Er hielt sein Wort und schickte ihr das Essen aus der königlichen Küche, nicht nur für sie, sondern auch für ihre Eltern und ihren Bruder. Sie dankte ihm per Nachricht:
["Danke für das Essen, meine Eltern und mein Bruder sind ebenso dankbar."]
["Gern geschehen",] erwiderte er.
Sie genoss ihr Essen und sah sich dabei das Material von den Kameras zu Hause an, das zeigte, wie Mei-Mei von ihrer neuen Tagesmutter, der pensionierten Krankenschwester Su Mei, betreut wurde. Der frisch eingestellte Butler kümmerte sich um die Blumen im Garten, und Nanny Zhu, die Wenzhe für sie gefunden hatte, bereitete das Essen zu. Chi Zimo, der zu Hause geblieben war, behielt ebenfalls ein Auge auf Mei-Mei, während er Videospiele spielte.
"Wo ist mein Mittagessen?", polterte die Prinzessin in ihr Büro.
"Ab morgen, deinem ersten offiziellen Arbeitstag, gibt es Mittagessen für die Mitarbeiter," antwortete Chi Lian und biss in ihre Teigtasche.
"Du hättest mir etwas mitbestellen sollen."
"Ist das nicht Aufgabe deiner Sekretärin? Und außerdem kam dieses Essen von jemandem Besonderem." Sie prahlte. Tatsächlich hatte sie sogar ein Foto gemacht und es im Internet gepostet und dabei nicht vergessen zu erwähnen, dass es von einer besonderen Person stammte.
"Wer, Jun Muyang?", die Prinzessin machte große Augen und neigte sich vor über, um mehr zu erfahren.
"He! Lass Abstand von meinem Essen!"
"Bist du etwa mit dem Teufel zusammen?", hakte die Prinzessin nach.
"Der Teufel???" Chi Lian wäre fast an ihrem Essen erstickt. "Warum nennst du ihn den Teufel?"
"Heh...", das fiese Grinsen der Prinzessin "Du wirst es noch früh genug herausfinden."
"Wenn du es mir verrätst, teile ich den Rest meines Essens mit dir." Chi Lian bot eine verführerische Bestechung.
"Danke, nein. Ich behalte lieber meinen Verstand," sagte die Prinzessin und verließ das Büro.
"T4, weißt du wirklich alles über Jun Muyang? Ich will später keine bösen Überraschungen erleben."
"Nach meinen Recherchen ist er durch und durch ein hervorragender Mann. Vielleicht hat sie ihm den Spitznamen aufgrund seines Auftretens gegeben. Es gibt Gerüchte, dass sie in ihrer Teenagerzeit in ihn verknallt war und er sie abgewiesen hat."
"Ist er nicht ihr Cousin?"
"Vielleicht ist das Gerücht auch einfach nur falsch. Falls sie Cousins wären, wäre es ja Inzest."
"Igitt...", Chi Lian schauderte bei dem Gedanken.
Nach dem Mittagessen übergab sie die fertigen Lieder und Filme ihrem Bruder, denn sie wollte seine Fähigkeiten testen. Falls er es nicht schaffte, die richtigen Talente zu finden, würde sie jemand Anderen für die harte Arbeit engagieren, und er würde nur eine Nebenrolle spielen.
Als das erledigt war, kümmerter sie sich um das Programm für ihr Web-TV, das derzeit rund zehn Millionen Abonnenten hatte. Obwohl das beeindruckend klang, war es im Verhältnis zur Milliardenbevölkerung des Imperiums wenig – je beeindruckender die Programme, desto höher die Zuschauerzahlen.
Um Einzigartigkeit zu erreichen, musste sie sich etwas Besonderes einfallen lassen.
Am Ende des Tages verließen die Chi-Geschwister zeitgleich das Büro. Die Prinzessin folgte ihnen und drängte sich direkt an Chi Lians Seite.
"Solltest du nicht in Richtung deines Zuhauses gehen?", fragte Chi Lian.
"Ich bin in deine Nachbarschaft gezogen, also gehen wir alle in dieselbe Richtung."
Chi Lian war verwirrt; sie hatte gedacht, sie hätte die letzten beiden Häuser gekauft.
"Mir war gesagt worden, alle Häuser seien besetzt."
"Ach bitte! Die Häuser sind zwar begrenzt, aber wenn man genug Geld hat, findet man immer eines", entgegnete die Prinzessin so, als wäre das allgemein bekannt.
"Sie bevorzugen also Käufer gegenüber Mietern."
"Genau."
"Hilfe, Dieb!", tönte ein Schrei von der Straße. Chi Lians Blick schweifte zum Phoenix-Gebäude und sie sah einen Mann wegrennen und eine schreiende Frau. Während die Menschenmasse die Polizei rief, verfolgte niemand den Dieb.
Instinktiv sprang Chi Lian auf und jagte dem Dieb nach.
"Folgt ihr", wies die Prinzessin ihren Kameramann an.
"Er entkommt", rief Chi Wei.Chi Lian zog den Taser, den sie zu ihrem Schutz erhalten hatte, und traf den Dieb zielsicher. Vielleicht war der Taser zu stark eingestellt, denn der Mann sprang in die Luft und sein Körper zuckte, als würden zehntausend Volt durch ihn hindurchschießen, bevor er wieder zu Boden fiel.
"Was zum Teufel!", rief jemand.
"Hat sie ihn getötet?", fragte ein anderer.
Die Menge, Chi Lian, die Prinzessin und der Kameramann, der alles aufzeichnete, umringten den Dieb.
"Tritt zur Seite, ich bin Arzt." Ein Mann aus der Menge überprüfte den Puls des Diebes.
"Er lebt", verkündete er. Seine Miene zeigte jedoch Schock, denn angesichts des heftigen Zuckens des Körpers hätte niemand erwartet, dass er noch am Leben war.
Chi Lian griff in die Tasche des Diebes und gab die gestohlene Brieftasche dem Besitzer zurück.
Während sie seine Tasche durchsuchte, fiel ein weiterer Gegenstand heraus. Es war eine rosa Haarschleife mit zwei schwarzen Käfern darauf.
"Wo habe ich das schon gesehen?", fragte sich Chi Lian. "T4, suche nach Bildern dieser Haarschleife."
Es dauerte keine Minute, bis T4 die Antwort gefunden hatte.
"Dies ist dieselbe Haarschleife, die ein vermisstes dreizehnjähriges Mädchen getragen hat, über das seit einem Monat in den Nachrichten berichtet wird."
"Bist du sicher?"
"Ja, einem der Käfer fehlt ein Bein. Es ist genau diese Schleife. Das Mädchen Su Moli trug sie in ihrem Haar, als sie verschwand."
Chi Lian überprüfte die Brieftasche des Diebes und fand seine Adresse.
"T4, beschaffe sofort alle Informationen über diesen Mann."
In diesem Moment erwachte der Dieb. Seine Augen huschten hin und her wie die eines eingefangenen Tieres. Er versuchte zu fliehen, aber Chi Lian trat ihm in den Weg.
"Du gehst nirgendwo hin", sagte sie.
"Chi-Chi", flüsterte ihr Bruder und versuchte, sie wegzuziehen. Die Leute starrten sie an, einige filmten mit ihren Handys.
Zwei Polizisten kamen dazu, und als sie Chi Lian sahen, lächelten sie und sprachen höflich mit ihr.
"Lady Chi, wir möchten den Kriminellen jetzt gerne mitnehmen", sagte der jüngere Polizist.
"Noch nicht, ich muss ihm eine Frage stellen."
Der junge Polizist schaute verwirrt.
Chi Lian wandte sich an den Dieb: "Herr Deng, diese Schleife gehört dem vermissten Mädchen Su Moli, versuchen Sie gar nicht erst, es abzustreiten. Wo ist das Mädchen?"
Die Polizisten lauschten interessiert und starrten den Kriminellen feindselig an.
"Sind Sie sicher, Lady Chi?", fragte der ältere Beamte.
"Hundertprozentig. Dieser Mann weiß, wo sich das vermisste Mädchen befindet", antwortete sie selbstbewusst.
"Dann werden wir ihn auf der Polizeistation befragen."
Die Polizisten verpackten die Schleife und legten dem Kriminellen Handschellen an. Sie brachten ihn schnell zur Vernehmung weg.
"Was machen wir jetzt?", fragte die aufgeregte Prinzessin. Es war richtig, nach Phoenix zu kommen. Chi Lian zu folgen, war wie einem Nachrichtenhund zu folgen.
"Er hat eine alte Mutter im Hospiz. Mein Gefühl sagt mir, wenn er das Mädchen hat, hält er es bei seiner Mutter versteckt. Wir sollten das überprüfen."
Die Gruppe stieg in ihre Autos und folgte Chi Lian zur angegebenen Adresse.
Sie erreichten einen Komplex ähnlich aussehender Wohnungen in Beishu in der Stadt B.
Chi Lian schickte ihre Drohnen voraus, um die Wohnung zu inspizieren. Was sie sah, brachte sie zum Weinen.
In der Wohnung waren drei Mädchen angekettet und wirkten leblos; ihre Körper wiesen frische und halb verheilte Wunden auf.
"Ruf die Polizei", sagte sie zu ihrem Bruder.
So sehr sie auch hineinstürmen und die Mädchen retten wollte, es war illegal, die Wohnung ohne Erlaubnis zu betreten, also warteten sie ungeduldig.
Als die Polizei eintraf, wies Chi Lian T4 an, die Kameraaufnahmen an das Web-TV anzuschließen und eine Live-Nachrichtensendung zu starten. T4 verbreitete die Nachrichten wie üblich auf verschiedenen Websites unter verschiedenen Konten.
"Du bist die Reporterin", sagte sie zur Prinzessin.
Professionell erzählte die Prinzessin die Geschichte des Diebes, der sich als Entführer entpuppte. Sie berichtete, wie die Polizei eingriff und die drei Mädchen, einschließlich Su Moli, rettete. Chi Lian half der Polizei, den verängstigten Mädchen Wasser und Decken zu geben, und sie wurden sofort ins Krankenhaus gebracht.