Ein Monat war vergangen, seit Serenya, die Bote der Schatten, Danny besucht hatte. Ihr Angebot, die Dunkelheit zu führen, anstatt gegen sie zu kämpfen, hallte immer noch in seinem Geist nach. Doch Danny hatte ihren Worten widerstanden – vorerst.
Das Leben in Sylvandor war ruhig, doch die Stille fühlte sich nicht wie Frieden an. Es war die Art von Ruhe, die vor einem Sturm herrscht, und Danny wusste, dass die Schatten nicht tatenlos bleiben würden.
Unruhe im Rat
Kael'thar kehrte eines Morgens mit schlechten Nachrichten aus Eryndor zurück. Der Rat der Drachen hatte von neuen Aktivitäten der Schatten im Westen erfahren. Ein abgelegener Ort, der alsDie Blutfestebekannt war, zeigte Anzeichen dunkler Magie.
„Es ist nicht wie zuvor," sagte Kael'thar, während er mit Danny und Kira sprach. „Die Schatten scheinen organisiert zu sein. Sie warten nicht mehr. Sie handeln."
„Organisiert?" fragte Kira skeptisch. „Nach allem, was wir getan haben, sollten sie geschwächt sein. Wer könnte sie noch führen?"
Kael'thar sah Danny an, und in seinen Augen lag Sorge. „Vielleicht jemand, der glaubt, dass die Schatten mehr sind als nur eine Bedrohung. Jemand, der an das glaubt, was Serenya dir angeboten hat."
Ein neuer Auftrag
Noch bevor die Gruppe sich auf die Reise zur Blutfeste vorbereiten konnte, traf eine dringende Botschaft aus einem benachbarten Dorf ein. Ein Fremder mit einer düsteren Präsenz war dort aufgetaucht, hatte Fragen nach Danny gestellt und dunkle Magie gewirkt, bevor er wieder verschwand.
„Er hat gesagt, dass er dich sucht," berichtete ein erschrockener Dorfbote. „Er sagte, du würdest ihn bald finden – oder er würde dich finden."
„Ein neuer Gegner?" fragte Kira, während sie ihre Waffen überprüfte.
Danny nickte langsam. „Oder ein alter, der uns auf eine andere Weise testet."
Kael'thar sah Danny ernst an. „Du weißt, dass das eine Falle sein könnte."
„Ja," sagte Danny. „Aber wir müssen sie stellen, bevor sie zu stark wird."
Die Blutfeste
Nach einer anstrengenden Reise erreichten sie die Blutfeste, eine alte Festung aus schwarzem Stein, die auf einem kahlen Hügel thronte. Die Mauern waren mit dunklen Runen bedeckt, die in einem unheimlichen, roten Licht glühten. Über der Festung hing ein schwerer Nebel, der alles verschlang, was ihm zu nahe kam.
„Das ist schlimmer, als ich dachte," murmelte Kira, als sie die Festung betrachtete.
Kael'thar landete neben ihnen, seine Augen auf die Ruinen gerichtet. „Ich spüre, dass etwas Mächtiges dort lauert. Das ist keine gewöhnliche Dunkelheit."
Danny zog sein Schwert, das im schwachen Licht der Runen leicht schimmerte. „Dann sollten wir keine Zeit verlieren."
Der Schatten erhebt sich
Die Blutfeste war von einer unheimlichen Stille erfüllt. Kein Laut war zu hören, nicht einmal das Flüstern des Windes. Doch Danny spürte die Dunkelheit – sie war lebendig, sie bewegte sich, sie beobachtete.
„Sie warten," sagte Kira leise, während sie durch die Hallen der Festung gingen.
„Nicht mehr lange," antwortete Danny.
Im Herzen der Feste fanden sie den Fremden, der sie erwartet hatte. Es war ein Mann in einer schwarzen Rüstung, seine Gestalt hoch und einschüchternd. Sein Gesicht war verborgen, doch seine Augen glühten rot wie glühende Kohlen.
„Danny," sagte der Fremde, seine Stimme tief und bedrohlich. „Du hast dich entschieden, gegen uns zu kämpfen. Aber was, wenn ich dir eine zweite Chance gebe?"
Danny hielt inne, seine Augen verengten sich. „Wer bist du?"
Der Mann lachte leise. „Ich binKaerthos. Ein Diener der Schatten, aber mehr als das. Ich bin jemand, der die Wahrheit erkannt hat. Die Schatten sind nicht unsere Feinde, Danny. Sie sind unser Schlüssel zur Macht."
„Noch jemand, der glaubt, er könne die Dunkelheit kontrollieren," sagte Kira spöttisch.
Kaerthos wandte sich zu ihr, und in seinen Augen lag ein Funkeln gefährlicher Intelligenz. „Die Dunkelheit kontrolliert niemanden. Aber man kann sie führen – wenn man stark genug ist."
Der Kampf
Kaerthos rief die Schatten zu sich, und sie gehorchten. Sie formten sich um ihn, wurden zu einer Rüstung, zu einer Waffe. Er stürzte sich auf Danny, und der Raum explodierte in einer Mischung aus Licht und Dunkelheit.
Kael'thar griff von oben an, spie Feuer auf Kaerthos, doch die Schatten absorbierten die Flammen. Kira kämpfte an Dannys Seite, doch es war klar, dass Kaerthos mehr war als ein einfacher Gegner.
„Du kannst mich nicht besiegen, Danny," sagte Kaerthos, während ihre Schwerter aufeinandertrafen. „Ich bin, was du sein könntest – wenn du nur die Schatten annehmen würdest."
Doch Danny schüttelte den Kopf. „Ich habe meine Wahl getroffen. Ich kämpfe nicht, um zu herrschen. Ich kämpfe, um das Gleichgewicht zu bewahren."
Mit einem letzten, mächtigen Schlag durchbrach Danny Kaerthos' Verteidigung. Sein Schwert drang in die Rüstung des Mannes, und die Schatten, die ihn umgaben, begannen zu schwinden.
Kaerthos taumelte zurück, sein Blick voller Überraschung. „Du... bist stärker, als ich dachte," murmelte er, bevor er in sich zusammenbrach.
Das Vermächtnis der Schatten
Als die Dunkelheit aus der Feste wich, stand Danny über dem gefallenen Kaerthos. Doch anstatt Erleichterung zu spüren, fühlte er nur eine schwere Last.
„Er war nur der Anfang," sagte er leise.
Kael'thar landete neben ihm, seine Augen auf den Horizont gerichtet. „Die Schatten werden immer versuchen, zurückzukehren. Aber du hast bewiesen, dass du ihnen standhalten kannst."
Kira legte eine Hand auf Dannys Schulter. „Wir sind bei dir, Danny. Egal, was kommt."
Danny nickte langsam, doch er wusste, dass der Weg noch lange nicht zu Ende war. Die Dunkelheit war geschwächt, aber sie würde niemals verschwinden.
Er war der Hüter des Gleichgewichts – und dieser Titel brachte mehr Verantwortung mit sich, als er sich je hatte vorstellen können.
Das Ende einer Etappe
Als sie die Blutfeste verließen, brach der Morgen an. Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch den schweren Nebel und ließen die Welt für einen Moment friedlich erscheinen.
Danny hielt inne und sah in die Ferne. Die Schatten waren geschwächt, doch er wusste, dass sie zurückkehren würden – und dass er bereit sein musste, sie erneut zu bekämpfen.
„Was jetzt?" fragte Kira leise.
Danny zog seinen Umhang enger um sich, sein Blick entschlossen. „Wir kämpfen weiter. Für das Gleichgewicht. Für die Welt."
Kael'thar brüllte leise, seine Schwingen breiteten sich weit aus, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg – dem nächsten Kapitel ihres endlosen Kampfes entgegen.