Jing Yao lächelte und lehnte sich zu Zhu Ling vor. "Hast du mir nicht gesagt, ich solle nicht so gehorsam sein und Liang Xun keine Nachricht schicken?"
Zhu Ling wischte ihr Lächeln beiseite. „Wie sollte ich wissen, dass du so heftig reagieren würdest? Kannst du es ertragen, wenn du mit dem Taxi zurückfährst und einen solchen Chauffeur triffst wie eben?"
Jing Yao sagte nichts, sondern lächelte nur.
Zhu Ling sah sie streng an.
Jing Yao hatte wirklich nicht die Kraft weiter einzukaufen. Sie fürchtete sich davor, erneut auf einen Chauffeur wie den letzten zu treffen, wollte Liang Xun jedoch nicht weiter belästigen. Sie hatte ohnehin heute Abend eine Verabredung mit Ji Wei. Sie beschloss, im Einkaufszentrum zu warten und dann direkt zu dem Termin zu gehen.
Als Zhu Ling sah, dass Jing Yao lange Zeit ihr Handy nicht zur Hand nahm, um eine Nachricht zu senden, fragte sie verwirrt nach dem Grund.
Jing Yao teilte Zhu Ling ihre Überlegungen mit.
Zhu Ling betrachtete sie ungläubig. „Er hat doch einen Chauffeur. Er kommt ja nicht selbst. Es ist nur eine kurze Mitteilung. Wo ist das Problem?"
Jing Yao schüttelte den Kopf. „Ist das Belästigen des Chauffeurs nicht dasselbe, wie ihn zu belästigen? Was, wenn er gerade das Auto braucht?"
Zhu Ling tippte sich an die Stirn. „Du bist ja schon sehr tugendhaft, obwohl ihr gerade erst geheiratet habt."
Zhu Ling hatte keine Bedenken, Liang Xun zu stören. Sie schickte eine Nachricht an seinen Bruder und bat ihn, Liang Xuns WeChat zu schicken.
Zhu Sui erschrak über ihre Nachricht. Er riet ihr: [Schwester, können wir nicht jemand anderen wählen? Früher habe ich vorgeschlagen, euch miteinander bekannt zu machen. Du sagtest, du wärst nicht interessiert und Männer würden deinen Fortschritt nur behindern. Warum jetzt dieser Sinneswandel? Aber Liang Xun geht wirklich nicht. Er ist jetzt ein verheirateter Mann.]
"…" Zhu Ling.
Zhu Ling: [Hör auf zu reden. Schick mir Liang Xuns WeChat. Ich bin bei Jing Yao. Er soll jemanden schicken, der sie abholt.]
Zhu Sui seufzte erleichtert und schickte Liang Xuns WeChat-Kontakt.
Zhu Ling stellte sofort eine Freundschaftsanfrage.
Liang Xun wartete immer noch auf Jing Yaos Antwort, erhielt aber stattdessen die Freundschaftsanfrage von Zhu Ling.
Liang Xun stimmte zu. Bevor er sie begrüßen konnte, hatte Zhu Ling bereits knapp gesagt: „Komm, um Jing Yao abzuholen."
Sie gab auch gleich den Standort des Einkaufszentrums an.
Es war Mittagspause. Liang Xun stand auf, zog seinen Mantel an und eilte ohne Zögern zum Einkaufszentrum.
Eine halbe Stunde später rief Liang Xun Jing Yao an und sagte, dass er angekommen sei.
Jing Yao ging mit Zhu Ling und einem verwirrten Gesichtsausdruck zum Eingang des Einkaufszentrums.
Selbst nachdem sie ins Auto gestiegen war, konnte Jing Yao immer noch nicht verstehen, warum Liang Xun sie plötzlich abholen wollte. Es war wie schon am Morgen in der Firma.Zhu Ling stand kurz davor, ihre Stelle in der Firma zu kündigen. Da sie sich sorgte, dass Jing Yao es unangenehm finden könnte, zu lange im Auto zu sitzen, lehnte sie Liang Xuns Angebot ab und nahm stattdessen ein Taxi.
"Soll ich dich zurückbringen?" fragte Liang Xun.
Jing Yao schüttelte hastig den Kopf. "Ich möchte nicht zurück. Lass uns ein Café suchen und dort setzen. Ich habe heute Abend noch eine Verabredung."
Liang Xun presste die Lippen zusammen, sein Herz schmerzte. Sie hatte schon mit ihrer besten Freundin zu Mittag gegessen und hatte abends noch einen Termin. Am zweiten Tag ihrer Ehe fanden sie nicht einmal Zeit, gemeinsam eine Mahlzeit zu genießen.
"Weißt du, wo dein Termin ist? Ich könnte dich in der Nähe absetzen", sagte Liang Xun und versuchte, seine Eifersucht zu unterdrücken.
"Nein. Weißt du, welches Hotpot-Restaurant in der Nähe gut ist?" fragte Jing Yao.
"Hotpot?" Liang Xuns Stimme wurde tiefer und sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich.
Jing Yao bemerkte die Emotion in seiner Stimme und weitete ihre Augen. Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass sie in ihrer momentanen Situation auf ihre Ernährung achten musste.
Vorsichtig blickte sie Liang Xun an und fragte: "Darf ich Hotpot essen?"
Liang Xun dachte an die Hinweise, die er von Zhu Sui erhalten hatte, und wies sie an: "Du kannst etwas davon essen, aber bitte keinen scharfen Eintopf."
Jing Yao senkte ihre Augen. "Was hat es dann für einen Sinn?"
Als Liang Xun ihren bedauernswerten Blick sah, erhob er seine Hand und strich ihr über den Kopf. "Hab Geduld. Du wirst es nachher bereuen, wenn es dir schlecht geht."
Jing Yao antwortete nicht. Das Auto fuhr langsam die Straße entlang. Liang Xuns Fahrkünste waren so ausgezeichnet, dass Jing Yao fast einschlief.
Doch gerade als sie beinahe eindöste, klingelte ihr Handy. Mit gerunzelter Stirn nahm Jing Yao den Anruf entgegen, ohne zu sehen, wer anrief.
"Jing Yao, wo bist du? Hast du deinen Vertrag mit der Firma aufgelöst? Woher hast du das Geld? Bist du…"
Schnell legte Jing Yao auf.
Doch die scharfe Stimme von Zhang Li hallte in ihren Ohren nach, selbst nachdem sie aufgelegt hatte.
Sofort hielt Jing Yao sich den Mund zu, denn es wurde ihr übel.
Als Liang Xun das sah, verlangsamte er den ohnehin schon langsamen Wagen noch weiter.
Nach dem Auflegen klingelte das Telefon keine Minute später erneut. Jing Yao warf einen Blick darauf und stellte fest, dass es immer noch Zhang Li war. Sie legte rasch wieder auf.
Aber Zhang Li gab nicht auf. Sie rief immer wieder an.
Schließlich schaltete Jing Yao ihr Telefon aus. Nachdem sie ihr Handy in ihre Tasche geworfen hatte, saß sie benommen da, ihre Augen noch immer leicht gerötet.
Liang Xun sah sie mit bekümmertem Blick an. Er fragte sich, wer angerufen hatte, um sie so zu erschrecken.