Chereads / Die Magie der Sternen-Akademie Band 1 / Chapter 6 - Die Schatten der Vergangenheit

Chapter 6 - Die Schatten der Vergangenheit

Die tiefgrünen Bäume schlossen sich über den kleinen Pfad, der vor Emma, Leo und Max lag. Jedes raschelnde Blatt und das Knacken von Zweigen unter ihren Füßen schien das Echo ihrer letzten Begegnung mit dem Herzen des Waldes zu verstärken. Obwohl sie ermutigt waren von ihren Wünschen und dem Licht, das sie erfahren hatten, nagte ein Gefühl der Unsicherheit an ihnen.

„Was denkt ihr, welche Herausforderungen uns noch erwarten?", fragte Emma, während sie weitergingen und sich umsah.

„Ich fürchte, die Dunkelheit ist nicht so leicht zu vertreiben", murmelte Leo nachdenklich. „Wir haben zwar unsere Wünsche ausgesprochen, aber das bedeutet nicht, dass der Weg einfach sein wird."

„Das stimmt", antwortete Max. „Wir müssen auf unsere Stärken vertrauen, aber auch aufpassen, dass wir nicht in alte Muster zurückfallen."

Plötzlich blieb Leo stehen und blickte in das Dickicht. „Hört ihr das?"

Ein leises Flüstern drang durch die Blätter, wie das Wispern von Erinnerungen, die in der Dunkelheit lauerten. Es schien, als ob die Schatten der Vergangenheit sie verfolgten und ihre Unsicherheiten in ihnen weckten.

„Lasst uns weitergehen", drängte Emma, doch ihre Stimme war weniger überzeugt als zuvor.

Der Pfad schien zurück zu wiegen, als sie sich der Quelle der Herausforderungen näherten. Es war ein Ort, den der Mahner als „Die Prüfungen der Seele" beschrieben hatte. „Das Herz des Waldes testet unsere Entschlossenheit", hatte er gesagt. „Seid bereit, euch euren Ängsten zu stellen."

Mit jedem Schritt, den sie auf den schmalen Weg machten, fühlte es sich an, als würde die Luft dicker werden. Emma konnte das Herz des Waldes beinahe schlagen hören, ein tiefes, langsames Ticken, wie das eines alten Uhrwerks, das die Zeit stillzusetzen schien. Der Duft von feuchter Erde und verwelkten Blüten umhüllte sie, und für einen kurzen Moment wurde ihr klar, dass die Natur um sie herum nicht nur lebendig war – sie rührte sich auch, als wäre sie Teil von etwas Größerem, Dunklerem.

„Ich habe… ich habe das Gefühl, als ob etwas oder jemand uns beobachtet", flüsterte Max, als er mit einem schnellen Blick über die Schulter sah.

„Niemand kann uns hier nach dem Leben trachten, außer unseren eigenen Ängsten", erwiderte Leo, doch auch seine Stimme zitterte leicht. „Wir müssen uns daran erinnern, dass wir hier sind, um zu wachsen. Um die Schatten zu besiegen."

Emma nickte, doch bei Leos Worten spürte sie plötzlich eine wachsende Beklemmung in ihrer Brust. Als sie über all die Entscheidungen nachdachte, die sie im Laufe dieser Reise getroffen hatten, fühlte es sich an, als würde jede einzelne davon in den Schatten um sie herum sichtbar werden. Sie stellte sich vor, dass sie aus den Schatten heraus ansahen, warteten und fragten: „Warum hast du das getan?"

„Emma? Alles in Ordnung?" Max bemerkte die Veränderung in ihrem Gesicht und legte eine Hand auf ihren Arm. „Du musst jetzt stark sein."

„Ja, aber wofür?", gab Emma zu bedenken. „Was, wenn ich schwach bin? Was, wenn ich die falsche Wahl treffe?"

„Wir dürfen nicht zulassen, dass die Vergangenheit uns hierher zurückzieht", murmelte Leo und schien in Gedanken versunken zu sein. „Diese Schatten sind nur Erinnerungen. Sie haben Macht über uns, weil wir ihnen die Erlaubnis geben, uns zu beschäftigen."

Plötzlich wurde der Pfad vor ihnen von einem diffusen Licht durchbrochen. Die verzweigten Äste öffneten sich und enthüllten einen kleinen freien Platz. In der Mitte stand ein Baum – viel älter und größer als alle anderen um sie herum. Seine knorrigen Äste breiteten sich wie gnarled Finger aus, und seine Rinde war knusprig und voll von geheimnisvollen Symbolen. Der Baum schien zu pulsieren, und im Licht, das von ihm ausging, erkannten sie, dass es nicht einfach Licht war, sondern eine Art Energie – eine Einladung.

„Das müssen wir erreichen", stellte Leo fest, und seine Augen leuchteten vor Entschlossenheit.

Sie traten vor, als plötzlich eine kalte Brise durch den Platz wehte und die Schatten um sie herum zu pulsieren schienen. Aus den Schatten heraus traten Gestalten – jede eine Manifestation ihrer tiefsten Ängste. Emma sah ein flüchtiges Bild von sich selbst, einsam und vergessen in der Dunkelheit. Leo erkannte sich selbst in einem Spiegel von Zweifeln und Unsicherheit. Max sah sich als den Verlierer, von dem er immer geglaubt hatte, dass er in den Augen anderer gesehen wurde.

„Das sind wir! Unsere Unsicherheiten!" schrie Max, und seine Stimme hallte im stillen Wald wider. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns runterziehen!"

Die drei Freunde schlossen sich zusammen und bildeten einen Kreis um den alten Baum. Emma schloss die Augen und konzentrierte sich auf all die positiven Wünsche, die sie an den Mahner formuliert hatten. Leo und Max taten es ihr gleich. Sie schickten ihre Gedanken, ihre Entschlossenheit und ihre Hoffnung in den Lichtschein, der vom Baum ausging.

„Wir sind mehr als unsere Ängste!", rief Emma mit fester Stimme. „Wir sind hier, um zu wachsen, um zu lernen und um uns zu verändern!"

Ein mächtiges Rauschen erhob sich um sie herum, als die Schatten zurückwichen und die Gestalten verblassten. Es war, als würde sich der Wald um sie herum neu ausrichten und die Dunkelheit vertreiben.

„Das ist nur der Anfang!", flüsterte Leo mit aufgeklärtem Blick, als er das Licht des Baumes immer heller werden sah. „Wir müssen weiterkämpfen!"

Und in diesem Moment, als die Schatten der Vergangenheit sich zurückzogen und das Licht des Herzens des Waldes sie umhüllte, wussten Emma, Leo und Max, dass sie bereit waren, sich den kommenden Herausforderungen zu stellen. Gemeinsam würden sie die Prüfungen der Seele überstehen.