'"Mama, es gibt etwas, worüber ich mit dem jungen, gelehrten Mann sprechen möchte", räusperte er sich und sagte.
Tante Guo blickte zwischen den beiden hin und her und verstand die Situation. "Sei dann vorsichtig und wahre die Grenzen", mahnte sie ihn an.
Bevor sie den Satz beenden konnte, bemerkte sie, wie Su Xiaoxiaos Gesicht errötend vor Scham wurde. Sie wollte ihre potenzielle Schwiegertochter nicht verschrecken, also entschied sich Tante Guo, nichts weiter zu sagen und warf Jiang Yexun lediglich einen diskreten mahnenden Blick zu.
Jiang Yexun nickte zur Bestätigung, dass er verstanden hatte. Dann ging Tante Guo weg.
Kaum war sie ein Stück gegangen, glitt Su Xiaoxiaos Hand wie ein glitschiger Fisch in Jiang Yexuns große Handfläche. Instinktiv drückte er ihre Hand, ließ sie jedoch schnell wieder los.
Gerade als er etwas zu Su Xiaoxiao sagen wollte, sah er, wie sie sich auf die roten Lippen biss und ihn mit einem leicht vorwurfsvollen Blick anschaute. Schuldgefühle überkamen ihn.
Er musste sich wirklich entschuldigen. Schließlich war er ihr so nahe gekommen, dass ihr die Beine schwach wurden. Als er ihr den Korb gereicht hatte, waren ihre Hände ganz nah gewesen und sie hatte nur mit großer Selbstbeherrschung widerstanden, seine Hand vor Tante Guo zu ergreifen.
"Du hast gesagt, du lässt mich dich umarmen", sagte Su Xiaoxiao mit gedämpfter Stimme und ein Hauch von Beschwerde schwang mit.
Jiang Yexuns Ohren wurden leicht rot und er wagte es nicht, sie direkt anzuschauen. Aber er hatte auch Angst, dass der junge, gelehrte Mann verärgert sein könnte, also erklärte er mit gedämpfter Stimme: "Das darf von anderen nicht gesehen werden."
Su Xiaoxiao fühlte sich sofort noch stärker bedrängt. Sie wusste, dass sie es niemandem zeigen konnte und dass sie ihr zurückhaltendes Verhalten als Mädchen nicht ablegen konnte. Aber sie hatte die Initiative ergriffen und er hatte abgelehnt. Es war peinlich.
Tränen stiegen in Su Xiaoxiaos Augen. "Das ist alles deine Schuld!"
Natürlich gab sie ihm die Schuld. Hätte er nicht seinen Ahnenarmreif in ihre Urne gelegt... Wenn er ihr nicht so nahe gestanden hätte, wäre sie dann so geworden?!
Jiang Yexuns Herz krampfte sich zusammen, als würde es ersticken. "Weine nicht. Es ist alles meine Schuld. Ich hätte es nicht versprechen und dann brechen dürfen. Ich bringe dich an einen Ort, wo uns niemand sehen kann, und du kannst mich umarmen. Bitte weine nicht, okay?" Mit heiserer Stimme sprach er sanft auf sie ein.
Su Xiaoxiao blieb stumm. Sie hob ihre tränengetränkten Augen und blickte ihn mit einem weichen, liebevollen Blick an.
Jiang Yexun verstand sofort, was sie dachte. Eilig nahm er ihre Hand und führte sie zum hinteren Teil des Schlafsaals des Jugendwohnheims für Gebildete. In weniger als zehn Minuten erreichten sie ein kleines Wäldchen, in dem sich zu dieser Zeit niemand aufzuhalten schien.
Sie fanden eine abgelegene Ecke, und Jiang Yexun drehte sich zu ihr um. Er konnte nicht widerstehen, seine Hand auszustrecken und sanft über ihren gesenkten, flauschigen Kopf zu streichen. Als Antwort darauf lehnte sich das Mädchen natürlich in seine Umarmung.
Das duftende und weiche Gefühl umhüllte ihn, und Jiang Yexun hatte das Gefühl, kurz davor zu stehen, sich zu verlieren.
"Umarme mich", murmelte Su Xiaoxiao und schmiegte sich wie ein kleines Kätzchen in seine Arme.
In diesem Moment vergaß Jiang Yexun alle Worte, die er hätte sagen wollen. Er wusste nicht einmal mehr, was er da tat.
Als er endlich wieder zu sich kam, lagen seine Arme fest um die Schultern des Mädchens, als wollte er sie ganz einhüllen und sie ganz nah an sein Herz drücken.Über das ungewöhnliche Verhalten von Su Xiaoxiao dachte er sich nicht viel dabei. Er glaubte, dass sie durch den Vorfall im Wasser erschreckt worden war.
"Wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich von jemandem in den Fluss gestoßen wurde, würden Sie mir dann glauben?" Su Xiaoxiao vergrub ihren Kopf an seiner Brust und fragte mit gedämpfter Stimme.
Jiang Yexuns Körper versteifte sich für einen Moment, und dann braute sich ein Sturm in seinen Augen zusammen. "Wer?"
Sie hatte keine Beweise, also konnte sie nur eine einfache Analyse abgeben. "Ich glaube, es ist Dong Jiaxuan. Ich hatte noch nie Kontakt zu den Leuten aus dem Team, und ich habe nur Probleme mit Dong Jiaxuan und Pan Yongsheng. Wenn es Pan Yongsheng gewesen wäre, hätte er nicht auf dich gewartet, sondern wäre sofort eingestiegen um mich zu retten."
Su Xiaoxiao hatte keine Beweise, aber ihre Analyse war vernünftig. Jiang Yexun dachte an Pan Yongsheng und verspürte eine Welle der Eifersucht. Er wollte ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpassen.
"Haben Sie nicht den Verdacht, dass ich es sein könnte?" fragte Jiang Yexun. Schließlich hatte er sie gerettet, und jetzt konnte er sie heiraten. Er war misstrauischer als jeder andere.
Doch Su Xiaoxiao hob ihren Kopf aus Jiang Yexuns Umarmung und blickte ihn zornig an. "Du würdest mich nie in Gefahr bringen und dich nicht so gegen mich verschwören."
Dessen war sie sich sicher. Da sie Jiang Yexun so viele Jahre lang gefolgt war, wusste sie besser als jeder andere, wie klug und rücksichtslos er sein konnte. Wenn er ihr in irgendeiner Weise hätte schaden wollen, wäre sie ihm nicht entkommen.
"Bist du dir da so sicher?" Jiang Yexun starrte das Mädchen in seinen Armen an, seine Stimme war etwas heiser.
"Natürlich! Ich glaube, dass du mir nie einen Streich spielen würdest", sagte sie selbstbewusst.
"Dummkopf!" Jiang Yexun streckte die Hand aus und tippte ihr sanft auf die glatte Stirn, wobei er einen leichten roten Fleck hinterließ, obwohl er nicht viel Kraft aufwandte. Wie konnte sie so zart sein, dass sie sogar zarter war als Tofu? Wie sollte sie seine Hänseleien in Zukunft ertragen?
Jiang Yexun konnte nicht umhin, an all die Male zu denken, die er in der Vergangenheit von ihr geträumt hatte. Sein Körper schien elektrisiert zu sein, und ein Kribbeln breitete sich von seinen Fußsohlen aus, sodass er sich wie in einem Rausch fühlte.
"Sei sanft", murmelte Su Xiaoxiao und bedeckte mit ihrer Hand ihre gerötete Stirn.
"Tut mir leid, lass mich dafür pusten." Jiang Yexun senkte eilig seinen Kopf und blies sanft auf die leicht gerötete Stirn.
Die übermäßig fürsorgliche Erscheinung ließ Su Xiaoxiao die Röte in ihren Augen nicht kontrollieren. Er ist so gut, warum konnte sie das in ihrem früheren Leben nicht sehen, war vollkommen blind dafür?
"Ist es wirklich schmerzhaft? Soll ich dich ins Krankenhaus in der Stadt bringen, damit du es dir ansehen lässt?" Jiang Yexun war äußerst besorgt und schlug es dringend vor. Doch als er sich näherte, nutzte Su Xiaoxiao die Gelegenheit und küsste ihn plötzlich auf das Kinn.
Su Xiaoxiao konnte nicht anders, als bei seinem übermäßig vorsichtigen Verhalten zu erröten. Sie schaute ihn mit ihren funkelnden Augen und einem verspielten Lächeln an. "Es tut gar nicht so weh. Ich wollte nur, dass du mir mehr Aufmerksamkeit schenkst."
Als Jiang Yexun ihr verspieltes Aussehen sah, fühlte er, dass sein Herz zu schmelzen drohte. Sein Blick verfinsterte sich leicht, und er widerstand dem Drang, vor dem jungen Mädchen seinen Speichel herunterzuschlucken.
"Du solltest brav sein."