Noch in der Nacht fliegen die beiden Trupps mit zwei kleinen Privatmaschinen des Rudels nach Scottsbluff Nebraska, um von dort aus an die Grenze nach Colorado zu fahren. Dann ist es nicht mehr weit nach Julesburg, wo Jack Malloy sein wird.
Daniel ist noch die Ruhe selbst, während er mit Jan alles im Besprechungsraum vorbereitet um Jack von der Wahrheit zu überzeugen.
Das kann ich von mir nicht behaupten kann. Wie über heiße Kohlen laufend bewege ich mich in der Siedlung umher und versuche mich abzulenken. Ich schaffe es nicht, irgendwo lange zu verweilen, so nervös bin ich. Wie soll das erst werden wenn die Sache wirklich Ernst wird und die eigentliche Mission beginnt?
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Jetzt sitze ich hier mit Daniel und Jan im Maxine's und versuche so zu tun, als ob ich der Unterhaltung der beiden folgen kann, obwohl ich völlig gebannt bin von den Bildern die ich über meine Verbindung mit Daniel von Jakob empfange.
Ich weiß beim Besten Willen nicht, wie die zwei es schaffen, sich tatsächlich auf sinnvolle Art und Weise zu unterhalten. Irgendwie war ich immer der Meinung das eher Frauen in der Lage zum Multitasking sind.
Tja, so kann man sich irren.
Also kuschele ich mich einfach an Daniel und verstecke mich jedes Mal an seiner Schulter, wenn ich mich erschrecke - was nebenbei gesagt ziemlich oft vorkommt.
Es ist wie ein Film, der vor meinem inneren Auge abläuft. Ein Film, bei dem ich alles am eigenen Leib fühle, was Jakob fühlt.
Ein Gefühl, wie in einem Horrorfilm. Wenn man genau weiß, es geschieht gleich etwas Schlimmes, trotzdem aber nicht verhindern kann, dass man eine Gänsehaut am ganzen Körper bekommt, oder vor Schreck erstarrt.
Ich fühle, wie sich Jakob in seiner Wolfsgestalt klein macht und sich langsam an das Restaurant, indem sich Jack Malloy aufhält, heranpirscht.
Ich fühle den Wind, leicht wie ein Streicheln über Jakobs Körper streichen als wäre es mein eigener.
Ich spüre die Anspannung seiner Muskeln, seine absolute Konzentration auf seine Aufgabe. Es ist faszinierend, zu erleben.
Immer wieder mahnt er seine Begleiter über Ihre Verbindung zur Vorsicht. Als sie am Waldrand angekommen sind spüre ich, wie Jakob sich verwandelt.
Es ist, als würde mein ganzer Körper erhitzt bis kurz vor die Schmerzgrenze, dann tanzen Flammen über meine Haut und ich spüre, dass Jakob wieder ein Mensch ist. Eine unglaubliche Erfahrung, die kaum einen Wimpernschlag angedauert hat.
Jakob legt sich, die Spritze mit dem Betäubungsmittel in der Hand, in einem Gebüsch neben Malloys Porsche, der Mann hat anscheinend eine ausgewachsenen Midlife crisis, auf die Lauer.
Jetzt heißt es warten und auch wenn ich immer noch ein reines Nervenbündel bin, zwinge ich mich, meinen Burger zu essen, bevor mein Verhalten noch auffälliger wird.
„Lilly, ich weiß, dass das schwer ist für dich, aber James fragt sich schon, was mit dir los ist. Schaffst du es, dich auch etwas auf Deine Umgebung zu konzentrieren? Sonst habe ich keine Wahl und muss Dich außen vor lassen. Versuch es, wie eine Hintergrundmusik laufen zu lassen.", klingt es von Daniel in meinem Kopf.
„Ok, ich versuche es, Daniel.", gebe ich kleinlaut zurück.
Soviel dazu, nicht zu auffällig zu sein. Innerlich verdrehe ich die Augen über mein Verhalten.
Hmm, wie Hintergrundmusik, also. Mal sehen, wie kriege ich das am Besten hin?
Während ich meinen Burger esse probiere ich angestrengt, Jakobs „Übertragung" in den Hintergrund zu drängen.
Ich probiere und probiere und probiere.
Gerade als ich schon völlig gefrustet aufgeben will und mir die sprichwörtlichen Rauchwolken aus den Ohren kommen, habe ich den Dreh endlich raus. Im wahrsten Sinne des Wortes, stelle ich mir einfach vor, wie ich die „Übertragung" an einem Regler leiser mache.
Ich kann mir ein kleines, glückliches Quietschen nicht verkneifen, als es mir endlich gelingt.
„Gut gemacht, mein Engel.", klingt es stolz über die Gefährten Bindung von Daniel.
Innerlich wachse ich zwei Meter, bevor ich Ihm ein strahlendes „Danke.", zurück schicke, mich ihm zuwende und Ihm einen alles andere als keuschen Kuss gebe, hier, wo alle es sehen können.
Erst als einige Teenager an zu johlen und pfeifen beginnen, lasse ich von ihm ab.
„Ihr seid so abartig glücklich, das ist kaum mit anzusehen.", kommt es grinsend von Jan.
„Ja, wer hat der hat.", entgegnet Daniel stolz.
„Oh mein Gott, bloß nicht, ich kann keine Gefährtin gebrauchen.", lacht Jan." „ Ich liebe meine Freiheit viel zu sehr."
„Du weißt nicht was du verpasst.", entgegnet Daniel und gibt mir noch einen kurzen Kuss hinter mein Ohr, der mich wohlig erschauern lässt.
Dann beginnen wir, zumindest nach außen hin ein Fest zur Sommersonnenwende, das die Werwölfe im September feiern, zu planen. Alle Wölfe des Rudels, die in einem Umkreis von 100 km leben, werden kommen. Da heißt es viel Organisieren.
Während wir über diese „Nichtigkeiten" diskutieren, spüre ich wie im Hintergrund meines Bewusstseins Bewegung in die Mission kommt.
Ich „sehe", wie Jack Malloy aus dem Restaurant tritt. Wie er mit starken, arroganten Schritten über den Parkplatz zu seinem Auto geht, sich der Gefahr nicht im Geringsten bewusst. Jakob nutzt den Moment, als er die Autotür geöffnet hat, springt blitzschnell, auf Ihn zu und rammt Ihm regelrecht das Betäubungsmittel in den Hals.
Binnen zwei Sekunden ist Malloy völlig weggetreten und sein Körper erschlafft.
Jakob zieht Ihn sofort zur Baumgrenze, verwandelt sich dort und Spencer, einer der Wölfe der Gruppe bindet Ihn an Jakobs Wolfskörper fest. Und schon sind sie auf schnellstem Weg zur Grenze.
Ein erleichterter Seufzer entfährt mir, als ich realisiere, dass alle wohlbehalten bei den Wagen angekommen sind und sich auf dem Weg zurück zum Rollfeld in Scotsbluff befinden.
Wenn alles gut geht, sollten Sie Morgen Abend mit unserem „Gast" zurück sein.