Die meisten Leute würden das als Zufall abtun, doch Amalia war nicht ganz überzeugt. Ihr Blick fiel erneut auf den Mann. Wer war er? Warum tauchte er an einem solchen Ort auf? Stand er in Verbindung zu den beiden, die sich gestritten hatten?
"Warum starrst du mich so an?" Der Mann bemerkte ihren Blick, drehte den Kopf und offenbarte sein hübsches Profil, das in einem silberweißen Schein gebadet zu sein schien und ihm ein traumhaftes Aussehen verlieh, fast unwirklich.
Amalia wandte den Blick ab. "Nichts. Warum warst du dort?"
"Meinst du den Streit eben?" fragte der Mann.
"Nun, ich beobachte nur das Spektakel."
Kaum hatte Amalia das gesagt, fühlte sie, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte eigentlich keinen Grund, ihn zu befragen, aber er antwortete dennoch. Seine Antwort ließ sie vorübergehend verstummen. "Bist du immer so drauf?"
Amalia war neugierig geworden. Ein solches Verhalten schien nicht zu diesem Mann zu passen. Trotz seines markanten und schnittigen Aussehens fiel es ihr schwer, es sich vorzustellen.
Der Mann lächelte, blieb aber stumm und gab dem Moment eine zusätzliche mysteriöse Note.
Nach zwei Sekunden Stille sagte Amalia: "Ich gehe jetzt."
Der Mann streckte die Hand aus, um sie nochmals zu ergreifen.
Diesmal war Amalia vorbereitet. Geschwind wich sie seiner Hand aus. "Der gleiche Trick funktioniert nicht zweimal bei mir..."
Als sie sich abwandte, bemerkte sie den Mann, wie er intensiv auf etwas unterhalb ihrer Taille starrte. "Was schauen Sie da?"
Die Hand des Mannes streckte sich erneut aus, und Amalia versuchte, mit großen Augen auszuweichen, war aber überraschenderweise nicht in der Lage, seinem Griffzu entkommen. Ihre Verblüffung war so groß, dass sie nicht bemerkte, wie sein Blick sich auf ihre Tasche richtete.
"Also deshalb hast du mich nicht angerufen", sagte der Mann mit einem undurchsichtigen Ausdruck.
Verwirrt folgte Amalias Blick dem seinen, sie senkte den Kopf und sah ein Stück vom White Rabbit-Milchbonbon herauslugen. Als sie seinen zufriedenen Gesichtsausdruck sah, realisierte sie das Missverständnis. "Es ist nicht, was du denkst."
"Was ist es dann?" entgegnete der Mann.
Amalia verstummte und spürte plötzlich die seltsame Wendung des Gesprächs. Warum stand sie hier und diskutierte mit ihm über solch eine Banalität? Es erschien völlig sinnlos. "Ich muss jetzt gehen. Bitte entschuldigen Sie mich."
Der Mann folgte ihr. "Ich verstehe deine Vorliebe für Milchbonbons sehr gut. Ich mag sie auch. Wir sind uns darin ähnlich."
Bruder, deine Definition von 'ähnlichen Menschen' ist aber sehr oberflächlich, dachte Amalia bei sich, obwohl sie nicht stehen blieb.
Der Mann folgte ihr weiterhin und murmelte weitere Worte über die Köstlichkeit von White Rabbit-Milchbonbons, behauptete, dass keine anderen Milchbonbons sich damit messen könnten – weder White Goat-Milchbonbons noch White Cow-Milchbonbons. Jedes Mal, wenn er in den Supermarkt ginge, würden ihm die Verkäufer diese Bonbons empfehlen, obwohl ihr Geschmack doch ganz anders sei.