Der düstere Eingang des Schreins ragte wie das Maul eines schlafenden Monsters vor ihnen auf. Von innen drang ein schwaches, pulsierendes Leuchten, begleitet von einem leisen, rhythmischen Donnern, als ob der Schrein selbst ein Herz hätte, das schlug.
Danny ließ seinen Blick über den Eingang gleiten und atmete tief durch. „Ich hätte nie gedacht, dass ich je an einem Ort wie diesem stehen würde."
Kael'thar legte seinen großen Kopf auf Dannys Schulterhöhe und brummte leise. „Niemand kann sich auf etwas wie das hier vorbereiten, aber du hast mehr Stärke gezeigt, als du vielleicht erkennst. Doch wir dürfen uns nicht überstürzen. Wir brauchen Klarheit."
Eine Bestandsaufnahme
Sie traten ein paar Schritte zurück vom Schrein, um sich von der bedrückenden Präsenz des Eingangs zu lösen. Kael'thar ließ sich nieder, seine Flügel eng an den Körper gezogen, und beobachtete Danny aufmerksam.
Danny nutzte die Zeit, um seine Ausrüstung zu überprüfen. Sein Schwert zeigte erste Abnutzungserscheinungen – kleine Kerben in der Klinge und ein Griff, der durch die vielen Kämpfe leicht wackelte. Er zog ein Tuch hervor und begann, die Klinge zu reinigen.
„Ist das wirklich wichtig?" fragte Kael'thar, der den Prozess skeptisch beobachtete.
„Es hält meinen Kopf frei," antwortete Danny. „Es gibt mir das Gefühl, etwas unter Kontrolle zu haben. Und ehrlich gesagt brauche ich das gerade."
Kael'thar nickte. „Verständlich. Doch vergiss nicht, dass die wahre Stärke in dir selbst liegt, nicht in der Waffe."
Innere Reflexion
Nachdem er seine Klinge gereinigt hatte, setzte sich Danny in den Schneidersitz und schloss die Augen. Er versuchte, die Verbindung zur Essenz in sich wiederzufinden, die er während der Störung der Schreinbarriere gespürt hatte.
Er ließ die Ereignisse Revue passieren – die Wächter, die Illusionen, seine Zweifel. Doch er erinnerte sich auch an die Momente, in denen er die Kontrolle übernommen hatte, in denen er den Schatten seine Stärke gezeigt hatte.
„Es ist seltsam," sagte er nach einer Weile, die Augen noch immer geschlossen. „Früher hätte ich bei so etwas aufgegeben. Ich hätte gedacht, es ist zu viel für mich. Aber jetzt… jetzt habe ich das Gefühl, dass ich es schaffen kann."
Kael'thar, der neben ihm saß, brummte zustimmend. „Du hast dich verändert, Danny. Die Verbindung, die wir teilen, hat dir geholfen, aber letztendlich war es dein Wille, der dich hierher gebracht hat."
Strategie und Vorbereitungen
„Was erwartet uns im Inneren des Schreins?" fragte Danny, nachdem er die Augen geöffnet hatte.
Kael'thar sah ihn ernst an. „Im Herzen des Schreins bündeln die Schatten ihre Essenz. Es wird keinen physischen Gegner geben, den wir einfach besiegen können. Stattdessen werden wir mit dem Kern ihrer Macht konfrontiert – und sie werden alles tun, um uns zu brechen."
Danny nickte. „Also wird es ein Kampf gegen unsere eigenen Ängste und Zweifel?"
„Nicht nur das," antwortete Kael'thar. „Die Schatten könnten versuchen, uns zu trennen. Sie könnten deine Essenz manipulieren, um dich von mir zu lösen. Ohne unsere Verbindung könnten sie dich überwältigen."
Ein Moment des Schweigens folgte, dann richtete Danny sich entschlossen auf. „Also müssen wir unsere Verbindung stärken, bevor wir hineingehen."
Die Verbindung vertiefen
Kael'thar erhob sich und legte seine Klauen vorsichtig auf den Boden. „Setz dich vor mich, Danny. Es ist Zeit, dass du lernst, unsere Verbindung vollständig zu nutzen."
Danny gehorchte und setzte sich direkt vor den Drachen. Kael'thar senkte seinen Kopf, bis ihre Stirnen sich beinahe berührten.
„Schließe die Augen," befahl Kael'thar. „Atme tief ein und konzentriere dich auf das Band zwischen uns. Fühle, wie meine Essenz durch dich fließt, und lass deine eigene Essenz in mich fließen. Es gibt keine Trennung zwischen uns – nur ein unendlicher Strom von Energie."
Danny folgte den Anweisungen. Zuerst fühlte er nur das leise Pulsieren der Verbindung, doch nach und nach wurde es stärker. Er spürte Kael'thars Präsenz in seinem Geist – eine mächtige, aber beruhigende Kraft, die ihn ausfüllte. Gleichzeitig fühlte er, wie ein Teil von ihm selbst zu Kael'thar floss, als ob ihre Essenzen miteinander verschmolzen.
„Du bist nicht allein, Danny," sagte Kael'thar leise. „Was immer uns erwartet, wir stehen gemeinsam gegen die Dunkelheit."
Bereit für das Unbekannte
Als sie die Augen öffneten, fühlte Danny sich anders – gestärkt, aber auch leichter, als ob die Last seiner Zweifel endlich von ihm abgefallen wäre.
„Bist du bereit?" fragte Kael'thar.
Danny stand auf, das Schwert in der Hand. „Bereiter denn je."
Zusammen gingen sie zum Eingang des Schreins zurück. Die Dunkelheit darin wirkte nun weniger bedrohlich, eher wie ein Test, den sie bestehen würden.
„Was immer dort drinnen ist," sagte Danny, „es wird uns nicht aufhalten."
„Das wird es nicht," antwortete Kael'thar. „Denn wir sind stärker als die Schatten."