Das lebhafte Getrappel von Schritten näherte sich beständig.
"Steh auf."
Kaum hatte Wächter Hua den Befehl von Liu Yao befolgt, stürmte auch schon eine kleine Gestalt durch die geschlossenen Türen, ohne die Etikette, die seine Lehrer ihm mühsam hatte anerziehen wollen.
"Eure Hoheit!" Die entsetzten Rufe der Diener draußen verschärften nur Liu Yaos ohnehin bestehendes, leises Kopfweh, das er nun seit Monaten mit sich herumtrug – zweifelsohne heraufbeschworen durch die endlosen Herausforderungen, die der Hofalltag mit sich brachte.
Liu Yao sollte seinen kleinen Bruder für sein ungebärdiges Benehmen zur Rede stellen. Er wusste, dass bereits darüber getuschelt wurde, dass seine Nachgiebigkeit Liu An gegenüber absichtlich sei, um einen Nichtsnutz heranzuziehen, der nicht in der Lage wäre, die Söhne Liu Yaos in Konkurrenz um den Thron herauszufordern.
Aber weit gefehlt.
