Chapter 21 - Autokauf

Einkaufen neuer Autos war für Chi Lian ein größerer Albtraum, als sie vorhergesehen hatte. Ihr aufgeregter jüngster Bruder Chi Zimo lief wie ein Kind im Süßigkeitenladen im Autohaus umher.

Als sie gefragt hatte, wer ein neues Auto wolle, hatte sie gar nicht vorgehabt, ihren jüngsten Bruder zur Auswahl zu bitten. Zu ihrem Entsetzen war er dennoch der Erste, der aus dem Haus stürmte und wiederholt "ich, ich" rief.

Wegen seines Gehabes, von einem Auto zum nächsten zu springen, hielten die attraktiven Verkäuferinnen Abstand zu ihnen. Während sie erröteten und sich scheu verhielten, wenn ihre älteren Brüder sie anlächelten, hatte man sie bereits als gutaussehende, aber mittellose Gruppe abgestempelt.

Chi Lian sah ihrem Bruder liebevoll zu und lächelte. In ihrem vorherigen Leben hatte sie nie die Freude gehabt, eine große Schwester zu sein. Da sie nun eine war, plante sie, ihren lieben kleinen Bruder endlos zu verwöhnen - natürlich würde sie in Sachen Disziplin streng sein.

Sie blickte zu ihren älteren Brüdern, die den jüngsten verächtlich ansahen.

"Ignoriert ihn und sucht euch die Autos aus, die ihr wollt. Eure Schwester ist heute ja eine kleine reiche Frau."

"Gibt es ein Budgetlimit?" fragte Chi Rui neugierig.

Ihn interessierte vor allem der rote Sportwagen, der seiner Meinung nach alle schönen Mädchen beeindrucken würde. Er war ein Junggeselle, der seine Jugend voll ausschöpfen wollte.

Chi Lian konnte seine Gedanken förmlich von seinem Gesicht ablesen.

"Insgesamt eineinhalb Millionen für dich."

"Ja, danke, Schwester." Er hob sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis.

Als er sie wieder absetzte, wandte sie sich Chi Wei zu: "Und du, großer Bruder?"

Chi Wei lächelte leicht und seufzte: "Eigentlich sollte ich derjenige sein, der das für dich macht, und nicht umgekehrt."

In seinem Herzen war er stolz auf alles, was seine kleine Schwester in kurzer Zeit erreicht hatte, aber auch traurig, denn ihm kam vor, als würde die Familie zu viel von ihr verlangen. Sie war in einem Alter, in dem sie ausgehen, Urlaub machen und ihre Träume verfolgen sollte, doch sie gründete ein Unternehmen, um die Familie zu unterstützen.

"Großer Bruder, wenn du weiter so sprichst, rede ich nicht mehr mit dir", drohte Chi Lian gespielt ärgerlich und blickte von ihm weg.

"Chi-Chi, großer Bruder wollte dich nicht traurig oder wütend machen. Es tut mir leid, hmmm ...", beschwichtigte er und strich ihr übers Haar.

"Hmpf." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte weg von ihm.

"Wenn du mir nicht verzeihst, zeige ich Jun Muyang ein Foto von deinem Morgen-Gesicht."

Chi Lian sah ihn an, als hätte er sie gerade an einen Feind verraten.

"Das würdest du nicht wagen."

"Doch, würde ich." Er schmunzelte und lachte.

"Such dir einfach ein Auto aus. Wieso ziehst du Jun Muyang überhaupt hier mit rein?"

"Weil du ihn sooooo sehr liebst." Chi Zimo unterbrach die Unterhaltung mit gespielter Schmollmiene und Kussgeräuschen.

"Du benimmst dich so kindisch", sagte Chi Lian und verdrehte die Augen, während ihre Brüder lachten.

"Weißt du, dass du im Internet 'Poorella' genannt wirst?" fragte Chi Rui.

"Poorella! Was soll das denn bitte heißen?" wollte sie wissen.

"Das arme Aschenputtel", sagte Chi Zimo.

"Laut dem allmächtigen kleinen Plappermaul bist du das arme Mädchen, das es wegen deiner Beziehung zum reichen Jun Muyang zu etwas gebracht hat. Wie Aschenputtel mit dem Prinzen", erklärte Chi Rui.

Sie zog ihr Handy heraus und natürlich, man bezeichnete sie als das „neue Aschenputtel des Reichs".

"Ich muss dem Paparazzo zugestehen, dass er wirklich gute Fotos von mir gemacht hat. Ich sehe darauf wunderschön aus", bewunderte Chi Lian die im Internet veröffentlichten Bilder von sich.

Eitelkeit war wirklich ein Familienmerkmal der Chis.

"Interessiert dich nur dein Aussehen? In den Kommentaren drohen dir die Frauen mit dem Tod, wenn du Jun Muyang nicht abservierst. Seit ihr wirklich zusammen?" erkundigte sich Chi Wei.

Neben seiner Neugier war Chi Wei besorgt über die möglichen Konsequenzen einer Beziehung seiner Schwester mit Jun Muyang. Er war ein noch schwererer Brocken als Bholin.

Das bedeutete eine noch größere Herausforderung, falls sich seine Schwester mit ihm einließe. Die Familie Jun war nicht nur reich, sie war superreich und mit der königlichen Familie verwandt. Sie wählten Partner für ihre Kinder mit Bedacht aus und eine alleinerziehende Mutter würde in dieser Familie nicht mit offenen Armen empfangen werden. Man würde sie verhöhnen und hinauswerfen.

"Ich bin gerade dabei, etwas mit ihm anzufangen.""Du umwirbst ihn!" rief Chi Zimo entsetzt aus. "Schwester, wie kannst du es sein, die einem Mann hinterherjagt?" Er war fassungslos.

"Wer sagt, dass eine Frau keinen Mann umwerben kann?"

Die drei Brüder fanden keine passende Antwort auf ihre Frage. Tatsächlich gab es keine Regel, die verbot, dass eine Frau einen Mann umwerben konnte.

"Jetzt lasst mich mal weiter meinen Mann umwerben." Chi Lian lächelte unverfroren und zückte ihr Handy.

Sie bestellte neunhundertneunundneunzig rote Rosen, die an Jun Muyangs Büro geliefert werden sollten.

"Sie ist verrückt geworden", flüsterte Chi Zimo.

"Willst du immer noch ein Auto oder nicht?"

Chi Zimo ging zügig zurück zu dem Auto, das er sich ausgesucht hatte.

"Habt ihr alle eure Wahl getroffen?" fragte sie.

Sie rief die schüchterne Verkäuferin, die sie seit ihrem Eintritt in den Laden beäugt hatte, und das Mädchen eilte rasch zu ihr hinüber.

"Wir möchten unsere Autos bezahlen", sagte sie.

"Lady Chi", flüsterte das Mädchen, "könnte ich um ein Autogramm bitten?" Sie hielt mit zitternden Händen ein Notizbuch bereit.

"Meins?" Chi Lian legte überrascht die Hand auf ihre Brust.

"Ja, ich bin Ihr Fan. Es war so cool, wie Sie die Rebellen verfolgt haben. Ich finde, Sie sind so mutig und gerecht." Die Augen des Mädchens funkelten voller Bewunderung.

Chi Lian musste über den niedlichen Anblick lachen, der sich ihr bot. "Na gut."

Sie unterschrieb auf dem Notizblock und kniff dem Mädchen in die Wange. Zu ihrem Erstaunen errötete das Mädchen, als ob die Person vor ihr ihr Freund oder Schwarm wäre.

"Wie niedlich", kicherte Chi Lian.

"Schwester, das Auto", räusperte sich Chi Zimo.

"Entschuldigung, welches Auto möchten Sie kaufen?" fragte die junge Verkäuferin und blickte Chi Zimo an.

"Wir würden gerne fünf Autos nehmen", antwortete Chi Lian.

Das Gesicht des Mädchens verriet ihren Schock. Fünf Autos bedeuteten mindestens fünfunddreißigtausend Bonus für sie – fast ein ganzes Jahresgehalt.

"Ich werde sofort den Manager benachrichtigen." Sie rannte los und verschwand in einem der Büros.

Als sie zurückkam, folgte ihr ein älterer Herr mittleren Alters mit schütterem Haar, der enge Jeans und ein weißes Hemd trug.

"Ist er nicht ein bisschen zu alt für enge Jeans?" flüsterte Chi Zimo.

"Halt die Klappe", entgegnete Chi Wei.

Der Manager kam lächelnd auf sie zu: "Wir freuen uns sehr, Sie heute in unserer Niederlassung begrüßen zu dürfen. Bitte sagen Sie mir, wie wir Ihnen behilflich sein können." Er lächelte über das ganze Gesicht.

"Wir möchten diese fünf Autos sofort kaufen und wir werden den Gesamtbetrag bar bezahlen", wies Chi Lian auf jedes einzelne Auto hin.

Innerlich rechnete der Manager den Gesamtpreis der fünf Autos aus – etwa siebeneinhalb Millionen.

"Bitte kommen Sie in mein Büro, während wir alles für Sie vorbereiten."

Gerade als sie auf dem Weg in das Büro waren, stürmte ein junger schlaksiger Mann ins Autohaus. Einige Leibwächter waren im Schlepptau.

"Lady Chi, Lady Chi, warten Sie!" rief er so laut, dass sich alle Leute umdrehten.

"Junger Herr", keuchte der Manager.

Der junge Mann beachtete ihn nicht und ging atemlos und verschwitzt auf Chi Lian zu: "Schwester, bitte verkaufen Sie mir einen Schläger."

"Ich habe keine Schläger mehr."

"Zehn Millionen, Schwester, ich zahle zehn Millionen. Mir, dem jungen, gutaussehenden Daosi der Stadt B, mangelt es sicherlich nicht an Geld."