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Chapter 38 - 2.8 Töte ihn

"Ich sage euch, der neue Diener des Valmor ist so ein grober Kerl! Wer weiß, aus welchem Loch Theodore ihn hervorgezogen hat?! Er hat es gewagt, mich wegzujagen!" Alfred beschwerte sich unentwegt bei dem Mann, der ihm gegenübersaß. Das Feuerholz knackte, und die Flammen erleuchteten die trüben roten Augen des Mannes.

Ein Vampir. Und noch dazu ein Niederblütiger, entweder verwandelt von einem Reinblütigen oder geboren aus einem anderen Vampir.

Er kicherte. "Er ist nur ein Diener. Warum erregst du dich so darüber?"

"Genau darum geht es! Er ist nur ein Diener, und doch hat er den Mut, sich mir zu widersetzen!" Alfred schlug mit der Faust auf den Armlehnsessel, sein Gesicht rot vor Wut. "Wie kann ich das ertragen? Dieser Theodore... ha! Jetzt muss er mich auslachen. All die Jahre musste er schweigend ertragen, wie ich ihm seine Diener ausspannte, und nun kann ich es nicht mehr tun, alles wegen dieses verdammten Dieners." Er biss sich auf die Nägel, seine Augen funkelten vor Grausamkeit. "Wie war noch sein Name? Raphael?"

Der Vampir zuckte spürbar bei dem Namen zusammen.

"Was ist los?" fragte Alfred, der die bläuliche Verfärbung in der blassen Haut des Vampirs bemerkte.

"Dieser Name..." Der Vampir zischte, als sei er mit Weihwasser besprenkelt worden. "Sprich ihn nicht aus."

Alfred runzelte die Stirn. "Was hast du, Lancelot? Was ist mit diesem Namen?"

"Das..." Lancelot schluckte sichtlich beunruhigt. "Das ist ein Name, der für uns Vampire tabu ist. Tu einfach, was ich sage, sonst mach ich den Deal nicht mit." Als er Alfreds Unmut bemerkte, seufzte Lancelot und bot an. "Wie wär's, wenn wir diesen Menschen für dich beseitigen?"

Alfred blinzelte überrascht.

"Was ist so schwierig daran?" Lancelot lächelte mit einem Achselzucken. "Dafür sind wir doch hier. Ich brauche so viele Menschen wie möglich, um das Geschäft zu wuppen. Viele Vampire würden alles tun, um einen menschlichen Sklaven zu haben. Wir teilen den Gewinn - fünfzig zu fünfzig, wie klingt das?"

Ein Nervenkitzel durchzog Alfreds Adern, und er grinste. Verdammt, das ist eine Menge Geld. Und auch die Folgen waren nicht ohne. Wenn herauskäme, dass er mit einem Vampir in illegale Geschäfte verwickelt war, würde er sicherlich zum Tode verurteilt. Doch das viele Geld, das konnte er mit seinem kärglichen Gehalt nur erträumen. Alfred überlegte lange, doch die Verlockung des Reichtums hatte ihn bereits übermannt...

Lancelot kannte sein Begehren und legte noch eine Schippe drauf. "Du kannst dich dieses unerwünschten Dieners entledigen - oh, zwinge mich nicht, seinen Namen auszusprechen - und obendrein Gold kassieren." Er beugte sich vor, seine Stimme voller Verlockung, der Alfred nicht widerstehen konnte. Seine Augen leuchteten in übernatürlichem Rot, als er sich über die Lippen leckte und die Fangzähne zeigte. "Ist das nicht, als würdest du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Du brauchst selbst nicht einmal Hand anlegen. Ich erledige die Drecksarbeit für dich."

"Oh?" Eine plötzliche tiefe Stimme unterbrach ihr Gespräch. "Würdest du mir mehr darüber erzählen?"

Alfred keuchte auf und erhob sich schockiert. Seit – seit wann war er denn da?! Dieser unhöfliche Diener, Raphael, lehnte an der Wand neben dem Kamin, verschränkte die Arme und zog die Augenbrauen hoch. "Du... Du... wie bist du hereingekommen?!" Immerhin war das hier der dritte Stock!

Raphael beachtete ihn nicht weiter und wandte sich stattdessen an den Vampir, der vor Angst erstarrt war und sich nicht rühren konnte. "Du reden."

Alfreds Gesicht verzog sich vor Wut. "Was machst du da—"

"M-M-Mein Herr!!!" Lancelot robbte nach vorne und warf sich zu Raphaels Füßen, Tränen und Schleim liefen ihm übers Gesicht. "Mein Herr, ich bin Schuld! Ich habe mich von Reichtum und Gold blenden lassen!"

Alfreds Kiefer klappte herunter, sein Körper bebte heftig, und Kälte stieg ihm von den Fußsohlen auf. "Mein... Herr?"

Wovon sprach Lancelot...? Wer war dieser Herr? Was war es für ein Titel? Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Vor einiger Zeit hatte er ein Gerücht gehört, dass die Vampire jemanden zum König gekrönt hatten, einen Reinblütigen mit den mächtigsten Fähigkeiten, der Jahrhunderte alt und quasi ein Gott war. Der Vampirkönig... wenn er sich richtig erinnerte, hieß er—

"Mein Herr, wenn Ihr sagt, ich soll nach Osten gehen, werde ich nicht nach Westen gehen! Mein Leben gehört einzig und allein dem Dienst an unserem König!" Lancelot platzte in einem verzweifelten Überlebenskampf heraus. "Dieser Mensch hier! Er ist an mich herangetreten und wollte einen menschlichen Diener loswerden, der..." Als hätte ein Blitz in Lancelots Kopf eingeschlagen, wurde sein Gesicht noch fahler. "Das kann nicht sein... der Diener, den er loswerden will..."

Lu Yizhou hob eine Augenbraue und beendete den Satz. "Es scheint, als ob du von mir sprichst.""Nein, nein! Das... das kann nicht sein!" Alfred stolperte rückwärts, seine Augen weit aufgerissen vor Entsetzen. "Du… Du bist der Vampirkönig?" Das war lächerlich! Wie konnte ein Vampirkönig zum Diener eines Menschen werden?! Nein, das konnte Alfred einfach nicht glauben.

Lu Yizhou schloss seine Augen und als er sie wieder öffnete, hatten sich die silbernen Pupillen in ein intensives Karmesinrot verwandelt. Es unterschied sich von Lancelots Augen, die aussahen, als wären sie von einer Staubschicht bedeckt. Dies war ein reines, leuchtendes Rot, das an strahlende Rubine erinnerte. Schwarze Adern breiteten sich um seine Augen aus und pulsierten unter seiner überaus blassen Haut. Die Mundwinkel hoben sich zu einem frostigen Lächeln, und scharfe Eckzähne blitzten hervor. "Was macht das schon?"

Alfreds Atem stockte und seine Knie wurden schwach. In seinen Augen spiegelten sich nur noch jene karmesinroten Augen, die den Schatten des Todes trugen. Es war, als stünde er dem Sensenmann selbst gegenüber. Er fiel zitternd auf den Hintern, und ein stechender Geruch strömte aus seiner undichten Hose. "T-Töte mich nicht!"

Lu Yizhou verzog angewidert das Gesicht. Egal wie hungrig er war, er würde sich sicherlich nicht an einem Teller mit Scheiße laben. Er wandte sich dem versteinerten Lancelot zu und fragte leise. "Möchtest du Vergebung?"

Lancelot kam wieder zu Sinnen und nickte verzweifelt, während ihm Tränen über das Gesicht liefen.

Lu Yizhou streckte seinen Finger aus und deutete mit seinem schwarzen Nagel auf Alfred. "Dann töte ihn."

Lancelot zögerte keinen Moment. Der Befehl des Königs war absolut! Überdies hatte dieser verdammte Mensch seinen Herrn beleidigt, und das einzige Ende, das ihm zustand, war der Tod! Mit zitternden Beinen erhob er sich und schritt auf Alfred zu, dessen Augen vor Schreck weit aufgerissen blieben. "Nein... nein... tu das nicht—arghh!!!"

***

[666: Der Gastgeber ist so cool!!! *quietsch* 666 verliebt sich schon wieder neu in dich! Du hast dich von Alfred getrennt, demjenigen, der Theodores Erbschaft geplündert und ihn verkauft hat, und hast so erfolgreich seinen Schicksalsweg geändert! Es ist auch so cool, dass du dich von Lancelot trennst! Schade nur, dass der Bildschirm von 666 verpixelt ist. 666 kann überhaupt nichts mehr sehen...]

Lu Yizhou schnippte mit seiner Hand, die von Alfreds Blut befleckt war. Er hatte darauf geachtet, Lancelots Nacken sauber zu brechen, doch der schockierte Vampir, der nicht erwartet hatte, dass Lu Yizhou gegen ihn vorgehen würde, begann sich zu wehren und brachte etwas Blut auf seinen Arm. Er warf einen Blick auf seine zerrissenen und blutigen Ärmel und seufzte. [Ich kann diese Kleidung nicht mehr benutzen.]

Von Anfang an hatte er nie versprochen, Lancelot freizulassen. Wer konnte schon ahnen, welche üblen Ideen er in Zukunft entwickeln würde, wenn Lu Yizhou ihn jetzt gehen ließe? Es war besser, die Knospen zu knipsen, bevor sie zu blühen begannen.

Er sprang durch das Tor der Valmor-Residenz und raste in Richtung von Theodores Privatgebäude. Er war so schnell, dass er im Schleier der Nacht praktisch zu einem Schatten wurde.

Schnell, er musste so schnell wie möglich seine Kleidung wechseln.

Der Geruch von Alfreds Blut stieg ihm in die Nase und die Ecken seines Mundes zuckten. So sehr er diesen Mann auch verabscheute, sein Blut roch wie frisch gebratene Hähnchenschenkel. Für Lu Yizhou, der so ausgehungert war, dass er täglich vom Essen träumte, war das eine tödliche Versuchung. Sein Adamsapfel wippte und sein Magen knurrte schmerzhaft. Er wollte so verzweifelt Blut trinken, dass er Mühe hatte, seine Reißzähne zu verbergen. Er war sich sicher, dass auch seine Augen noch blutrot waren.

Mit großen Schritten lief er den Flur entlang zu seinem eigenen Zimmer, als hinter ihm eine luftige und vorsichtige Stimme erklang. "Raphael...?"

Lu Yizhou erstarrte. [Verdammt.]

[666: AHHH, ES IST THEODORE!!! Gastgeber, deine Reißzähne! Deine Nägel!! Deine Augen!!!]

[Denkst du, ich möchte sie nicht verstecken? Ich kann es verdammt noch mal nicht!]

Lu Yizhou versteifte seinen Rücken, während er seine Finger krümmte, um die Nägel zu verbergen. Er sollte dankbar sein, dass die schummrigen Gänge es Theodore unmöglich machten, ihn deutlich zu sehen. "Ist irgendwas, junger Meister? Warum schlaft Ihr noch nicht?"

"Ich kann nicht schlafen…" murmelte Theodore und näherte sich schlurfend. "Ich wollte dich suchen. Wo warst du so spät noch unterwegs?"

Lu Yizhou schluckte und drehte sich immer noch nicht um. "Ich habe vergessen, dass ich etwas in der Küche zurückgelassen habe. Wenn du nicht schlafen kannst, möchtest du, dass ich dir ein Glas Milch erwärme?" Er konnte deutlich hören, wie sich Theodores leise Schritte näherten, gefolgt von einem Ziehen an der Rückseite seines Hemdes.

"Das möchte ich nicht." befahl Theodore mit einem leisen Brummen. "Dreh dich um. Wie kannst du es wagen, mir den Rücken zuzuwenden?" Dann fiel sein Blick unweigerlich auf Lu Yizhous zerrissenen Ärmel und die offensichtlichen Blutflecken, die seinen Ärmel befleckten. Überrascht weiteten sich seine Augen. "Du..."