Chereads / Die Marionette / Chapter 10 - Epilog

Chapter 10 - Epilog

Die Jahre vergingen, und der Holzschneider lebte weiter, ein wenig gebrochen, aber auch weiser. Anton schnitze weiterhin, aber er wusste nun, dass seine Kunst nicht nur eine äußere Schönheit, sondern auch eine innere Verantwortung beinhaltete. Die Geschichten seiner Holzfiguren lebten in den Herzen der Dorfbewohner weiter, und seine Erfahrungen mit Lila wurden zur Legende, über die man am Lagerfeuer sprach. Man sagte, die Seele der Marionette würde im Wald leben, frei von Fäden, mit denen man sie einst gefangen hielt. Und wenn der Wind durch die Bäume wehte, konnte man manchmal ein leises Flüstern hören - eine Erinnerung an die Marionette, die träumte und tanzre, und an den Holzschneider, der allzu viel opferte, um sie zum Leben zu erwecken. Der Holzschneider schnitze weiter, Anton, wenn du aus dem herzen sprichst. Er wusste, dass das, was einmal verloren gegangen war, nie ganz aus der Welt verschwinden konnte. Seine Hände, die das Holz bearbeiteten, waren jetzt nicht nur Werkzeuge, sondern eine Erweiterung seiner Seele, eine Brücke zwischen dem, was war, und dem, was sein könnte. Jede Schnitzerei, die er anfertigte, war ein Dialog mit der Vergangenheit, eine Verbindung zu den Träumen und Hoffnungen der menschen im Dorf. Er schnitze Tiere, die durch das Unterholz huschten, und Figuren, die die Geschichten der Ahnen erzählten. Mit jedem Schnitt und jeder Form wiederbelebte er die Erinnerungen, die in diesem Stück Holz gewahrt waren. Doch in ihm wuchs auch das Bewusstsein, dass jede Kreation Licht und Schatten in sich trug. Die Menschen kamen oft zu ihm mit ihren Wünschen und Vorstellungen, doch Anton wusste nun, dass es nicht nur darum ging, eine Wunschfigur zu erschaffen. Er wollte, dass seine Werke auch die Emotionen und die Geschichten der Menschen widerspiegelten, damit jede Holzfigur ein teil des Kollektives des Dorfes wurde. Der Abend naht und der Holzschneider zieht sich in seine Werkstatt zurück, wo der Geruch von frischem Holz und Harzgefüllten Schalen den Raum durchdringt. Im flackernden Licht der Kerze betrachtet er seine letzten Arbeiten. Eine kleine Gruppe von Tieren, die zusammen den Kreislauf des Lebens darstellen - eine Eule mit weißen Auge, ein spielendes Eichhörnchen und eine sanftes Reh, die die Harmonie der Natur symbolisieren. Ich bin nicht nur ein Holzschneider, dachte er. Ich bin ein Hüter der Geschichten, ein Bewohner der Sorten und eine Stimme für die, die nicht mehr sprechen können. manchmal saß er stundenlang am Fenster, das auf den Wald blickte, der nun wie ein vertrauter Freund für ihn war. Er konnte die Spur von Lila spüren, die noch immer in den Wipfeln der Bäume tanzte, im Spiel der Schatten und Licht, mit jedem Blatt, das im Wind tanzte. Die Dorfbewohner bemerkten, wie die Schnitzereien des Holzschneiders an Kraft und Ausdruck gewannen. manchmal brachten sie ihm Geschenke und Geschichten, um zu erfahren, was er aus ihren Erlebnissen formen konnte. Lektionen über Liebe, Verlust, Freude und Trauer, die schließlich zu seinem kreativen Material wurden. Gerade als er dachte, nichts könnte ihn mehr überraschen, trat eines Tages ein neues Gesicht in die Werkstatt - ein junger Mann, der mit großen, leuchtenden Augen und einer unbeschwerten Neugier ausgestattet war. „Ich habe von ihnen gehört, Herr Holzschneider", sagte er, „ich möchte lernen, mit Holz zu arbeiten."Anton begegnete dem Jungen mit einem schlichten Lächeln. Es war, als würde der Zyklus von Empfangen und Geben von Neuem beginnen. Er spürte, dass dieser ungeschriebenen Täfelchen von Lila und all den anderen Figuren des Dorfes weitergeben - während der Wind weiterhin leise durch die Bäume flüsterte.