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Chapter 35 - Kapitel 34: Ritualkreis; Quarrel

Nachdem Jahi und Anput gegangen waren, schenkte ich Erzmagierin Kolia und Leone ein Lächeln.

"Was haben Sie vor, Erzmagierin Kolia?"

Sie räumte schnell den Tisch ab und legte eine neue Schriftrolle darauf. Darauf war ein größerer, komplexerer Ritualkreis gezeichnet.

"Gut, ich möchte, dass ihr beide zusammenarbeitet, um herauszufinden, wofür dieser Kreis dient. Zudem möchte ich sehen, wie ihr versucht, Teile davon in ihre Grundelemente zu zerlegen. Habt ihr mich verstanden? Ich gebe euch mindestens zwei Stunden Zeit, bevor ich euch zu euren Eltern zurückbringe."

Zustimmend traten Leone und ich näher an den Tisch heran, um den Kreis genau zu betrachten.

Ich nahm ein Notizbuch und einen Stift und begann die einzelnen Runen zu notieren, in der Hoffnung, ihre Bedeutung zu entschlüsseln und die Sequenzen zu verstehen, zu denen sie gehörten.

Leone tat es mir gleich. Ihre orangefarbenen Augen leuchteten vor Aufregung. Sie ging zur anderen Seite des Tisches und konzentrierte sich auf den komplizierten Kreis.

Ich runzelte die Stirn, als ich die erste Rune entschlüsselte. Sie war Teil einer Sequenz zum Anziehen großer Mengen Wasser-Magie. Ich markierte die Stelle und widmete mich dann der Rune daneben, um sie in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen.

Ich notierte sie flink und analysierte sie genau. Als ich erkannte, dass es eine Verstärkungsrune war, die die Wirkung der vorherigen Rune vergrößerte, lächelte ich. Ich hatte den Start einer Sequenz gefunden, die es mir ermöglichen würde, den Zweck dieses Kreises zu verstehen.

Die Zeit verging im Flug. Immer wenn ich einen Teil des Ritualkreises entschlüsselt hatte, sah ich auf – mal begegnete ich Leones Blick oder sah sie eifrig an ihrem Abschnitt arbeiten.

Langsam enträtselten wir den Ritualkreis. Erzmagierin Kolia saß derweil an der Seite und las in einem großen Zauberbuch. Doch dann klappte sie das Buch mit einem lauten Knall zu und sagte: "Die Zeit ist um. Sprecht miteinander, tauscht euch über eure Ergebnisse aus und teilt mir in ein paar Minuten mit, was ihr herausgefunden habt."

Leone kam zu mir und sagte: "Meine Seite des Kreises umfasste eine Windbündelungssequenz, die sowohl Geschwindigkeit als auch Kraft steigerte. Außerdem wurde diese Sequenz durch einen Timer ausgelöst. Und schließlich – ich bin mir nicht ganz sicher, da ich es nicht bis zum Ende geschafft habe – aber ich glaube, hier war auch eine Eissequenz."

Ich nickte nachdenklich und sagte: "Auf meiner Seite gab es eine Wasserbündelungssequenz, die verstärkt wurde. Es gab auch Kombinationsrunen, um die Reichweite und Reinheit der gesammelten Mengen zu erhöhen. Wenn dem also eine Eissequenz hinzugefügt wird und anscheinend auch eine Windsequenz existiert..."

"Dann ist es ein Schneesturm-Kreis! Zudem scheint er sehr mächtig zu sein... Er erhöht die Windgeschwindigkeit und die Kraft und sorgt für mehr Wasser, um mehr Schnee zu erzeugen! Das ist ein beeindruckender Ritualkreis!"

Sie ergriff meine Hände, und ihre Augen strahlten vor Begeisterung. Ich lächelte ihr warm zu, denn ich war ebenfalls aufgeregt – wenn ich diesen Kreis abschreiben könnte, würde ich ihn vielleicht später selbst nutzen können...

Erzmagierin Kolia klatschte und ein breites Grinsen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. "Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihr das schaffen würdet! Normalerweise sagen die Leute, es handle sich um einen Sturmkreis, wie einen Hurrikan oder einen Monsun. Sie erkennen die Eisrune nicht. Wirklich, gute Arbeit!""Ja, es ist wirklich ein ausgeklügelter Ritualkreis..."

Als ich die tiefe Stimme der Kaiserin hörte, wandten Leone und ich uns rasch um und erstarrten. Leone ließ meine Hände schnell los und trat ein wenig zurück.

Mit einem Seufzer sagte die Kaiserin: "Leone, wirklich, es ist in Ordnung. Schließt Freundschaften. Ihr beide scheint sehr an Magie interessiert zu sein; gemeinsam zu lernen ist doch viel besser als allein."

Leone nickte steif, hielt aber respektvollen Abstand zu mir.

"Kommt, begleitet uns nach draußen; Kio und Julie üben gerade den Kampf miteinander, und Jahi und Anput sind auch noch beim Trainingsduell. Eine ganz lebhafte Schar..."

Die Kaiserin drehte sich um, und ihr flammendes Haar loderte kurz auf. Als sie hinausging, blickte Leone mich an, bevor sie tief errötete. Sie hob ihr zweiköpfiges Hündchen auf und lief aus der Bibliothek, um ihrer Mutter zu folgen.

Schmunzelnd sah mich Erzmagier Kolia an.

"Sieht so aus, als hätte Jahi Konkurrenz bekommen, was?"

Ich schüttelte den Kopf, ein schiefes Lächeln auf meinem Gesicht. Doch als ich mich daran erinnerte, dass die Kaiserin erwähnt hatte, Jahi und Anput trainierten noch, schnürte sich mein Herz zusammen.

Ich biß die Zähne zusammen und tadelte mich selbst. Immerhin hatte ich die letzten zwei Stunden mit Leone verbracht; was machte es da für einen Unterschied, was Jahi tat?

Ich verließ den Raum und machte mich auf zum Trainingsfeld.

Was mich dort erwartete, waren meine Mutter und Kio, die sich Stirn an Stirn gegenüberstanden und knurrten. Als ich den leichten Wirbel aus Wasser um meine Mutter herum und die aufsteigenden Steine und den Staub um Kio bemerkte, schüttelte ich den Kopf und ging in Richtung der Marquise.

Als sie mich sah, lächelte sie mir schief entgegen und sagte: "Kio hat gefragt, warum du dich besser benimmst als Anput, und nachdem er Kio ein paar Minuten genervt hatte, entgegnete Julie schnippisch, es läge an Kios Verhalten. Und so stehen wir jetzt hier..."

Die Marquise schüttelte den Kopf und seufzte. Doch die Gräfin kicherte und meinte: "Ich finde, Julie sieht ziemlich süß aus, wenn sie so ist. Es ist schön, diese Seite an ihr nach so vielen Jahren wieder zu sehen…"

"In der Tat. Kio verhält sich in meiner Gegenwart normalerweise sehr zurückhaltend..."

Als wir die raue Stimme der Sultana hörten, wandten wir uns um. Aus der Nähe betrachtet, stellte ich fest, dass sie noch mehr Narben hatte als der Markgraf, und diese waren überall auf ihrem Körper, nicht nur am Oberkörper. Die markanteste war die lange, dicke Narbe an ihrem Hals.

Sie blickte weiterhin auf die zwei streitenden Frauen und ballte leicht die Faust.'"Was hast du zu mir gesagt, Schlampe!?"

"Ich habe gesagt, dass du nur mit dem Mundwerk talentiert bist! Du bist ja nur groß am Reden, aber beim Handeln passiert nichts!"

Als ich sah, wie sie wie Kinder miteinander schrien, seufzte ich und rieb mir die Schläfen. Warum war meine sonst so ruhige und gefasste Mutter plötzlich so?

"Ja, dein Zungengebrauch schien dir in jener Nacht sehr zu gefallen!"

"Hah!?! Ich habe jene Nacht gehasst; es war furchtbar!"

Als ich das hörte und die Geschichte dahinter kannte, schaute ich zu Boden und wünschte, ich könnte darin versinken. Alles, um jetzt nicht hier zu sein...

Die Luft wurde dicht, als Kio von jener Nacht sprach, und als ich zur Sultana schaute, bemerkte ich ein leichtes Flattern ihrer Kleider, bevor sie sich wieder legten.

Die beiden streitenden Frauen bemerkten das jedoch nicht und warfen sich weiterhin Beleidigungen an den Kopf.

Allmählich verdichtete sich das Mana, das sie umgab, so stark, dass es sich hinter ihnen zu einem magischen Kreis formierte.

Die Sultana und der Marquis schossen nach vorne und rissen die Frauen auseinander, drehten sie so, dass sie sich nicht sehen konnten und allmählich beruhigten sie sich wieder.

Jahi und Anput kamen herüber und sahen ihre Eltern verwirrt an. Als Jahi mir näher kam, bemerkte ich trotz ihres Schweißes ihren normalerweise süßen Geruch, der nun von einem Zitruston überlagert wurde. Als ich die Luft einsog, bemerkte ich, dass sowohl Kio als auch Anput ebenso rochen, jedoch war an Anput noch der süße Duft von Jahi haften geblieben.

Ich musste mich zwingen, nicht zu knurren. Ich knirschte mit den Zähnen, schloss die Augen und atmete einige Male tief durch.

Als ich die Augen wieder öffnete, fragte ich mich, warum mich das so störte. Selbst als ich erfuhr, dass Kyoka einen anderen Liebhaber hatte, war das Unbehagen und die Wut, die ich fühlte, nicht mit dieser hier zu vergleichen...

[Erinnere dich, ihr habt eine Seelenbindung. Jegliche Gefühle füreinander werden verstärkt.]

Hattest du... war das geplant? War es unvermeidbar, dass ich so gebunden sein würde, egal welche Entscheidungen ich traf?

[Nein. Es war wirklich Zufall. Die Wahl der Welt, des Schauplatzes, des Systems, der Vorlieben... das waren alles deine Entscheidungen. Und es gab viele andere Personen, denen du hättest dienen können. Das beste Beispiel ist die Tochter der Herzogin im Norden. Sie hat einen Diener und ist im gleichen Alter wie Jahi. Es war auch nicht garantiert, dass du in diesem Reich wärst; auf diesem Kontinent. Es hätte dich überall hinverschlagen können...]

Ich seufzte und schwieg. Ich sah zu meiner Mutter und fragte mich, ob sie wirklich verstand, was sie getan hatte. Zwei Menschen so zu verbinden, dass sie entweder zu tief lieben oder mehr hassen als alles andere...

Ich schüttelte den Gedanken ab, ging zu meiner Mutter und nahm ihre Hand.

Als sie mich ansah, wich der verbleibende Zorn in ihren Augen und machte einer Wärme Platz.

Sie zog mich in eine Umarmung, strich mir über den Rücken und atmete tief ein. Ich erwiderte ihre Umarmung und wartete, dass sie sich beruhigte.

Als sie sich löste, lächelte sie und sagte: "Danke, Katherine."

Ich nickte und lächelte zurück. Nachdem sie seufzte, drehte sie sich um und beobachtete wie die Sultana Kios Wangen umfasste und ihr durch ihren Schleier ins Gesicht sah. Als ich Kios schwanzwedelnde Bewegung sah, verbunden mit ihrer schnellen Atmung, musste ich ebenfalls seufzen. Anput stand gelangweilt daneben.

Ich zog die Lippen zusammen, ging zur Tür und holte ein Handtuch. Ich kehrte zurück zu Jahi und wischte langsam über ihren Körper. Wir beide vermieden es, den anderen anzusehen, und ich arbeitete schweigen.

Fertig, legte ich das Handtuch auf den Stapel benutzter Handtücher und nahm ein neues für Anput. Sie schaute mich an und neigte verwirrt den Kopf.

Ich reichte ihr das Handtuch, sie nahm es und wischte sich schnell ab, bevor sie es mir zurückgab. Als ich gehen wollte, flüsterte sie: "Du musst lernen, deine Gefühle besser zu verbergen..."

Ich erstarrte, sah sie an und beim Sichten ihres leichten Lächelns drehte ich mich um und schlenderte zur Tür.

Nachdem ich das Handtuch auf den Stapel legte, lehnte ich an der Wand und beobachtete, wie sich alle miteinander unterhielten. Jahi und der Marquis diskutierten und führten Bewegungen vor, die sie verwendet hatten oder hätten verwenden sollen.

Die Gräfin lachte, als meine Mutter ihr etwas erzählte. Leone sprach aufgeregt mit ihren Eltern, welche mir dabei einen Blick zuwarfen, bevor sie sich wieder ihrer Tochter zuwandten.

Schließlich zog die Sultana an Anputs Ohr, was diese schmollen ließ, während Kio mit den Fingern vor ihr gestikulierte, und Anput zurechtwies.

Ich seufzte und blickte zur Sonne.

Es würde zweifellos eine sehr lange Woche werden...