Mo Rao blickte Qu Ru spöttisch an und sagte: "Hast du es gehört? Ich habe ihn schon zur Scheidung gedrängt. Wenn er es nicht tut, ist das nicht mein Problem. Bitte komm mir nicht mit diesen niederträchtigen Methoden!"
Mit diesen Worten verließ sie den Raum.
Sie war sich bewusst, dass sie Qu Ru nichts anhaben konnte. Sie war lediglich gekommen, um deren wahres Gesicht aufzudecken.
Sie taumelte nach draußen. In Fu Yings Augen lag tiefe Sorge.
Zuvor hatte sie erwähnt, dass Lin Qun sie gerettet hatte. War das Blut an ihr auch von ihm?
War sie verletzt?
Fu Ying zögerte nicht lange und eilte ihr nach.
"Mo Rao!"
Er ergriff Mo Raos Arm.
Doch Mo Rao war bereits am Ende ihrer Kräfte. In diesem Moment fühlte sie, wie ihr ganzer Körper nachgab und sie in Ohnmacht fiel.
Fu Ying erschrak und trug sie sofort zum Arzt.
Als Mo Rao wieder zu sich kam, lag sie bereits im Bett.
Fu Ying war an ihrer Seite. Als er merkte, dass sie wach war, sagte er mit rauer Stimme: "Du bist wach? Geht es dir besser?"
"Ja, mir geht's gut", erwiderte Mo Rao kalt.
"Der Arzt meinte, du wärst aufgewühlt gewesen und dein Körper geschwächt. Deshalb bist du ohnmächtig geworden. Du musst dich einfach gut ausruhen." Fu Ying wollte Mo Rao zudecken, doch sie wehrte sich.
Eingehüllt in die Decke erwiderte Mo Rao sarkastisch: "Wie es mir geht, sollte dich nicht kümmern. Du brauchst nicht an meiner Seite zu sein."
Fu Ying war leicht verärgert über ihre kühle Reaktion. "Mo Rao, selbst wenn wir uns scheiden lassen, deine Eltern haben doch schließlich meine Großmutter gerettet. Es ist meine Pflicht, mich um dich zu kümmern, auch nach einer Scheidung. Du denkst zu schlecht von mir!"
"Bitte, nachdem ich drei Jahre mit dir geschlafen habe, erzählst du mir, dass meine Eltern die Retter deiner Großmutter sind und dass es deine Pflicht ist, dich um mich zu kümmern?" spottete Mo Rao.
Retter und Pflicht – am Ende war sie doch nicht seine Frau.
"Wenn das der Fall ist, warum bist du heute nicht beim Standesamt erschienen?" bemühte sich Mo Rao, ruhig zu bleiben. "Nach der Scheidung kannst du deine Liebste eh heiraten."
"Darüber reden wir später", wich Fu Ying aus.
"Wann denn 'später'? Wenn ich einwillige, Qu Ru mein Knochenmark zu spenden?" Mo Rao verzog die Lippen. "Leider werde ich nicht spenden. Ich beabsichtige nicht, zu sterben."
Qu Ru hatte ihr nicht nur den Mann weggenommen, den sie liebte, sie wollte dazu auch noch ihr Leben und ließ Lin Qun ins Koma fallen.
Sie wünschte, Qu Ru würde sterben!
"Wenn wir uns nicht scheiden lassen, würdest du dann einwilligen, ihr dein Knochenmark zu spenden?" fragte Fu Ying nach einer Pause.
Würde er wirklich ein liebloses Eheleben für Qu Rus Leben führen wollen?
Fu Ying war in der Tat hingebungsvoll.
Leider hatte diese Hingabe nichts mit Mo Rao zu tun.
Mo Rao schüttelte den Kopf. "Nein, Fu Ying, ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte nicht mit dir zusammen sein und auch nicht Qu Ru mein Knochenmark spenden. Ich bin drei Jahre lang töricht gewesen. Ab jetzt lebe ich mein eigenes Leben."
Endlich war sie zur Vernunft gekommen. Es war eine Qual, einen Mann festzuhalten, der ihr nicht gehörte.
Wenn er sie weiterhin belästigte, würde sie nur armseliger und bedauernswerter wirken.
"Mo Rao, weigere dich nicht das Glas zu erheben, nur um später die Buße zu trinken!" Fu Yings Stimme wurde kälter.
"Mit wem willst du mich bedrohen? Mit meinem Onkel? Lin Qun? Lin Wen?" Mo Rao konnte nur darüber lachen. "Du bist wirklich skrupellos."
"Mo Rao!" Fu Ying war vor Wut außer sich. "Ich verspreche dir, dass wir uns nicht scheiden lassen, solange du zustimmst, Little Ru dein Knochenmark zu spenden!"
Auch Mo Rao erhob die Stimme. "Fu Ying, wieso bist du so überzeugt davon? Glaubst du, ich werde dich für immer lieben, nur weil ich dich so viele Jahre geliebt habe? Nein, ich bin bereits weitergezogen, also erwarte ich nicht, dass du sagst, wir würden uns nicht scheiden lassen. Solange es nicht Qu Ru ist, würde ich jedem anderen spenden, auch wenn es nur eine Katze oder ein Hund wäre!"
Zumindest war Qu Ru schlimmer als ein Tier!
Die Bedeutung von Mo Raos Worten war sehr klar. Es gab keinen Verhandlungsspielraum.
Fu Ying stand plötzlich auf und machte Mo Rao Vorwürfe. "Mo Rao, ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass Little Ru und ich schon längst zusammen wären, wenn nicht wegen dir? Du hast uns drei Jahre gekostet!"
"Ich? Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel Einfluss habe. Fu Ying, du hättest damals einfach durchhalten und mit Qu Ru zusammen sein können. Wenn du bereit gewesen wärst, alles aufzugeben und mit ihr zu gehen, hättet ihr beide gemeinsam leben können. Ich habe dich nicht gezwungen, mich zu heiraten. Warum ist es jetzt meine Schuld?" Mo Rao lachte, während sie sprach.
Sie hatte nicht nur alles verloren, sondern er wollte sie auch noch als Sündenbock darstellen.
Es stellte sich heraus, dass in Fu Yings Augen alles ihre Schuld war.
Sie war die Böse, die ein verliebtes Paar auseinandergebracht hatte, eine Sünderin, die dafür sorgte, dass Liebende nicht glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben konnten!