Xia Bowen legte den Hörer beiseite und seine Augenlider zuckten unruhig. Die kleine Nuan, die eigentlich nach Abschluss des Sommerlagers in die Kreisstadt Nanshan zurückkehren sollte – wieso war sie plötzlich nach Beidu gekommen? Und sie und Shangguan Wan standen einander nicht nahe genug, um sich mit Geschenken zu besuchen. Obwohl er von sich selbst annahm, ein scharfer Beobachter zu sein, konnte Xia Bowen nicht ergründen, was Song Yunuan im Schilde führte.
Es war bereits Feierabend. Am Nachmittag hatte er Shangguan Yunqi besucht. Die Vorgesetzten zeigten keinerlei Bereitschaft zur Milde; sie bestanden darauf, alles regelkonform zu handhaben. Tatsächlich teilte er diese Ansicht – nicht weil er gefühllos war, sondern weil es für Shangguan Yunqi, genauso wie für ihn und ihre Kinder, das Beste war, sie festzuhalten. Schließlich wusste er nicht, welche Asse sie noch im Ärmel hatte. Wäre sie frei gewesen, hätte das höchst gefährlich sein können.
