Chereads / Loki Kurzgeschichten / Chapter 5 - Mein erstes Sternenfest (Nach der Flucht)

Chapter 5 - Mein erstes Sternenfest (Nach der Flucht)

Als ich mein erstes Sternenfest feierte, war ich seit vier Monaten bei Merlin und lernte. Schließlich wollte ich mich rächen. Ich kannte die Tradition des Sternenfest. Merlin hatte mir einen Kalender geschenkt mit dreißig kleinen Türchen, in denen jeweils eine Süßigkeit oder ein kleines Spielzeug drinnen waren. Es wurden speziell zu dieser Zeit immer Lebkuchen gemacht, die Erwachsenen tranken warmen Sajin mit Eier oder Lebkuchen Geschmack, es fanden kleine Märkte statt, auf denen man Essen oder kleine Dekoartikel kaufen konnte. Außerdem wurde alles mit goldenen und silbernen Sternen Geschmückt. Am Ende der dreißig Tage Wartezeit fand das Sternenfest statt, man beschenkte seine Lieben und bekam selbst Geschenke. Ich saß aber in meinen Zimmer und lernte fleißig, dabei hatte Merlin angeboten, für diese dreißig Tage eine Pause zu machen. Aber ich… hatte noch nie das Sternenfest gefeiert, bei den Negativen gab es diese Tradition nicht. Dementsprechend kannte ich dieses warme Gefühl nicht, welches Merlin und Ignis spürten. Es war Tag siebenundzwanzig und kein einziges Türchen des Kalender hatte ich geöffnet. Noman redete über nichts anderes, er und Sajin würden mit Thorsten, Riguldo und den Zwillingen zu uns kommen. Ignis plante schon das große Festessen. Ich hingegen konnte dem einfach nichts abgewinnen. Ich schrieb gerade eine Zusammenfassung zu Ende, als Merlin reinkam, er trug Kalli und präsentierte mir stolz ihr Sternenkleid.

„Schau Mal, ich hab Kalli in ein Festtagskleidchen gesteckt, sieht sie nicht putzig aus."

Meinte kleine Schwester kicherte nur und streckte ihre Arme nach mir aus. Ich nahm sie und kuschelte sie kurz, durch, bevor ich sie wieder an Merlin gab.

„Sehr süß, aber ich muss weiterarbeiten."

Merlin nahm sie mir wieder ab und fragte:

„Willst du nicht runterkommen, Ignis verziert gerade den Lebkuchen. Das hat mir als Kind sehr viel Spaß immer gemacht und ich wette du wirst auch auf deine Kosten kommen."

Ich sah ihn ernst an und meinte nur:

„Ich denke, dann macht es dir jetzt auch noch Spaß Merlin."

Er sah mich ein bisschen traurig an.

„Loki, ich weiß, du kennst das nicht, weswegen ich umso mehr möchte, dass du das erlebst. Das du trotz allem eine normale und schöne Kindheit hast."

Ich sah ihn an, er merkte, dass ich anders geworden bin. Alle, alle sollten für den Tod meines großen Bruders büßen. Er ging wieder mit Kalli. Ich arbeitete noch weiter, neben mir saß Roro und putzte sich, er war der Einzige, der meinen Frust verstehen konnte. Er kannte das Sternenfest nicht und wir dementsprechend genauso skeptisch wie ich. Nach ein paar Stunden ließ ich den Stift fallen und beschloss was Essen zu gehen. Roro hüpfte auf meine Schulter und stellte die Federn auf, es war ihm ein wenig kalt. Das Haus war noch nicht ganz aufgewärmt, Merlin kümmerte sich bereits darum. Ich roch Ignis backen. Dabei war Merlin schon lange mit Kalli zu Bett gegangen. Ich trat zu ihr.

„Ah Loki, kommst du auch mal runter?"

Fragte sie und stellte mir einen Teller Kekse und ein Glas Milch hin.

„Hier probiere die mal und sag mir, ob ihnen was fehlt."

Ich probierte es. Es schmeckte nach Lebkuchen, Orange und Zimt. Das waren mit Abstand die besten Kekse die Ignis jemals gemacht hatte. Das sah sie auch in meinen Blick. Sie sah mich liebevoll an, hüpfte zu mir und legte ihre Flügel auf meine Schultern.

„Komm, nimm die Kekse und deine Milch, setzen wir uns auf das Fensterbrett."

Das tat ich. Es schneite draußen, im Salon war es aber schön warm, dank Ignis und ihren Backwahn. Sie und Merlin hatten schön geschmückt, das Wohnzimmer sah großartig aus. Es schneite draußen, so schön.

„Mein Kind, was beschäftigt dich, warum kannst du dein Herz nicht öffnen?"

Ich sah nach draußen und so sehr ich es ihr auch erzählen wollte, ich wusste nicht wie. Aber sie verstand schon.

„Dieses Jahr ist viel passiert, oder? Es muss überwältigend für dich sein."

Sie umarmte mich und, ich weiß nicht warum, ich weinte einfach. Mittlerweile weiß ich warum. Damals wollte ich so sehr, dass Matt bei mir war, gerade zu dieser schönen Zeit. Ich wollte, dass wir beide über den Sternenmarkt liefen, dass wir beide Kekse verzierten, dass wir beide uns gegenseitig beschenkten. Es war so unfair, dass er das damals nicht bekommen hat, das er sterben musste, bevor er auch nur einen schönen Tag in seinen Leben haben durfte, bevor er die Freiheit spüren durfte.

„Ich verstehe dich nur zu gut Kind. Auch ich vermisse jemanden…"

Ich sah sie fragend an.

„Habe ich dir nie von meinen kleinen Bruder erzählt? Stimmt, ich bin nie dazu gekommen. Als ich fünf Jahre alt war, bekam meine Mutter im Sommer einen Jungen. Er war wunderschön, aber krank, es war klar, dass er seinen ersten Geburtstag nie erleben würde. Aber er könnte es zum Sternenfest schaffen. Ich wollte so sehr, dass er das erlebte. Doch er war zu schwach, heute vor so vielen Jahren, ist er in meinen Armen gestorben, bevor er dieses schönen Tag erleben konnte. Ich war am Boden zerstört. Dadurch konnte ich lange Zeit kein Sternenfest feiern. Dann als ich unter Riguldo lernte und Merlin traf, stellte ich mir vor, dass mein kleiner Bruder so wie Merlin hätte werden können, und auch wenn das komisch klingt, wenn man bedenkt, dass ich ihn später mal heiraten sollte, als wir das erste Mal zusammen das Sternenfest feierten, war es so schön. Loki, wir alle würden und wünschen, dass Magier, die wir lieben in dieser Zeit an unserer Seite wären. Bei Merlin sind es Urian und Mewina, bei Sajin sind es seine Eltern, bei Noman sein Vater, bei uns sind es unsere Brüder. Und auch wenn sie vielleicht nie bei uns sein werden, so haben wir doch noch einander. Wir sind deine Familie, wenn du das willst und auch wenn wir sie niemals vergessen werden, wir sind es ihnen schuldig ein schönes Fest zu haben. Stell dir vor dein großer Bruder wäre her, wäre er nicht traurig, dich so zu sehen."

„Es ist nur… ich wollte…"

Sie wischte meine Tränen weg.

„Das kann ich verstehen Loki, mehr als jeder andere, ich hätte es mir auch so sehr für ihn gewünscht. Aber er hat es sich auch für dich gewünscht."

Da hatte sie recht. Ich sah sie an und lächelte.

„Was meinst du Loki, willst du mir helfen die Kekse zu verzieren?"

Ich nickte nur.

Als Merlin aufwachte und runter ging, um nach Ignis zu sehen, hörte er zwei Stimmen, die Sterntagslieder sangen und war komplett erschlagen, als er uns beide backen sah. Ich trug einen Sternenpullover, den Ignis mir gekauft hatte. Meine Aura fühlte sich auch ein wenig fröhlicher an. Kalli in seinen Armen kicherte vor sich hin, als sie uns sah.

„Guten Morgen Merlin, willst du ein paar Kekse zum Frühstück? Loki und ich waren fleißig letzte Nacht."

Ich machte meinen Meister und meiner Schwester je ein Glas eine warme Milch, Ignis lud ihm und ihr ein paar Kekse auf den Teller.

„Was bei Moon ist letzte Nacht passiert, dass Loki aufgetaut ist?"

„Wir hatten ein kleines Gespräch, keine Sorge. Loki, du und Merlin geht heute auf den Sternenmarkt."

Ich nickte nur und naschte heimlich Teig.

„Aber erstmal muss du nicht noch ein paar Kalendertürchen öffnen?"

Ich ging nach oben und wollte mich darum kümmern.

„Was hast du ihr gesagt?"

Fragte Merlin verblüfft.

„Wir hatten nur ein kleines Gespräch. Mach dir keine Sorgen, sie fühlt sich ein wenig besser."

Eine Woche später feierten wir mit Sajin und Noman, Riguldo und Thorsten, Alezsa und A-Lyn zusammen das Sternenfest. Ich hatte Geschenke für Merlin, Ignis, Kalli und Noman besorgt, natürlich bekam ich auch welche. Es war ich das erste Mal, dass Noman und ich uns wie Geschwister fühlten. Ich schnappte mir zwei Lebkuchenmännchen und gab eines Noman, der sein neues extrem teures Medizinbuch von Sajin anhimmelte. Ich hatte ebenfalls ein paar sehr teure Bücher von Merlin und Ignis bekommen. Noman nahm es dankend an, schloss das Buch und saß mit mir auf Merlins Sofa. Wir redeten über unsere Ausbildung, aber auch über die Sternenfestszeit.

„Loki, lass uns nächstes Jahr für unsere Meister ein paar Lieder lernen und sie ihnen vorsingen."

Ich nickte, das machten wir auch, und die Jahre danach auch, irgendwann schloss sich Kalli an, dann meine Frauen… und irgendwann auch Matt.