollierten Zornanfall und seltsamen Visionen beginnt, entpuppt sich bald als Fluch oder Erbe: Luan ist ein Werwolf. Zerrissen zwischen der Menschlichkeit, die ihn mit seiner Familie und Freunden verbindet, und dem Tier in ihm, das nach Freiheit und Macht schreit, muss er lernen, beide Seiten zu kontrollieren. Doch als ein geheimnisvolles Rudel auftaucht und von einer Prophezeiung spricht, die Luan als ihr Zentrum sieht, gerät alles außer Kontrolle. Auf seiner Reise entdeckt Luan, dass die Grenzen zwischen Mensch und Tier nicht nur in ihm, sondern auch in der Welt um ihn herum verschwimmen – und dass die größte Bedrohung nicht der Wolf in ihm ist, sondern die, die ihn jagen. Triggerwarnung: Diese Geschichte enthält Themen und Szenen, die für einige Leser:innen verstörend oder belastend sein könnten. Dazu gehören: • Gewalt: Physische und emotionale Konflikte, darunter Kämpfe und Verletzungen. • Verlust: Der Tod oder die Gefährdung wichtiger Figuren. • Dunkle Themen: Machtmissbrauch, Korruption und die Konfrontation mit inneren Dämonen. • Bedrohliche Szenarien: Intensive Spannungsmomente, die Gefühle von Angst und Unsicherheit hervorrufen können. Falls diese Themen schwierig für Sie sind, lesen Sie bitte achtsam oder entscheiden Sie sich für eine Pause. Denken Sie daran, dass es in Ordnung ist, sich selbst zu schützen.
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Chapter 1 - Prolog

In diesem Teil von Maine waren die Nächte immer still. Die Art von Stille, die einem das Gefühl gibt, dass die Welt für einen Moment angehalten hat, dass selbst die Bäume und der Wind den Atem anhalten, weil sie wissen, dass etwas passieren wird. Das Dorf Warden's Hollow lag eingebettet in die Wälder, so klein und unscheinbar, dass selbst die Zeit manchmal vergaß, durch seine Straßen zu ziehen. Doch in der Nacht, als Luan aufwachte, war es anders. Es war eine jener Nächte, in denen die Luft elektrisch wird, in denen Hunde ohne Grund bellen und Eltern die Fensterläden fest verriegeln, als könnten sie das draußen halten, was im Dunkeln lauert. Er hatte wieder diesen Traum gehabt. Das Gefühl, dass jemand seinen Namen rief, ein flüsterndes »Luan«, das sich wie kaltes Wasser über seine Haut zog. Sein Herz schlug noch immer wild, als er sich aufsetzte und die Beine über die Bettkante schwang. Der Mond stand hoch am Himmel, hell und kalt wie das Auge eines Raubtiers, das keine Beute entkommen lässt. Er wusste nicht, wie lange er schon wach war, doch irgendetwas hatte ihn aus dem Bett gezogen. Es war wie ein Zwang, eine Stimme, die ihn rief, obwohl niemand im Haus war. Nicht wirklich. Luan lebte allein mit seinem Vater in einem kleinen Holzhaus am Waldrand. Sein Vater war ein Mann aus einfachen Verhältnissen, der wenig sprach, dafür aber umso mehr trank. Und in dieser Nacht war er nicht zu Hause – wahrscheinlich in einer Bar oder bei einem seiner »Freunde«, wie er es nannte. Luan hatte sich daran gewöhnt, allein zu sein. Aber heute Nacht fühlte sich allein anders an.

Es fühlte sich an wie ein Loch in der Welt, als ob etwas fehlte. Als er durch die Küche ging, spürte er es zum ersten Mal. Ein prickelndes Gefühl, das sich in seinem Nacken ausbreitete, ein Zucken in seinen Händen. Die Luft roch anders. Schärfer. Metallisch. Er öffnete die Hintertür, ohne wirklich zu wissen, warum. Der Wald lag still vor ihm, doch etwas bewegte sich in den Schatten. Das Knacken von Zweigen. Das Heulen eines Wolfes, tief und rau, das in der Ferne begann und sich wie eine Welle durch den Wald bewegte. Und plötzlich spürte er es: ein Ziehen in seiner Brust, ein Beben, das ihn zittern ließ, als ob etwas in ihm erwachte.

Er taumelte zurück ins Haus, seine Hände auf die Brust gepresst, sein Atem kurz und abgehackt. Der Schmerz kam plötzlich, ein Brennen, das ihn auf die Knie zwang. Seine Hände krallten sich in den Holzboden, und als er aufsah, bemerkte er es: Seine Nägel waren länger geworden. Sie glänzten im Mondlicht, scharf wie Klauen. Dann kam das Knurren, tief und fremd, als ob ein Tier in ihm lebendig geworden wäre. Als der Schmerz nachließ, blieb Luan schwer atmend auf dem Boden liegen. Seine Hände zitterten, und als er sie betrachtete, waren sie wieder normal. Doch das Knurren in seiner Brust war nicht verschwunden. Er wusste nicht, was geschehen war, doch eines war klar: Irgendetwas hatte sich verändert. Und tief in seinem Inneren spürte er, dass das Heulen des Wolfes nicht nur aus dem Wald kam – es kam auch aus ihm.