Die zweistündige Fahrt kam den Personen hinter Kishas Auto vor wie ein Jahrzehnt. Dieser höllische Ort zehrte an ihrem Gemüt – jedes brüllende Geräusch versetzte ihre Seelen in Angst, die sie jedes Mal einholte, wenn sie die Augen schlossen.
Kisha war sich bewusst, dass jeder an seine Grenzen gekommen war. Sie waren hungrig und ständig in Alarmbereitschaft. Kisha ging es wie ihnen, als sie das erste Mal draußen Reisen musste. Es war nicht so einfach, sich anzupassen, wie sie gedacht hatten; sie mussten sich ständig mit dem Gedanken auseinandersetzen, ob sie die Flucht ergreifen und sich verstecken oder der Gruppe folgen sollten. Sie hatten sich noch nicht an die Veränderungen gewöhnt und waren geistig von der anhaltenden Fahrt erschöpft, deshalb beschloss sie, eine Mittagspause einzulegen.
Egal wie sehr sie sich dagegen wehrten, die Realität zu akzeptieren, sie hatten nicht den Luxus, sich langsam daran zu gewöhnen – nur diejenigen mit einer starken mentalen Verfassung, die ihre neue Realität annehmen und sich anpassen konnten, würden überleben.
Als Kisha bemerkte, dass nur wenige Zombies in der Nähe waren, hielt sie an einer Tankstelle. Eric und Ethan stoppten ebenfalls, kurz darauf hielt auch Eagle an, gefolgt von dem letzten Auto.
Bevor Kisha ihren Sicherheitsgurt löste, gab sie Duke ein Zeichen. "Tank auf. Wir werden einen kleinen Spaziergang machen."
Keith, der sich gerade den Rücken gedehnt hatte, wurde sofort aufmerksam. "Spaziergang?! Wohin?!"
Kisha drehte sich zu ihm um und deutete mit dem Finger auf das Fenster. Keiths Blick folgte ihrem Finger, der auf den Zombie zeigte, der am Boden kroch und seinen fast abgetrennten Körper zu ihnen herüberzog.
"Ich werde dir zuschauen, wie du deine Techniken übst."
"Cool!" Er zog die Tomahawk-Axt, die an seiner Seite hing. "Ich kann dieses coole Teil endlich benutzen!"
Kisha schüttelte resigniert den Kopf. Sie hatte gedacht, dass er Angst haben würde, da es das erste Mal war, dass sie Zombies gegenüberstanden und töteten, aber ihre Sorgen waren offensichtlich unbegründet.
"Langsam, junger Mann! Lass mich erst aussteigen, bevor du mit dem Teil herumfuchtelst. Tsk!" murrte sein Großvater.
Keith rieb sich verlegen die Nase. Er wollte seiner Schwester nicht zur Last fallen, deshalb war er so aufgeregt, als er hörte, dass sie trainieren würden.
Diese Erfahrung war wertvoll, er wollte so cool sein wie seine Schwester. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie gestern den Zombie an der Tankstelle getötet hatte. Ihr präziser und schneller Angriff war beeindruckend.
Sie hatte schnelle Reflexe und scharfe Sinne, das konnte er zumindest erkennen, auch wenn er selbst kein Kämpfer war. Er hatte von solchen übermächtigen Charakteren in Manhuas und Animes geträumt, und jetzt bot sich ihm endlich die Gelegenheit.
Kisha verstand, was ihm durch den Kopf ging. "Mein Bruder ist immer noch ein Kind im Herzen", kicherte sie.
"In Ordnung! Opa, Oma und Keith, bitte weicht nicht von meiner Seite und versucht nicht, alleine zu gehen."
Die Leute stiegen einer nach dem anderen aus ihren Fahrzeugen, neugierig, was Kisha und die anderen vorhatten.
Aber natürlich war das für Melody unwichtig; sie lief direkt auf Duke zu, der gerade am Tanken war.
"Schwester, darf ich mich um den Zombie kümmern?" fragte Keith und zeigte mit seiner Axt auf den krabbelnden Zombie.
"Sei nicht selbstgefällig, nur weil er sich kaum bewegen kann, er stellt immer noch eine Bedrohung dar. Sei immer wachsam, verstanden?!"
"Mach dir keine Sorgen, Schwester, ich habe es verstanden."
Erst dann nickte Kisha, um ihr Einverständnis zu geben.
Keith näherte sich langsam dem Zombie. Noch bevor der Zombie die Chance hatte, sich umzudrehen, hatte Keith seine Axt bereits furchtlos nach unten geschwungen und das Ziel getroffen; der runde Kopf platzte auf wie eine Wassermelone. Dickes, schwarzes Blut spritzte leicht auf seine Hände und sein Gesicht. Seine Wimpern zuckten, als er den Gestank des Verfalls wahrnahm.
Kurz darauf kamen drei weitere Zombies. Kisha erledigte zwei und ließ den langsamsten übrig.Sein rechter Fuß war verdreht, ein Knochen stach aus seinem Fleisch hervor, und in seiner linken Schulter steckte ein Hackmesser. Menschliche Hautreste hingen an seinen Zähnen, er hatte einen dicken Bierbauch und ihm fehlten einige Finger. Seine weiße Schürze war schwarz vom hervorquellenden Blut. Er muss erst vor Kurzem verwandelt worden sein.
Die Personen hinter Kisha keuchten und hielten die Luft an, da der Zombie schrecklich aussah und sie sich im Freien befanden. Sie hatten Angst, angegriffen zu werden.
Entgegen ihrer Befürchtungen fühlte Keith eine aufwallende Energie in seinem Körper, wie er sie zuvor nie gespürt hatte. Er eilte zum Zombie und hieb mit seiner Axt auf dessen Hals ein. Doch seine Kraft reichte nicht aus, seine Axt blieb stecken. Bevor er seine Waffe ziehen konnte, drehte sich der Zombie ihm zu und griff nach ihm. Keith wich hastig zurück, stolperte jedoch und fiel auf den Hintern.
Im letzten Moment schritt Kisha ein, schnitt dem Zombie sauber die Arme ab, und Großvater folgte nach, indem er dem Zombie mit seinem Macheten den Kopf abtrennte.
Großvater richtete wütend seine Machete auf seinen Enkel. "Deine Schwester hat dir doch gesagt, du sollst nicht übermütig sein, und jetzt greifst du im Alleingang an?!"
Keiths Hals wurde rot vor Verlegenheit. Er gab zu, dass er sich von seinem ersten Kill hatte mitreißen lassen und die Ermahnung seiner Schwester vergessen hatte.
"Besser, es passiert nicht noch einmal, denn wenn es ein nächstes Mal gibt, wissen wir nicht, ob dann jemand da ist, um dich zu retten! Pf!", zischte der Großvater und ging zu seiner Frau, um sie nach dem Schreck zu beruhigen.
Langsam erhob sich Keith, zog seine Axt heraus und wischte das Blut am Körper des Zombies ab.
Melody spöttelte, während sie zusah, und murmelte: "Das ist die Quittung fürs Prahlen."
Duke warf ihr nur einen kurzen Blick zu, bevor sie sich über die Aufmerksamkeit freuen konnte, und ging dann weg, um Kisha zu unterstützen. Eagle parkte sein Auto, um nachzutanken, und ignorierte sie, während er beide Autos bewachte.
Nachdem Keith getadelt worden war, kümmerte er sich gemeinsam mit seinen Großeltern um einen Zombie, während Kisha Wache hielt und die Anzahl kontrollierte.
Großvater, mit seiner Erfahrung als pensionierter Soldat, gewöhnte sich als erster daran. Dann Großmutter, die beweglicher war als die beiden. Natürlich war auch Keiths Leistung gut, da seine Beweglichkeit nicht weit hinter der seiner Großmutter zurückblieb.
Mit der Anleitung durch den Erfahrenen vergaß Großvater nicht, die besten Angriffspunkte aufzuzeigen, wie man die Situation nutzt und wie man effektiv kämpft. Mit der Zeit gewöhnten sich die drei daran, und ihre Bewegungen wurden besser und koordinierter.
Als Kisha das Ergebnis sah, war sie zufrieden. Ihr Blick fiel auf Eric und seine drei Brüder, die ihrem Beispiel folgten und die Zombies töteten, die sich ihrem Standort näherten.
Sie zeigten gute Koordination: Ethan führte sie, wies sie auf ihre Schwächen hin und erklärte, wie sie diese ausgleichen konnten.
In nur dreißig Minuten hatten sie die Zombies in der Umgebung bereinigt.
Kisha bot ein sauberes Handtuch an. "Keith, Oma, Opa, großartige Arbeit. Lasst uns zu Mittag essen und dann weiterziehen." Ethan und seine Brüder waren neidisch auf Kishas Fürsorge für ihre Pflegefamilie. Sie konnten jedoch nur aus der Ferne zusehen.
Die drei nickten und Großmutter ging zum Auto, um die Lunchpakete zu holen, die sie und ihr Mann am frühen Morgen vorbereitet hatten.
Sie suchten sich einen sauberen Platz im Laden, um zu essen. Andere folgten und suchten im Laden nach Essbarem, fanden jedoch leere Regale. Offenbar hatten andere die Bedeutung der Lebensmittelvorräte früh erkannt und sich eingedeckt.
Die Stimmung war gedrückt, und einige bereuten es bereits, nach draußen gegangen zu sein. Sie hielten es jetzt für besser, im Schutz ihres Heims zu bleiben und auf die Regierung zu warten.
Melody betrachtete das Weißbrot in ihrer Hand und dann das üppige Mittagessen vor Kisha. Eric bemerkte ihren Blick und reichte ihr Erdnussbutter. "Iss erst einmal das hier."
Sie nickte, aber ihr Blick verließ das Essen auf der anderen Seite nicht. Alle waren hungrig, aber in der Eile, ihre Sachen vorzubereiten, hatte außer Kishas Familie, die gut vorbereitet war, niemand Zeit gehabt, richtiges Essen zu kochen.