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Chapter 7 - Die Ketten des Schicksals

Die kühle Luft der Nacht strich über meine Schuppen, als ich auf dem Plateau stand und in die Ferne blickte. Mein Atem war ruhig, aber tief in mir brannte ein unruhiges Feuer. Feuerherz. Der Name hallte in meinem Kopf wider, ein Name, den ich angenommen hatte, aber der sich immer noch fremd anfühlte. Der Himmel über mir war dunkel, wolkenlos, aber ich spürte das drohende Gewitter.

Es war nicht der Sturm des Himmels, den ich fürchtete – es war der Sturm, der in mir tobte.

Die Erinnerungen an meine Zeit in Ignais, unter der Kontrolle von Valgor, lasteten schwer auf mir. Ich konnte noch immer den brennenden Schmerz spüren, als seine Magie mich packte, mich wie eine Marionette bewegte. Seine Stimme, immer in meinem Kopf, die mir befahl, zu zerstören, zu brennen, zu töten. Doch jetzt, in der Freiheit von Elor, fühlte ich mich… verloren.

Ich bin Feuerherz, sagte ich mir erneut, um die Dunkelheit in mir zu vertreiben. Ich bin nicht mehr sein Sklave.

Und doch spürte ich die Ketten noch immer. Unsichtbar, aber fest an meine Seele gebunden.

———

Feuerherz stand einsam auf dem Plateau, sein großer, mächtiger Körper eine Silhouette gegen den Nachthimmel. Ich konnte spüren, dass etwas in ihm arbeitete, etwas, das ihn beunruhigte. Seit Tagen hatte er sich zurückgezogen, obwohl er Fortschritte gemacht hatte. Seine Stimme war klarer geworden, sein Blick wacher. Aber da war immer noch dieser Schatten in seinen Augen, ein Schatten, den er nicht loswerden konnte.

„Er kämpft immer noch mit sich selbst," sagte Elara leise neben mir. Sie stand neben mir auf der Klippe, die Arme um sich geschlungen, als ob sie die Kälte vertreiben wollte.

Ich nickte. „Es ist schwer für ihn. So lange unter Valgors Kontrolle… das ist nichts, was man einfach abschütteln kann."

„Glaubst du, er wird jemals wirklich frei sein?"

Ich schaute wieder zu Feuerherz, dessen riesige Flügel im Wind leise flatterten. „Er ist auf dem Weg dorthin. Aber es wird Zeit brauchen."

„Zeit…" Elara seufzte. „Die Frage ist nur, ob Valgor ihm diese Zeit lässt."

Ihre Worte trafen mich wie ein kalter Schauer. Wir alle wussten, dass Valgor nicht so leicht aufgeben würde. Feuerherz war mehr als nur ein Drache – er war die Verkörperung von Valgors Macht und Stolz. Ihn zu verlieren, würde den König von Ignais erzürnen wie nichts anderes.

„Wir müssen vorbereitet sein," sagte ich entschlossen. „Valgor wird ihn nicht so leicht aufgeben."

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Ich saß auf meinem Thron und starrte in die tanzenden Flammen des Feuers vor mir. Der Raum war leer bis auf das Knistern des Feuers, doch in meinem Geist tobten Gedanken wie ein Sturm. Feuerherz. So nennen sie ihn jetzt. Mein Drache, mein Werkzeug der Zerstörung, war in die Hände meiner Feinde gefallen. Sie glaubten, ihn befreien zu können, ihn von meiner Macht zu lösen. Ein Narrenglaube.

„Feuerherz," flüsterte ich, und meine Stimme hallte in der Stille wider. „Du bist immer noch mein."

Ich spürte, wie die Magie, die ich in ihn gelegt hatte, sich noch immer an ihm festklammerte. Auch wenn sie schwächer geworden war, sie war nicht gebrochen. Noch nicht. Ich konnte ihn noch spüren, in den tiefsten Winkeln seines Geistes. Die Verbindung zwischen uns war schwach, aber sie bestand. Und ich würde sie nutzen.

„Bringt die Magier zu mir," befahl ich leise, aber bestimmt. „Es ist Zeit, dass wir ihn zurückholen."

Meine Finger krampften sich um die Armlehnen meines Throns, und mein Zorn flammte erneut auf. Diese dummen Reiter von Elor hatten keine Ahnung, mit wem sie sich anlegten. Sie mochten denken, sie hätten meinen Drachen befreit, aber ich würde ihnen zeigen, wie falsch sie lagen.

———

Plötzlich durchfuhr mich ein Schauer, so tief und so dunkel, dass ich zusammenzuckte. Etwas Unbekanntes griff nach mir, zog an mir. Ich schloss meine Augen und versuchte, mich zu konzentrieren, doch es war, als ob ich in den Schatten zurückgezogen wurde, gegen meinen Willen.

Valgor.

Sein Name war ein Flüstern in meinem Kopf, ein Flüstern, das sich in ein Brüllen verwandelte. Er ist noch da. Ich fühlte seine Präsenz, kalt und mächtig, tief in mir. Die Magie, die mich so lange gebunden hatte, regte sich wieder, kroch wie eine Schlange durch mein Bewusstsein.

„N... nein," stammelte ich, und meine Krallen gruben sich in den Boden. „Ich... bin... frei."

Aber die Ketten, unsichtbar und stark, zogen mich zurück.

———

„Etwas stimmt nicht," sagte Elara plötzlich, ihre Stimme angespannt.

Ich sah zu Feuerherz, und sofort wusste ich, dass sie recht hatte. Sein Körper zitterte, und er schien gegen etwas Unsichtbares zu kämpfen. Seine Augen, die eben noch klar und ruhig gewesen waren, flackerten jetzt wild.

„Feuerherz!" rief ich, als ich auf ihn zulief. „Was ist los?"

Er reagierte nicht. Seine Flügel schlugen heftig, und ich musste mich ducken, um nicht von dem Luftstrom erfasst zu werden. Seine Augen waren vor Schmerz zusammengekniffen, und ein tiefer Groll entkam seiner Kehle.

„Er... ist... d... da..." stotterte er, und ich konnte den Kampf in seiner Stimme hören. „V... Valgor..."

Mein Herz setzte einen Schlag aus. „Valgor?" Ich wusste, dass der König von Ignais noch immer einen Einfluss auf ihn hatte, aber dass er so plötzlich wieder auftauchte…

„Wir müssen ihn aus diesem Bann holen," sagte ich zu Elara, die nun neben mir stand. „Schnell!"

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Ich konnte spüren, wie meine Macht auf ihn überging. Feuerherz, du kannst nicht entkommen. Die Ketten sind immer noch da. Du gehörst mir.

Ich lächelte. „Bald wirst du wieder an meiner Seite sein, mein Drache. Und dann werden wir die Welt in Flammen hüllen."